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Kiffen konserviert.

Mit 32 bin ich aufgewacht. Nach vielen melancholischen Träumen habe ich endlich die vermottete Decke weggeschoben, mich aufgerichtet und bin aufgestanden, um mein Leben anzugehen, wie einen frischen Tag. Zehn Jahre lang hab ich schwierige Situationen einfach weggeraucht. Anstatt nachzudenken und eine Lösung zu suchen, habe ich mein Gehirn ausgeschaltet und die Situation hat sich als gegeben festgesetzt. die Gefühle waren immer die gleichen: Einsamkeit, Unzulänglichkeit und Unzufriedenheit. Und die Lösung war ebenso immer die selbe. Ein Joint. Und wenn der nicht half, dann halt noch ein dickerer Joint. Dabei war ich nichtmal wirklich einsam, unzulänglich oder unzufrieden. Ausbrechen konnte ich aus dieser Spirale nicht. Das Kiffen hat meinen Status konserviert. Ich habe mich zehn Jahre nicht wirklich weiterentwickelt. Natürlich habe sich in der Zeit viele Dinge verändert, ich habe dazugelernt, habe neue Dinge erfahren und bin „weiser“ geworden. Aber ich der selbe Junge geblieben, der damals aus Rebellentum und Spaß am Rausch begonnen hatte Gras zu rauchen. Die kindlichen Ängste und normalen Sorgen eines 20-jährigen haben sich über zehn Jahre zu einem ernsthaften Problem entwickelt. In einem halben Jahr habe ich diese Erkenntnis gewonnen und ich das ist für mich der beste Grund weiter dran zu bleiben.

Oft denke ich beim schreiben dieser Beiträge, ob ich da wirklich die Wahrheit schreibe. Es ist nichts gelogen, aber ich habe Schwierigkeiten mit dieser schwarz/weiß-Betrachtung. Es ist eben nicht so einfach, wie sich das oft liest. Es ist vor allem nicht so einschichtig. Und es ist es irgendwie doch. Junger Mann mit den üblichen Komplexen fängt an zu viel zu kiffen, vernachlässigt die wesentlichen Dinge des Erwachsenwerdens, wird traurig und driftet in die Melancholie ab. Für mich selbst kann ich sagen, dass ich einige dieser jugendlichen Sorgen wirklich verschleppt habe. Dinge, die ich in sieben Monaten Klarheit so nebenbei aussortiert habe. Es spielt dabei wahrscheinlich keine Rolle, welche Dimension diese Probleme haben. Bei mir waren es Kleinigkeiten, die mich aber sehr wohl beieinträchtigt haben. Scheiße, ich bin 32. Wo sind nur meine 20er hin? Naja, hätte – hätte – Fahrradkette. Es geht mir besser und ich habe jetzt die Kraft mich um all die Dinge zu kümmern, die mich so betrüben. Und ganz langsam lege ich den Rytmus ab, der sich über die zhen Jahre so eingespielt hat.

Ich bin auf dieses Thema „Konservierung“ gekommen, weil ich mich mit einem neuen Sucht-Berater getroffen habe. An dieser Stelle möchte ich Allen raten, die mit irgendeiner Suchtproblematik kämpfen: Sucht das Gespräch. Es ist erstmal egal mit wem. Aber Menschen, die sich täglich mit dem Thema an sich beschäftigen, haben ein paar Wahrheiten parat, die Euch wirklich die Augen öffnen können. Ich kann Euch auch die Diakonien empfehlen. Es ist keine Schande dorthin zu gehen. Es hilft. Aber zurück zum Thema Konservierung. Drogensüchtige entwickeln sich nciht weiter. Herr Friedrich Schiller, den ich hier schon mal erwähnte, hat eine ähnliche Laufbahn, wie ich hinter sich. Nach zehn Jahren Konsum, von denen er 8 Jahre in einer Beziehung war und vier Jahre seine Wohnung mit dieser Partnerin teilte, hörte auch er auf zu kiffen. Und was passierte? Die Beziehung krieselt. Die Konflikte und Meinungsverschiedenheiten blieben die gleichen, aber seine Wahrnehmung verändert sich. Er entwickelt sich weiter und stellt in Frage. Sich, und auch seine Partnerwahl. Ich fand das erstmal bizarr. Ich hatte das Gegenteil erwartet. Das er mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten aufbringt und sich die Beziehung stärkt. Ich war natürlich nie dabei, aber ich kann mir lebhaft vorstellen, wie er nach einer „Auseinandersetzung“ um eine Nichtigkeit die Tür seines Zimmer zumachte, drehte, inhalierte und die Situation einfach aussaß. Danach wütender Sex und nach einer Woche, oder acht ging das gleiche Thema von vorne los. Egal, er hatte ja seine Lösung gefunden. Jetzt diskuttiert er so einen Streit auch mal gerne aus, argumentiert und er erkennt, was er vorher nie erkennen konnte.

Ein anderer Bekannter kiffte durch. Ich kenne ihn seit der 5. Klasse und er lachte mich damals aus, als ich mit 13 meine erste Freundin hatte und Verabredungen zum Rumstreunern absagen musste, weil die „Alte“ dann grimmig wurde. Mit 13. Er ist heute ebenso 32, Mediziner. Sie ist ist Lehrerin. Die Bezihung seine erste und mehr als ein Dutzend Jahre alt. Und er steht richtig unterm Scheffel. Treffen wir uns und gehen irgendwo was essen, dauert es (keine Übertreibung) maximal zehn Minuten bis die erste von 40 SMS kommt, in denen sie um Aufmerksamkeit bettelt. Sie hat eindeutig Probleme mit Eifersucht, mit Ihrem Selbstbewusstsein und was weiß ich noch. Und er muss darunter leiden. Er spricht das auch aus, aber er hat sich irgendwie festgefahren in dieser Situation. Er darf Kiffen, obwohl sie es nicht tut. Und irgendiwe „funktioniert“ das Ding. Aber ich wette hiermit 100$, dass die Beziehung ein schnelles Ende findet, sobald er aufhört täglich zu kiffen. Erkenntnis ist ein Wort, dass ich hier oft gebrauche. Er erkennt, aber er versteht nicht. Oder er ignoriert, oder verdrängt. Was auch immer. Kiffen konserviert.

Das ist alles Westentaschenpsychologie. Aber schaut Euch in Eurem Bekanntenkreis um. Blickt auf Euch selbst. Ich werde das zukünftig noch aufmerksamer verfolgen und die Geschichten aufschreiben, die ich so beobachte. Süchtlinge können die klügsten, angenehmsten, offensten, freundlichsten und erfolgreichsten Menschen sein. Nur eine charakterliche Entwicklung – die geht Ihnen meist ab. Dabei geht es ja gar nicht darum ein anderer Mensch zu werden. Es geht eben nicht um VEränderung, sondern um Entwicklung. Schwächen zu Stärken machen. Weisheit über Klugscheißerei. Erwachsenenzeug halt.

Ich will mich entwickeln. Es geht weiter.

Statusbericht: 7 Monate.

So. Nun führe ich also schon 7 Monate ein kifffreies Leben. Die Zeit verfliegt und ich bin wirklich froh diesen Schritt gemacht zu haben. Die ersten drei Monate waren wohl auch die Härtesten. Melancholie, Schlafstörungen und wilde Träume haben die Anfangsphase bestimmt und ich musste mich wirklich durchquälen. Danach ging es stetig, aber langsam bergauf. Noch heute morgen habe ich in der Bahn auf dem Weg ins Büro an diese erste Zeit gedacht und viel schlapp und antriebslos ich mich gefühlt habe. Ich hatte wirklich keine Kraft mein Leben von jetzt auf gleich umzukrämpeln. Obwohl ich zu gern getan hätte. Mit jedem Monat wurde es dann ein bisschen besser und langsam konnte und bin ich die kleinen Dinge angegangen, die mich belasteten. Damit bin ich auch heute noch nicht fertig, aber ich blicke mutig nach vorn. Ich falle nicht mehr in diese Schwere, sondern schüttele mich kurz und weiter geht es.

Unter den treuen Mitstreitern hier gab es in der letzten Zeit ein paar kleine Rückfälle, genossene Tüten oder wie man es eben nennen mag. Ich finde es sehrt stark von Euch, dass ihr dazu steht und weitermacht. Weiter so. Das ist kein Beinbruch. Im letzten Monat schwebten mir auch ein paar Gedanken an dicke Tüten und einen wohligen Rausch durch den Kopf. Ich habe mich sogar gefragt, warum ich nicht mal Koks oder gar die Höchstform des Downers – Opium – probiert habe. Ob ich es mal probieren sollte. Ich bin ja nur ein Leichtmatrose von Rebell mit meinem bisschen Kifferei. Nein, es waren keine konkreten Pläne, eher Gedankenspiele. Wie ich schon mal sagte, ich lese viel momentan. Es ist manchmal noch anstrengend – besonders wenn ich gute Autoren lese, die lange das Geschichten erzählen übten und schlaue Sätze schrieben, die mein Gehirn aufreiben. Aber auch daran merke ich, dass mein Gehirn wacher wird. Ich bin aufmerksamer, kann Worte besser in Bilder in meinem Kopf verwandeln. Das Kiffen hat mich langsamer gemacht. Das muss ich heute eingestehen. Damals, als Kiffer hätte ich es mit einer wilden Handfuchtelei als Gruselmärchen abgetan. Aber es ist wohl so. Auf der anderen Seite ist die Quote der Süchtlinge, gerade unter Literaten besonders hoch. Seine Heroinjahre in Istanbul haben Jörg Fauer vielleicht erst zu dem Menschen/Schriftsteller gemacht, den ich heute so sehr schätze. Er hat die Sucht nach dem Harten Zeug hinter sich gelassen und plötzlich lief es. Ich will nicht ernsthadt eine Parallele ziehen, aber zumindest feststellen das Sucht auf keinen Fall ein Ende bedeutet. Es kann ebenso ein Anfang sein und möchte meine neue Situation sehen. Mein Anfang.

Es hat viele Wochen gedauert, aber ich bin jetzt stärker als die Sucht nach dem täglichen High. Ich will nie wieder in diesen Kreislauf zurück. Jeder Joint birgt die Gefahr, dass das Eichhörnchen wieder die Machtergreifung anstrebt. Das ist mir klar. Die Jungs, die heute noch kiffen, wie ich zu meiner Zeit, für die ist das letzte halbe Jahr einfach durchgerattert. Nichts hat sich verändert. Ich will jeden Tag Veränderung und dafür fehlt mir dauerangebreitet einfach die Power. Ich darf nicht mehr kiffen. Bislang habe ich es gut durchgehalten, aber irgendwann wird er wohl in meinem Mundwinkel stecken, der Rückfall. Hunderte gescheiterte Versuche habe ich schon hinter mir. Ich bin nicht besonders stark, nur weil ich es diesmal hinbekomme. Es sind auch diese Zeilen, die mir ein gewisses Maß an Verantwortung auferlegen. Ich bin so oft gescheitert, diesmal war die Zeit einfach reif. Das Jahr mache ich voll, da bin ich mir heute sicher. Danach höre ich mal in mich rein und werde sehen, was mein Kopf mir sagt. Heute kann ich mir den Moment gar nicht vorstellen, in dem ich an einer Tüte ziehe, so sehr habe ich mich angestrengt dieses Verlangen zu verdrängen. Vielleicht bleibt es ein Verbot auf Lebenszeit.

Wir werden sehen. Das ist alles Zukunftsmusik. Erstmal auf in den nächsten Monat.

 

Wie soll ich bloß mit dem Kiffen aufhören?

Sommer 2011. Morgens halb neun, ziemlich verknittert mache ich die Augen auf. Festival, ich liege in meinem Zelt und neben mir sagt mein Kumpel: Ey Franzl, du Freak, heute nacht bin ich zweimal von dem Klicken Deines Feuerzeugs aufgewacht. Ein Bier zum Morgenkaffee gehört auf Festivals allgemein zum guten Ton. Mein Kiffverhalten allerdings war auch in diesem Umfeld eher extrem. Stoned sein war für mich kein Rausch. Ich habe das hier schon oft geschildert, dieses dumpfes Gefühl war für mich eher medizinisch als berauschend. Auch zu Hause wurde es zu einem Ritual den letzten Joint am Abend nur anzurauchen und ihn dann neben dem Bett im Aschenbecher zu bunkern, damitich , wenn ich nachts aufwachte, einfach zugreifen brauchte, um drei vier tiefe Züge zu nehmen und direkt wieder einzuschlafen. Tiefer, komatöser Schlaf war das Ergebnis. Keine Träume und keine Zeit für Reflexion. Diese nächtlichen Joints sind heute für mich der größte Indikator für mein Suchtverhalten. Ich wollte sogar im Schlaf so richtig breit sein, könnte nicht einmal den nächsten Morgen abwarten.

Wie oft habe ich mir geschworen diese Kifferei einzustellen? Wie viele „letzte“ Tüten habe ich wohl geraucht? Und doch habe ich meist schon am nächsten Tag wieder den Dealer angerufen und ein bisschen Gras gekauft. Ich erinnere mich gut an diese Situationen. Ich komme zurück nach Hause, setze mich auf die Couch, packe meine Utensilienkiste wieder hervor und baue. Grinden, bröseln, rollen – und dann der erste Zug. Es knistert und ich lehne mich zurück und lasse die Dumpfheit zu. Der Druck der Selbstkontrolle geht in Dampf auf und wird in die Ungewissheit verschoben. Es war hoffnungslos, die Lage schien ausweglos und die Monate verstrichen. Immer wieder selbst auferlegter Druck und immer wieder Verrat an mir selbst. Ich wollte die Veränderung unbedingt, aber ich war zu schwach, meiner Identität nicht sicher und habe mich mit wirrer Argumentation selbst belogen. Scheiße ja, ich war unbelehrbar, habe die wohlwollenden, kritischen Stimmen aus meinem Umfeld mit Geschwätz abgetan und lapidar geantwortet: Was wollt ihr denn? Ich mache doch meinen Job, halte meine Wohnung sauber, lebe. Nur meinen engsten Freunden, die meist ebenso süchtig waren, habe ich meine wirkliche Lege geschildert.

Zwischen diesen Druckphasen hatte ich auch sehr positive Phasen, in denen es mir gut ging. Ich kiffte und ich schob meine Probleme vor mir her. Doch die Melancholie holte mich immer wieder ein. Ein neuer Versuch, erneutes scheitern – gefolgt von einer neuen Phase des Verdrängens. Das war mein Weg. Stur verfolgte ich diesen Kreislauf. Bis zu dem Tag, an dem ich ausbrach. Ich habe nichts anders gemacht. Wieder habe ich mir einen letzten Joint gebaut und gehofft, dass ich es dieses Mal durchziehe. Und statt am nächsten Tag wieder einen durchzuziehen blieb ich eisern. Ein Tag verging, die Nächte wurden hart und ich viel in ein unfassbar tiefes Loch. Ich war viel zu Hause in dieser Zeit. Die ersten zwei Monate war ich ein Wrack. Schweiß, Träume, die mir meine vergebenen Chance vor Augen hielten und tiefe Trauer bestimmten meine Welt.

Ich startete diesen Blog und begann mich mit meinen Gefühlen, Wünschen und Zielen auseinanderzusetzen. Und rubbeldiekatz ist heute. Ich will Euch Rat geben. Ich wünschte ich ein Rezept für den Ausstieg: einen kleinen Trick, der es einfacher macht aus der Sucht zu flüchten, den Kreislauf zu durchbrechen. Es ist ein Kampf, Euer Kampf. Ich war ein euphorischer, offener Extremkiffer ohne Gefühl für Illegalität, der das Kiffen zum lebensbejahenden Rebellentum deklarierte. Süchtig war ich auch, aber das erkenne ich erst heute. Gestern war ich stur und für morgen muss ich mir noch einen Plan machen. Es gibt kein Allheilmittel, ich kann nicht einmal sagen, wie ich es selbst geschafft habe. Ich habe gekämpft, viele Jahre als Kiffer und jetzt kämpfe ich als Abstinenzler. Ich kämpfe momentan nicht mehr gegen den Rückfall, sondern eher gegen meine Dämonen. Es geht mir sehr gut und ich habe Kraft für die kleinen Hürden des Alltags, blicke nach vorn, sehe Chancen und habe den Mut sie zu ergreifen. Ein Rezept habe ich nicht, aber ich kann Euch Hoffnung anbieten. Der Kampf lohnt sich. Ich habe viel über mich gelernt in dem letzten halben Jahr. Meine Sicht auf die Zukunft ist positiver geworden. Meine Gefühle sind deutlich klarer, in beide Richtungen empfinde ich deutlich bewusster.

Wenn es sich nach Verzicht anfühlt einen Joint nicht zu rauchen, dann kämpft. Verlieren ist keine große Sache. Jede Sekunde wird irgendwo auf der Welt eine kleine Schlacht verloren. Ein Sieg reicht und macht die vielen kleinen Niederlagen vergessen. Ich drücke Euch die Daumen,

Euer Franzl.

Suchbegriffe.

Ab und zu verirren sich Menschen auf diesen Blog, die wohl eigentlich ein anderes Ziel im Sinn hatten. Vielleicht habt ihr ähnlich viel Spaß daran, wie ich. Deshalb gibt es heute meine Top 3 der besten Suchbegriffe, über die Leute auf diesen Blog gestoßen sind:

  1. eichhörnchen wir gefickt
  2. der fünfer weed muss her
  3. nach bong kopf kacken

Ich fürchte für diese Suchanfragen konnte ich hier keine Ergebnisse liefern. Die Kombination Eichhörnchen und gefickt führt allerdings gleich zu vier Beiträgen. Ich muss meine Sprache wohl ein bisschen kontrollieren, oder mir zumindest mehr Synonyme fürs „ficken“ ausdenken. Nunja. Das halbe Jahr bis hier her hat mir sehr geholfen und zwischendurch gab es auch was zu lachen. Auf das nächste halbe Jahr. 

Grüße,

Franzl

Mein neues Leben ohne Dope.

Ein neues Zeitalter. Ein neues Leben. Plötzlich drogenfrei. Naja, abgesehen von Kaffee, Kippen und Kölsch. Gestern hatte ich Besuch von einem alten Kifferkumpel, der sich auch prompt einen Joint bastelte, als er auf meiner Couch Platz nahm. Hast Du einen Tipp für mich? – Ja, weniger Kiffen. Hahaha. Er war so höflich, vorher zu Fragen, ob ich damit Schwierigkeiten hätte. Habe ich nicht. Null. Ich kiffe nicht mehr. Das ist wirklich einfach, aber immernoch komisch. Ich entferne mich immer mehr von diesem Lifestyle und ich vermisse ihn auch nicht.

Mein Leben hat sich deutlich verändert. Ich renne diesem Dope nicht mehr hinterher. Der ewige Rausch, diese ewige Dumpfheit im Kopf wurde abgelöst. Durch ein bisschen mehr Klarheit. Mehr Zeit für Konstruktivität. All die Sorgen, die mich zu Beginn begleitet haben, sind verpufft. Ab und zu flimmern sie schwach und unklar vor meinem inneren Auge, aber richtig fassen kann ich sie schon gar nicht mehr. Die Zukunft ist mir plötzlich viel näher. Greifbar. Noch vor einem halben Jahr war sie dunstig und ungewiss. Jetzt fällt es mir viel leichter konkrete Pläne zu schmieden und darauf hinzuarbeiten. Ich bin den richtigen Weg gegangen.

Aufregung. Das ist ein Gefühl, dass ich richtig lang nicht mehr empfunden habe. Momentan ist beruflich ein Projekt in der Schwebe und ich bin richtig freudig, wuselig angespannt. Das ist großartig und ich glaube das ist mir in der Kifferzeit abgegangen. Ich habe immer Alles einfach hinter mich gebracht. Durchhalten, abhaken, basteln – nicht mehr drüber nachdenken. So war es leicht, schwierige Situation durchzustehen, aber irgendwie habe ich dadurch auch diese freudige Erregung auf und durch die schönen Dinge des Lebens verloren.

Ich habe von Joint zu Joint gelebt.

Dieser Satz aus der Vergangenheit dieses Blogs kommt mir dabei immer wieder in den Sinn. Er beschreibt auch schön die Sucht an sich. Alles dazwischen war mein Leben und trotzdem habe ich immer nur an den nächsten, ruhigen Joint bei mir zu Hause, alleine auf der Couch gedacht. So denke ich zumindest heute über mein Konsumverhalten. Ich war unterwegs, zwischendurch hatte ich auch Spaß, aber so richtig frei und ausgelassen war ich in dieser Zeit wohl nie. Immer stand dieser nächste Joint auf dem Programm. Einfach immer.

Mein neues Leben ohne Dope. Der Titel ist banane. Es ist das gleiche Leben und ich bin immernoch ich. Mein Wesen hat sich nicht verändert. Ich war auch dauerbreit ein ausgeglichener, etwas zu verkopfter, sportlicher und nachdenklicher Typ. Aber eins ist neu: ich habe die Kontrolle wieder übernommen. Die Zukunft fühlt sich nicht mehr so vorherbestimmt an. Ich kann wieder lenken und sollte mal ein Eisberg auftauchen, fahr ich halt drum herum oder schmelz das Ding einfach weg, anstatt mich einfach am Joint festzuhalten und stur abzuwarten bis das Spektakel vorbei ist.

Weiter geht die wilde Fahrt. Ich freu mich richtig auf den weiteren Verlauf dieses verrückten Jahres. Letztes Jahr um diese Zeit war ich richtig down. Jetzt hab ich Bock auf mehr. Tatendrang nennt man das wohl. Ihr da draußen. Das tägliche kiffen zu lassen ist sicher nicht der Königsweg zum Glück, aber wenn ihr häufiger einsam; traurig; melancholisch oder anderweitig trübselig seid: dann legt das Kraut beiseite. Niemand verbietet Euch zu kiffen. Es ist jedes mal eine bewusste Entscheidung für den Rausch und gegen die Kontrolle. Macht eine Pause. Das ist nicht immer leicht. Aber ich behaupte mal dreist, dass es sich immer auszahlt. Werdet stark.

Realisation.

Gestern beim Laufen hatte ich einen Moment. Ich habs echt geschafft. Auch dank Euch. 1 Million mal hab ich mir vorgenommen die Kifferei dranzugeben. Nie hat es geklappt.

Und jetzt bin ich sechs Monate clean. Stark. Ich bin freier, entspannter, besser. Einem tiefen Low folgte ein sehr entspanntes High. Ich bin gut drauf. Ich hoffe Euch da draußen geht es auch gut. Und falls nicht: Wartet ab. Es wird besser.

Fette Grüße nach, besonders nach Japan. Nach Österreich und in die Schweiz. Nach Kroatien, Kanada, Frankreich. Ihr alle habt mir geholfen. Lasst die Sonne rein. Ich drück Euch.

Härteprüfung bestanden.

Heute morgen. 01:30 Uhr. Etwa. Jungs, es ist nur noch ein halbes Gramm übrig. Hotbox. Jetzt. Und so verzogen sich 9 von 10 Ü30-Dudes in ein 3qm Hausboot, verriegelten alle Fenster und kifften zwei gute Tüten. Gelächter. Bob Marley (was auch sonst) aus der Boombox. Kommando Sauna.Schooties und Beleidungen. Männer werden nicht älter als 5.

Ich verzog mich mit Wein auf diesen Baumstamm. Es war meine härteste Prüfung. Ich war allein. Wir sind alle erwachsen. Ich wurde dieses WE oft beleidigt. Für meine Standhaftigkeit applaudierten mir die Jungs aber am nächsten morgen. Ich wollte stark bleiben und habe es geschafft. Aber in dieser Runde war das hart. Lehrer, Banker, Sportler, Väter und Ehemänner haben eine gute Zeit auf dem See. Und sie kiffen zusammen. Lachen, machen Faxen und springen anschließend nackt in den See. Leben halt. Spaß. Sorglosigkeit. Das Gegenteil von Alltag.

Fuck. Vielleicht habe ich in zehn Jahren diese Chance auf Sorglosigkeit pulverisiert. Ich habe nicht gekifft. Und ich hatte Spaß. Ebenso viel wie die anderen 9. Aber ich war kurz unfrei. Ja. Ich war und bin süchtig. Sie sind es nicht. Das ist auch eine Erkenntnis.

Ich hoffe ihr hattet alle ein ähnlich schönes und heißes Sommerwochende. Fühl Euch gedrückt, Euer Franzl.

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Statusbericht: 6 Monate.

Ein halbes Jahr. BÄM. Ich schreibe aus der Vergangenheit. Heute ist gar nicht heute und ich hab es noch gar nicht geschafft, dieses Ziel. Aber ich werde es erreichen – easy as a shit in the morning. Denn es geht mir gut – mein kifffreies Leben fühlt sich gut an. Es ist leichter geworden. Zeug regeln, weiterkommen, durchatmen, Arbeiten, freundlich sein, ausrasten – alles ist lockerer.

Heute, also Samstag, Stichtag (ich konnte das rekonstruieren – am 19.01.2014 habe ich den letzten Joint geraucht), sitze ich betrunken in Berlin auf einem Hausboot und schippere über die Havel oder ein anderes Berliner Gewässer. Woher soll ich das denn heute wissen, also jetzt, ihr wisst schon. Ich genieße das fantastische Wetter und habe wenig Sorgen. Ist noch genug Bier kalt?

Ich habe diesen Blog gestartet, weil ich meine Sorgen, meine Traurigkeit und meine Ängste teilen wollte. Es hat mir sehr geholfen diese Gedanken hier niederzuschreiben. Diese Themen gehen mir langsam aus. Das ist eine gute Sache. Und jetzt muss ich mir eine neue Ausrichtung ausdenken. Das Thema ist noch nicht auserzählt und vielleicht dreht sich meine momentane Euphorie ja auch noch mal. Jeder soll sein Ding machen und ich hätte mir nie raten lassen mit dem Kiffen aufzuhören. Ich hätte mir nie eingestanden, dass dieser Lifestyle des täglichen High eigentlich betrübt, mich aufhält und bremst. Heute würde ich Jedem Kiffer raten eine Pause zu machen. Eine endgültige Pause. Es geht prima ohne. NAch Traurigkeit kommt Freiheit, kommt Erkenntnis.

Der Sommer tut gut. Jetzt bricht die zweite Hälfte meines ursprünglichen Plans an und ich freue mich drauf. Auf geht’s.

Kiffen gegen die Zeit.

Es ist schon komisch. Zehn Jahre habe ich gekifft. Jetzt bin ich raus aus der Sucht. Ich kämpfe noch, aber es ist schon längst kein harter Fight mehr – eher eine Schulhof-Rauferei, wenn überhaupt.

Wenn schon hart süchtig sein, dann doch am besten nach Gras. Diesen Spruch habe ich mich vor ein paar Tagen sagen hören. Dumm und wahr. Die Lebenserwartungen von Krokodil-Süchtigen liegt bei einem Jahr. Erst fault das Gehirn, dann der Arm ab und dann ist es aus. Rubbeldiekatz ist das Leben zu Ende. Ich lebe noch. Werde irgendwann, bald, Mitte 30 sein, und mich fragen, ob ich dann doch mal eine Familie gründen soll und dann wahrscheinlich auch eine Frau zur Braut machen. Noch beleidige ich die Jungs um mich herum, die Kinderwagen für einen Tausender kaufen und über einen VW Caddy diskutieren müssen.

Habe ich Zeit verloren, weil ich mich von Tag zu Tag kiffte? Oder bin ich am Ende der Gewinner, weil ich zehn Jahre meine Entwicklung verpafft (Entschuldigt mein Liffpeln) habe. Vielleicht bin ich nicht so richtig weitergekommen mit dem Erwachsenwerden, aber irgendwie hab ich die Zeit auch rumgekriegt, hab gelacht und gedacht und mich treiben lassen. Die Zeit ist vergangen, darauf hat eh niemand Einfluss. Hätte, hätte, Fahrradkette – ich doch ein paar Dinge noch dazwischengeschoben. Aber was soll es. Morgen. Dieses Wort ist jetzt ein Tag. Während meiner Kiffzeit hat es mich belastet, dieses Wort. Ich hatte Angst vor meiner eigenen Courage. Jetzt ist es eine Chance. Heute kann ich leben, flirten, saufen, ficken, lachen und zwischendurch auch arbeiten. Morgen kann ich was Neues probieren. 1000 mal kommt das Wort „Traurigkeit“ in meinen ersten Posts vor. Dieses Gefühl ist heute nicht mehr so schwer. Das Leben ist schön und es war schön und es wird schön. In jedem Fall wird es werden und vergehen. Ob ich das gut oder käcki finde, ist dem Leben egal. Und der Zeit sowieso.

Mir hat das Kiffen ohne Grenzen nicht gut getan. Ich bin abgedriftet in die Melancholie. Ich glaube das ist ein relativ verbreitetes Phänomen. Doch ich trage keine Trauer um diese Zeit. Ich war das, Franzl aka. „Erstmal einen drehen!“ Gelebt habe ich in dieser Zeit. Gelernt habe ich auch. Gediehen bin ich. Zu Franzl, der jetzt nicht mehr kiffen darf. Du darfst nicht über rote Ampeln fahren! – Ich geb‘ einen Shice auf Eure Vorschriften. Ich bin Franzl, der Outlaw. Ich will alles dürfen. Verbote stehen mir nicht. Aber auch diese Situation kann ich gut annehmen, heute – in der neuen Zeit. In der alten Zeit war ich bedrückt, tief im Inneren, ohne es wirklich empfinden zu können. Sorgen habe ich natürlich noch immer, aber ich bin nicht mehr bedrückt. Nicht kiffen tut mir gut.

Ich hab keine Zeit. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, wie dumm dieser Satz ist? Ich will ihn nicht mehr aussprechen. Eigentlich ist Zeit das Einzige, was wir wirklich haben/besitzen. Ich will Zeit verprassen, mit vollen Hände raushauen das Zeug.

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