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Anfang des Jahres 2014

Hallo,

ich bin Franzl und ich bin süchtig. Gras war die vergangenen zehn Jahre Mittelpunkt meines Lebens. Diese Erkenntnis ist relativ frisch und ich schreibe nun diesen Blog, um meine Gedanke festzuhalten und zu teilen. Ich weiß, ich bin nicht allein mit diesem Problem. Ich mache auch nicht die Droge dafür verantwortlich, dass ich süchtig wurde/bin. Aber mein Leben war diktiert von Konsum und Stillstand. Das soll sich nun ändern und Euch nehme ich mit.

Franzl Paffka ist natürlich ein ausgedachter Name, den ich hier verwenden möchte, um meine wahre Identität zu verschleiern. Ich bin 30 Jahre alt, habe studiert und arbeite als Freiberufler und mache „Irgendwas mit Medien“. Kiffen war sehr lange ein Teil meiner Identität und ich habe nie ein Gehimnis daraus gemacht. Notwendigkeit war immer meine/unserer Rechtfertigung für den Konsum. Ich bekomme doch alles geregelt, warum sollte ich etwas ändern? Doch Sucht ist stark und es geht nichtmal so um die Droge Gras, sondern vielmehr um die Verdrängung von Gefühlen.

In diesem Blog schreibe ich unregelmäßig über meine Erfahrungen mit dem Ausstieg. Ich bin nicht allein. Gerade in meinem Alter gibt es viele Jungs und Mädels, die die gleichen Prozesse durchmachen: Schlafstörungen, Traurigkeit, Kraftlosigkeit und Unklarheit über die Perspektiven.

Fette Grüße, Euer Franzl.

19Juli 14

Statusbericht: 6 Monate.

Ein halbes Jahr. BÄM. Ich schreibe aus der Vergangenheit. Heute ist gar nicht heute und ich hab es noch gar nicht geschafft, dieses Ziel. Aber ich werde es erreichen – easy as a shit in the morning. Denn es geht mir gut – mein kifffreies Leben fühlt sich gut an. Es ist leichter geworden. Zeug regeln, weiterkommen, durchatmen, Arbeiten, freundlich sein, ausrasten – alles ist lockerer.

Heute, also Samstag, Stichtag (ich konnte das rekonstruieren – am 19.01.2014 habe ich den letzten Joint geraucht), sitze ich betrunken in Berlin auf einem Hausboot und schippere über die Havel oder ein anderes Berliner Gewässer. Woher soll ich das denn heute wissen, also jetzt, ihr wisst schon. Ich genieße das fantastische Wetter und habe wenig Sorgen. Ist noch genug Bier kalt?

Ich habe diesen Blog gestartet, weil ich meine Sorgen, meine Traurigkeit und meine Ängste teilen wollte. Es hat mir sehr geholfen diese Gedanken hier niederzuschreiben. Diese Themen gehen mir langsam aus. Das ist eine gute Sache. Und jetzt muss ich mir eine neue Ausrichtung ausdenken. Das Thema ist noch nicht auserzählt und vielleicht dreht sich meine momentane Euphorie ja auch noch mal. Jeder soll sein Ding machen und ich hätte mir nie raten lassen mit dem Kiffen aufzuhören. Ich hätte mir nie eingestanden, dass dieser Lifestyle des täglichen High eigentlich betrübt, mich aufhält und bremst. Heute würde ich Jedem Kiffer raten eine Pause zu machen. Eine endgültige Pause. Es geht prima ohne. NAch Traurigkeit kommt Freiheit, kommt Erkenntnis.

Der Sommer tut gut. Jetzt bricht die zweite Hälfte meines ursprünglichen Plans an und ich freue mich drauf. Auf geht’s.

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20Juli 14
Härteprüfung Bestanden.

Härteprüfung bestanden.

Heute morgen. 01:30 Uhr. Etwa. Jungs, es ist nur noch ein halbes Gramm übrig. Hotbox. Jetzt. Und so verzogen sich 9 von 10 Ü30-Dudes in ein 3qm Hausboot, verriegelten alle Fenster und kifften zwei gute Tüten. Gelächter. Bob Marley (was auch sonst) aus der Boombox. Kommando Sauna.Schooties und Beleidungen. Männer werden nicht älter als 5.

Ich verzog mich mit Wein auf diesen Baumstamm. Es war meine härteste Prüfung. Ich war allein. Wir sind alle erwachsen. Ich wurde dieses WE oft beleidigt. Für meine Standhaftigkeit applaudierten mir die Jungs aber am nächsten morgen. Ich wollte stark bleiben und habe es geschafft. Aber in dieser Runde war das hart. Lehrer, Banker, Sportler, Väter und Ehemänner haben eine gute Zeit auf dem See. Und sie kiffen zusammen. Lachen, machen Faxen und springen anschließend nackt in den See. Leben halt. Spaß. Sorglosigkeit. Das Gegenteil von Alltag.

Fuck. Vielleicht habe ich in zehn Jahren diese Chance auf Sorglosigkeit pulverisiert. Ich habe nicht gekifft. Und ich hatte Spaß. Ebenso viel wie die anderen 9. Aber ich war kurz unfrei. Ja. Ich war und bin süchtig. Sie sind es nicht. Das ist auch eine Erkenntnis.

Ich hoffe ihr hattet alle ein ähnlich schönes und heißes Sommerwochende. Fühl Euch gedrückt, Euer Franzl.

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25Juli 14

Realisation.

Gestern beim Laufen hatte ich einen Moment. Ich habs echt geschafft. Auch dank Euch. 1 Million mal hab ich mir vorgenommen die Kifferei dranzugeben. Nie hat es geklappt.

Und jetzt bin ich sechs Monate clean. Stark. Ich bin freier, entspannter, besser. Einem tiefen Low folgte ein sehr entspanntes High. Ich bin gut drauf. Ich hoffe Euch da draußen geht es auch gut. Und falls nicht: Wartet ab. Es wird besser.

Fette Grüße nach, besonders nach Japan. Nach Österreich und in die Schweiz. Nach Kroatien, Kanada, Frankreich. Ihr alle habt mir geholfen. Lasst die Sonne rein. Ich drück Euch.

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05Aug. 14

Mein neues Leben ohne Dope.

Ein neues Zeitalter. Ein neues Leben. Plötzlich drogenfrei. Naja, abgesehen von Kaffee, Kippen und Kölsch. Gestern hatte ich Besuch von einem alten Kifferkumpel, der sich auch prompt einen Joint bastelte, als er auf meiner Couch Platz nahm. Hast Du einen Tipp für mich? – Ja, weniger Kiffen. Hahaha. Er war so höflich, vorher zu Fragen, ob ich damit Schwierigkeiten hätte. Habe ich nicht. Null. Ich kiffe nicht mehr. Das ist wirklich einfach, aber immernoch komisch. Ich entferne mich immer mehr von diesem Lifestyle und ich vermisse ihn auch nicht.

Mein Leben hat sich deutlich verändert. Ich renne diesem Dope nicht mehr hinterher. Der ewige Rausch, diese ewige Dumpfheit im Kopf wurde abgelöst. Durch ein bisschen mehr Klarheit. Mehr Zeit für Konstruktivität. All die Sorgen, die mich zu Beginn begleitet haben, sind verpufft. Ab und zu flimmern sie schwach und unklar vor meinem inneren Auge, aber richtig fassen kann ich sie schon gar nicht mehr. Die Zukunft ist mir plötzlich viel näher. Greifbar. Noch vor einem halben Jahr war sie dunstig und ungewiss. Jetzt fällt es mir viel leichter konkrete Pläne zu schmieden und darauf hinzuarbeiten. Ich bin den richtigen Weg gegangen.

Aufregung. Das ist ein Gefühl, dass ich richtig lang nicht mehr empfunden habe. Momentan ist beruflich ein Projekt in der Schwebe und ich bin richtig freudig, wuselig angespannt. Das ist großartig und ich glaube das ist mir in der Kifferzeit abgegangen. Ich habe immer Alles einfach hinter mich gebracht. Durchhalten, abhaken, basteln – nicht mehr drüber nachdenken. So war es leicht, schwierige Situation durchzustehen, aber irgendwie habe ich dadurch auch diese freudige Erregung auf und durch die schönen Dinge des Lebens verloren.

Ich habe von Joint zu Joint gelebt.

Dieser Satz aus der Vergangenheit dieses Blogs kommt mir dabei immer wieder in den Sinn. Er beschreibt auch schön die Sucht an sich. Alles dazwischen war mein Leben und trotzdem habe ich immer nur an den nächsten, ruhigen Joint bei mir zu Hause, alleine auf der Couch gedacht. So denke ich zumindest heute über mein Konsumverhalten. Ich war unterwegs, zwischendurch hatte ich auch Spaß, aber so richtig frei und ausgelassen war ich in dieser Zeit wohl nie. Immer stand dieser nächste Joint auf dem Programm. Einfach immer.

Mein neues Leben ohne Dope. Der Titel ist banane. Es ist das gleiche Leben und ich bin immernoch ich. Mein Wesen hat sich nicht verändert. Ich war auch dauerbreit ein ausgeglichener, etwas zu verkopfter, sportlicher und nachdenklicher Typ. Aber eins ist neu: ich habe die Kontrolle wieder übernommen. Die Zukunft fühlt sich nicht mehr so vorherbestimmt an. Ich kann wieder lenken und sollte mal ein Eisberg auftauchen, fahr ich halt drum herum oder schmelz das Ding einfach weg, anstatt mich einfach am Joint festzuhalten und stur abzuwarten bis das Spektakel vorbei ist.

Weiter geht die wilde Fahrt. Ich freu mich richtig auf den weiteren Verlauf dieses verrückten Jahres. Letztes Jahr um diese Zeit war ich richtig down. Jetzt hab ich Bock auf mehr. Tatendrang nennt man das wohl. Ihr da draußen. Das tägliche kiffen zu lassen ist sicher nicht der Königsweg zum Glück, aber wenn ihr häufiger einsam; traurig; melancholisch oder anderweitig trübselig seid: dann legt das Kraut beiseite. Niemand verbietet Euch zu kiffen. Es ist jedes mal eine bewusste Entscheidung für den Rausch und gegen die Kontrolle. Macht eine Pause. Das ist nicht immer leicht. Aber ich behaupte mal dreist, dass es sich immer auszahlt. Werdet stark.

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