1 letzter Joint
Es waren dann so 25 letzte Joints. Aber: ein guter war dabei. Ich bin undicht heute.
Mein Plan ist trotzdem für den Eimer. Geld scheint zwar der einzige Drive zu sein, den ich finde. Aber Geld für Bier, für Freunde oder eben für Dope gebe ich am Liebsten aus, das war schon immer so, auch als ich kaum welches hatte. Mein Kopf dreht sich heute um Ausreden mir selbst gegenüber.
Einen Joint könntest du ja noch rauchen, das zerstört deinen Plan ja nicht.
Lügenfranzl
Ich brauche gar nichts im Archiv dieses Blogs zu schauen, um zu wissen, wie es in Kapitel 1 lief. Vor allem die Nächte haben mich fertig gemacht. Ich kann die schwitzigen Hände noch fühlen. Diesmal ist das anders. Ich war damals körperlich abhängig, obwohl die allgemeine Meinung sagt, das gäbe es nicht. Es ist ja auch völlig wurscht: ich habe harte körperliche Entzugserscheinungen gehabt. Und ich weiß, dass ich damit nicht alleine war/bin.
Heute bin ich offensichtlich anders süchtig. Im Kopf erlebe ich die gleichen Schemata, wie damals. Aber ich kann prima schlafen und meine Hände sind ganz normal. Und Träume hatte ich auch die letzten Jahre, nicht täglich, aber wöchentlich. Ich habe aber auch keine Ahnung was ein normales Traummaß ist. Ich weiß allerdings, dass ich damals völlig überrascht war von den nächtlichen Erlebnissen. Die Träume haben sich superecht angefühlt und es waren auch echt harter Tobak dabei. Ich erinnere mich an Träume rund um das Verhältnis zu meinem Vater, und ich erinnere Albträume aller Art, meist rund um den Tod. Es war übel.
Aber ich kiffte über die letzten Jahre auch anders, auch wenn es eine Parallele gibt, die für mich der größte Grund für diesen Neustart ist. Mein ganzes Leben dreht sich um den nächsten Joint. Erstmal einen Bauen: Feierabend, irgendwo ankommen, Film fängt an, Essen zu Ende, neue Flasche Wein aufgemacht – zu jedem Anlass baue ich erstmal einen. Anders ist mein Konsum, weil er sich um die positiven Aspekte dreht. Damals war ich so voller Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit, dass ich mich in der grünen Wolke versteckt hatte. Geteilte Joints sind in der Regel gute Joints, damals war ich manchmal tagelang stoned ohne das Haus zu verlassen oder irgendwen zu sehen.
Heute bin ich Papa und darüber hinaus gerne mal 60 Std. die Woche mit Arbeit beschäftigt. Vor 5 Jahren habe ich Menschen ausgelacht, die behaupteten 80 Std. die Woche zu arbeiten. Ich habe das als Angeberei abgetan, die es meist auch ist. Aber heute weiß ich, dass es möglich ist, weil ich es selbst schon mehrfach gemacht hab. Mir bleibt gar nicht die Zeit mich in Melancholie zu ertränken. Und viel besser: es gibt dazu auch gar keinen Grund mehr.
Ich freue mich darüber, aber es macht diese Sache hier irgendwie seltsam. Damals habe ich das Ventil gebraucht, um für mich selbst zu ergründen, was denn überhaupt los ist mit mir und meinem Leben. Ich und Es waren aus den Fugen! Ganz einfach.
Kein Leben ist perfekt
Mein Leben ist super. Ich habe keinen Grund zur Traurigkeit. Ich sehe erstmals auch weiter als 5 Jahre in die Zukunft und meine Perspektive ist okay. Natürlich ist nicht alles perfekt: ich könnte mehr Geld haben, mehr Sex wäre auch möglich und an Rente ist auch noch nicht zu denken. Nach Perfektion zu streben ist noch immer mein Anspruch, aber meine Erwartung an die Wirklichkeit haben sich verändert. Über die letzten Jahre bin ich erwachsener geworden. Großer Blödsinn, aber im Kern schon richtig. Ich habe meine jugendliche Wildheit verloren, oder abgelegt, je nach Deutung.
Mein Leben muss nicht mehr perfekt sein. Keines ist es. Wir alle tragen unsere Päckchen und wenn ich sehr ehrlich zu mir bin, dann ist meins höchstens ein Jutebeutel mit ner Caprisonne drin während ich Menschen um mich sehe, die Hinkelsteine überall hin mitschleppen müssen.
Wird aus diesem Bogen klar, warum es für mich ein anderes Projekt ist? Keine Ahnung. Für mich ergibt sich schon an Tag 3 eine riesige Differenz und ich werde mir sehr hart und häufig selbst in den Arsch treten müssen, um hier nicht zu scheitern.