Mein Sozius ist frei, ich wünsch mir Bonnie herbei.
Mit 4 will mein Sohn schon Gangster sein. Und ich will meine verbotene Gaunerbraut hinten auf dem Moped. Verbotenheit als Konzept für was Gutes. Ist es nur so aufregend weil es verboten ist? Ja, klar, aber es ist doch trotzdem wahr. Es war doch. Wunderschön, allein der Gedanke dich von der Weihnachtsfeier zu klauen und betrunken durch die Nacht zu fahren hat mich so romantisiert.
40.
Happy Birthday, du Süchtiger. Ich bin alt geworden und muss eingestehen, dass ich süchtig bin. Nach viel Shit. Aber ohne das Eichhörnchen funktioniert mein Gehirn nicht mal richtig.
Ich kiffe, täglich mit Unterbrechungen für ein paar Tage. Manchmal glaube ich muss aufhören, aber spätestens nach 3 Wochen denke ich mir, dass mein Gehirn doch überhaupt nicht besser funktioniert. Eher schlechter. Ich kann besser denken, arbeiten und Leben, wenn ich ein bisschen dicht bin. Und die Betonung liegt absolut auf dem bisschen. 3 Joints vor Mittag ist auch schön, aber in der Regel sehr unproduktiv. Die fleißfressende Pflanze habe ich letzte Woche irgendwo gelesen und beim scrollen geprustet. Aber ein kleiner Jimmy irgendwann zwischendurch bringt mich eher auf Trab. Aber bei diesem einen bleibt es halt nie. Darauf erstmal ein etwas dickeren.
Aber langsam. Ich bin 40 geworden und wieder am Fang angekommen. Denn ich habe schon wieder meinen Führerschein verloren: diesmal allerdings einfach dämlich betrunken nach dem FC Köln Spiel auf der Domplatte vom eScooter gefischt. Merkwürdig, auf der Wache musste ich über mich selbst lachen, als die Beamten den Papierkram in den Rechner getippt haben. Und jetzt bin ich wieder hier gelandet? Saufe ich etwa auch zu viel? Sind 10 Bier die Woche viel? Manchmal hab ich die auch im Monat, manchmal auch an einem Abend. Ist doch Deutschland hier, oder? Was soll ich denn sonst trinken?
Ich bin süchtig. Und ich hab Probleme, aber ich will auch gar nicht verzichten. Auf was denn noch? Ich bin okay! Mal sehen, ob ich nochmal zur MPU muss oder Alk. anders läuft. Ich war auf nem verschissenen Scooter unterwegs. In der Fußgängerzone. Dann verbietet die Dinger halt.
Freiheit ist mein Thema geblieben. Jetzt bin ich wieder unfrei, als deutscher Mann ohne Führerschein. Ist ja peinlich. Wie viel Sucht ist okay? Wie sehr muss ich mich anpassen, nur weil ich alt bin? Ich will das nicht. Ich hab ne verschissene Midlifecriss, weil ich unfrei bin, obwohl ich für mich so viel erreicht habe. Ich hab kein Haus, aber ich habe einen tollen Sohn und setze voll ehrlich auf dieses Familiending. Ich bin nicht happy mit der Ehefrau, aber wie gesagt: ich bin ein deutscher Mann und das scheint ja auch irgendwie dazu zu gehören.
Die Alte ist zu dumm ein Bett zu bestellen. Kommt in 220 für einen Dreijährigen mit Zweimetermatratze. Ich will mich nicht um solchen Shit kümmern müssen. Was soll ich machen, m.?
f
Schon lustig, das Leben als Alter Weißer Mann. Alles haben und trotzdem unglücklich sein. Versteht mich nicht falsch, ich bin keineswegs bevorzugt aufgewachsen, aber ich bin mir sehr bewusst, dass ich es relativ einfach hatte mir meine Position zu erarbeiten. Ich hab jedenfalls genug Geld um so viel zu kiffen wie ich will und trotzdem richtigen Parmesan zu kaufen. Ich bin okay, not great but fine. Ist doch okay, oder?
Ist es nicht. Ich bin getrieben und hochunzufrieden. Mit allem. Deshalb bin ich wieder hier.
Süchtig auf Pause.
Woche 4, oder so. Es ist verblüffend einfach und deshalb scheine ich dieses Hilfsmittel hier gar nicht mehr zu brauchen. Was gut ist, aber irgendwie Schade.
Diese Woche schlafe ich beschissen, aber mein Reflex nach Gras setzt nicht ein. Keine Ahnung, warum. Ich bin geheilt. Das ist natürlich Bullshit, aber ich hab keine Ahnung wie ich damit an diesem Ort umgehen soll.
Abtraumnacht
Die erste Woche ist durch. Und seid einer Ewigkeit hatte ich mal wieder Albträume. oder zumindest einen. Es ist schon witzig, wie und was das Gehirn so ersinnt und so Albträumen verbastelt. Ich kann den Traum nicht mehr wirklich rekonstruieren, aber das Gefühl mit dem ich nachts aufschreckte, daran erinnere ich mich noch sehr gut.
Ich fühlte mich hilflos und klein. Als würde eine höhere Macht mein Unglück herbeirufen. Was ich noch weiß ist, dass es meine eigene Frau war, die mich im Traum fertig gemacht hat. Wahrscheinlich durch Entzug der Freiheit, oder Einschränkung meiner Autarkie. Das ist aber auch wirklich meine größte Schwäche.
Dabei habe ich meine Frau geheiratet, gerade weil sie meinen Drank nach Freiheit respektiert, nicht gegen sich interpretiert und versteht, dass es dabei nur um mich geht. In keiner Beziehung vorher ist mir dieses Vertrauen geschenkt worden. Oder schlubladig formuliert: Frauen wollen kontrollieren: wie oft ich Männer am Telefon beobachten, die lang und breit ausführen, warum denn grade heute das Bier mit Freunden wichtig ist. Ich bin da kompromisslos und ich verstehe, was es für meine Frau bedeutet auch mal keinerlei Ahnung zu haben, wo ich mich rumtreibe und wann sie das nächste Mal von mir hört. Ich fahre auch eine Woche alleine in Urlaub und gebe kein Lebenszeichen von mir.
Was soll mir denn passieren?
Ich bin groß und stark. Ich bin ziemlich angstfrei und das erwarte ich eben auch von meinem Partner.
Aber ich muss doch wissen, ob es dir gut geht. Ob du sicher angekommen bist, blablabla.
The Nagging Wife
Ich lebe andersrum. Es geht mir grundsätzlich super und wenn ich was brauche oder ein Problem, dann werde ich mich schon melden. Und wenn das nicht geht, weil ich hacke dicht unter einen LKW geraten bin, dann ist es jawohl eh zu spät und scheiße, aber trotzdem kein Grund für irgendwen sich Sorgen zu machen. Offenbar bin ich dann ja auch sorglos abgetreten.
Woher dann also dieses Albtraumszenario? Keine Ahnung, aber ich bin sehr gespannt, ob das in der Art nochmal passiert, oder ob mein Gehirn noch andere Schreckensphantasien auf Lager hat. Bring it On, Brain.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich mir große Sorgen gemacht habe, über die Absitenz grimmig zu werden, schwer erträglich für mein enges Umfeld. Irgendwie ist das Gegenteil der Fall. Ich bin nicht jeden Tag ein Sonnenschein, dafür ist auch einfach zu viel los grade. Aber ich wurde mehrfach auf meine gute Laune angesprochen und das ist lange nicht passiert.
Es ist ganz schön zu sehen, dass ich hier noch unter dem Radar unterwegs bin. 2015 wart ihr da draußen wahrscheinlich meine größten Supporter und ich bin nicht sicher, ob ich es ohne diese „Kontrolle“ durch Euch überhaupt geschafft hätte. Heute bin ich da ganz optimistisch. Und wenn ich nur einen von Euch dazu kriege sein Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen ist das ein großes Ding für mich. Ich bin süchtig nach Gras! Das wird für immer so bleiben, das ist okay. Es darf mein Leben nur nicht negativ beeinflussen und daran werde ich weiter arbeiten. Danke Euch, auch wenn grade keiner mehr hier ist, weiß ich das es Euch gibt.
Ein halber Joint im Aschenbecher
Dieses Bild ist eine Metapher. Wirklich entspannt bin/war ich eigentlich nur, wenn im Aschenbecher noch einen Joint liegt, den ich jederzeit anzünden kann.
Es ist die ewige Jagd nach dem nächsten Joint. Das einzige was zählt ist der nächste Joint. Und ich glaube es war ein Luxus, den ich mir ganz bewusst gegönnt habe. Niemals den letzten Joint fürchten zu müssen, immer einen kleines High parat haben.
Ich habe vor einigen Wochen mit einem guten Freund gesprochen und ihm davon erzählt, dass ich mir eine doppelte Gute Nacht Tüte für Bett gebaut habe. Eine für die Bettschwere und eine ganze auf Halde, um noch einen Rauchen zu können, wenn ich nachts wach werde. Ich wurde weder ausgelacht, noch kritisch beäugt. „Kenne ich“ – war seine Antwort.
Ich glaube wir Menschen halten uns viel zu oft für Einzigartig. Nur ich fühle mich so, nur ich habe diese oder jene Phantasie oder Sorge. Ich glaube es ist viel profaner und wir sind uns alle viel ähnlicher als wir glauben möchte und Einzigartigkeit gibt es gar nicht. Wenn ich meiner Mutter Geschichten dieser Art erzählen würde, wäre sie schockiert. Erzähle ich meine „dunkelsten“ Kiff-Geheimnisse 5 Kiffern hatten 2 davon schon ähnliche Erfahrungen. Es kommt immer auf den Kosmos an. Allein ist niemand von uns, weder mit seinen Gedanken noch mit seinen Ängsten oder Verschrobenheiten.
Ich glaube heute, dass die Resonanz unserer kleinen Community hier mit wirklich geholfen hat. Die meisten Kommentare drehten sich nämlich genau darum: ich habe aufgeschrieben, was in verkifften Gehirnen abgeht. Natürlich passt nicht jede Geschichte und Erfahrung, aber die meisten Kommentatoren haben sich selbst in einzelnen Episoden wiedererkannt.
Jetzt keinen Joint in greifbarer Nähe zu haben macht mich weniger fertig, als ich noch letzte Woche befürchtete.
Der Anfang ist gemacht. Ich habe die ersten Tage überstanden ohne nach meinem Handy zu greifen und meinem Dealer eine Nachricht zu schreiben. Auch wenn der Reflex ein paar Mal kam fiel es mir nicht schwer ihn zu unterdrücken.
Aber es ist tatsächlich eine andere Geschichte, die ich hier aufschreibe. Diese Phase der Abstinenz hat nichts mit der ersten Runde hier gemeinsam. Ist das gut oder schlecht? Keine Ahnung. Aber wenn ich zwischen meinen eigenen Zeilen lese erkenne ich Gutes und Böses. Im letzten Satz spreche ich von einer „Phase“ der Abstinenz. Ich will nicht für immer mit dem Kiffen aufhören – eigentlich will ich gar nicht aufhören. Ach Shit, was soll der Quatsch dann überhaupt. Wo ist mein Handy?
Ich kiffe echt gerne. Es gehört ein bisschen zu mir. Jeder, der mich kennenlernt, erfährt auch schnell, dass ich gerne grüne Pflanzen in OCBs drehe – mit Tabak und Papiertipp. Geht mir weg mit diesen Kohlefiltern. Es gehört zu mir und ich betrachte es nicht als Makel, auch wenn ich allzu häufig in die Schublade sortiert werde. Aber ich sortiere auch in Schubladen, und ich weiß wie unfair das ist. Ich bin halt ein Kiffer, Business-Kiffer halt: keine Rastas oder Tunnel im Ohr, kein Raggae, keine Batikshirts…
Kontrolle
Ja, darum geht es. Irgendwann werde ich wieder einen Joint rauchen. Und dann werde ich womöglich irgendwann auch wieder jeden Tag einen Joint rauchen. So scheint mein Lauf der Dinge. Wenn ich das heute so ausspreche, welchen Wert hat diese Runde dann hier überhaupt? Wie viele offene Fragen in die Richtung will ich mir eigentlich noch schreiben?
Schreiben ist meine Therapie. Wobei diese ersten Beiträge literarisch nicht besonders wertvoll sind. Erstmal muss dieser Müll raus aus meinem Kopf. Diese unnötige Auseinandersetzung mit dem Gedanken, ob Kiffen jetzt gut oder katastrophal schlecht für mich ist. Ich weiß das eigentlich alles, aber während ich hier in die Tasten haue, lerne ich doch immer wieder etwas Neues über mich und mein Verhalten.
Es geht mir gut und ich glaube ich habe den richtig Ansatz zur richtigen Zeit gewählt. Aber wenn ich ehrlich bin, ist das Gras wohl gar nicht mein größtes Problem. Gestern Nacht bin ich um 3 aufgewacht. Und was habe ich gemacht? Eine Kippe auf dem Balkon geraucht. Ekelhaft. Mein Vater hat letztes Jahr nur knapp sein Raucherbein retten können. Sollte ich das Fass auch noch aufmachen oder überfordert mich das?
1 letzter Joint
Es waren dann so 25 letzte Joints. Aber: ein guter war dabei. Ich bin undicht heute.
Mein Plan ist trotzdem für den Eimer. Geld scheint zwar der einzige Drive zu sein, den ich finde. Aber Geld für Bier, für Freunde oder eben für Dope gebe ich am Liebsten aus, das war schon immer so, auch als ich kaum welches hatte. Mein Kopf dreht sich heute um Ausreden mir selbst gegenüber.
Einen Joint könntest du ja noch rauchen, das zerstört deinen Plan ja nicht.
Lügenfranzl
Ich brauche gar nichts im Archiv dieses Blogs zu schauen, um zu wissen, wie es in Kapitel 1 lief. Vor allem die Nächte haben mich fertig gemacht. Ich kann die schwitzigen Hände noch fühlen. Diesmal ist das anders. Ich war damals körperlich abhängig, obwohl die allgemeine Meinung sagt, das gäbe es nicht. Es ist ja auch völlig wurscht: ich habe harte körperliche Entzugserscheinungen gehabt. Und ich weiß, dass ich damit nicht alleine war/bin.
Heute bin ich offensichtlich anders süchtig. Im Kopf erlebe ich die gleichen Schemata, wie damals. Aber ich kann prima schlafen und meine Hände sind ganz normal. Und Träume hatte ich auch die letzten Jahre, nicht täglich, aber wöchentlich. Ich habe aber auch keine Ahnung was ein normales Traummaß ist. Ich weiß allerdings, dass ich damals völlig überrascht war von den nächtlichen Erlebnissen. Die Träume haben sich superecht angefühlt und es waren auch echt harter Tobak dabei. Ich erinnere mich an Träume rund um das Verhältnis zu meinem Vater, und ich erinnere Albträume aller Art, meist rund um den Tod. Es war übel.
Aber ich kiffte über die letzten Jahre auch anders, auch wenn es eine Parallele gibt, die für mich der größte Grund für diesen Neustart ist. Mein ganzes Leben dreht sich um den nächsten Joint. Erstmal einen Bauen: Feierabend, irgendwo ankommen, Film fängt an, Essen zu Ende, neue Flasche Wein aufgemacht – zu jedem Anlass baue ich erstmal einen. Anders ist mein Konsum, weil er sich um die positiven Aspekte dreht. Damals war ich so voller Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit, dass ich mich in der grünen Wolke versteckt hatte. Geteilte Joints sind in der Regel gute Joints, damals war ich manchmal tagelang stoned ohne das Haus zu verlassen oder irgendwen zu sehen.
Heute bin ich Papa und darüber hinaus gerne mal 60 Std. die Woche mit Arbeit beschäftigt. Vor 5 Jahren habe ich Menschen ausgelacht, die behaupteten 80 Std. die Woche zu arbeiten. Ich habe das als Angeberei abgetan, die es meist auch ist. Aber heute weiß ich, dass es möglich ist, weil ich es selbst schon mehrfach gemacht hab. Mir bleibt gar nicht die Zeit mich in Melancholie zu ertränken. Und viel besser: es gibt dazu auch gar keinen Grund mehr.
Ich freue mich darüber, aber es macht diese Sache hier irgendwie seltsam. Damals habe ich das Ventil gebraucht, um für mich selbst zu ergründen, was denn überhaupt los ist mit mir und meinem Leben. Ich und Es waren aus den Fugen! Ganz einfach.
Kein Leben ist perfekt
Mein Leben ist super. Ich habe keinen Grund zur Traurigkeit. Ich sehe erstmals auch weiter als 5 Jahre in die Zukunft und meine Perspektive ist okay. Natürlich ist nicht alles perfekt: ich könnte mehr Geld haben, mehr Sex wäre auch möglich und an Rente ist auch noch nicht zu denken. Nach Perfektion zu streben ist noch immer mein Anspruch, aber meine Erwartung an die Wirklichkeit haben sich verändert. Über die letzten Jahre bin ich erwachsener geworden. Großer Blödsinn, aber im Kern schon richtig. Ich habe meine jugendliche Wildheit verloren, oder abgelegt, je nach Deutung.
Mein Leben muss nicht mehr perfekt sein. Keines ist es. Wir alle tragen unsere Päckchen und wenn ich sehr ehrlich zu mir bin, dann ist meins höchstens ein Jutebeutel mit ner Caprisonne drin während ich Menschen um mich sehe, die Hinkelsteine überall hin mitschleppen müssen.
Wird aus diesem Bogen klar, warum es für mich ein anderes Projekt ist? Keine Ahnung. Für mich ergibt sich schon an Tag 3 eine riesige Differenz und ich werde mir sehr hart und häufig selbst in den Arsch treten müssen, um hier nicht zu scheitern.
Antrieb vs. Arschtritt
Óh shit, es sieht nach Comeback aus. Ich habe angefangen und habe einen inneren Antrieb gefunden es auch durchzuziehen. Ach Durchziehen, du wirst mir fehlen.
Vor 5 Jahren bekam ich von den Cops einen Arschtritt, weil ich immer weiter mit THC im Blut Auto gefahren bin. Ich bin nicht stoned angehalten worden, aber ich bin auch superdicht auf der Autobahn unterwegs gewesen und ich habe meine gerechte Strafe erhalten und abgesessen. Dieser Arschtritt war damals nur die meines emotionales Eisbergs. Trauer und Selbstmitleid hatten mich schon angefressen, weil ich verlassen wurde und mein Job, nunja, perspektivlos war.
Als ich dann gezwungen wurde aufzuhören, war es anfangs scheiss schwer mit schwitzen und träumen und so. Aber als das ausgestanden war hatte ich einen Grund es auch wirklich zu lassen. Entweder das oder den Führerschein nicht zurück bekommen. Also brauche ich diesmal einen eigenen Antrieb, statt einen Arschtritt von der Obrigkeit.
1 Jahr kein Marihuana kaufen = 5 Liter V8
Ich brauche gar kein Auto, und schon gar nicht noch eins. Wir haben einen geleastes Familienauto für den Alltag von Frau und Kind, ich habe einen alten Benz, der sicher in der Garage steht und darauf wartet zwei- dreimal im Jahr 1000km in irgendeine Richtung zu fahren. Und niemand braucht ein 5L V8 mit 400PS, aber ich will einen haben. Nicht zum angeben, einfach nur für das gute Gefühl und die Möglichkeit ab und zu mal schnell 1000km in irgendeine Richtung zu fahren.
Meine Rechnung ist so simpel, wie falsch: 100€ die Woche für Gras mal 52 Wochen macht 5000€. Für mein V8 brauche ich ca. 15K. Jede Woche einen Hunderter in den Sparstrumpf und zudem hab ich mir noch ein paar Strafgebühren auferlegt. Keine Ahnung, wie weit ich komme, aber ich will es versuchen.
Warum eigentlich?
Warum will ich mit dem Kiffen aufhören, obwohl es mir eigentlich und augenscheinlich blendend geht? Ich lasse mich gehen. Ich arbeite 10 Stunden am Tag und kiffe danach die obligatorischen 2/3 oder halt 8 Joints. In harten Wochen machen ich sonst gar nichts. Ich baue körperlich ab: mein Husten ist chronisch, ich habe mindestens 8kg zu viel auf dem Leib und ich verweigere Skifahren, weil ich es dem lediertem Knie in meinem Zustand einfach nicht zutraue. Das ist eine Katastrophe und muss sofort aufhören.
Ich will wieder fit sein und aus dem Kiff-Wix-Kurzeitbefriedigungs-Kontinuum ausbrechen. Was das sein soll? Es ist so simpel, aber ich sehe es überall um mich rum. Niemand strebt mehr ernsthaft nach Glück, wir suchen alle immer nur die kurze schnelle, aber eben flüchtige Befriedigung. Ich will mehr!
Ein letzter Joint!
Pleasure is not Happiness
Gefangen im Wix-Kiff-Kontinuum. Von Pleasure zu Pleasure – das scheint gar nicht nur mein Thema zu sein, sondern das einer ganzen Generation. Wir scheinen nicht mehr zwischen Befriedigung und Glück unterscheiden zu können, rennen von einem kleinen Lustgefühl zum nächsten, ohne zu bemerken, das das Glück auf der Strecke geblieben ist.
Franz Paffka ist zurück, leider
Im Februar 2014 habe ich diesen Blog für mich ins Leben gerufen. Weil meines im Sack war: mein Führerschein war weg, der Job war scheiße und meine Partnerschaft zerbrochen. Und daran zerbrach der kleine Franz. Ich rauchte 10 Joints am Tag und vergrub mich in Selbstmitleid.
Absolute Ehrlichkeit war die einzige Regel, die ich mir fürs Schreiben auferlegte. Und ich hielt mich dran, bis ich mich nicht mehr dran hielt und das Projekt erst verebbte und dann verschwand.
Was in der Zwischenzeit passierte
Ich war ein Jahr absolut kifffrei, bis zu diesem Tag. Ein Joint ist kein Joint. Ich war wieder frei, also ohne amtliche Auflagen zum Nachweis der Abstinenz. Es dauerte bestimmt 2 Jahre, aber seither kiffe ich wieder regelmäßig. Nix war’s mit dem Abschied für Immer. Das habe ich hier nicht in der Offenheit kundgetan, wie es angebracht wäre. Ich glaube, ihr versteht: Ich habe mich geschämt.
Ein Jahr ohne Kiffen, dann ein Jahr immer nur in kiffiger Gesellschaft, dann ein Jahr der Einschleichung und Boing: Franz war Back im Jeden Tag Kiffen Business.
Nunja, nochmal 3 Jahre später schreibe ich diese Zeilen. Ich kiffe gerne, aber ich kiffe nicht gesund. Ich rauche um des Rauchens willen und 90% der Joints, die ich rauche machen überhaupt keinen Sinn.
Mehr Business, weniger Eichhörnchen
Als ich Kapitel 1 schrieb war ich grade mit meinem ersten wirklich Job durch. 4 Jahre im gleichen Betrieb und ich hatte genug, ging mit meiner Freundin auf Reise und danach zog ich zu ihr, was dann passierte habe ich aufgeschrieben. Das Eichhörnchen war groß in dieser Zeit, das Business noch sehr klein.
Heute ist das Business größer, im wahrsten Sinne. Ich hatte viel Energie als ich nicht mehr kiffte. Viel Sport und gute Ernährung haben mich leistungsfähiger gemacht und ich habe mich konzentriert und an meiner Zukunft gearbeitet. Da bin ich heute: Unternehmer mit einem Dutzend angestellten, verheiratet, Vater. Ich habe es geschafft, sagt Mama. Und ich bin stolz auf das Erreichte.
Aber bin ich glücklich? Das ist die große Frage. Kann ich es rausfinden, wenn ich die freien Wochenende dazu nutze so viel zu kiffen und zu wixxen, bis ich ins Delirium falle? Ist das das Paradies? Ich hoffe nicht.
Einer Freundin habe ich gesagt, dass ich einen Arschtritt brauche. Damals habe ich ihn verdientermaßen bekommen, als ich mehrfach mit Joint zwischen den Fingern Auto fuhr. Die Cops haben es gesehen und ich musste den Preis dafür zahlen. Nicht eine Sekunde bereue ich, was damals passierte. Niemand wurde verletzt und ich habe den Anstoß bekommen, den ich offenbar brauchte.
Ich habe Alles. Und mehr. Mein Kind ist gesund und meine berufliche Perspektive mindestens gut. Ich will keinen Arschtritt bekommen, also muss ich was tun.
Here we Go again!
Update: Rückfall plus 4 Monate
Hallo, meine kleine, liebgewonnene und absolut hilfreiche Nichtkiffgemeinde, ich lebe noch. Ich kiffe aber nicht mehr. Am letzten Januartag habe ich eine verloren gegangenen Freundschaft ein kleines bisschen kitten können. Und statt Fensterkitt haben wir Gras geraucht. Ausrede? Nein. Es war einfach der richtige Mensch und der richtige Anlass, um mein Jahr Abstinenz zu besiegeln. Ich habe das Jahr geschafft. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Tage und Woche voller schlafloser und verschwitzter Nächte. Meine Fresse war das nach zehn Jahren ständigem Konsum eine Qual.
Heute sind schon wieder 4 Monate nach diesem einen kleinen Sticky vergangen und ich kann euch sagen: alles easy. Und das meine ich nicht mit den Worten des alten Franzl, der das sagte während eine dicke grüne Wolke aus seinem Rachen entstieg und damit meinte, dass eben alles easy ist. Was meist irgendwie gelogen war. Die letzten vier Monate waren sehr einfach. Gras spielt einfach keine Rolle mehr in meinem Leben. Ich begegne noch immer Kiffern, zuletzt auf einem Basketballturnier hier in der Ecke, aber irgendwie zieht es mich nicht mehr zu Ihnen. Ich muss nicht mal mehr Joints aktiv ablehnen, da ich einfach nicht mehr mit im Kreis stehe wenn irgendwo gekifft wird. Und das muss ich gar nicht vermeiden. Es ist einfach so gekommen.
Leider, und das meine ich sehr ernst, leider hat das auch Auswirkungen auf diesen kleinen Blog hier. Meine Gedanken drehen sich einfach nicht mehr um die Problematik, die mich so lange beschäftigt hat. Mir hat es so sehr geholfen, meine Situation, meine Gedanken und die ganzen Geschichten hier aufzuschreiben, aber heute dreht sich mein Tag um andere Dinge. Ich suche immer noch nach einer Lösung, wie ich das Projekt weiterführen kann, aber so lange ich da keine Lösung gefunden hab, hat wohl Daniel Bahr (Anfangs Troll, dann ehrlicher und geschätzter Mitstreiter) recht, wenn er schreibt: „Der Blog ist tot.“
Ein fetter Dank an euch alle!
Es macht mich traurig und froh zugleich! Ihr Mitstreiter habt mir echt Kraft gegeben und ich hoffe sehr, dass ihr alle auf einem guten Weg seid und es euch gut geht. Apropos: wie geht es denn dir, Herr Aussteiger? Nächste Woche müsste dein Jahr ablaufen. Ich bin sicher, du bist noch dabei und wünsche dir alles Gute. Jetzt können wir gemeinsam stolz sein! Stark, homie! Trine, Mori, Daniel, Christoph, der Melancholiker, Mary, Thandie, Ma, Siggi, kiffling: wie sieht es bei euch aus? Läuft alles gut? Ich hoffe das sehr!
Mir geht es jedenfalls gut und ich gehe meinen Weg weiter. Zu haufenweise Sport, ein bisschen Arbeit habe ich außerdem eine neue Liebe gefunden. Liebe macht Spaß und ein gemeinsamer Abend auf der Couch gibt mir deutlich mehr als ein einsamer verrauchter Abend.
In diesem Sinne. Bis bald. Hoffentlich! Fühlt euch gedrückt,
euer Franzl
Wilhelm’s Kiff-Keller
„Was geht? Englisch oder kiffen?“ – die Antwort kam einhellig und so fuhren wir zu viert im alten Escord Kombi die 15 Kilometer in Wilhelms Kiff-Keller, anstatt den Englischkurs zu besuchen. Zwei Stunden hatten wir schließlich schon im Leistungskurs gesessen und das musste, wie so oft, für diesen Tag reichen. Natürlich fiel damit auch der Rest des Schultages durch, aber schice drauf. Wir waren eh Rebellen und so fuhren wir ganz rebellenartig in Mutters weißem Kombi in einer halbwegs noblen Kölner Vorort in die Residenz Busch. Ein wirklich schönes und großes Haus zweier fleißiger Eltern, die zwei fleißig kiffende Söhne darin großzogen. Der eine wohnte im ausgebauten Dachgeschoß und der andere eben im Keller, der mal ein Poolraum werden sollte. Dieser stand nun im Garten, ordentlich angelegt – nicht so ein blauen Planschbecken, was heute schon als Pool durchgeht.
Ich konnte bereits kiffen an diesem Tag, aber die Pfeife hatte ich bislang im umschifft. Keine Ahnung warum. Die 3er-Runde heizte Kopf um Kopf und ich rauchte meinen Selbstgebastelten, bis die Frage kam: „Soll ich dir nicht auch mal einen Kopf klarmachen, Franzl?“ „Hau halt raus“, oder irgendwas in der richtung muss meine Antwort gelautet haben, denn ich hatte kurz danach die Pfeife im Gesicht und wurde in die physikalische Logik des Kicklochs eingeführt. Feuer an den Kopf, ziehen bis der Kopp alle ist und dann den Finger vom Loch und leer machen die Bong. Easypeasy.
Ich dachte ich falle direkt hintenüber, als ich den Kopf im Hirn hatte. Ich war immer gerne stoned, auch mal so richtig breit, aber was sich da in meinem Gehirn ausbreitete war die absolute Dichtheit. Ich war für die kommenden fünf Stunden an diesen Sessel geklebt. Nichts ging mehr. Ich musste nicht kotzen und auch die Erdrotation konnte ich gut ertragen, aber ich konnte weder sprechen, noch etwas essen, oder mich gar bewegen. Ich war einfach superweggeballert. Das war mir neu. Ich wurde geweckt, als die Jungs den Heimweg antreten wollten. Herr Busch fuhr uns netterweise auch wieder zurück und brachte mich heim zu Mama, wo ich direkt ins Bett ging. So gegen 17 Uhr.
Am nächsten Morgen um 8 saß ich in der Schule über einer fünfstündigen Physik-LK-Klausur. Ich füllte 20 Seiten mit irgendwelchen Berechnungen, gab ab und ging wieder heim, wo nochmal 7 Stunden schlief, um mitten in der Nacht halbwegs klar das erste mal wieder klarzukommen. Also diese Bongkifferei muss man echt üben – der erste Kopf hat mich echt umgehauen und für 48 Stunden etwas schmierig im Kopf gemacht. Danach habe ich vielleicht noch vier- fünfmal eine Bong geraucht. Immer vorsichtig und nie wirklich mit Vergnügen. Ich bin bei der leichten Stonedheit geblieben, die mir Joints geliefert haben. So etwa zehn Jahre lang.
5 Punkte war das Ergebnis der Klausur. Es hat gerade gereicht. Die Notwendigkeit hatte mich wieder einmal gerettet. Selbst mit zugekleistertem Hirn habe ich es noch auf die Reihe gekriegt die Klausur ausreichend zu gestalten. Das Argument – „Kiffen schadet mir nicht, ich bekomme doch alles geregelt“ – höre ich oft. Ich habe es auch selbst schon gebracht, aber heute weiß ich es besser. Es hinzubekommen und wirklich zu leben sind zwei ganz verschiedene Dinge.
Update: Rückfall war kein Rückfall
So, heute mal ein kurzes Update zu meinem „Rückfall“. Ich hab zwischendurch zwar mal dran gedacht mal wieder gemütlich einen durchzudengeln, aber ich habe es gelassen – ohne Schwierigkeiten damit zu haben. Es war ein einzelnen, freundschaftsbelebender kleiner Jizzl, den ich weder bereue noch feiere. Er hat nichts verändert.
Meine Einstellung ist nach wie vor die gleich. Ich möchte nicht mehr kiffen. Ich werde berichten, falls sich doch mal wieder einer einschleicht.
Ansonsten geht es mir gut. Ich freue mich auf den Frühling. Der hat mich letztes Jahr gerettet. Die Sonne und ihre Wärme hat mich aus der Einsamkeit und Melancholie aufgetaut. Ein Jahr hat viel verändert, aber es gibt noch immer Baustellen zu bearbeiten. Aber ich habe mehr Kraft sie anzugehen. Bleibt alle stark.
Liebe Grüße und Danke für eure Hilfe bei meinem Weg,
Euer Franzl
Die Prohibition des Grases
Zehn Jahre maschinenhaftes Kiffen. Zehn Jahre Marihuana-Lifestyle und plötzlich bin ich alt und langweilig. Jakob Schrenk schreibt in der Neon: „Die Legalisierung ist das Einzige, was gegen den globalen Cannabisboom helfen kann. Wenn WMF mit Swarovski-Kristallen besetzte Wasserpfeifen herstellt und Manufactum uralte handgearbeitete bayrische Schillums wiederentdeckt, wenn Stiftung Warentest vor Hasch aus Billiglohnländern warnt und die Bild-Zeitung Volksgras vertickt, dann, ja, dann merken die Millionen deutscher Kiffer endlich, wie uncool ihr Hobby doch ist.“ Bei den bayrischen Schillums schnaufte ich laut. Ich könnte mir jetzt einreden, dass ich mit dem Kiffen aufgehört habe, weil es Mainstream wurde. Aber dann müsste ich mich auch mal rasieren. Aber der Junge hat völlig recht. Ich glaube das viele Kiffer dieses Rebellentum pflegen. Für Opium oder Crack sind wir zu sehr Mittelschicht, aber ein bisschen Illegalität ist doch spannend und irgendwie cool.
Werde ich wohl meinen Enkeln mal erzählen, dass ich in der Prohibition des Grases lebte? Und werden sie mich ungläubig anschauen und fragen, warum man dieses Kraut wohl illegal erklärte, während sie Gras in ihren Elektro-Vaporistaor bröseln? Wir werden sehen. Es ist jetzt eine Woche her, dass ich meine Abstinenz durchbrach und einen kleinen Rausch erlebte. Es macht mir Mut, dass mich das in keiner Weise auch nur einen Schritt zurückgeworfen hat. Und ich möchte euch auch Mut machen. Wir sind keine Kiffoholiker, die nie wieder einen Joint auch nur schnüffeln dürfen, da wir sonst sofort wieder hooked sind. Das ist quatsch. Ich bin nach wie vor gefährdet, aber das Jahr hat wirklich was verändert. Ich bin ausgebrochen aus diesem Kreislauf des immer wiederkehrenden letzten Joints.
Und jetzt bin ich ein Langweiler, der Geschichte aus seiner „wilden“ Jugend erzählt. Ich bereue nichts und das soll auch nicht traurig klingen, aber es fühlt sich ein bisschen so an. Ich war hip und voll anti. Mein Gekiffe war Rebellentum und ein Statement gegen den Mainstream. Ich habe das nie versteckt, Freunde, Bekannte, meine Familie und auch meine Arbeitgeber wussten, dass ich kiffe. Das ich nicht mehr kiffe habe ich niemandem erzählt. Schäme ich mich etwa dafür, dass ich dieses Laster aufgegeben habe. Ich höre noch immer HipHop, ich freue mich, wenn ich einen Kiffer irgendwo mit kleinen Augen hocken und grinsen sehe: ich bin Pro-Kiff irgendwie. Ich mache es nur nicht mehr. Aus Gründen, die für mich logisch und konsequent sind.
Kiffen bremst. Scheiße, ja: es macht träge und faul und auch antriebslos. Ich könnte, und habe früher auch, stundenlang dagegen argumentieren. Ich war auch bekifft aktiv, habe völlig stoned Dinge gebaut und bin unterwegs gewesen. Aber das sind leider Momentaufnahmen. Ich bin kein Künstler, der seinen Unterhalt mit Kreativität verdient und es sich leisten kann wochenlang ein bisschen neben sich zu stehen. Ich brauche Frische im Kopf. Und das ist schwer mit einem verkleisterten Gehirn.
Ich werden Abstinent bleiben. Das macht das Leben nicht einfacher, oder toller, oder langweiliger. Es ändert eigentlich gar nichts. Aber ich sehe mich und mein Leben heute klarer, als früher. Früher war einfach alles besser. Oh Gott, ich meine das sogar ernst. Ich will nicht „alt“ werden.
Rückfall vs. Schicksal
Es ist also passiert. Ich habe am Freitag gekifft. Naja, ich habe dreimal an einem Joint gezogen. Aber natürlich zählt das. Und ich kann euch sagen, meine Fresse, war ich stoned. Mit am Zaun festhalten und allem.
Aber um eins gleich vorwegzunehmen: es ist bei diesem Joint geblieben. Die Sucht scheint nicht mehr die Kraft zu haben, die sie die vielen Jahre hatte. Am nächsten morgen war alles, wie „neu“ gewohnt. Ich habe keinen inneren Drang gespürt, gleich wieder das Telefon in die Hand zu nehmen und Gras zu organisieren. Ja, ich hatte Angst, dass es so kommt. Aber scheinbar hat sich über das abstinente Jahr doch eine Veränderung ergeben. Das ist gut.
Wie ist es zum Kiffjoint gekommen?
Das Schicksal. Ganz einfach. Ich war auf einer Party und nach ein paar kleinen Bieren und drei Schnaps fragt mich ein Freund – nein, mein bester Freund Elvis – ob ich noch immer hinters Zelt gehe? „Nein, eigentlich tue ich das nicht mehr, aber lass ma machen„, war meine Antwort. Dazu muss ich sagen, dass wir zwei superdicke waren, bis ich vor etwa 30 Monate den alten Homie-Kodex ein bisschen verbogen habe, indem ich ein Mädchen, das er verehrte selbst begehrte. Ich war egoistisch, aber das ist eine ganz andere Story.
Zuvor haben wir zwei das erst mal seit eine Ewigkeit wieder miteinander gesprochen und ich bin megafroh, dass es so kam. Ich wollte die Nähe und hatte ich auch Lust einen J mit ihm zu teilen. Das haben wir unzählige Male getan. Wir waren Brüder im Geiste und das hat mir gefehlt. Also haben wir uns hinter das Zelt geschlichen und still und leise einen Sticky geteilt, der mich nach Mexiko befördert hat. Nicht absturzstoned, aber schon ganz schön hart. Mit weichen Knien hielt ich mich am Zaun fest, war gleichzeitig dicht und happy, dass Elvis und ich uns wieder ein Stück näher kamen.
Natürlich wäre der Joint dafür nicht nötig gewesen. Aber, wie gesagt: Schicksal. Wir haben uns kurz ausgetauscht, wie wir die letzten Jahre verbracht haben. Er war nie derart süchtig, wie ich es war, aber er kifft noch. Wir haben uns verabredet ein paar Tage zusammen zu verbringen und es bedeutet unheimlich viel für mich. Ich habe Mist gebaut und er hat jedes Recht mir nicht zu verzeihen, aber es scheint, als könnte das passieren.
Was jetzt?
Meine Einstellung hat sich verändert. Die Sorge, dass ich gleich wieder in ein Loch falle, nur weil ich einmal ein bisschen high war, hat sich als übertrieben dargestellt. Ich fühle mich nicht anders, wie in den letzten 12 Monaten und dieser halbe Joint wird nichts an meinem Plan ändern, ein kifffreies Leben zu führen. Aber ich habe auch gespürt, warum ich so gern kiffte. Den Anflug von Kreativität, Emotionalität und Lockerheit konnte ich spüren.
Mein Tagebuch wird weitergehen. Es gibt noch zu viele Geschichten zu erzählen. Schöne und Schreckliche – lustige und traurige. Ich bin wieder bei null. No Biggedy, aber der Plan steht. Ich will nie wieder zurück zum täglichen Kiffen und ich will auch nicht diese halben Joints zur Regelmäßigkeit machen.
Ich bleibe aufmerksam und wach. Danke Elvis, danke euch,
Fette Grüße, euer Franzl.
Stunde 0.
Okay, es ist passiert. Neustart. Morgen mehr.
Statusbericht: 12 Monate
Du spürst das Gras. Hier und da bewegt sich was. Pünktlich zu meinem Jubiläum war ich bei den Fantas in Köln, ich habe die Songs und Texte gefeiert und konnte im Innenraum wirklich gutes Gras riechen. Heute ist Tag X, ich bin 365 Tage kifffrei. Das ist gut und ich bin ein bisschen stolz.
Doch was kommt jetzt? Ich weiß es nicht. Ich bin nicht mehr süchtig – das kann ich heute locker und leicht behaupten. Außer Gefahr bin ich dennoch nicht. Aber ich mach mir keine Sorgen mehr. Ich bin frei und zufrieden mit meiner neuen Situation. Er wird irgendwann gerollt, der nächste Joint. Die Musik der Fantastischen Vier hat mich mein Leben lang begleitet und das Kiffen ist ein großer Teil dieses Lebens. Wie gerne habe ich, besonders auf Konzerten, ein bisschen grünes Gras in Tüten gerollt und genüsslich inhaliert, um stoned und easy davon zu werden. Jeden Tag Kiffen – das ist heute ein Stigma, dass ich mir nicht mehr anheften möchte und werde, aber vor der Spießigkeit möchte ich mich dennoch drücken. Zwischendurch mal Drogen nehmen – was ist dabei?
Aber ich bin noch nicht soweit. Jetzt habe ich erstmal mein Ziel erreicht. Und ich habe noch kein neues Ziel vor Augen. Zumindest keines, dass mit dem Verzicht auf Drogen in Verbindung steht. Ich werde auch in der nahen Zukunft nicht kiffen. Aber heute kann ich keine Zahl formulieren.
Auch für diesen Blog muss ich mir nun einen neuen Plan überlegen. Die Dokumentation endet wohl hier und heute erst einmal. Ich möchte weitermachen, aber dafür brauche ich einen Plan. Wir werden sehen. Sofern ich kiffen sollte, werde ich mich hier allerdings outen.
An dieser Stelle möchte ich mal bei Euch, unserer kleinen Community, wirklich herzlichen und ganz ehrlich bedanken. Ich bin durch eine schwere Zeit gegangen und dieser kleine Blog hat mir sehr geholfen meinen Plan auch wirklich durchzuziehen. VIELEN DANK.
Bleibt stark und auch ihr schafft das erste Jahr. Ich glaube ab dann/hier ist es keine Frage der Disziplin mehr, sondern eine Frage des Plans. Ich muss meinen jetzt finden, aber ich bin absolut optimistisch, denn ich habe mich aus einer Spirale des täglichen Kiffens befreit. Aus eigener Kraft und aus dem freien Willen heraus. Das wünsche ich euch auch.
Bis ganz bald,
Euer Franzl Paffka.
Statusbericht: 11 Monate
2014 geht zu Ende. Es ist verflogen. Mein erstes Jahr seit einer Ewigkeit in dem ich nicht 365 Tage stoned war. Es war nur 19. Jetzt bin ich elf Monate clean. Elf Monate ohne mein so gewohntes Ritual des Jointbauens. Die Zeit ging unfassbar schnell vorbei und ich bin immernoch unglaublich froh, dass ich es endlich geschafft habe diesen Schritt zu gehen.
Zu meinem Status kann ich nur sagen, dass ich null Symptome mehr wahrnehme. Ich schlafe prima und durch. Ich kann mich wieder gut konzentrieren und ich emotional bin ich absolut stabil. Das ist erfrischend und ich hoffe es ist für alle, die in Begriff sind meinen Weg zu gehen oder schon dabei sind, ein Ansporn nicht aufzugeben. Es lohnt sich. Ich fühle mich frei.
Über das Jahr haben sich allerdings weitere Baustellen aufgetan, die ich nun, nachdem ich ein volles Jahr kifffrei bin, bereit bin anzugehen. Um nicht zu kiffen brauche ich nun keine Kraft mehr. Ich rauche noch immer und ich habe mein routiniertes Sportprogramm über die letzten Monate schleifen lassen. Das wird mein guter und sehr ernster Vorsatz für das kommende Jahr 2015.
Ich freue mich auf das neue Jahr. Ich habe auch neben diesen beiden Themen spannende Aufgaben vor der Brust und verspüre eine große innere Motivation zu anzugehen. Jetzt freue ich mich aber auf ein paar ruhige Tage zwischen den Jahren und dann geht es weiter.
Euch da draußen wünsche ich weiterhin viel Mut und Entschlossenheit. Fühlt Euch gedrückt, genießt die Feiertage und kommt gut ins neue Jahr.
Euer Franzl.
Kiffen in der Partnerschaft
Eins vorweg: Ich mag Mädchen, schätze Frauen bin pro Emanzipation aber contra Alice Schwarzer’s Version davon. Die folgenden Zeilen sind aus meiner männlichen Sicht geschrieben, nicht zu verallgemeinern und keineswegs abschätzig gemeint.
Kiffen in der Partnerschaft, oder der Abstieg eines fröhlichen Kiffers
Meine letzte Beziehung sollte meine Rettung sein. Das Bewusstsein über meine Sucht war schon sehr ausgeprägt, aber es ging mir gut. Der Job lief gut, ich bin jede Woche locker 150 Kilometer Rad gefahren und es ging mir körperlich und emotional wunderbar. Süchtig war ich wohl, ja – aber das hat mich augenscheinlich nicht belastet. Ich hatte eine Hochphase in meinem Leben und ein toller Sommer lag hinter mir, als ich im Dezember die Einladung zu einem Winterurlaub bekam. Es waren noch Plätze in einem Haus in Triol frei, ich sagte zu, rief meinen besten Kumpel an und er brachte noch eine Freundin von ihm mit ins Spiel und wir belegten zu dritt die freien Betten.
Diese Freundin sollte später meine Freundin werden. Ich wusste wer sie war, aber wir kannten uns nicht wirklich. Meine Fresse hab ich gekifft in diesem Urlaub. Schon auf der A3 Richtung Süden haben wir in der Nacht der Anfahrt 3, 4 dicke Tüten weggedampft. Also mein Homie und ich, sie ist Vegetarierin und Nichtraucherin. Die ganze Woche hab ich abgekifft, als spielte ich die Hauptrolle in einem Rapvideo. In der Gondel, im Sessellift, auf die langsamen Mädchen wartend mitten auf der Piste, in der Aprés Ski Hütte und natürlich abends in der Sauna. In der Gruppe war ich schon immer als „der Kiffer“ bekannt. Für sie, nennen wir sie Felice B., war das wohl neu. Aber offensichtlich habe ich sie beeindruckt, wohl nicht mit der Menge Gras, die ich so wegheizen konnte, aber sicher mit der Art und Weise, wie ich diesen Lifestyle lebte. Ich habe mich nicht versteckt. Im Gegenteil, ich habe den Lebemann raushängen lassen, mich aufgeführt wie Snoop Dogg auf Promotour.
Wir waren eine Gruppe von 10 und ich hatte Spaß daran den Casper zu spielen. Morgens als erster aufzustehen, den ersten Joint auf dem Klo beim kacken zu rauchen und danach Kaffee für die nichtkiffenden Schlafmützen zu kochen und Stimmung zu machen. Das hat ihr gefallen. Ich war locker und wirkte selbstbewusst. „Frauen stehen auf Arschlöcher!“ – Das ist ja die allgemeine These und wie immer bei solchen Weisheiten steckt, meines Erachtens, auch hier ein Funken Wahrheit drin. Ein Arschloch war ich nicht. Aber ich habe in dieser Woche kein Interesse signalisiert, ich wusste auch noch gar nicht, das ich welches habe. Hinter „Arschloch“ steckt eher das grundlegende Desinteresse an der Meinung aller und speziell der Meinung der Frau. Es kommt einfach nicht gut an sein Verlangen, seine Sehnsucht nach Liebe, Schüchternheit und vor allem Schwäche offen vor sich her zu tragen. Männlichkeit ist Härte, und Gleichgültigkeit, und Alphatiergehabe.
Ein zweiter Einschub zwischendurch: ich fange jetzt nicht an meine Version davon rauszuhauen, wie man am Besten eine Frau für sich gewinnt. Ich denke nicht, dass es dafür ein Patentrezept gibt. (An dieser Stelle ein Hallo an alle, die über www.der-anna-code.com hier landen. Irgendwie landen täglich ein paar, ich tippe, Jungs von dieser Seite auf diesem Blog. Schön, auch wenn ich nicht weiß, wie und wieseo. Aber willkommen!) Ich war nie der Typ, der Mädchen des Aufreissens willen anspricht. Ich suchte immer eine Partnerin, die zu mir und meinem Leben passt. Trotzdem habe ich meine Erfahrungen gemacht und verstehe, dass es Do’s und Don’ts gibt. Weiter im Programm.
Ich war nicht schüchtern auf dieser Reise. Ich war der beste Skifahrer der Gruppe und ich habe den Ansager gespielt, wenn die Gruppe sich nicht auf eine Richtung einigen konnte. Easypeasy. Nur deshalb hat Felice mich als potenziellen Partner gesehen. Ich habe nicht mit ihr geflirtet. Als sie abends auf einer Party mit einem Spanier knutschte, der sich mit seinen Freunden unserer Runde anschloss, habe ich ihr nachgesehen, um zu prüfen ob er cool ist. Beide knutschten und er war ein Gentleman. Für mich war die Sache damit auch cool. Und wir feierten alle zusammen. Vielleicht habe ich sogar auch mit einem der Spanier geknutscht. Ein wilder Abend. Ein wilder Urlaub. Auf dem Weg in die Heimat haben die beiden mich auf halbem Weg in meiner Exilheimat rausgelassen und ich sagte ihr einen Satz, der alles anschieben sollte. „Dein Lächeln wird mir fehlen.“ Das war ehrlich und ernst gemeint. Ernster als ich zu diesem Zeitpunkt begreifen konnte.
Wir waren unterschiedliche Menschen und trotzdem begannen wir uns zu treffen und wurden schließlich ein Paar. Getrennt durch einige Hundert Kilometer Autobahn. Und plötzlich war ich nicht mehr Alphamann. Nach vielen Jahren des Singleseins fühlte ich Geborgenheit. Das erste Mal so richtig. Ich ließ meine Fassade bröcken und mich in die Beziehung fallen. Es begann damit, dass ich ihre Sorgen und Ängste annahm und dagegenwirkte. Sie sollte bei mir keine Sorge haben, betrogen zu werden. All die Dinge, die ihr in der Vergangenheit widerfuhren versuchte ich zu korrigieren. Doch auf der anderen Seite legte ich, überwältigt von den Gefühl der Zweisamkeit, all meine Sorgen und Ängste offen. Ich weinte unfassbar viel, schon in der ersten Monaten. Nicht weil wir uns stritten, oder weil ich Angst hatte verlassen zu werden, sondern weil ich bemerkte, dass ich alleine zwar gut funktionierte aber lange kein kompletter Mann/Mensch war. Der Sex war merkwürdig. Und ich benahm mich merkwürdig. Schnell driftete ich vom Alphatier in die Rolle des Teenager-Mädchens in der Beziehung. Ich genoss es mit dem Kopf auf ihrem Schoß zu liegen und ich war es, der nachts einen Hand halten wollte. Ich hatte Zweisamkeit sehr vermisst und für mich war diese Partnerschaft eine Art Rettung in letzter Not. Eine Not, von der ich bis dahin gar nicht wusste, dass sie existierte.
Sie gab mir Kraft und redete mir gut zu. Doch der Wechsel von stark zu schwach war für Felice sicher nicht einfach zu begreifen und letztendlich war es natürlich der Grund, dass sie mich für einen stabileren, älteren, anderen Mann verließ. Watt ’ne Bitch.
Plötzlich war ich nicht mehr der lockere, fröhliche Kiffer, der zum Bier halt noch einen Dübel dreht. Ich war ein Kiffer, der sich hinter dem High versteckt. Der mit dem Nebel des Rausches seine inneren Brüche verdeckt. Das war mir damals natürlich nicht bewusst. Heute ist das klar für mich. Sie lernte mein inneres Ich kennen, einen kleinen Jungen, der noch etliche Baustellen in seinem Köpfchen zu lösen hatte. Und sie lernte das quasi live und parallel mit mir selbst kennen. Ich war selbst überrascht von dieser Kleinheit, in die es mich warf. Ich kann sie heute verstehen. Ich war ein Häufchen Elend. Nach der Trennung bin ich erst richtig zusammengebrochen. Ich wollte viele Jahre eine Freundin haben und ich dachte diese Beziehung könnte meinem Leben eine neue Richtung geben. Letztendlich ist das auch so passiert – allerdings auf eine andere Art, als ich das damals erwartete.
Das Kiffen war nicht das Problem in unserer Partnerschaft. Es war mein Schutzwall. Und nicht die Abstinenz hat ihn aufgebrochen, sondern die emotionale Bindung zu ihr. Aber es gab sie trotzdem, die Situationen in denen sie das klassische Mädchen raushingen ließ. Wenn ich im Sommer mit den Jungs in der Stadt war und nachts völlig hacke und megastoned in die (mittlerweile) gemeinsame Wohnung kam und sie dann ihre Standpauke raushaute, mir ein schlechtes Gewissen machte. Völlig Unnötig dieses Mamagetue. Wofür, dass ich Spaß hatte? Die Beziehung war furchtbar anstrengend für mich. Ich hatte mich nie so intensiv mit meinem Inneren beschäftigt und da kann so ein Abend mit den Jungs und ein paar konischen Seelenkleistern helfen, die Sorgen vertreiben. Mädchen machen das gern – Jungs ein schlechtes Gewissen einzutrichtern dafür, dass sie Jungskram machen. Wie Mütter halt: warum spielst du schon wieder Playstation? Musst du schon wieder mit den Jungs saufen gehen? Jeden Samstag diese Bundesliga! Muss das sein? – Halt die Goschen und fahr halt mal samstags nachmittags alleine in die Stadt, um Schuhe zu kaufen! Jungs und Mädchen – das hat noch nie funktioniert. Und trotzdem macht es Sinn.
So in etwa ist das gelaufen: meine Verwandlung vom Happykiffer zum deprimierten, grasvernichtenden Einsiedler. Nach der Trennung habe ich noch ein halbes Jahr weitergekifft, mich zurückgezogen und wurde noch kleiner, als ich es eh schon war. Aber es fühlte sich anders an. Ich merkte plötzlich, dass ich rauchte, um zu verdrängen. Die lustigen Tüten wurden zur Ausnahme. Früher waren die traurigen, nachdenklichen Tüten die Seltenheit. Mit meiner eigenen Verwandlung wandelte sich auch das und schließlich gelang mir der wichtige Schritt zum Ausstieg. Ich wollte wieder Erfolge einfahren, glücklich sein und an mir arbeiten und die Kifferei behinderte mich dabei. Ganz einfach diese Erkenntnis, aber sie musste eben aus mir selbst entspringen.
Sie hätte mir gerne das Kiffen verboten – aber Mädels – so einfach ist das nicht. Wenn der Junge ab und zu einen rollt oder auch ein Bier zuviel trinkt, dann ist das Verbot nicht zielführend. Es hat einen Grund, dass es so ist. Und wenn ihr ihm ein schlechtes Gewissen einredetet, weil er was Dummes macht, dann habt ihr nicht begriffen, wen ihr euch da angelacht habt. Jungs machen Dummheiten, dafür sind wir da. Ihr seid nicht so Weise, wie ihr immer tut. Nur selten könnt ihr selbst entscheiden, welche Schuhe ihr zu welchem Shirt anziehen sollt und wir müssen uns eine Antwort aus den Rippen leiern, jedes Mal wenn ihr uns fragt: Nimmst du mich so mit?
Sie hatte auch Probleme und ich hoffe, dass sie ebenfalls reflektiert, was da zwischen uns gelaufen bin. Ich erinnere mich, dass ich zu Beginn der Beziehung einen Satz gesagt habe, der auch heute für der richtige Ansatz für eine Partnerschaft ist: „Ich möchte, dass wir beide, egal wie sich diese Sache zwischen entwickelt, jeweils stärker aus dieser Beziehung gehen, als wir eingetreten sind.“ Das war mir wichtig. Es gilt heute nicht mehr: „bis das der Tod euch scheidet“. Für meinen Teil kann ich heute sagen: ich bin stärker als vor ihr. Ich hoffe, dass gilt auch für sie. Danke Felice. Danke, dass du mir einen Arschtritt feinster Güte gegeben hast. Ich habe ihn gebraucht.
Statusbericht: 10 Monate
Zehn Monate. Zur Feier des Tages ein Zitat vom Ten Guy: „Marilize Legajuana“! Hab ich wohl auch mal einen dummen Tenguy-Spruch rausgehauen? Ich hab mich immer für relativ clever und kultiviert gehalten in meiner langen Kiffer-Phase. Aber ich fürchte viele der bekifften Diskussionsgruppen über Krieg und Frieden waren nicht so „deep“, wie wir uns das damals einbildeten.
Ich habe Abstand gewonnen zu dieser Zeit. Zehn Monate bin ich jetzt raus und über diese Zeit hat sich meine Haltung zum Kiffen ständig verschoben. Es begann mit Trauer über den Abschied. Danach folgte Ärger über die verpasste Zeit. Später ein bisschen Hass auf das Kraut und meine Sucht. Dann wieder ein wenig Wehmut nach der Einfachheit des bekifften Lifestyles. Es folgen bestimmt noch ein paar Phasen, bis ich die Sache wirklich neutral betrachten kann. Aber ich bin auf jeden Fall entspannt. Die Erinnerung an mein oberstonedtes Ich bringt mich zum Lachen. Weil ich in den vorhandenen Erinnerungen zum größten Teil ein breites Lächeln auf dem Gesicht hab weil mein breites Gehirn gerade irgendeinen Schabernack ausheckt. Superstoned und superhappy.
Den Blog habe ich gestartet als andere Emotionen meinen Alltag beherrschten: Melancholie, Weltschmerz und Liebeskummer. Im letzten Jahr meiner Sucht war ich wirklich nur noch megastoned und mellow. Traurig und ziellos bin ich von Tag zu Tag geschlichen. Ohne diese Phase würde ich heute sicher immernoch mit der gleichen Überzeugen kiffen, mit der ich die vielen Jahre vorher das Kiffen verharmlost und vergöttert habe.
Heute gilt für mich Folgendes: Ein gesunder Geist ist offen für Drogen und stark genug den Effekt einzusortieren. Ein schwacher Geist kann durch die kleinste Erschütterung aus dem Takt geworfen werden.
Ich war schwach und emotional ausgemergelt. Ich bin heute froh über diese Phase. Ich habe in der Zeit viel gelernt: über mich und auch über mein Umfeld. Ich habe im Zuge dieser „Kriese“ den Ausstieg aus einer Suchtsituation geschafft und fühle mich heute stark genug nicht noch einmal zu so einem Trauerkloß zu werden, der ich in der Zeit war. Hinfallen und Aufstehen. Diese Regel lernen wir eigentlich schon in unserer Kindheit. Ich habe es erst spät begriffen. Genauso wie die Sache mit den kleinen Schritten. Meine ToDo-Liste war ewig und ich habe gar nichts angepackt. Heute stelle ich mir kleine Aufgaben und arbeite Schritt für Schritt an deren Umsetzung. Geschmeidig zum Erfolg.
Zehn Monate also. Stark Franzl. Ich klopf mir selbst auf die Schulter und gehe einfach weiter. Ich bin kein besserer Mensch geworden. Ich habe immernoch Probleme, Ziele, Aufgaben und Träume – aber alles ist ein bisschen einfacher und klarer geworden. Auf die nächsten zehn.
Lieber Gruß,
Euer Franzl
Die Einfachheit des Seins.
Ein sehr guter Freund schrieb gestern in einem Gruppenchat: „Ey Franzl, wir sollten wieder Kiffen – zurück in die Welt in der uns alles egal war. Stundenlang GTA oder Gran Turismo online zocken, drei Filme hintereinander schaun, einfach stoned sein und die Zeit Zeit sein lassen.“ Natürlich meint auch er das nur halbernst. Aber der Gedanke hat mich zum Nachdenken gebracht. Über die Einfachheit des Seins. Auch dauerbekifft war ich Mensch. Ich hatte Spaß und mein Leben war durchaus geregelt. Die Nachteile dieses Lifestyles habe ich hier bereits deutlich geschildert, aber es hatte auch ganz pragmatische Vorteile. Scheiße, wir haben uns für den Sonntag online verabredet und im Winter nicht selten den ganzen Tag gezockt. Ich weiß, was viele von Euch darüber denken, aber das war angenehm. Feine Sonntage waren das. 6 Studienfreunde, durch Jobs in ganz Deutschland verstreut, die einen „gemeinsamen“ Tag verbringen. Darunter waren auch zwei Nichtkiffer, die aber lange nicht die gleiche Ausdauer beim Zocken abliefern konnten. An diesen Tagen gab es keinen Alltag mehr. Morgen ist morgen, heute wird gezockt und gelacht.
Warum muss ich an dieses simple Beispiel denken? Ganz einfach, ich glaub ich kann das kifffrei nicht mehr so einfach. So von außen betrachtet kommt mir die Situation auch kindisch und klischémäßig vor, aber trotzdem erinnere ich mich an die Einfachheit und vor allem an den Spaß, den wir hatten. Scheiße, wir haben uns kaputt gelacht dabei. Wir waren kreativ und ausgelassen. Sie ist schwer zu beschreiben, die Welt, in der es keine Probleme gibt. Denn ich hatte ja genug davon: bewusst auf emotionaler Ebene und unbewusst hinsichtlicher meiner charakterlichen Entwicklung. Das Leben war trotzdem irgendwie einfach. Wenn ich von irgendwas genervt oder betrübt war, habe ich mich zurückgelehnt und den Kopfdreck einfach zugekleistert. Zack, weg. Und es ging weiter. Ich kam gut zurecht in dieser Welt, konnte mir die Sachen kaufen, die ich so brauchte. Beruflich hatte ich mich auf ordentlichem Niveau eingependelt. Meine soziale Kompetenz war ebenfalls solide. Ich glaube, ich hätte gut und gerne bis zur Rente durchbarzen können, ohne hoffnungslos unglücklich zu werden oder gar in der Gosse zu landen. Zu sein, also zu existieren, ist scheinbar wirklich einfach. Nicht einfach wie leicht, sondern eher schwer aufzuhalten. Ich denke dabei besonders an die vielen wesentlich extremeren Lebensentwürfe: Berufsgauner, Heroinsüchtige, Obdachlose, Frauen in gewalttätigen Beziehung oder die vielen Familien in all den Slums dieser Welt. Ich möchte meine Situation natürlich unter keinen Umständen vergleichen – all diese Personen kämpfen ums Überleben. Es geht mir um die Gewohnheit. Im Gegensatz zu diesen Schicksalen war mein Ausbruch natürlich ein Kinderspiel, aber es gibt durchaus eine Parallele. Das Leben geht immer irgendwie weiter, bis es irgendwann endet.
Stagnation ist das Stichwort. Ich habe eine Menge Bewegung in mein Leben gebracht über die letzten Monate und ich merke, dass ich mich ein bisschen einpendele in dieser Situation. Kleine Schritte – vielleicht erinnert ihr Euch – sollen es sein. Allerdings möchte ich diese kleinen Schritte auch weiterhin machen. Jeden Tag ein Stück vorwärts kommen. Das ist furchtbar anstrengend und ich fühle mich in letzter Zeit oft ein bisschen müde. Dennoch habe ich Stillstand zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt. Ich sehe mich ein bisschen nach der Einfachheit des Stillstands und deshalb habe ich wahrscheinlich auch so lange über die Nachricht nachdenken müssen. Und sie hat mich mal wieder zu einer simplen Erkenntnis geführt: allein der Ausbruch aus der täglichen Kifferei und der Welt der Egalität kann nicht das finale Ziel sein. Die gewonnene Freiheit muss ich jeden Tag verteidigen. Und zwar mit Entwicklung. Süchtig oder nicht – das Leben geht weiter und heute ist und bleibt heute und damit der Tag für den nächsten kleinen Schritt.
Die Nachricht steht auch stellvertretend für die allgemeine Unzufriedenheit, die ich so um mich herum bemerke. Scheinbar kommt die so oft postulierte „Generation Y“ einfach früher in die Midlifecrises. Keine Lust mehr auf das „9 to 5-Hamsterrad“ ohne Ausweg, oder die Vorbestimmtheit die so eine Hochzeit mit sich bringt. Das Leben ist schon ein Arschloch. Wenn du nicht richtig aufpasst, dann ist es irgendwann einfach vorbei und beim Blick zurück wird abgerechnet. Was überwieg: Sorge oder Freude?; Glück oder Unglück?; Verpasste oder genutzte Chance?
Seid ich nicht mehr kiffe, schiebe ich den Gedanken nach einem Wochenendurlaub vor mir her. So nur für mich. Schluss mit der Schieberei. Die Egalität ist auskuriert – ab jetzt starte ich ein neues Projekt und ich nenne es „Tu es, du Armleuchter!“ Hoffentlich klappt dieser Ansatz mit der gleichen Konsequenz, mit der ich die Kifffreiheit durchgehalten habe. Tu es, Franzl. Weniger denken – mehr handeln. Auf geht’s!
Der Weg des MC Winkel.
Mein Lieblingsblogger MC Winkel hat vor kurzem ein Geständnis abgegeben: er kiffte, erst vorsichtig und dann täglich. Wir kennen diesen Ablauf ja alle. Als Berufsblogger und quasi „Markenbotschafter“ ist das ein sehr mutiger Schritt, wie ich finde. Er nannte seine abendlichen Joint „das Glas Rotwein des modernen Mannes“. Unweeding nennt er seine Geschichte und mittlerweile gibt es bereits den dritten Teil seiner Geschichte. In seiner winkelschen Schreibe erzählt er zunächst, wie es überhaupt dazu kam und seine Suche nach der ganz persönlichen Lieblingssorte. Absolut Lesenswert.
Wie die Suche nach der Lieblingstraube beschreibt der Winkel seine Suche nach der für ihn besten Sorte. Der Junge muss einen sehr kompetenten Dealer gehabt haben. Ich war froh, wenn meine Lieferanten überhaupt mal wussten, was sie vertickten. Amateure. Aber der Winkel gibt sich auch gern als Conoisseur des guten Geschmacks. Zu Recht, wie ich finde. Allerdings musste ich über den Einsatz der Drehmaschine schon schmunzeln. Ich hab die Leute immer belächelt, die kiffen wollten, aber nichtmal einen ordentlichen Joint drehen konnte. Da war ich Perfektionist. Scheiße, ich konnte wirklich überall einen perfekten Jizzl basteln. Ne große Barztwurst für 3, einen Sticky für Zwischendurch oder einen Holländer zum Steak – da war ich Fein-Mechaniker.
Von der Verdrängung zur Erleuchtung
Der Weg meines persönlichen Unweeding ist ja jetzt schon wirklich Fortgeschritten und ich finde es bedrückend, wie sehr sich mein Bild des Grases verändert hat. Die kleine Pflanze, die ich so genoss und liebte ist zu einer Metapher für Melancholie geworden. Mir ist bewusst, dass mein persönlicher Weg nicht allgemeingültig ist. Ich hatte offene Baustellen, emotionale Schwierigkeiten und Sorgen, die aus meinem ganz persönlichen Lebensweg begründet sind. Ich habe mich von dieser Sucht befreit, die es mir nicht möglich machte, all das zu erkennen, was mich blockierte. Ich kiffte, um zu verdrängen. Ja, ich muss mir eingestehen, dass ich mich in den Rausch flüchtete, anstatt an mir und meiner Situation zu arbeiten.
Neun Monate später fühle ich mich ernsthaft befreit. Das kleine Eichhörnchen, dass ich als Synonym für den inneren Drang einen Joint zu rollen erfand, ist nicht mehr. Der kleine Scheißer ist weg. Wahrscheinlich sitzt er nun auf einer anderen Schulter und flüstert: „lass ma kiffen!“ Ich verteufle das Gras noch immer nicht. Für mich ist es immer noch die harmloseste aller Drogen. Aber ich würde die Suchtwirkung niemals mehr runterspielen. Das Ritual des täglichen „Gehirnausschalters“ hatte sich so fest in meinem Leben verankert, dass ich zeitweilig dachte es würde für immer zu mir gehören. Ich bin scheissfroh, dass ich jetzt mit über 30 den Absprung geschafft habe. Es war höchste Eisenbahn. Wahrscheinlich war die Trennung, die mir vor etwas mehr als einem Jahr so sehr zusetze und mich noch tiefer in die Kifferei trieb letztendlich mein Ausweg. Noch einmal gab ich mich damals ganz ausgiebig der Melancholie hin. So sehr, dass ich dachte ich verliere mich und meine Lebensfreude. Es war wirklich ein Tiefpunkt in meinem Leben, der dem heutigen Hoch den Anstoß verlieh.
Diese Zeilen zu schreiben fühlt sich merkwürdig an, denn ich fühle mich meilenweit von diesem traurigen Zustand entfernt. Ich bin frei. Erleuchtet, naja – auf jeden Fall erleichtert. Ich bin ein neuer Franzl.
Statusbericht: 9 Monate.
Drei mal drei ist Neune. 9 Monate bin ich jetzt clean. Ich fühl mich auch sauber. So langsam sollte das ganze Kraut, dass ich mir so viele Jahre durch die Birne gezogen haben komplett aus meinen Organismus verdampft sein. Ich fühle auf jeden Fall nichts mehr davon. Mein Leben hat sich verändert seit meinem Ausstieg. Positiv verändert. Absolut positiv.
Hört auf zu kiffen – ihr da draußen. Ihr, die ihr hadert. Ihr, die ihr glaubt kiffen ist nur ein Mittel zum Runterkommen. Zum Abschalten von einem „harten“ Arbeitsalltag. Täglich kiffen ist ein Kreislauf, der ultrahart zu durchbrechen ist. Es beginnt doch meist gleich. Auf den kleinen Rausch ab un zu folgt schnell das Ritual des täglichen Absackers. Dieser Schritt ist nicht unausweichlich, aber ebenso wenig abwegig. Ich habe verdrängt, habe schöngeredet und verharmlost. Das war ein Irrglaube.
Macht Euch bewusst, warum ihr kifft. Versucht herauszufinden, ob es nicht doch einen tieferen Grund für die vielen einsamen Joints gibt. Alleine Drogen zu nehmen zu nehmen würde ich immer als Alarmsignal werten. Egal, ob es der einsame Joint auf der heimischen Couch, der heimliche Schluck Jägermeister oder die Nase Koks auf dem Büroklo ist.
Ich fühle mich frei. Jetzt gehe ich raus, setze mich aufs Rad und genieße den goldenen Oktober. Drogenfrei und glücklich. Die Sonne reicht mir für ein gutes und wohliges Gefühl. Das ist ein tolles Ergebnis. Bald ist mein Ziel rum: ein Jahr kein Gras. Ich glaube ich mach zwei draus. Warum sollte ich auch wieder kiffen? Mein Leben ist besser geworden.
Ich drücke Euch alle. Bleibt; werdet stark!
Euer Franzl
Das Eichhörnchen und die Stilfrage.
Heute bin ich über einen Blog-Beitrag vom MC Winkel gestoßen. Seine Geschichte beschreibt er ein bisschen anders, aber ich bin sicher, dass auch der Winkel ein paar der Auswirkungen kennt, die ich hier bereits angesprochen habe: Kiffer für die Rebellion zum Beispiel und vielleicht stellt er auch seine Identität in Frage, so wie es viele unter uns getan haben. Winkel ist ein Blogger der ersten Stunde und ich verfolge sein Zeug schon eine ganze Weile. Er ist in seiner zweiten Woche und verspricht seine Leser auf dem Laufenden zu halten. Ich bin gespannt. Er geht, anders als ich, ganz offen mit seiner Geschichte um. Gut so – vielleicht lüfte ich irgendwann auch mal meine Identität und stehe zu meiner Geschichte. Bislang habe ich das Thema, vor allem im beruflichen Umfeld eher inkognito gehalten. Ich wollte einfach nicht in diese Kiffer-Schublade gesteckt werden. Schließlich war ich ja Business-Kiffer und nicht einer dieser zotteligen, dreadlockigen Verpeilten. Das ist keineswegs beleidigend gemeint, nur meine Interpretation der allgemeinen Wahrnehmung eines „Kiffers“.
Scheiße, es geht mir gut. Mehr als acht Monate sind seit meinem Einstieg in die Abstinenz vergangen und ich fühle mich mit jeder Woche besser. Für mich war der Joint zu Feierabend ein so elementares Ritual und ich war sicher, dass er mir gut tut. Für mich war das der richtige Weg den Stress des Alltags abzuschalten und in den Ruhemodus zu wechseln, quasi auf Knopfdruck. Eher auf Dreh am Rädchen, da ich stets BIC-Feuerzeuge mit Rädchen bevorzugte. Stil war immer ein Thema. Wenn ich billige Tokai-Feuerzeuge in Benutzung sehe, verdrehe ich noch heute die Augen. Stil war mir wichtig. Ich hatte auch nie mehr als drei Stummel im Aschenbecher. Hatte ich Besuch, aber ich Kippenrauchern stets einen eigenen Aschenbecher hingestellt. Ich wollte meinen Joint einfach ablegen können, ohne das gleich der Geruch stinkender, angesengter Filter in der Luft liegt. Ich hab Pfeifenraucher auch nie verstanden, die ihre Köpfchen einfach auf dem Tisch ausgeklopft haben, so dass der nach ein paar Pfeifendurchläufen aussah, wie bei Hempels. Nein Nein, bei mir war immer alles Tutti. Auch meine Joints sahen aus, als kämen sie aus der Fabrik: kein Knick und vor allem keine überlangen braunen Schamlippen, die entstehen, wenn das Papier über den Tipp ragt. Kann man doch abbrennen, oder besser einfach so basteln, dass der Tipp ein bisschen unten aus dem Joint rausguckt. Stil halt. Krümel, die beim bauen entstehen, habe ich nach dem Bauen mit der Blättchenpackung in eine kleine Schale gekehrt und nicht einfach auf dem Tisch gelassen. Aus dem Inhalt ließen sich fantastische Reste-Tüten bauen, die richtig geknallt haben. Keine Ahnung warum.
Heute kann ich über diese Interpretation von Stil, und mein Verständnis davon, schon gut lachen. Was war ich doch für eine Laberbacke. Süchtig war ich. All diese Ordnung und Einbildung von Sorgfalt und Klasse war nur die Stimme des Eichhörnchens, dass mir den Konsum schöngeredet hat. Klar, als Instrument hat das Gras seine Wirkung vollbracht. Mit dem ersten Zug war der Ruhemodus angeklickt und ich hab mich nicht mehr mit den Aufgaben des Tages, der Woche und des Lebens auseinandergesetzt. Für den Rest des Abends war Ruhe. Am nächsten Morgen habe ich dann mehr schlecht als Recht die wichtigsten Tasks abgearbeitet und mich zur nächsten Ruhephase durchgeschlagen. Abschalten ist wichtig und ich bin immernoch auf der Suche nach einer guten Möglichkeit dazu. Sport klappt perfekt. Wenn ich einen Ball in der Hand habe, ist alles andere ausgeblendet. Aber das ist eben keine Möglichkeit für den Abend auf der Couch, um das Gehirn ein bisschen zu beruhigen und die Gedanken langsam auf Schaf zu polen. Of mache ich abends ein Hörbuch, oder WDR5 an um ein bisschen Ablenkung zu haben und häufig erwische ich mich dabei, dass mein Gehirn trotzdem weiter die offenen Punkte meiner ToDo-Liste bearbeitet. Gras hat diesen Prozess einfach gestoppt. Ein Zug und es herrschte Stille.
Meine Lösung ist Organisation. Ich schreibe viel auf. Mache mir Listen mit Aufgaben für den nächsten Tag und versuche sie der Reihe nach abzuarbeiten. Das scheint zu helfen. Oft stehe ich Abends noch mal aus dem Bett auf und schreibe ein, zwei Dinge auf ein Post-It. Danach kehrt dann oft Ruhe ein, denn ich weiß, dass ich die Aufgabe notiert hab und nicht vergesse. Nach 8 Monaten Abstinenz beschäftige ich mich mit solch einfachen Lösungen. Aber Lösungen sind eben besser als Sorge über Unzulänglichkeit. Die hat nämlich in meiner Kifferzeit die Oberhand gehabt. Ich bin viel entspannter geworden und Sorge mich deutlich weniger. Kleine Schritte, große Schritte – schon am Anfang war mir klar, dass Arbeit auf mich wartet.
8 Monate sind ein Riesenerfolg, dass muss und darf ich für mich selbst anerkennen. Auch ein bisschen Stolz ist okay. Ich muss das Wort Stil neu definieren. Am Wochenende war ich seit langem mal wieder ernsthaft Klamotten kaufen, keine Sneaker, North-Face-Jacken oder bunte kurze Hosen, sondern Business-Outfits. Das hab ich nie gemocht, aber diesmal hatte ich Spaß dran. Mein Selbstverständnis wird besser. Business-Kiffer hab ich mich geschimpft. Der Kiffer ist Vergangenheit und jetzt bastele ich am Mann. In kleinen Schritten. Besser spät als nie.
Ich bin ein bisschen geheilt. Ich hab keine Angst vor einem Rückfall, wenn es passiert, stehen schon in diesem Blog viele Gründe, die mir sagen, dass der tägliche Joint am Abend eine enorme Bremse ist. Nein, ich fühle ich mit gut und freue mich auf Alles, was kommt. Weiter so.
Bleibt dran. Es lohnt sich. Euer Franzl.
Regeln sind für Pussies.
Zwischendurch hab ich schon Lust mal wieder richtig einen durchzuknallen. Ein bisschen Kraut in Tütenform drehen und schön abdampfen. Kein billiges Gras von der Ecke, sondern schönes, sauber angebautes holländisches White Widow oder Superskunk. Paffedipaff und ein bisschen Pass. Klebrige Finger. Dummes Gelächter. Abgefahren leckerer Kakao. Das ganze Programm.
Sorry, aber so ist das. Ich habe mich dagegen entschieden und bis froh und auch ein bisschen stolz, dass ich jetzt acht Monate durchgehalten habe. Und ich werde dieses Verlangen auch weiterhin unterdrücken. Aber ich will nicht verheimlichen, dass ich noch immer ab und zu Lust auf einen Joint verspüre. Ich kann gar nicht sagen, ob es die Lust auf den Rausch, oder die gewohnte Prozedur des Drehens ist, nach der ich mich sehne. Das Eichhörnchen sitzt also noch auf meiner Schulter, wie Towely das Handtuch. Komm, lass ma‘ kiffen! Soll es halt da hocken. Wahrscheinlich wird das blöde Hörnchen mein ewiges Maskottchen bleiben. Damit werde ich mich arrangieren müssen. Irgendwann wird der Versuch kommen: ein kleiner Joint und ein geselliger Abend und am nächsten Morgen der große Test. Reagieren Körper und Kopf dann, wie sie es so langen taten? Wird er mich zurückwerfen in alte Muster und gibt es doch die Chance die Sucht zu besiegen? Wir werden sehen. Irgendwann in ferner Zukunft. Noch sehe ich diesen Tag, diesen riskanten, aber notwendigen Versuch nicht. Ich bin noch viel zu nah dran an dieser ewigen Kreislauf zwischen dem letzten und dem ersten Joint. Ich will die Sucht besiegen, möchte wieder komplett unabhängig sein und selbst entscheiden wann ich mir was in die Birne zimmer.
Die allgemeine Meinung dazu ist, dass Süchtige wohl immer süchtig bleiben. Momentan ist das auch meine Meinung. Ich glaube nicht, dass ich „verantwortungsvoll“ kiffen kann. Ich tendiere dazu dem verfluchten Eichhörnchen einen Käfig zu bauen und mir eine Decke zu kaufen, die ich drüberwerfe, wenn das blöde Hörnchen zu laut und zu aufdringlich wird.
Denn für mich ist es klar: mir geht es schon nach so „kurzer“ Zeit deutlich besser. Besonders emotional fühle ich mich wesentlich ausgeglichener. Ich fühle mich leistungsfähiger, kompetenter und wacher. Es ist ein Dilemma. Zurück in den täglichen Konsum will ich auf keinen Fall. Bloß nicht noch einmal zehn Jahre verlieren. Nicht mal eine Woche will ich nochmal in diesem ewigen Halbrausch verbringen. Auf der anderen Seite schwebt da dieses ekelhaft konservative Gefühl des Verbots über mir. Wer bin ich denn, dass ich mir was verbiete? Was bilde ich mir ein? Ein Rebell bin ich doch. Regeln sind für Pussies.
Doch dieses Verbot bleibt aktiv. Für die gute Sache. Für ein gutes Leben. Ein Verbot für die Freiheit. Es ist paradox.
Statusbericht: 8 Monate.
Ich kann es kaum fassen. Es begann mit der ersten überstandenen Nacht, dann die erste Woche, der erste Monat, ein halbes Jahr und jetzt sind es also 8 Monate. Unfassbar. Jetzt bin ich so weit gekommen und eins weiß ich genau: ich möchte nicht zurück. Ich habe ein Leben als Kiffer geführt und bin endlich ausgebrochen aus diesem Zwang. Auch die Identitätskriese ist überwunden. Ich bin noch nicht fertig mit meiner Neuorientierung, aber ich bin halt kein Kiffer mehr. Und das fühlt sich ausgezeichnet an. Ich habe die Kraft mich neu zu orientieren und fühle mich stark genug neue Wege zu gehen – härter zu arbeiten als je zuvor und optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Es fällt mir von mal zu mal schwerer in diesen Statusberichten Bezug zur Abstinenz zu nehmen. die Auswirkungen sind verschwunden. Die Stimmungsschwankungen sind weg. Ich bin nicht immer happy, aber definitiv zufriedenen. Ich schlafe gut, Träume regelmäßig, aber die Träume verwirren mich nicht mehr und die Erinnerung an die nächtlichen Eskapaden verschwindet spätestens nach der morgendlichen Dusche. Die Melancholie ist überstanden. Ich habe immernoch Sorgen und Ängste, aber die sind fass- und lösbar und sehr konkret. Ich kann mich ihnen stellen und auf eine Lösung hinarbeiten. Die Konzentration ist ebenfalls deutlich verbessert und ich habe das Gefühl, es wird wöchentlich besser.
Es fällt mir schwer allein die Abstinenz als Grund für meine Entwicklung über das letzte halbe Jahr zu sehen, aber es ist wohl so. Das sollte Euch allen Mut machen. Die Abstinenz ist nicht die Rettung, aber sie setzt neue Kräfte frei und kann der Wegbereiter für ein neues Leben sein. Das gilt wahrscheinlich für jede Art von Sucht. Es ist unglaublich befreiend nicht mehr an diesem Kraut zu hängen und ich denke oft daran, warum ich so eisern an meinem täglich High festgehalten haben. Es ist mir ein Rätsel. Für mich habe ich nun einen Weg gefunden, aber wenn ich nach einem allgemeinen Tipp gefragt werde, habe ich keine Antwort parat. Was hätte ich meinem 2007er Ich sagen können, um es von einem Ende zu überzeugen? Ich weiß es nicht. Ich hätte mich verprügeln können und trotzdem hätte ich danach einen Joint in mein verbeultes Gesicht gesteckt und hätte mich der Erbärmlichkeit dieser Szene hingegeben. Ganz sicher. Warum ich? Das war auch nach dem Ende der letzten Partnerschaft mein beherrschender Gedanke. Anstatt meine offenkundige Unfähigkeit, Schwäche und Unsicherheit zu erkennen und konkret zu bearbeiten, habe ich mich eingeigelt und klein gemacht. Habe mich selbst betrauert und die gemeine Welt verflucht.
Heute mache ich das anders. Und das gibt mir viel Mut. Ein kleines Beispiel vom letzten Wochenende. Aus dem Spiel statt aus der Liebe, aber ich finde es sehr passend. Die Situation ist folgende: Das erste Spiel der neuen Saison. Auswärts beim ärgsten Konkurrenten um den Aufstieg. Basketball ist auch so eine Art Liebe. Wir sind neun Punkte hinten, die letzten zwei, einfachen Würfe habe ich vergeben. Außer zwei Freiwürfen habe ich keine Punkte erzielt. Ich weiß genau, dass ich noch vor drei Jahren nicht das Selbstbewusstsein hatte, mich aus dieser Situation zu befreien. Doch in diesem Spiel hatte ich einen Moment. Nach dem zweiten Fehlwurf aus meiner Lieblingsposition laufe ich zurück in die Defense und fühle die Unsicherheit in mir. Scham. Angst vor dem Versagen. Aber heute kann ich die Scheiße für mich benutzen, mich zusammenreißen und mich darauf besinnen was ich kann. Ich klatsche also in die Hände, schüttele mich und konzentriere mich. Und was passiert? Ich fange direkt im kommenden Angriff des Gegners einen Pass ab, laufe nach vorn – Pass – Korb für uns. Danach macht der Gegner drei Minuten keinen Korb und ich versenke vier Jumper in Folge. Wir führen und gewinnen schließlich. Meine Moral aus dieser kleinen Geschichte: Versteck Dich nicht hinter bedrückenden Emotionen. Du kannst spielen. Du kannst lieben. Du weißt, was zu tun ist. Nichts zu tun und die Unsicherheit gewinnen lassen führt nur noch tiefer in die Traurigkeit. Fehler passieren ständig. Nach jedem Fehler will ich mich schütteln und es erneut versuchen, mutig und selbstbewusst. Zweifel sind der Tod der Chance. Lieber versage ich aufrecht, voller Überzeugung als jemals wieder gebückt und bedrückt zu scheitern.
Schon wieder klinge ich wie eine billige Version eines Motivationskünstlers. Sorry. Tschakka, du schaffst es. Aber es ist leider so einfach: Es kommt eben doch auf die Haltung an. Warum sagt man über Frauen, dass sie immer die Arschlöcher bevorzugen? Weil Arschlöcher, unabhängig von IQ, Statur, Dichtheit des Haarschopfes und Penisgröße, selbstbewusst ihr Ziel verfolgen. Zweifler wirken immer kleiner als sie sind. Im ersten Eindruck misst sich Attraktivität eben durch Lautstärke und Sichtbarkeit. Wer sich selbst am liebsten unter der Decke versteckt, wird auch so wahrgenommen. Noch ein Beispiel? Egal, ich hau es raus. Auf Fotos habe ich wegen meiner Zahnlücke immer gern den Mund geschlossen gehalten. Schieß drauf. Seit diesem Sommer halte ich die Lücke madonnaesk in jede Kamera. Shice drauf. So sieht Franzl’s Fresse halt aus. Ich bin cool damit und das möchte ich auch ausstrahlen.
Also: Haut raus. Seid stolz auf Euch. Auf jeden kleinen Erfolg. Prahlt nicht, aber versteckt Euch auch nicht.
Meine Kifferei hat mir den Mut geraubt. 8 Monate haben viel davon zurück gebracht und ich will weiter daran arbeiten. Ich will nicht zum Arschloch werden, aber ab und zu will ich wie eins auftreten und zwar wie ein richtig Großes. Selbstbewusst und angstfrei! Vier Monate sind es jetzt noch bis ich mein Ziel von einem Jahr Kifffreiheit erreicht habe. Ich bin gespannt, welches Ziel ich mir dann setze. Bleib stark. Werdet stark. Seid stark.
No more Fumo Fumo – ihr Fotzen. Limbo. Scheiße.
„Can i fumo fumo this?“ – Zufällig hab ich Circus Halligalli gesehen und da sitzen die Jungs mit einem Jamaikaner im Phantasialand und der haut diesen Satz raus, während er auf einen Busch zeigt. Ich musste sehr darüber lachen. Ich habe diesen Scherz auch schon gebracht. Die beiden dauerbreiten Jamaikaner strahlten eine enorme Lebensfreude aus. Einfach happy die Jungs. Glückliche Dauerkiffer. Der Inbegriff von Jamaika. Ab und zu war ich auch ein Jamaikaner, habe diese Lebensfreude ausgestrahlt und konnte Leute damit begeistern. Ab und zu war ich auch einfach happy und der Joint zappelte in meinem Mundwinkel, weil ich lauthals lachte.
Ich mag die Kifferkultur. Lammbock ist auch so ein Ding. Gib ab! Einfach stark. Der Fikm bewirbt eine gesunde Lebenseinstellung. Aber auch dieser Film zeichnet ein klares Bild zweier unterschiedlicher Konsumtypen. Der eine unbefangen und lebensfroh und der andere eher der Grübler, der auch nicht wirklich zufrieden und lebensbejahend ist. Ich habe mich hinter dem Konsum versteckt, ich habe innere Empfindungen damit überdeckt und habe verdrängt. Viele lustige Momente aus der Vergangenheit sind eng mit einem Jolly verbunden. In meinem Fall aber eben auch viele traurige. Ich war einfach noch nicht fertig mit mir. Zu viele Fragen waren noch ungeklärt und blieben es über die Jahre. Neben der Kifferei war einfach kein Raum mehr für Entwicklung und darüber ist ein Problem entstanden. Gras war nicht Problem. Ich war es.
Für zufriedene Menschen, die ihre Lebenssituation definiert und ihre Ziele erreicht oder klar vor Augen haben ist es eine Droge für den Genuss. Für mich war Gras irgendwie Medizin. Ich habe es hier schon oft gesagt: Ich verteufele Gras nicht. Ich verteufele gar keine Droge. Für mich ist Gras noch immer harmlos. Die Folgen von intensivem Konsum sind es keinesfalls. Ich habe mich in einen beinahe unerträglichen Zustand gekifft. Einen Sumpf aus Traurigkeit und Unzufriedenheit. Wahrscheinlich hätte ich das mit Alkohol oder Heroin wesentlich schneller geschafft. Und hätte ich mich derartig in ein Hobby geflüchtet, hätte es wahrscheinlich einfach länger gedauert, bis ich erkannt hätte, das ich verdränge. Für mich ist WoW ein gutes Beispiel. In meinem Bekanntenkreis haben sich ein paar Jungs in dieses Spiel geflüchtet, so wie ich mcih in die Kifferei geflüchtet habe. Sie haben von Session zu Session gelebt und alles andere ausgeblendet. Worauf ich hinaus möchte ist folgendes: Probleme sind der Auslöser – die Sucht oder die Flucht sind nur die Konsequenz. Ich sehe meine Kifferei erst heute als Flucht. Ich dachte immer, ich kiffe zur Entspannung, zum Spaß oder einfach aus Genuss. Papalapapp – ich habe mich dahinter versteckt, weil ich mich nicht mit meinen innersten Emotionen auseinandersetzen wollte. Ich bin geflüchtet.
Kifft, zockt – macht was ihr wollt. Aber seid aufmerksam: es gibt einen Weg diese Verdrängung zu durchbrechen. Die Zeit ist leider nicht endlos. Und zu spät ist es nie. Es ist vielmehr jederzeit der richtige Moment. Ich kontrolliere mich selbst und schlage mir im Geiste auf die Finge, wenn ich daran denke einen Joint zu bauen. Dummer Franzl – no more fumo fumo for you! Ich sehe das mittlerweile sportlich und keineswegs als Einschränkung oder Verbot.
Ich kann jederzeit wieder kiffen, aber dann muss ich halt auch die Konsequenzen tragen. Das möchte ich nicht mehr. Mir hat das Kraut nicht geholfen. Es war nicht der Auslöser meiner Witzigkeit. Nicht weil ich kiffte habe ich über den Film Lammbock so gelacht. Nicht deshalb finde ich dauerbreite Jamaikaner witzig. Es ist, weil beides witzig ist. Ganz einfach.
Der Königsweg zum Glück.
Ich mag diese ganze Kiffer-Subkultur noch immer. Ich habe mich für einen grasfreien Weg entschieden und das ist für mich auch erstmal gut so. Aber ich bin weit davon entfernt, jedem vom Kiffen abzuraten. Ich will hier ehrlich sein – und dazu gehört es einzugestehen, dass ich tiefergehende emotionale Probleme über Jahre mit mir rumgeschleppt habe, ohne sie anzugehen. Und mit meiner Sucht habe ich die Verdrängung forciert. Ich habe auf morgen verschoben. Heute ist das alles für mich ganz eindeutig und ich habe keine Scham zuzugeben, dass ich belastet war und es auch noch bin. Ich habe mich für sehr stabil gehalten – emotional ausgeglichen und frei. Aber erst eine gescheiterte Beziehung und eine berufliche Unsicherheit, zusammen mit dem Stopp der Zufuhr meiner täglichen Dosis Medical Marihuana, haben die Wahrheit ans Licht gebracht. Ganz langsam und Stück für Stück wurde mir bewusst, dass ich mir etwas vorgemacht habe. Es war nicht das Gras, das mich emotional beschädigt hat – nein es war die Zeit der Verdrängung, die kleine Päckchen in große Lasten verwandelt hat. Unbemerkt in einem stillen Eckchen meines Kopfes. Meine Fresse bin ich froh, dass das letzte Jahr so gelaufen ist wie es eben gelaufen ist. Es hat mir die Augen geöffnet. Ich habe mehr als genug Zeit die Lasten langsam aber sicher abzuladen.
Ich möchte Euch ansprechen, ihr da draußen, die diesen Blog findet in einer Phase in der ich mich befand, als ich ihn startete: Scheiße, mein Leben gerät irgendwie aus den Fugen. Ich war fertig. Nach der ersten kifffreien Woche war ich nicht stolz, sondern völlig down. Desillusioniert. Verwirrt. Ich hatte Angst.
Seid aufmerksam. Unsere Geschichten sind alle unterschiedlich. Unsere Biografien ebenso. Und auch die Gründe, warum wir aufhören wollen zu kiffen variieren. Es gibt ihn nicht, den allgemeingültigen Königsweg für den Weg aus der Sucht. Sucht Euch Vertraute, denen ihr sagen könnt, was Euch belastet. Seid ehrlich zu ihnen und zu Euch selbst. Meist hat die Sucht einen tieferen Grund. Das klingt nach einer ganz schlimmen Floskel, aber es ist wahr. Der tiefere Grund kann auch nur eine kleine Pfütze sein – einmal feste reingetreten und die Welt ist wieder in Ordnung. Oder ist ein tiefer Graben und es muss erst eine Brücke darüber gebaut werden, ohne das man wüsste wie so etwas geht. Scheitern. Neu versuchen. Scheitern. Erfolg. Profis können helfen. Es gibt Menschen, die haben schon viele dieser Brücken gebaut und verfügen über Pläne, Material und Erfahrung. Vertraut Euch an. Vertraut Euch und Eurem Instinkt.
Wenn ich so zurückschaue wusste eigentlich immer, was mit mir los ist. Hätte mich jemand ins Gesicht darauf angesprochen, hätte ich es von mir gewiesen und als lächerlich abgetan. 7 Monate haben viel verändert. Es ist wahr. Und es soll Euch Mut machen. Packt die Scheiße an. Traurigkeit, Wut, Melancholie, Angst – lasst all diese Gefühle zu und hört genau hin. Hinter diesen Emotionen stecken die Probleme und auch die Lösungen. Wie oft bin ich in den ersten Wochen von dieser tiefen Trauer übermannt worden, die mich richtig gelähmt hat. Statt der Wohligkeit, wie nach dem ersten tiefen Zug an an der Tüte zog eine dichte Wolke aus Traurigkeit durch meinen Kopf. Ganz plötzlich und doppelt so intensiv. Ich fühlte mich schwach, schlecht und nutzlos. Ich war ein kleines Häufchen Elend, von der Freundin verlassen und nahezu pleite. Ich armer kleiner Trottel. Ich hab mich extra klein gemacht. Ich wollte klein sein, zurück in Mamas Schoß. (Dabei muss ich wieder an Siggi Freud denken. Nie hab ich verstanden, was das für eine Theorie sein soll von wegen Mutter heiraten und Vater töten. Heute halte ich den Mann für den Superdenker überhaupt. Aber das nur am Rande.)
Kiffen oder nicht kiffen? Ihr wisst ganz genau, was der richtige Weg für Euch ist. Und wenn der Joint oder die Bong zum Instrument wird und ihr darauf spielt, um die Stimmen Eures Gewissens zu überspielen, dann – ja dann sollte die Antwort auf der Hand liegen. Ich hab so kraftvoll in die Trompete geblasen, dass ich jahrelang gar nichts mehr gehört hab. Ich hatte einen grünen Tinitus.
Kifft, oder hört damit auf. Beides ist der richtige Weg. Kiffen hilft und es schadet. Es ist Medizin und Droge. Freundin und Hure. Problem und Lösung. Ihr wisst alle ganz genau, was richtig für Euch ist. Tut es. Sammelt Kraft und legt los. Ich glaub an Euch. Euer Franzl.
Stress ist gut.
Ich sitze im Zug auf dem Weg nach Hause. Die ganze Woche schon wollte ich einen Text hier reinhacken, aber ich kam einfach nicht dazu. Ich hab den Arsch voll Arbeit. Und das ist großartig. Seit Jahren schon hoffe ich auf diese Situation. Sieben Monate bin ich clean und plötzlich ist es soweit. Und ich fühle mich bereit. Auf meinem Wecker hab ich die Zeit zurückgedreht, damit mein Tag länger wird.
Ist es Zufall, dass sich nun auch Erfolg einstellt? Hätte ich diesen Auftrag auch als Kiffer geholt? Und wäre ich überhaupt in der Lage gewesen das Ding auch durchzuführen? Ich weiß es nicht. Es ist zumindest fraglich. Meine Konzentrationskapazität hat sich definitiv verbessert. Meine Stimmung ebenso. Ich verspüre eine große Euphorie, wenn ich an den nahenden Start „meines“ Projekts denke. Ich hab richtig Bock. Lust zu arbeiten. Das ist auf jeden Fall neu.
Dabei denke ich zurück an vergebene Chancen. Kennt ihr die Zeile von Samy Deluxe: „Sollt‘ ich jemals wieder kiffen, hau ich mir ne Axt ins Bein!“? Ich mochte den Song, aber diese Zeile hab ich nie gerafft. War ich so blind? Hab ich mein Potenzial mit der Kifferei so sehr gebremst, dass ich keine Kraft mehr für Fortschritt hatte? Und jetzt bin ich entfesselt, oder was? So einfach kann es doch nicht sein.
Mein Kopf rattert. Ideen. Möglichkeiten. Ich werde mutiger und beginne ernsthaft an meiner Zukunft zu planen. Und irgendwie mache ich kleine Schritte in die richtige Richtung. Damals habe ich tagsüber viel geträumt: von Erfolg und Geld, von Liebe und Glück, von Möglichem. Jetzt tagträume ich viel weniger und plane mehr. Ich lege mir kleine Schritte zurecht und gehe die Dinger auch vorwärts. Ich war ne Ewigkeit nicht mehr richtig broke, also so am 21. mit dem letzten 50er in der Tasche broke.
Vielleicht wird das ja wirklich noch was mit mir. Wir werden sehen. Sollt‘ ich jemals wieder kiffen, dann weil ich ein Versager bin. Ja, so sehe ich das heute. Verpetzt mich nicht. Unfassbar, dass diese Worte aus meinem Mund kommen. Franzl der Kiffer ist voll anti geworden. Was’n Lappen.
Übrigens. Der Sommer ist zurück für seine letzte Etappe. Genießt den shit aus den letzten Sonnenstrahlen. Ich mach dieses WE nochmal einen kleinen Ausflug. Ich wünsch Euch ein Tolles.
Drücker,
Franzl.
Ein Abschiedsbrief.
Im Zuge der meiner Suchtberatung wurde ich gebeten einen Abschiedsbrief zu verfassen. Ich finde das eigentlich ein bisschen sehr theatralisch, dennoch möchte ich meine Version mit Euch teilen:
Liebe Mary Jane,
zehn Jahre waren wir ein Paar. Unzertrennlich wie Bonny und Clyde. Ich war der gute Junge mit den ehrlichsten Intentionen, war verliebt und grünäugig. Du warst meine Gaunerbraut. Eine kleine Rebellin, die meinem Leben ein bisschen Aufregung versprochen hat, ein bisschen Verruchtheit. Dein Geruch nach Hinterhof und hat mich fasziniert. Ich bin bürgerlich aufgewachsen, doch mit Dir an meiner Seite war ich plötzlich auch ein bisschen Ghetto. Ich mochte das sehr. Wir waren die zwei Geflippten und schwammen gemeinsam die Strömung. Wir haben Parties aufgemischt, Rentner verwirrt, Unruhe gestiftet und Regeln gebrochen. Ich habe die verstörten Blicke der Leute geliebt, wenn du inmitten der Meute auf Konzerten an meinen Lippen hingst und wir uns gemeinsam der Musik hingegeben haben. Für uns war das Alles ganz lockere Action, doch für die waren das gleich Skandale. Ohne mich warst Du eine stinknormale Blume und ohne Dich war ich nur einer dieser Spießer.
Meine „wilden Jahre“ habe ich mit Dir geteilt. Sicher werde ich meinen Enkeln irgendwann von Dir erzählen. Von den vielen Nächten, die wir uns um die Ohren geschlagen haben. Von den Geschichten, die wir erlebt haben. Es war, wie ein ewiger Rausch. Ich hab Dich verehrt und gegen jede Argumentation verteidigt. Mama mochte Dich nicht. Im Berufsleben habe ich unserer Beziehung sogar geleugnet. Es war eine wilde Zeit mit Dir und ich kann nicht beurteilen, wo ich ohne die Jahre mit Dir heute stünde. Erfolgreicher? Erwachsener? Glücklicher? Fuck it! Ich habe Dich verlassen. Ich bin Dir nicht dankbar und erwarte ebenso keinen Dank von Dir. Ich werde Dich nie vergessen, aber ich werde keine Träne vergießen, weil Du nicht mehr da bist. Wir sehen uns in der Hölle, Du Miststück. Ich bereue unsere Liaison nicht, aber sie war zu lang. Vielleicht hätte es als Fernbeziehung funktioniert. Als aber es ging bergab, als Du bei mir eingezogen bist. Jeden Tag konnte ich Dich einfach nicht ertragen. Ein intensiver Tanz alle paar Wochen – das hätte eine Lösung sein können. Die tägliche Dosis Mary, jeden Abend gemeinsam auf der Couch hocken und nix tun – das war unser Ende. Aus der wilden Tanzerei wurde in kürzester Zeit eine ermüdende Choreografie der Langeweile.
Wir hätten viel früher auseinander gehen sollen. Die letzten Jahre waren ein ewiger Krieg. Ich wollte weiterziehen, mich entwickeln und langsam erwachsen werden. Du wolltest immer nur tanzen, Spaß war alles was dich interessierte. Dabei waren unsere Tänze schon lange kein wilder Ritt mehr – eher eine Schlittenfahrt im späten März: matschig und stotternd. Veränderung hast du abgeblockt. Probleme waren Dir zuwider. Anstatt sie zu lösen haben wir uns verkrochen, sind den ganzen Sonntag im Bett geblieben und haben getan, was wir immer taten. Und wenn es brenzlig wurde haben wir den Kopf in den Sand gesteckt und abgewartet bis der Sturm vorbeigezogen war. Ich hätte früher gehen sollen, aber die gemeinsamen Stunden unter dem Bettlaken haben mich auch getröstet. Ich bin einfach nicht davon losgekommen.
Jetzt ist es also soweit. Ich gehe. Endgültig. Wir hatten unsere On/Off-Phase – aber auch das ist nun vorbei. Sieben Monate haben wir uns nicht mehr berührt. Ab und zu habe ich Dich mit Freunden tanzen sehen. Ich empfinde keine Eifersucht dabei. Es ist ihr Leben und vielleicht können Sie einfach besser mit Deiner Art zu leben umgehen. Es ist mir egal, ob sie das Bett mit Dir teilen, oder den Sonntagsblues. Ich will das nicht mehr. Und ich brauche es auch nicht mehr. Der Abschied war hart. Schlaflose Nächte und Albträume haben mich viele Wochen verfolgt, aber auch diese Zeit ging vorbei. Ich habe andere Mädchen getroffen und sogar einige Frauen. Ich war so fixiert auf Dich, dass ich gar nicht mehr wusste, was mir entgeht. Es geht mir gut und ich bin weitergezogen.
Mach’s gut. Du hast genug Freunde und wirst nicht lange alleine bleiben. Unsere Geschichten werde ich bestimmt noch häufiger erzählen, nur erleben möchte ich sie nicht mehr. Es ist bizarr: ich blicke mit Freude auf unsere gemeinsame Zeit zurück. Viele schöne kleine Erinnerungen verbinde ich mit Dir. Und dennoch verfluche ich Dich. Du hast meine Schwäche ausgenutzt und mich gefickt, im wahrsten Sinne. Obwohl ich wusste, dass unsere Verbindung zwecklos ist, habe ich daran festgehalten und bin immer wieder bei Dir gelandet. Thanks a lot, but now: go fuck yourself.
In Liebe und ewiger Verachtung,
Dein Franzl.
Kiffen konserviert.
Mit 32 bin ich aufgewacht. Nach vielen melancholischen Träumen habe ich endlich die vermottete Decke weggeschoben, mich aufgerichtet und bin aufgestanden, um mein Leben anzugehen, wie einen frischen Tag. Zehn Jahre lang hab ich schwierige Situationen einfach weggeraucht. Anstatt nachzudenken und eine Lösung zu suchen, habe ich mein Gehirn ausgeschaltet und die Situation hat sich als gegeben festgesetzt. die Gefühle waren immer die gleichen: Einsamkeit, Unzulänglichkeit und Unzufriedenheit. Und die Lösung war ebenso immer die selbe. Ein Joint. Und wenn der nicht half, dann halt noch ein dickerer Joint. Dabei war ich nichtmal wirklich einsam, unzulänglich oder unzufrieden. Ausbrechen konnte ich aus dieser Spirale nicht. Das Kiffen hat meinen Status konserviert. Ich habe mich zehn Jahre nicht wirklich weiterentwickelt. Natürlich habe sich in der Zeit viele Dinge verändert, ich habe dazugelernt, habe neue Dinge erfahren und bin „weiser“ geworden. Aber ich der selbe Junge geblieben, der damals aus Rebellentum und Spaß am Rausch begonnen hatte Gras zu rauchen. Die kindlichen Ängste und normalen Sorgen eines 20-jährigen haben sich über zehn Jahre zu einem ernsthaften Problem entwickelt. In einem halben Jahr habe ich diese Erkenntnis gewonnen und ich das ist für mich der beste Grund weiter dran zu bleiben.
Oft denke ich beim schreiben dieser Beiträge, ob ich da wirklich die Wahrheit schreibe. Es ist nichts gelogen, aber ich habe Schwierigkeiten mit dieser schwarz/weiß-Betrachtung. Es ist eben nicht so einfach, wie sich das oft liest. Es ist vor allem nicht so einschichtig. Und es ist es irgendwie doch. Junger Mann mit den üblichen Komplexen fängt an zu viel zu kiffen, vernachlässigt die wesentlichen Dinge des Erwachsenwerdens, wird traurig und driftet in die Melancholie ab. Für mich selbst kann ich sagen, dass ich einige dieser jugendlichen Sorgen wirklich verschleppt habe. Dinge, die ich in sieben Monaten Klarheit so nebenbei aussortiert habe. Es spielt dabei wahrscheinlich keine Rolle, welche Dimension diese Probleme haben. Bei mir waren es Kleinigkeiten, die mich aber sehr wohl beieinträchtigt haben. Scheiße, ich bin 32. Wo sind nur meine 20er hin? Naja, hätte – hätte – Fahrradkette. Es geht mir besser und ich habe jetzt die Kraft mich um all die Dinge zu kümmern, die mich so betrüben. Und ganz langsam lege ich den Rytmus ab, der sich über die zhen Jahre so eingespielt hat.
Ich bin auf dieses Thema „Konservierung“ gekommen, weil ich mich mit einem neuen Sucht-Berater getroffen habe. An dieser Stelle möchte ich Allen raten, die mit irgendeiner Suchtproblematik kämpfen: Sucht das Gespräch. Es ist erstmal egal mit wem. Aber Menschen, die sich täglich mit dem Thema an sich beschäftigen, haben ein paar Wahrheiten parat, die Euch wirklich die Augen öffnen können. Ich kann Euch auch die Diakonien empfehlen. Es ist keine Schande dorthin zu gehen. Es hilft. Aber zurück zum Thema Konservierung. Drogensüchtige entwickeln sich nciht weiter. Herr Friedrich Schiller, den ich hier schon mal erwähnte, hat eine ähnliche Laufbahn, wie ich hinter sich. Nach zehn Jahren Konsum, von denen er 8 Jahre in einer Beziehung war und vier Jahre seine Wohnung mit dieser Partnerin teilte, hörte auch er auf zu kiffen. Und was passierte? Die Beziehung krieselt. Die Konflikte und Meinungsverschiedenheiten blieben die gleichen, aber seine Wahrnehmung verändert sich. Er entwickelt sich weiter und stellt in Frage. Sich, und auch seine Partnerwahl. Ich fand das erstmal bizarr. Ich hatte das Gegenteil erwartet. Das er mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten aufbringt und sich die Beziehung stärkt. Ich war natürlich nie dabei, aber ich kann mir lebhaft vorstellen, wie er nach einer „Auseinandersetzung“ um eine Nichtigkeit die Tür seines Zimmer zumachte, drehte, inhalierte und die Situation einfach aussaß. Danach wütender Sex und nach einer Woche, oder acht ging das gleiche Thema von vorne los. Egal, er hatte ja seine Lösung gefunden. Jetzt diskuttiert er so einen Streit auch mal gerne aus, argumentiert und er erkennt, was er vorher nie erkennen konnte.
Ein anderer Bekannter kiffte durch. Ich kenne ihn seit der 5. Klasse und er lachte mich damals aus, als ich mit 13 meine erste Freundin hatte und Verabredungen zum Rumstreunern absagen musste, weil die „Alte“ dann grimmig wurde. Mit 13. Er ist heute ebenso 32, Mediziner. Sie ist ist Lehrerin. Die Bezihung seine erste und mehr als ein Dutzend Jahre alt. Und er steht richtig unterm Scheffel. Treffen wir uns und gehen irgendwo was essen, dauert es (keine Übertreibung) maximal zehn Minuten bis die erste von 40 SMS kommt, in denen sie um Aufmerksamkeit bettelt. Sie hat eindeutig Probleme mit Eifersucht, mit Ihrem Selbstbewusstsein und was weiß ich noch. Und er muss darunter leiden. Er spricht das auch aus, aber er hat sich irgendwie festgefahren in dieser Situation. Er darf Kiffen, obwohl sie es nicht tut. Und irgendiwe „funktioniert“ das Ding. Aber ich wette hiermit 100$, dass die Beziehung ein schnelles Ende findet, sobald er aufhört täglich zu kiffen. Erkenntnis ist ein Wort, dass ich hier oft gebrauche. Er erkennt, aber er versteht nicht. Oder er ignoriert, oder verdrängt. Was auch immer. Kiffen konserviert.
Das ist alles Westentaschenpsychologie. Aber schaut Euch in Eurem Bekanntenkreis um. Blickt auf Euch selbst. Ich werde das zukünftig noch aufmerksamer verfolgen und die Geschichten aufschreiben, die ich so beobachte. Süchtlinge können die klügsten, angenehmsten, offensten, freundlichsten und erfolgreichsten Menschen sein. Nur eine charakterliche Entwicklung – die geht Ihnen meist ab. Dabei geht es ja gar nicht darum ein anderer Mensch zu werden. Es geht eben nicht um VEränderung, sondern um Entwicklung. Schwächen zu Stärken machen. Weisheit über Klugscheißerei. Erwachsenenzeug halt.
Ich will mich entwickeln. Es geht weiter.
Statusbericht: 7 Monate.
So. Nun führe ich also schon 7 Monate ein kifffreies Leben. Die Zeit verfliegt und ich bin wirklich froh diesen Schritt gemacht zu haben. Die ersten drei Monate waren wohl auch die Härtesten. Melancholie, Schlafstörungen und wilde Träume haben die Anfangsphase bestimmt und ich musste mich wirklich durchquälen. Danach ging es stetig, aber langsam bergauf. Noch heute morgen habe ich in der Bahn auf dem Weg ins Büro an diese erste Zeit gedacht und viel schlapp und antriebslos ich mich gefühlt habe. Ich hatte wirklich keine Kraft mein Leben von jetzt auf gleich umzukrämpeln. Obwohl ich zu gern getan hätte. Mit jedem Monat wurde es dann ein bisschen besser und langsam konnte und bin ich die kleinen Dinge angegangen, die mich belasteten. Damit bin ich auch heute noch nicht fertig, aber ich blicke mutig nach vorn. Ich falle nicht mehr in diese Schwere, sondern schüttele mich kurz und weiter geht es.
Unter den treuen Mitstreitern hier gab es in der letzten Zeit ein paar kleine Rückfälle, genossene Tüten oder wie man es eben nennen mag. Ich finde es sehrt stark von Euch, dass ihr dazu steht und weitermacht. Weiter so. Das ist kein Beinbruch. Im letzten Monat schwebten mir auch ein paar Gedanken an dicke Tüten und einen wohligen Rausch durch den Kopf. Ich habe mich sogar gefragt, warum ich nicht mal Koks oder gar die Höchstform des Downers – Opium – probiert habe. Ob ich es mal probieren sollte. Ich bin ja nur ein Leichtmatrose von Rebell mit meinem bisschen Kifferei. Nein, es waren keine konkreten Pläne, eher Gedankenspiele. Wie ich schon mal sagte, ich lese viel momentan. Es ist manchmal noch anstrengend – besonders wenn ich gute Autoren lese, die lange das Geschichten erzählen übten und schlaue Sätze schrieben, die mein Gehirn aufreiben. Aber auch daran merke ich, dass mein Gehirn wacher wird. Ich bin aufmerksamer, kann Worte besser in Bilder in meinem Kopf verwandeln. Das Kiffen hat mich langsamer gemacht. Das muss ich heute eingestehen. Damals, als Kiffer hätte ich es mit einer wilden Handfuchtelei als Gruselmärchen abgetan. Aber es ist wohl so. Auf der anderen Seite ist die Quote der Süchtlinge, gerade unter Literaten besonders hoch. Seine Heroinjahre in Istanbul haben Jörg Fauer vielleicht erst zu dem Menschen/Schriftsteller gemacht, den ich heute so sehr schätze. Er hat die Sucht nach dem Harten Zeug hinter sich gelassen und plötzlich lief es. Ich will nicht ernsthadt eine Parallele ziehen, aber zumindest feststellen das Sucht auf keinen Fall ein Ende bedeutet. Es kann ebenso ein Anfang sein und möchte meine neue Situation sehen. Mein Anfang.
Es hat viele Wochen gedauert, aber ich bin jetzt stärker als die Sucht nach dem täglichen High. Ich will nie wieder in diesen Kreislauf zurück. Jeder Joint birgt die Gefahr, dass das Eichhörnchen wieder die Machtergreifung anstrebt. Das ist mir klar. Die Jungs, die heute noch kiffen, wie ich zu meiner Zeit, für die ist das letzte halbe Jahr einfach durchgerattert. Nichts hat sich verändert. Ich will jeden Tag Veränderung und dafür fehlt mir dauerangebreitet einfach die Power. Ich darf nicht mehr kiffen. Bislang habe ich es gut durchgehalten, aber irgendwann wird er wohl in meinem Mundwinkel stecken, der Rückfall. Hunderte gescheiterte Versuche habe ich schon hinter mir. Ich bin nicht besonders stark, nur weil ich es diesmal hinbekomme. Es sind auch diese Zeilen, die mir ein gewisses Maß an Verantwortung auferlegen. Ich bin so oft gescheitert, diesmal war die Zeit einfach reif. Das Jahr mache ich voll, da bin ich mir heute sicher. Danach höre ich mal in mich rein und werde sehen, was mein Kopf mir sagt. Heute kann ich mir den Moment gar nicht vorstellen, in dem ich an einer Tüte ziehe, so sehr habe ich mich angestrengt dieses Verlangen zu verdrängen. Vielleicht bleibt es ein Verbot auf Lebenszeit.
Wir werden sehen. Das ist alles Zukunftsmusik. Erstmal auf in den nächsten Monat.
Wie soll ich bloß mit dem Kiffen aufhören?
Sommer 2011. Morgens halb neun, ziemlich verknittert mache ich die Augen auf. Festival, ich liege in meinem Zelt und neben mir sagt mein Kumpel: Ey Franzl, du Freak, heute nacht bin ich zweimal von dem Klicken Deines Feuerzeugs aufgewacht. Ein Bier zum Morgenkaffee gehört auf Festivals allgemein zum guten Ton. Mein Kiffverhalten allerdings war auch in diesem Umfeld eher extrem. Stoned sein war für mich kein Rausch. Ich habe das hier schon oft geschildert, dieses dumpfes Gefühl war für mich eher medizinisch als berauschend. Auch zu Hause wurde es zu einem Ritual den letzten Joint am Abend nur anzurauchen und ihn dann neben dem Bett im Aschenbecher zu bunkern, damitich , wenn ich nachts aufwachte, einfach zugreifen brauchte, um drei vier tiefe Züge zu nehmen und direkt wieder einzuschlafen. Tiefer, komatöser Schlaf war das Ergebnis. Keine Träume und keine Zeit für Reflexion. Diese nächtlichen Joints sind heute für mich der größte Indikator für mein Suchtverhalten. Ich wollte sogar im Schlaf so richtig breit sein, könnte nicht einmal den nächsten Morgen abwarten.
Wie oft habe ich mir geschworen diese Kifferei einzustellen? Wie viele „letzte“ Tüten habe ich wohl geraucht? Und doch habe ich meist schon am nächsten Tag wieder den Dealer angerufen und ein bisschen Gras gekauft. Ich erinnere mich gut an diese Situationen. Ich komme zurück nach Hause, setze mich auf die Couch, packe meine Utensilienkiste wieder hervor und baue. Grinden, bröseln, rollen – und dann der erste Zug. Es knistert und ich lehne mich zurück und lasse die Dumpfheit zu. Der Druck der Selbstkontrolle geht in Dampf auf und wird in die Ungewissheit verschoben. Es war hoffnungslos, die Lage schien ausweglos und die Monate verstrichen. Immer wieder selbst auferlegter Druck und immer wieder Verrat an mir selbst. Ich wollte die Veränderung unbedingt, aber ich war zu schwach, meiner Identität nicht sicher und habe mich mit wirrer Argumentation selbst belogen. Scheiße ja, ich war unbelehrbar, habe die wohlwollenden, kritischen Stimmen aus meinem Umfeld mit Geschwätz abgetan und lapidar geantwortet: Was wollt ihr denn? Ich mache doch meinen Job, halte meine Wohnung sauber, lebe. Nur meinen engsten Freunden, die meist ebenso süchtig waren, habe ich meine wirkliche Lege geschildert.
Zwischen diesen Druckphasen hatte ich auch sehr positive Phasen, in denen es mir gut ging. Ich kiffte und ich schob meine Probleme vor mir her. Doch die Melancholie holte mich immer wieder ein. Ein neuer Versuch, erneutes scheitern – gefolgt von einer neuen Phase des Verdrängens. Das war mein Weg. Stur verfolgte ich diesen Kreislauf. Bis zu dem Tag, an dem ich ausbrach. Ich habe nichts anders gemacht. Wieder habe ich mir einen letzten Joint gebaut und gehofft, dass ich es dieses Mal durchziehe. Und statt am nächsten Tag wieder einen durchzuziehen blieb ich eisern. Ein Tag verging, die Nächte wurden hart und ich viel in ein unfassbar tiefes Loch. Ich war viel zu Hause in dieser Zeit. Die ersten zwei Monate war ich ein Wrack. Schweiß, Träume, die mir meine vergebenen Chance vor Augen hielten und tiefe Trauer bestimmten meine Welt.
Ich startete diesen Blog und begann mich mit meinen Gefühlen, Wünschen und Zielen auseinanderzusetzen. Und rubbeldiekatz ist heute. Ich will Euch Rat geben. Ich wünschte ich ein Rezept für den Ausstieg: einen kleinen Trick, der es einfacher macht aus der Sucht zu flüchten, den Kreislauf zu durchbrechen. Es ist ein Kampf, Euer Kampf. Ich war ein euphorischer, offener Extremkiffer ohne Gefühl für Illegalität, der das Kiffen zum lebensbejahenden Rebellentum deklarierte. Süchtig war ich auch, aber das erkenne ich erst heute. Gestern war ich stur und für morgen muss ich mir noch einen Plan machen. Es gibt kein Allheilmittel, ich kann nicht einmal sagen, wie ich es selbst geschafft habe. Ich habe gekämpft, viele Jahre als Kiffer und jetzt kämpfe ich als Abstinenzler. Ich kämpfe momentan nicht mehr gegen den Rückfall, sondern eher gegen meine Dämonen. Es geht mir sehr gut und ich habe Kraft für die kleinen Hürden des Alltags, blicke nach vorn, sehe Chancen und habe den Mut sie zu ergreifen. Ein Rezept habe ich nicht, aber ich kann Euch Hoffnung anbieten. Der Kampf lohnt sich. Ich habe viel über mich gelernt in dem letzten halben Jahr. Meine Sicht auf die Zukunft ist positiver geworden. Meine Gefühle sind deutlich klarer, in beide Richtungen empfinde ich deutlich bewusster.
Wenn es sich nach Verzicht anfühlt einen Joint nicht zu rauchen, dann kämpft. Verlieren ist keine große Sache. Jede Sekunde wird irgendwo auf der Welt eine kleine Schlacht verloren. Ein Sieg reicht und macht die vielen kleinen Niederlagen vergessen. Ich drücke Euch die Daumen,
Euer Franzl.
Suchbegriffe.
Ab und zu verirren sich Menschen auf diesen Blog, die wohl eigentlich ein anderes Ziel im Sinn hatten. Vielleicht habt ihr ähnlich viel Spaß daran, wie ich. Deshalb gibt es heute meine Top 3 der besten Suchbegriffe, über die Leute auf diesen Blog gestoßen sind:
- eichhörnchen wir gefickt
- der fünfer weed muss her
- nach bong kopf kacken
Ich fürchte für diese Suchanfragen konnte ich hier keine Ergebnisse liefern. Die Kombination Eichhörnchen und gefickt führt allerdings gleich zu vier Beiträgen. Ich muss meine Sprache wohl ein bisschen kontrollieren, oder mir zumindest mehr Synonyme fürs „ficken“ ausdenken. Nunja. Das halbe Jahr bis hier her hat mir sehr geholfen und zwischendurch gab es auch was zu lachen. Auf das nächste halbe Jahr.
Grüße,
Franzl
Mein neues Leben ohne Dope.
Ein neues Zeitalter. Ein neues Leben. Plötzlich drogenfrei. Naja, abgesehen von Kaffee, Kippen und Kölsch. Gestern hatte ich Besuch von einem alten Kifferkumpel, der sich auch prompt einen Joint bastelte, als er auf meiner Couch Platz nahm. Hast Du einen Tipp für mich? – Ja, weniger Kiffen. Hahaha. Er war so höflich, vorher zu Fragen, ob ich damit Schwierigkeiten hätte. Habe ich nicht. Null. Ich kiffe nicht mehr. Das ist wirklich einfach, aber immernoch komisch. Ich entferne mich immer mehr von diesem Lifestyle und ich vermisse ihn auch nicht.
Mein Leben hat sich deutlich verändert. Ich renne diesem Dope nicht mehr hinterher. Der ewige Rausch, diese ewige Dumpfheit im Kopf wurde abgelöst. Durch ein bisschen mehr Klarheit. Mehr Zeit für Konstruktivität. All die Sorgen, die mich zu Beginn begleitet haben, sind verpufft. Ab und zu flimmern sie schwach und unklar vor meinem inneren Auge, aber richtig fassen kann ich sie schon gar nicht mehr. Die Zukunft ist mir plötzlich viel näher. Greifbar. Noch vor einem halben Jahr war sie dunstig und ungewiss. Jetzt fällt es mir viel leichter konkrete Pläne zu schmieden und darauf hinzuarbeiten. Ich bin den richtigen Weg gegangen.
Aufregung. Das ist ein Gefühl, dass ich richtig lang nicht mehr empfunden habe. Momentan ist beruflich ein Projekt in der Schwebe und ich bin richtig freudig, wuselig angespannt. Das ist großartig und ich glaube das ist mir in der Kifferzeit abgegangen. Ich habe immer Alles einfach hinter mich gebracht. Durchhalten, abhaken, basteln – nicht mehr drüber nachdenken. So war es leicht, schwierige Situation durchzustehen, aber irgendwie habe ich dadurch auch diese freudige Erregung auf und durch die schönen Dinge des Lebens verloren.
Ich habe von Joint zu Joint gelebt.
Dieser Satz aus der Vergangenheit dieses Blogs kommt mir dabei immer wieder in den Sinn. Er beschreibt auch schön die Sucht an sich. Alles dazwischen war mein Leben und trotzdem habe ich immer nur an den nächsten, ruhigen Joint bei mir zu Hause, alleine auf der Couch gedacht. So denke ich zumindest heute über mein Konsumverhalten. Ich war unterwegs, zwischendurch hatte ich auch Spaß, aber so richtig frei und ausgelassen war ich in dieser Zeit wohl nie. Immer stand dieser nächste Joint auf dem Programm. Einfach immer.
Mein neues Leben ohne Dope. Der Titel ist banane. Es ist das gleiche Leben und ich bin immernoch ich. Mein Wesen hat sich nicht verändert. Ich war auch dauerbreit ein ausgeglichener, etwas zu verkopfter, sportlicher und nachdenklicher Typ. Aber eins ist neu: ich habe die Kontrolle wieder übernommen. Die Zukunft fühlt sich nicht mehr so vorherbestimmt an. Ich kann wieder lenken und sollte mal ein Eisberg auftauchen, fahr ich halt drum herum oder schmelz das Ding einfach weg, anstatt mich einfach am Joint festzuhalten und stur abzuwarten bis das Spektakel vorbei ist.
Weiter geht die wilde Fahrt. Ich freu mich richtig auf den weiteren Verlauf dieses verrückten Jahres. Letztes Jahr um diese Zeit war ich richtig down. Jetzt hab ich Bock auf mehr. Tatendrang nennt man das wohl. Ihr da draußen. Das tägliche kiffen zu lassen ist sicher nicht der Königsweg zum Glück, aber wenn ihr häufiger einsam; traurig; melancholisch oder anderweitig trübselig seid: dann legt das Kraut beiseite. Niemand verbietet Euch zu kiffen. Es ist jedes mal eine bewusste Entscheidung für den Rausch und gegen die Kontrolle. Macht eine Pause. Das ist nicht immer leicht. Aber ich behaupte mal dreist, dass es sich immer auszahlt. Werdet stark.
Realisation.
Gestern beim Laufen hatte ich einen Moment. Ich habs echt geschafft. Auch dank Euch. 1 Million mal hab ich mir vorgenommen die Kifferei dranzugeben. Nie hat es geklappt.
Und jetzt bin ich sechs Monate clean. Stark. Ich bin freier, entspannter, besser. Einem tiefen Low folgte ein sehr entspanntes High. Ich bin gut drauf. Ich hoffe Euch da draußen geht es auch gut. Und falls nicht: Wartet ab. Es wird besser.
Fette Grüße nach, besonders nach Japan. Nach Österreich und in die Schweiz. Nach Kroatien, Kanada, Frankreich. Ihr alle habt mir geholfen. Lasst die Sonne rein. Ich drück Euch.
Härteprüfung bestanden.
Heute morgen. 01:30 Uhr. Etwa. Jungs, es ist nur noch ein halbes Gramm übrig. Hotbox. Jetzt. Und so verzogen sich 9 von 10 Ü30-Dudes in ein 3qm Hausboot, verriegelten alle Fenster und kifften zwei gute Tüten. Gelächter. Bob Marley (was auch sonst) aus der Boombox. Kommando Sauna.Schooties und Beleidungen. Männer werden nicht älter als 5.
Ich verzog mich mit Wein auf diesen Baumstamm. Es war meine härteste Prüfung. Ich war allein. Wir sind alle erwachsen. Ich wurde dieses WE oft beleidigt. Für meine Standhaftigkeit applaudierten mir die Jungs aber am nächsten morgen. Ich wollte stark bleiben und habe es geschafft. Aber in dieser Runde war das hart. Lehrer, Banker, Sportler, Väter und Ehemänner haben eine gute Zeit auf dem See. Und sie kiffen zusammen. Lachen, machen Faxen und springen anschließend nackt in den See. Leben halt. Spaß. Sorglosigkeit. Das Gegenteil von Alltag.
Fuck. Vielleicht habe ich in zehn Jahren diese Chance auf Sorglosigkeit pulverisiert. Ich habe nicht gekifft. Und ich hatte Spaß. Ebenso viel wie die anderen 9. Aber ich war kurz unfrei. Ja. Ich war und bin süchtig. Sie sind es nicht. Das ist auch eine Erkenntnis.
Ich hoffe ihr hattet alle ein ähnlich schönes und heißes Sommerwochende. Fühl Euch gedrückt, Euer Franzl.
Statusbericht: 6 Monate.
Ein halbes Jahr. BÄM. Ich schreibe aus der Vergangenheit. Heute ist gar nicht heute und ich hab es noch gar nicht geschafft, dieses Ziel. Aber ich werde es erreichen – easy as a shit in the morning. Denn es geht mir gut – mein kifffreies Leben fühlt sich gut an. Es ist leichter geworden. Zeug regeln, weiterkommen, durchatmen, Arbeiten, freundlich sein, ausrasten – alles ist lockerer.
Heute, also Samstag, Stichtag (ich konnte das rekonstruieren – am 19.01.2014 habe ich den letzten Joint geraucht), sitze ich betrunken in Berlin auf einem Hausboot und schippere über die Havel oder ein anderes Berliner Gewässer. Woher soll ich das denn heute wissen, also jetzt, ihr wisst schon. Ich genieße das fantastische Wetter und habe wenig Sorgen. Ist noch genug Bier kalt?
Ich habe diesen Blog gestartet, weil ich meine Sorgen, meine Traurigkeit und meine Ängste teilen wollte. Es hat mir sehr geholfen diese Gedanken hier niederzuschreiben. Diese Themen gehen mir langsam aus. Das ist eine gute Sache. Und jetzt muss ich mir eine neue Ausrichtung ausdenken. Das Thema ist noch nicht auserzählt und vielleicht dreht sich meine momentane Euphorie ja auch noch mal. Jeder soll sein Ding machen und ich hätte mir nie raten lassen mit dem Kiffen aufzuhören. Ich hätte mir nie eingestanden, dass dieser Lifestyle des täglichen High eigentlich betrübt, mich aufhält und bremst. Heute würde ich Jedem Kiffer raten eine Pause zu machen. Eine endgültige Pause. Es geht prima ohne. NAch Traurigkeit kommt Freiheit, kommt Erkenntnis.
Der Sommer tut gut. Jetzt bricht die zweite Hälfte meines ursprünglichen Plans an und ich freue mich drauf. Auf geht’s.
Kiffen gegen die Zeit.
Es ist schon komisch. Zehn Jahre habe ich gekifft. Jetzt bin ich raus aus der Sucht. Ich kämpfe noch, aber es ist schon längst kein harter Fight mehr – eher eine Schulhof-Rauferei, wenn überhaupt.
Wenn schon hart süchtig sein, dann doch am besten nach Gras. Diesen Spruch habe ich mich vor ein paar Tagen sagen hören. Dumm und wahr. Die Lebenserwartungen von Krokodil-Süchtigen liegt bei einem Jahr. Erst fault das Gehirn, dann der Arm ab und dann ist es aus. Rubbeldiekatz ist das Leben zu Ende. Ich lebe noch. Werde irgendwann, bald, Mitte 30 sein, und mich fragen, ob ich dann doch mal eine Familie gründen soll und dann wahrscheinlich auch eine Frau zur Braut machen. Noch beleidige ich die Jungs um mich herum, die Kinderwagen für einen Tausender kaufen und über einen VW Caddy diskutieren müssen.
Habe ich Zeit verloren, weil ich mich von Tag zu Tag kiffte? Oder bin ich am Ende der Gewinner, weil ich zehn Jahre meine Entwicklung verpafft (Entschuldigt mein Liffpeln) habe. Vielleicht bin ich nicht so richtig weitergekommen mit dem Erwachsenwerden, aber irgendwie hab ich die Zeit auch rumgekriegt, hab gelacht und gedacht und mich treiben lassen. Die Zeit ist vergangen, darauf hat eh niemand Einfluss. Hätte, hätte, Fahrradkette – ich doch ein paar Dinge noch dazwischengeschoben. Aber was soll es. Morgen. Dieses Wort ist jetzt ein Tag. Während meiner Kiffzeit hat es mich belastet, dieses Wort. Ich hatte Angst vor meiner eigenen Courage. Jetzt ist es eine Chance. Heute kann ich leben, flirten, saufen, ficken, lachen und zwischendurch auch arbeiten. Morgen kann ich was Neues probieren. 1000 mal kommt das Wort „Traurigkeit“ in meinen ersten Posts vor. Dieses Gefühl ist heute nicht mehr so schwer. Das Leben ist schön und es war schön und es wird schön. In jedem Fall wird es werden und vergehen. Ob ich das gut oder käcki finde, ist dem Leben egal. Und der Zeit sowieso.
Mir hat das Kiffen ohne Grenzen nicht gut getan. Ich bin abgedriftet in die Melancholie. Ich glaube das ist ein relativ verbreitetes Phänomen. Doch ich trage keine Trauer um diese Zeit. Ich war das, Franzl aka. „Erstmal einen drehen!“ Gelebt habe ich in dieser Zeit. Gelernt habe ich auch. Gediehen bin ich. Zu Franzl, der jetzt nicht mehr kiffen darf. Du darfst nicht über rote Ampeln fahren! – Ich geb‘ einen Shice auf Eure Vorschriften. Ich bin Franzl, der Outlaw. Ich will alles dürfen. Verbote stehen mir nicht. Aber auch diese Situation kann ich gut annehmen, heute – in der neuen Zeit. In der alten Zeit war ich bedrückt, tief im Inneren, ohne es wirklich empfinden zu können. Sorgen habe ich natürlich noch immer, aber ich bin nicht mehr bedrückt. Nicht kiffen tut mir gut.
Ich hab keine Zeit. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, wie dumm dieser Satz ist? Ich will ihn nicht mehr aussprechen. Eigentlich ist Zeit das Einzige, was wir wirklich haben/besitzen. Ich will Zeit verprassen, mit vollen Hände raushauen das Zeug.
Joint, Bong, Blunt, Dose, Erdloch und Co.
Ich war ein sturer Joint-Raucher. Ich habe einfach immer gerne gebastelt. Hacken, grinden, zupfen, Mischung aufs Paper und schön gleichmäßig zusammenrollen. Ich halte mich einen guten Dreher. Meine Joints sahen immer gleich aus. Ein schöner Konsus, nicht zu dick vorne und unbedingt faltenfrei. Ich konnte wirklich alles überall zu einem Joint verdrehen. Tip rechts oder links, normal oder inside-out, gedrehter Tip oder Marokk-Style – alles kein Problem. Am liebsten habe ich zu Hause an meinem Couchtisch gebastelt. Dort hatte ich meine persönlichen Lieblingsutensilien: schwarze OCBs, OCB-Tips (am liebsten die unperforierten) und meinen unschlagbaren Metallgrinder. Aber zur Not konnte ich auf im offenen Skilift bei Schneefall basteln. Das ist Schwierigkeitsstufe elf. Wer das drauf hat, kann überall drehen. Ach, wie oft ich dieses Ritual vollzogen habe ist heute unfassbar. Ich war stolz auf meine Joints, als wäre es eine Handwerkskunst.
Einschub: Auf das Thema Stolz hat mich Mitstreiterin Thandie gestern gestoßen. Ich habe von meiner kurzer Gaunerkarriere erzählt und in den Kommentare berichtete sie von Ihrer Coolness beim Transport ihres Eigenbedarfs vom Heimatort ins Studiendomizil. Auch, wenn ich übers basteln schreibe ist ein bisschen peinlicher Stolz dabei. Es ist Teil meiner Geschichte und ich mochte diesen Lifestyle ein bisschen außerhalb der Norm. Ich schreibe hier aus der Vergangenheit. Mein Leben war Weed, ich war Kiffer und habe das nie als Brandmal empfunden, sondern gefeiert. Heute möchte ich kein Kiffer mehr sein. Doch Franzl bleibt Franzl. Aus Vergangenheit wird Gegenwart und heute baue ich lieber Fahrräder als Joint. Aber ich bleibe „postmoderner Hippie“, wie es Thandie passend nennt.
Wurde mir ein Joint von einem Freund gereicht, erkannte ich diesen am Aussehen und spätestens am Geschmack. Freund Schiller hat stets hässliche und meist schwache Stickies gebastelt, dafür aber auch mal 30 Stück an einem Abend. Mein Freund Wilhelm Busch hat am Liebsten Bong gekifft. Für die Anzahl der Bong-Köpfe, die ich mir reingepfiffen haben, reicht die Anzahl meiner Finger. Letzte Woche habe ich eine neue neue Methode Gras zu rauchen kennengelernt, natürlich ohne es zu probieren. Das ist Vergangenheit. Wollen wir doch mal sehen, was ich noch so kennenlerne. Ich liste mal, was ich so kenne und bitte um Erweiterung in den Kommentaren, solltet ihr noch was auf Lager haben.
Die Standards – Joints, Blunts, Bong: Weed in Papier oder dicke Tabakblätter drehen ist wohl die Standardprozedur. Und ne Bong hat jeder Kiffer wohl auch schon gesehen. Dazu zähle ich außerdem alle Rauchgeräte, die ein Mundstück und einen Kopf oder Chillum haben. Die Dose zum Beispiel: Kickloch reinbasteln und mit einem Piekser mit kleinen Löchern eine Art Kopf in eine Seite perforieren. Auch lange Papprohre lassen sich so natürlich umfunktionieren.
Für Naturburschen – Das Erdloch: Irgendwie ekelhaft, aber seltsam verbreitet. Funktioniert wie oben. Man braucht nur einen Hohlraum bauen, der den Rauch aufnehmen kann und bastelt ans eine Ende eine Art Mundstück und ans andere irgendeine Lösung um Gras-Tabak-Mischung zu verbrennen.
Für den kleinen Kick unterwegs – die Crackpfeife: Habe ich das erste Mal auf Abschlussfahrt in Prag benutzt. Während wir mit der gesamten Stufe eine Stadtführung machten, haben wir uns so eine kleine Metallpfeife im nächsten Headshop gekauft. Eine ganz einfache Pfeife mit Siebchen und Minikopf am Ende. Einfach Mische drauf und wegrauchen. Karlsplatz und Wenzelsbrücke, oder andersrum, waren so irgendwie noch schöner.
Zum richtig weballern – Eimern: Man nehme eine Plastikflasche und trenne den Boden ab. Auf das Mundstück wird ein Kopf gebastelt, worin die Mischung Platz findet. Jetzt kommt der Eimer zum Einsatz. Natürlich kann man jedes stehende Gewässer benutzen. Die Flasche wird eingetaucht, der Kopf angezündet und dann zieht man die Flasche langsam hoch, so dass die Mischung durch den Unterdruck verglüht. In der Flasche sammelt sich der Qualm, der dann durch das erneute Eintauchen der Flasche ruckartig in die Lunge gepumpt wird. BÄM!
Für Profis und Nichtraucher – der Vaporisator: Eigentlich ist das ein medizinisches Gerät, aber seit nicht allzu langer Zeit stehen auch Kiffer drauf. Dem Namen nach ein Verdampfer. Die Inhaltsstoffe im Gras werden professionell aus dem Kraut gedampft. Diesen Dampf, von Rauch kann man gar nicht sprechen, inhaliert man und bekommt ein klares High, ohne ernsthaft zu rauchen und somit die ganzen Nebenprodukte zu inhalieren. Ich bin Raucher, ich hab es nie probiert. Das Knistern und smökern gehörte für mich irgendwie dazu.
Wenn es nur einen Minikrümel gibt – der Aufleger: Hat wahrscheinlich ein Knasti erfunden. Zumindest kenne ich die Prozedur von Sickboy und seinen Geschichten aus der JVA Meppen. Wenn nur ganz wenig Hasch zu bekommen ist, rollen sich die Jungs aus 0,2 Gramm fast Post-IT-große Lappen, die sie in kleine Plättchen schneiden. Diese ganz dünnen Piece-Blättchen legen sie auf die glühende Asche einer Zigarette, warten bis die Pappe glüht, und ziehen den Qualm durch einen Strohhalm in die Lunge. Irgendwie clever und es soll gut funktionieren.
Für den guten Afghanen – die Käseglocke: Ein Abwandlung des Auflegers für den Fall, dass es nicht zu wenig, sondern besonders gutes Hasch gibt. Es wird eine kleine Ecke abgebrochen, auf eine Reiszwecke gesteckt, angezündet, ausgeblasen und dann unter ein Glas gestellt. Der Rauch sammelt sich unter der Glocke und wird dann anschliessend mittels Strohalm eingezogen.
Weitere Varianten sind mir nicht bekannt. Habt ihr noch was auf Lager? Würde mich brennend interessieren. Bitte schreibt ein Kommentar und ich werde den Post dann aktualisieren. Danke ihr Gauner!
Franzl dealt Gras.
Ama Gangta! Zwei 300 Gramm Beutel feinstes Holland Weed lagen auf dem gefliessten Couchtisch. Wilhelm Busch und ich saßen auf seiner schwarzen Ledercouch, unten in seiner Gaunerhöhle. Im Keller des Elternhauses, der eigentlich mal einen Pool beherbergen sollte. Das Kraut brachte uns der Türke, ein Freund, unser steter Versorger und nun unser Partner in Crime. Wir wollten eine Sprosse auf der Leiter dieses Businesses nach oben steigen. Statt 20, oder auch mal 50 Gramm für den Eigenbedarf, kauften wir also mehr als ein halbes Kilo Dope und fühlten uns dabei wie Toni Montana und Pablo Escobar. Aufs Gramm bezahlten wir 4 Mark 30. Heute unfassbar, damals ein okayer Tarif. Wir waren jetzt Dealer – keine billigen Kleinkiffer mehr. Wir hatte mehr als wir rauchen konnten, fingen an Purjoints zu basteln und uns wie richtige Gangster zu fühlen. Scheisse, wir waren gerade einmal zwanzig Jahre alt und wussten nicht einmal wie man richtig fickt. Und beim Anblick einer schwarzen Glock, wie sie die richtigen Gangster in Compton bei sich trugen, hätten wir uns in die Hosen geschissen.
Es dauerte nicht lange bis wir im Geschäft waren. Unsere Nokia-Handys vibrierten ununterbrochen und plötzlich war das ein richtiger Job. Yo Franzl, ist der Günter bei dir? Ich schulde ihm noch einen Zwacki. – Klar, ich bin um 3 am toom-Parkplatz. Ich weiß heute nicht mehr, ob diese Code-Sprache Teil unserer Jugendkultur war, oder ob wir dachten es gehöre zum Business. Wir waren nicht unvorsichtig, aber dennoch sehr amateurhaft. Es war aufregend. Wir waren reich, hatten ständig mehrere 100 Mark in der Tasche und kauften uns unnötiges Zeug ohne Ende: DVDs, Air-Max 90 und anderen „coolen“ Kram des frühen Jahrtausends. Essen gehen ist mit Anfang Zwanzig echt aufregend, ebenso Volltanken oder bei der Party ein Zehnliter-Fass Kölsch für die Jungs zu spendieren. Es war das Leben der Rockstars, nur mussten zwischendurch noch in die Schule. Naja, zumindest zu den Leistungskursen.
Das Gras war wirklich gut damals. Sauber erzeugt und gut geerntet kam das Dope über Umwege aus Holland, versehen mit Namen für die Ewigkeit. WW, mit Edding auf den Beutel geschrieben, stand für White Widow. Oder PH für Purple Haze, wobei man diese Sorte auch so direkt erkennen konnte. Wenn mal SS auf einem Beutel stand sind wir vor Freude ausgerastet. Es war Super Skunk im Haus. Es waren goldene Zeiten für zwei Jungs, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hatten. Wir wollten high sein und wir wollten das High Life. Von Sucht waren wir beide noch weit entfernt. Wir kifften aus Spaß und um uns abzugrenzen. Wir wollten das Leben leben, dass wir aus Hollywood und vom 90er HipHop kannten.
Das Ende der Geschichte ist so kleinbürgerlich, wie wir selbst es waren. Die ganze Eskapade dauerte nicht länger als ein Jahr. In meinem Fall war Mama der Grund. Sie fand meine Ration im innerern meines PCs. Nach einer Weile machte ich mir nicht einmal mehr die Mühe den Gehäusedeckel richtig anzubringen, sondern lehnte das Ding nur noch dagegen. Sie konfrontierte mich mit dem Beutel in der Hand, als ich nach Hause kam. Es waren Drogen. Welche, davon hatte sie keine Ahnung. Wahrscheinlich dachte sie, es wird gespritzt. Die Geschichte mit Christiane und dem Bahnhof spukte noch durch ihren Kopf. Ich erklärte ihr, dass es Gras war und fragte, ob sie in den 70ern nie damit in Berührung gekommen wäre. Ich dachte in der Zeit hätte alle dauernd gekifft. Mama war nicht an der Uni, protestierte nicht, praktizierte auch keine freie Liebe und was sie auf keinen wollte war einen Sohn, der Drogen verkauft. Ich musste ihr versprechen, dass ich damit aufhöre, zumindest mit dem Verkauf. Ich war kein Gangster. Und ich hielt mein Versprechen. Als Gauner war ich jämmerlich, als Sohn bin ich ne Eins. Mein Partner und Freund machte noch ein bisschen weiter und ließ es dann auch irgendwann sein. Einfach zu viel Stress.
Übrig sind Erinnerungen: Ein ganzer Tisch voller Gras. Feinwagen, staubig von Pollen und völlig verklebt vom ganzen Harz. Wiegen und Verpacken. Telefonate,Treffen auf Parkplätzen und der obligatorische geteilte Joint, mit dem der Deal besiegelt wurde. Bargeld in Rollen, zusammengehalten von bunten Gummibändern. Aufregung und Adrenalin. Das Gefühl von Übermut.
Beim Kiffen blieben wir jedoch beide sehr lange. Als ich ihn das letzte Mal sah, fragte er mich: Darfst Du noch kiffen? Ich muss bald aufhören – die Frau will Kinder. Ich war damals auch in einer Beziehung und ich durfte noch, unter Vorbehalt. Aber das hatte sich dann auch irgendwann erledigt. Die Gangsterkarriere war rasch vorbei, aber meine Kiffer-Karriere hatte gerade erst begonnen. Bis zum Studium blieb es bei ein paar Tüten die Woche. Erst mit der ersten eigenen Wohnung geriet ich den Strudel, der mich auf lange Sicht dazu brachte diesen Blog hier zu starten. Ich war wieder Käufer. Dealer folgte auf Dealer, das Gras wurde immer schlechter und die Beutel, die ich so monatlich durchbrachte, wurden immer größer. Zuletzt waren es so in etwa 250 Euro pro Monat, die ich in Tüten verdrehte. Es war eine monatliche Ausgabe, wie die Miete oder die Prämie für meine Auto-Versicherung. Gras wurde zu einem Grundnahrungsmittel. Es ging einfach nicht mehr ohne. Heute weiß ich: es geht ganz prima ohne den ständigen Rausch. Warum zur Hölle habe ich für diese Erkenntnis bloß so lange gebraucht?
Egal, es hat ebenso so lange gedauert, wie es gedauert hat. Ich bin kein Missionar. Ich möchte niemanden von meinen Idealen überzeugen, denn ich möchte auch nicht überzeugt werden. Ich habe mir schon immer mein eigenes Urteil gebildet. Mich konnte niemand davon überzeugen, dass mein Konsum nicht gesund ist. Dennoch möchte ich Jedem, der sich schon einmal geärgert hat, dass sein Dealer nicht ans Telefon geht, raten sich wirklich intensiv mit seinem Konsummuster auseinanderzusetzen. Sucht ist ein schleichender Prozess – man realisiert die Auswirkungen erst wirklich, wenn man sich rausgekämpft hat.
Planlosigkeit ist zeitlos.
Nicht die Kifferei ist mein Problem. Es ist die Planlosigkeit. Wo soll ich hin mit diesem Leben? Ich bin 32, unverheiratet, wechsle den Job, sobald ich von ihm gelangweilt bin und fühle mich zu unreif eine Familie zu gründen. Obwohl ich die, die um mich herum Kinder ausbrüten für noch unreifer halte. Zumindest die Meisten stecken in beliebigen Beziehungen. Mädchen suchen sich Ernährer und die Jungs nehmen die, die sie eben rangelassen haben. Ich bin gefangen in der Suche nach einem Sinn. Einem großen Ziel, nach dem schon die Autoren vor 100 Jahren gesucht haben. Wahrscheinlich schon vor 1000 Jahren, als wir alle noch in die Ecke geschissen haben.
Ich fresse momentan Bücher. Letzte Woche Bukowsi, diese Woche Erich Kästner’s Fabian. Es beschreibt die Geschichte eines 32-jährigen „Moralisten“, der zwischen den Weltkriegen ebenso wie ich nach einem Sinn sucht. Er wechselt ständig die Jobs und beobachtet mehr, als das er am Leben teilnimmt. Eine Frau will er nicht und ihm fehlt der Antrieb, weil er fühlt das Europa zwischen den Kriegen steht. Was soll er sich bemühen, wenn er in wenigen Monaten eh wieder an die Front muss.
Ich fühle mich nicht zwischen zwei Kriegen. Kriege kenne ich nur aus den Nachrichten. Und sie sind mir irgendwie egal. Sollen die mal machen. Ich bin abgestumpft durch die Bilder von fehlenden Armen, fliegenden Bomben und dicken, hungernden schwarzen Kindern mit Fliegen auf der Nase. Trotzdem sehe ich keinen rechten Sinn in diesem Dasein. Soll ich denn versuchen was zu ändern? Mich für das Gute einsetzen? Schwachsinn. Diese Situationen sind unterschiedlich, aber ich erkenne dennoch Parallelen. Es ist das Alter und der Übergang von jung zu alt. Ein langsam fließender Übergang. Und die damit verbundene Frage nach dem Sinn dieses ganzen LEBENS. Essen, schlafen, ficken – so, wie es die Instinkte vorgeben? Oder soll ich meinem Gehirn nachgeben und weiter nach einem Sinn grübeln?
Ich bin nicht mehr jung – flirte immer häufiger im „Sie“-Kosmos. Was lesen Sie denn da? – hörte ich noch heute morgen in der Bahn. Go fuck yourself. Ich bin 32, niemandes Herr Vater, und ich will das noch nicht. Hey Girls – mein Lieblings-Anbandlungsspruch – passt doch noch viel besser zu mir. Obwohl ich mit den Twens auch irgendwie nichts mehr anfangen kann. Klar, deren Körper sind noch straff und das Lachen ist noch ehrlich. Aber dafür haben Sie keinen Plan von gar nichts. Letztens hab ich eine 24-jährige Miss Marple genannt, weil sie irgendeinen Zusammenhang halbwegs clever kombiniert hat. Sie wusste nichts damit anzufangen. Wer ist denn Miss Marple? – fragte sie naiv lächelnd.
Ach shit. Dann bin ich halt alt. Älter sogar als das Internet. Fast so alt, wie Kästner’s Herr Jakob, der sich durch zwei Weltkriege wühlen musste. Wenigstens hat er was erlebt. Was mich besonders mit dem fiktiven Protagonisten verbindet ist die Beobachtung. Klar, ich lebe und nehme Teil an diesem Prozess. Habe auch Spaß daran. Aber ich bin auch irgendwie unzufrieden. War es das jetzt schon? Es ist irgendwie unspektakulär, dieses Leben. Ich will kein Philosoph werden und soweit mich bisher belesen habe, ist die Suche nach dem Sinn nicht gerade erfolgsversprechend. 42 – das ist die bislang beste Antwort, die ich finden konnte.
Ich beobachte die Menschen um mich herum immer sehr genau. Sehe Beamte und frage mich, wie einfach ein Gehirn gestrickt sein, dass man mit dem Wissen in den Beruf geht, 40 Jahre lang die ständig gleiche Arbeit zu verrichte, um am Ende mit Haus, Frau, Ex-Frau, 2 Kindern und Audi in Rente zu gehen. Ich sehe Penner und frage mich, ob es ihnen einfach am Antrieb fehlt, oder ob sie richtig machen und einfach drauf scheissen. Das Leben geht eh weiter, und dann stirbst du irgendwann. Ich sehe Leute, die hemmungslos konsumieren und Leute, die sich vegan ernähren und Fair Trade kaufen. Als würde es einen Unterschied machen. Europa ist reich und in Afrika verhungern die Kinder, weil in Asien ein Monatslohn von 30 Dollar funktioniert. Die Welt ist scheisse organisiert, je nach Sichtweise. Ich war immer dankbar in Deutschland geboren zu sein, aber heute sehne mich nach mehr Abenteuer. Es ist zu einfach im Wohlstand zu leben. Ich habe zu wenig Probleme und zu viel Zeit mir einen Kopf zu machen.
Die Kifferei war ein einfacher Weg der Grübelei zu entfliehen. Fast zehn Jahre habe ich mich dem Gedanken entzogen, dass ich ein durchschnittlicher Typ bin, der so durch die Welt eiert und nichts besonders erreichen wird. Dabei finde ich das gar nicht schlimm. Es ist sogar völlig okay. Ich habe mir den Weltschmerz in den Kopf gekifft. Wäre ich ein Heranwachsender in der heutigen Welt, wäre ich wahrscheinlich voll emo. Würde mir die Arme aufschlitzen und traurige Selfies machen.
Aber das bin ich nicht. Und ich bin auch kein Jammerer. Ich habe es gut und ich habe mein Leben in der Hand. Ich kann sowohl ein Pennerdasein führen und einfach alles aufgeben oder noch die Sache mit Frau und Haus und Scheidung und so erreichen. Yuhu. Wahrscheinlich mache ich einfach einen Mittelweg. Wir werden sehen. Ich beobachte weiter. Manchmal macht es mich traurig, manchmal lache ich über das was ich so sehe.
Gras auf den Ohren.
Ich bin mittlerweile stark genug auch der härtesten Versuchung zu widerstehen. Das ist gut. Aber Gras ist überall. Ich höre gern HipHop, besonders den alten Shit. Doch irgendwie passen die ganzen Text so gar nicht mehr zu meinem aktuellen Lebenswandel. Gras ist einfach überall.
„Let’s get to the point/ Let’s roll another joint/ And let’s head on down the road/ There’s somewhere I got to go.“ – Tom Petty
„Roll joints bigger than King Kong’s fingers/ And smoke them hoes down until they’re stingers.“ – Wiz Khalifa
„You ignite me and I’ll ignite you / And once all the sheets burn, baby / I’ve got some more bamboo / And when the smoke clears / Lady, still my eyes focus on you / Huff and puff some of my funk stuff / Prove my point that I am the joint“ – C+C Music Factory
Und den Auszug kennt ihr alle: „Hey-ay-ay-ay! Smoke weed every day!“ The Next Episone vom Dr. mit dem Dreh höre ich immer gerne. Und immer habe ich die letze Zeile laut ausgerufen. Smoke Weed Everyday. Es ist wirklich absurd. Jeden Tag rauchen ist scheiße. Für HipHopper ist das vielleicht ein Ding. Aber wir Normalos sollten uns ein bisschen kontrollieren. Das ständige High hat mich eingeschränkt. Ich konnte mich nicht mehr auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Wenn kiffen, rappen, Konzerte geben und Geld zählen die einzigen Aufgaben im Leben sind – ist das cool. Aber als 9to5-Hure mit alltäglichen Problemen und Sorgen ist es nur traurig. Ich habe ein trauriges Leben geführt. Ich habe zwar viel gelacht und mich in der Situation des Rebellionsdauerkiffers wohl gefühlt, aber ich unfrei wie ein Zooelefant.
Jetzt, nach fünf Monaten Abstinenz kann ich es recht objektiv beurteilen. Gras ist unter all den Drogen da draußen, die, die am Besten zu mir passt. Mich wundert es auch nicht mehr, dass ich gerade bei Weed hängen geblieben bin. Die ganzen schnellen Sachen haben mich immer nur irritiert und für die richtig harten Sachen bin ich einfach zu schissig. Und gestern hatte ich folgende Zeile auf dem Ohr: „Too much of anything makes you an addict“ – Nappy Roots, No Static. Starker Song. Und genau so ist es. Zu viel, egal wo von, ist schädlich.
Ich kämpfe heute nicht mehr gegen meine Gras-Sucht an. Ich kann es lassen. Es ist manchmal schade, dass ich nicht einfach mal eine Tüte basteln kann, aber das ist okay. Heute kämpfe ich gegen Monotonie. Ich will mich nicht noch einmal so festfahren, wie ich es bei der Kifferei getan habe. Im Moment gehe ich jede freie Minute zum Basketball. Das ist verrückt. Natürlich ist das ungefährlich, aber ich lenke mich so auch vom Wesentlichen ab. Was will ich mit meinem Leben machen. Die Monate vergehen und ich trete auf der Stelle. Ich drifte ab.
Gras ist überall. In Amerika rasten sie aus und Legalisieren den Shit. Vor einem Jahr haben sie dich in Colorado noch in den Knast gesteckt, wenn du mit nem Büggel erwischt wurdest und jetzt kannst du das Kraut an jeder Ecke legal kaufen. Stars kiffen öffentlich auf Instagram und niemand schwingt mehr die moralische Keule. Die Linken reden auch wieder von der Legalisierung. Es gibt in Deutschland immer mehr halböffentliche Coffeeshops. Und an jeder Ecke sehe ich die Kids Tüten basteln und teilen.
Von der Rebellion ist nichts mehr übrig geblieben. Ich wollte mich mit der Kifferei, wenn auch eher unbewusst, von der Masse abgrenzen und ein Zeichen setzen. Gut, ich bin süchtig geworden und aus Rebellion wurde Rezession, aber die Kifferei ist auf dem Weg ins Establishment. Ich bin mal gespannt, wie sich das noch entwickelt. Vielleicht hebt Deutschland die Prohibition auch auf und Gras ist in zehn Jahren ein Rauschmittel wie Alkohol. Wir werden sehen. Ich habe genug gekifft und bleibe nun aufmerksam, dass ich nicht in die nächste Sucht gerate.
Scheisse, ich bin heute echt verwirrt. Unschlüssig. Ich wollte über die Kifferei im HipHop schreiben. Und wie fremd das heute für mich klingt. Und darüber, wie mir Gras überall begegnet, jetzt wo ich abstinent lebe. Herausgekommen ist ein kurzer Text, der eine riesige Kurve dreht. Eine kurve durch mein wirres Gehirn, dass auf der Suche nach Klarheit noch ab und zu den Faden verliert. Aus einem grünen wird hoffentlich bald ein roter Faden.
Super, ich bin schon viel klarer. Ein kurzes Update zu meiner Regeneration: Es geht mir deutlich besser. Ich schlafe wirklich gut mittlerweile. Und ich habe öfter Phasen, in den ich mich gut konzentrieren kann. Mein Gedächtnis wird auch besser. Die Stimmungsschwankungen haben sich erheblich relativiert. Kiffen hat Folgen. Jeden Tag kiffen ist kein guter Plan. Bleibt gesund. Euer Franzl.
Statusbericht: 5 Monate.
Nun sind es also schon 5 Monate. Oder so ähnlich. Ich habe den Tag des letzten Joints vergessen. Ist auch Wurscht. Es geht mir gut. Schlafstörungen, Lethargie und Melancholie sind beinahe ausgestanden. Suchtdruck empfinde ich nicht. Rauchen ist allerdings noch immer ein großes Thema. Ich poofe ununterbrochen. Ekelhaft. Ich muss das abstellen. Bald.
Der Aussteiger (ein Mitstreiter) hat mich gefragt, was sich über die letzten zwei Monate noch verändert hat. Ich kann es nicht wirklich sagen. Das Leben ist ein bisschen leichter geworden. Ich glaube ich bin offener geworden, freier. Versuchungen machen mir keine Probleme. Ich habe jetzt schon einige Situationen gehabt, in denen ein Joint nur eine Armlänge weit entfernt war. Aber ich habe nicht einmal gezuckt. Ich bin mir meiner Situation bewusst, aber es bedarf keiner sonderlichen Anstrengung die Abstinenz aufrecht zu erhalten. Nicht kiffen ist einfach.
Ich bin lange nicht am Ende meiner kleinen Reise, aber sie ist längst nicht mehr so steinig wie zu Beginn. Jetzt habe ich Gelegenheit mich auf die wahren Aufgaben des Lebens zu konzentrieren. Ich bin noch nicht wirklich weitergekommen und suche beruflich noch immer nach einem Highlight, dem ich mich voll und ganz widmen kann, aber so lange genieße ich das Leben drum herum. Das Eichhörnchen begleitet mich nicht mehr und ich hoffe es kommt auch nicht wieder. Man sagt ja, einmal Sucht – immer Sucht. Ich bin gespannt, wie sich meine Situation entwickelt, aber ich mache mir keine Sorgen. Dann kiff ich halt nie wieder. Auch kein Ding.
Bleibt dran, Jungs. Wenn sich Eure Gedanken um Traurigkeit, Sucht und Träume drehen, dann legt den Joint beiseite und sucht nach einem geeigneten Zeitpunkt das tägliche Kiffen zu beendet. Für mich war es ein nie enden wollender Strudel, der mein Leben viel mehr beeinflusst hat, als ich es glauben wollte.
Gras ist nicht harmlos. Ich habe viele Jahre keinen Ausweg gefunden und immer weiter gekifft. Es war schwer den Absprung zu schaffen. Jetzt ist es einfach und ich frage mich, warum ich es so lange nicht geschafft habe. Ich habe kein Allheilmittel. Ich kenne keinen Königsweg. Ihr müsst für Euch die Entscheidung treffen nicht mehr zu wollen. Traut Euch.
Auf der Suche nach dem Absturz.
Ich mag abgeranzte Typen, die sich nicht um die Normen und Werte unserer Generation scheren. Typen, die ihr eigenes Ding machen. Erst vor kurzer Zeit habe ich die Geschichten von Charles Bukowski entdeckt. Ein genialer Mensch, der sich zeitlebens durch die Gosse von Los Angeles gesoffen und gefickt hat. Naja, wahrscheinlich hat er mehr gesoffen als gefickt, aber zumindest hatte er eine blühende Phantasie, wenn es um Titten, Kitzler und Ärsche geht. Ständig arm und oft ohne auch nur einen Dollar in der Hand trieb er durch eine Welt, zu der er keinen Zugang fand. Natürlich ist auch das nur eine romantisierte Version, aber ich möchte mir den Mann so vorstellen, wie er sich in seinen Geschichten selbst darstellt. Eine abgewrackte Gestalt, die der Welt täglich ein lautes „Fuck you“ entgegenbrüllt.
Ich selbst war nie arm. Mama hat nicht gesoffen und Papa hat mich nie geschlagen. Mama ist eine tolle, einsame Frau, die Alles für mich geben würde. Papa hat mal viel Geld verdient, hat doppelt so viel verzockt, säuft Bier, wie andere Leute Wasser und versteht das Konzept von Liebe nicht. Mit seinen 60 Jahren ist er heute pleite, in seiner dritten Ehe und wahrscheinlich näher am Tod als am Leben. Ich bin die Summe meiner Erfahrungen. Ich bin kein Kind einer heilen Welt, aber auch nicht im Chaos aufgewachsen. Ich habe solide Wertvorstellungen, Respekt vor meinen Mitmenschen und ordentliche Manieren.
Kaputtheit übt eine große Faszination auf mich aus. Ich glaube heute, dass ich eine Zeit lang versucht habe mein Leben zu sabotieren. Ich wollte in die Gosse. Alles verlieren, den letzten Ausweg verpassen und so richtig abstürzen. Fragt mal einen Spielsüchtigen welche Momente für ihn die intensiveren sind: ein guter Gewinn, oder ein übler Verlust. Ein Jahr lang habe ich versucht den „Goldenen Joint“ zu rauchen und meiner kümmerlichen Existenz ein Ende zu bereiten. Sterben wollte ich nicht. Nein, ich wollte verlieren. Der Traum vom großen Erfolg ist eine Illusion, die man um die 30 realistisch einsortieren kann. Was wartet denn in dieser Welt schon auf mich? Profisportler sind plötzlich ein paar Jahre jünger. Der Zug ist längst abgefahren. Für einen aufregenden Job hat es auch nicht gereicht. Die Welt ist langweilig und ich bin nur ein kümmerlicher Teil dieser ewigen 9to5-Maschinerie. Aufstehen, Essen, Arbeiten, Trinken und Schlafen. Sorgen, Beklemmungen, Wünsche und Realität.
Und für mich waren die „glücklichen“ Menschen um mich herum verblendet. Sie alle haben einen Job, den sie hassen. Leben mit Menschen, die sie beeinflussen wollen, ändern wollen und mit Restriktionen klein halten. Kinder zu kriegen wird zum größten Erfolg ihres Lebens. Die Alte sagt, wir müssen jetzt einen Kombi haben. Schön. Am Wochenende kann ich nicht, wir sind sonntags zum Brunch bei den Kurzbergers. Ach ja?! Was will ich in dieser Welt? Es ist nicht meine. Ich möchte morgens auf der richtigen Seite des falschen Bettes aufwachen. Fehler machen. Saufen, bis ich noch tanzen, aber nicht mehr laufen kann. Drogen nehmen war meine Rebellion. Wobei ich selbst dabei nicht erfolgreich war. Ich habe Gras geraucht. Es hat mich nicht kaputt gekriegt, soviel ich auch geraucht hab. Jetzt hänge ich hier im Mittelmaß. Bin gut ausgebildet und habe einen Job, der mir liegt und den ich mag und dazu die Freiheit, die Dinge zu tun die ich liebe. So ein Käck.
Ich schlage keine Frauen, bin kein Alkoholiker, bin ein ehrenwerter Bürger dieser Gesellschaft. Ich schreie der Welt kein „Fuck you“ entgegen. Ich bin nett und lächle. Wütenden und ignoranten Menschen begegne ich mit doppelter Freundlichkeit. Ich versuche GUT zu sein. Ich verachte diesen Familiengedanken nicht (mehr). Ich schätze, ich will das auch haben. Ich habe es nicht geschafft mich kaputt zu machen. „My ambition is handicapped by my laziness.“ Selbst in Sachen Selbstzerstörung siegte die Faulheit. Oder die Lebensfreude – je nach Ansichtsweise. Ich bin da noch nicht ganz sicher.
Wie auch immer. Das Leben geht immer weiter und ich habe Träume, die mich antreiben. Die Suche nach Glück ist eine aufregende Reise, die es sich lohnt zu gehen. Fuck it – dann spiel ich halt das Spiel der Spießigkeit.
Versuchung.
Es ist ein bisschen still geworden hier. Mein Ziel einen Beitrag pro Woche zu schreiben, erreiche ich momentan irgendwie nicht.
Nunja, die Stimmungsschwankungen legen sich immer mehr. Meine Woche war zwar wenig produktiv, aber ich ich habe viel Sport getrieben und fühle mich fit. Wie das Bild zeigt, genieße ich den aufkommenden Sommer. Heute habe ich einer großen Versuchung widerstanden. Eine sehr hübsche, mir bisher unbekannte Lehrerin saß mit uns am Strand und drehte sich nach ein bisschen BBQ und zwei drei Bier einen Joint. Ich mochte sie gleich und im letzten Sommer wäre diese Situation für mich das Paradies. Ihre Frage, ob ich den Joint mit ihr teilen möchte, konnte ich allerdings sehr leicht mit nein beantworten. Es ist nicht mehr meine Welt.
Es fällt mir nicht schwer dieser Versuchung zu widerstehen. Es war ganz leicht. Das ist gut.
Schönheit fehlt mir viel mehr als ein kurzer Rausch. Danach suche ich auch wieder aktiv. Auch das ist gut. Während meiner Kiffzeit habe ich diese Suche aus den Augen verloren. Ich wache langsam wieder auf.
Ich wünsche Euch ein schönes Pfingstwochenende. Bleibt stark,
Euer Franzl.
Statusbericht: 4 Monate
So. Vier Monate sind auch rum. Die Zeit vergeht auf jeden Fall immer schneller. Bei meinem letzten Statusbericht habe ich noch geschrieben, dass ich mich mit dem Wort „Depression“ auseinandergesetzt habe. Ich hatte Angst, dass sich diese Traurigkeit weiter manifestiert und ich abdrifte. In einen Strudel gerate, der mich in einen Abgrund zieht, dem ich nicht entfliehen kann. Das ist ja unter Kiffern kein unbekanntes Phänomen. Und Stimmungsschwankungen gehören wohl einfach zum Entzug dazu. Allerdings kann ich heute, nur einen Monat später, sagen, dass diese Angst erstmal unbegründet war. Diese Woche hatte ich einen Moment, der mich aufatmen lässt: ich setze mich auf die Couch und spürte diesen Rhytmus, der mich seit meiner Abstinez verfolgt. Ich atme tief, beginne mich schlapp zu fühlen und meine Gedanken driften richten Selbstmitleid. In diesem Moment jedoch wurde ich nicht traurig. Ich war klar und mir wurde klar, dass zwar nicht alles wunderbar ist, ich aber auch nicht traurig sein muss. Es fühlte sich einfach nicht mehr so schwer an wie sonst. Ich glaube, ich komme langsam wieder zu Kräften.
Aus kleinen Zielen werden jetzt wieder Größere. Das ist prima. Ich kiffe nicht mehr. Das Vorhaben wandelt sich in einen Status. So langsam verblassen die ganzen Erinnerungen an diese lange Phase des Kiffens. Die vielen Joints und die ganze Lebensweise, die damit einhergeht, verschwinden im Dunst der Vergangenheit. Abstand ist ganz wichtig. Die Zeit vergeht, ob ich nun täglich kiffe, oder nicht. Ich bin nur vier Monate kifffrei und die körperlichen und geistigen Veränderungen sind wirklich marginal. Aber ich gewinne Abstand zu diesem ganzen Zirkus. Ich sehe keine Kiffer mehr. Dabei kann ich gar nicht sagen, ob ich mich bewusst fernhalte, oder es sich einfach so entwickelt hat. Ein guter Freund von mir hat etwa zur gleichen Zeit aufgehört täglich zu kiffen. Er nimmt die ganze Sache etwas lockerer, hat in den vier Monate drei/vier Joints geraucht und überhaupt keine Probleme mit dem Verzicht. Wir sprechen ab und an über unserer Eindrücke. Das hilft wirklich. Ich merke auch, dass meine Blog-Frequez abnimmt. Das möchte ich eigentlich nicht, aber es vergeht mittlerweile einfach auch mal eine Woche, ohne dass ich mich mit dem Thema auseinandersetze.
Thema Schlaf. Das hat sich immer noch nicht richtig eingependelt. Aber es stellt kein Problem mehr da. Einmal pro Nacht wache ich noch auf, so etwa zur Halbzeit. Und wenn ich keinen Termin hab, bleibe ich unter der Woche gern mal ne Stunde länger liegen. Aber ich denke, dass liegt auch daran, dass ich beruflich momentan nicht wirklich gefordert bin. Ich wünsche mir fast wieder einen blöden 40-Stunden-Job mit Anwesenheitspflicht. Aber das ist eine eigene Geschichte. Finanziell komme ich gut klar. Meine berufliche Situation werde ich ändern, aber ich will erstmal wieder happy und stark werden. Mein Job darf nie die Definition meines Ichs werden.
Aus innerer Freude kommt positive Austrahlung und daraus folgt Glück/Erfolg – je nachdem. Für mich ist es so einfach. Glückliche Menschen erkennen Gelegenheiten einfach besser und haben mehr Kraft sie zu ergreifen und festzuhalten.
Für alle Mitstreiter und Abstinenzler: Haltet durch. Ich dachte meine Welt bricht zusammen. Ich war zu Tode betrübt, im wahrsten Sinne. In dieser Zeit hatte ich Gedanken, die ich gar nicht ausprechen möchte. Ich hielt mein Dasein für sinnlos und dachte mir geht die Kraft verloren weiterzumachen. Ich zweifelte an mir, an allem was ich kann und darstelle. Traurigkeit bestimmte meine Tage und Abende. Einsamkeit erdrückte mich. Hoffnung war nur ein Schimmer. Sucht war Alles. Das Gehirn ist ein fragiles Gebilde, ich hab mich immer für stark gehalten und dennoch hat mir dieser Zustand die Kraft genommen. Bei mir war es eine Trennung, der Bruch mit meinem Vater und die Erkenntnis der Sucht, die kombiniert diesen Zustand ausgelöst haben. Es ist immer ein individuelles Problem, aber ich glaube die Auswirkungen sind immer sehr ähnlich. Ich befinde mich noch immer in dieser Phase der Neuerfindung und ich gebe mir alle Zeit der Welt. Aber ich möchte Euch sagen: die kleinen Erfolge werden kommen und ihr werde sie erkennen und Euch ehrlich darüber freuen. Diese kleinen Momente der ehrlichen Freunde sind wunderbar und sie nehmen mir die Angst vor allem, was noch kommt.
Vier Monate sind für mich heute nur noch eine kleiner Zwischenerfolg und mein Ziel erstmal ein Jahr kifffrei zu bleiben fühl sich schon lange nicht mehr so groß an, wie zu Beginn. Ich erinnere mich noch gut an die Anfangsphase, in der 12 Monate nicht mehr als ein Wunsch waren. An einen Rückfall denke ich schon nicht mehr. Jetzt habe ich andere Ziele und das macht mir Mut. Kiffen und die Sucht bestimmen nicht mehr mein Leben. Ich bestimme.
Ich habe die Sucht noch lange nicht ausgestanden, aber ich bin auf einem Weg. Einem Weg, der mich hoffentlich zu dem Glück führt, das wir uns alle so sehr wünschen. Es geht weiter, ich bleibe meinem Vorsatz treu und das fühlt sich gut an.
Stoned auf der BAB.
Vier Monate kifffrei bin ich heute auf den Tag. Die letzte Woche habe ich hier kein Tagebuch geführt. Mein Status hat sich auch nicht verändert. Schlafen klappt ganz gut. Gedanken an einen Joint habe ich nach wie vor selten und die Stimmungsschwankungen halten sich in Grenzen.
Es ist Montag und ich trinke abwechselnd Kaffee und Red Bull. Das Wochenende war kurz und ich bin müde. Egal. Heute erzähle ich Euch eine kleine Geschichte, die Teil meines Abschiedes vom Dope war. Es war Ende letzen Jahres und ich folgte einer Hochzeitseinladung nach Bayern. 3 Stunden Autofahrt. Ohne mir wirklich etwas dabei zu denken, drehte ich mir zwei kleine Tüten vor und setze mich in meinen alten Automatik-Benz. Auf der Autobahn stellte ich den Tempomat auf 110 und zündete mir den ersten Spliff an und fuhr gemächlich auf der rechten Spur Richtung Süden. Es war schon dunkel, die Autobahn war leer und aus im Autoradio schwappte ein ruhiger Indie-Beat. Ich fahre gern Auto, achte das Rechtsfahrgebot und bin ein gelassener Verkehrsteilnehmer. Roadrage kenne ich nicht, eher wundere ich mich über den Hass, der täglich auf deutschen Straßen herrscht. Während der Fahrt zu kiffen war für mich in dieser Zeit nicht völlig Ordnung, aber irgendwie okay. So richtig stoned wurde ich ja eh nicht mehr. Heute sehe ich die ganze Angelegenheit etwas anders und habe mir geschworen mich nur noch völlig klar ins Auto zu setzen. Ich will dieses Verhalten hier auf keinen Fall verharmlosen, aber ich erzähle die folgenden Ereignisse so, wie sie sich zugetragen haben.
Geschmeidig glitt ich durch Hessen und zündete mir kurz vor der bayrischen Grenze den zweiten Joint an. Der Benz ist mit mehr 300 Tausend Kilometer auf der Uhr und trotz seinem stolzen Alter ein wunderbares Reisemobil. Ich rollte so dahin und hing meinen Gedanken nach. Es war bereits die dritte Hochzeit des Jahres und irgendwie beneidete ich die Jungs, um ihre soliden Partnerschaften und Lebenswandel. Sie heiraten, kaufen Häuser, machen süße Kinder und machen Pärchenurlaub, anstatt mit Rucksack und Oneway-Ticket nach Übersee zu fliegen. Während ich mal wieder ins Selbstmitleid abdriftete bemerkte ich plötzlich einen silbernen 5er im Rückspiegel. Oh shit, die fragen sich wohl grad, was der alte Benz mit dem NRW-Kennzeichen hier macht. Am nächsten Autobahnkreuz überholte der Fünfer mich schließlich und die roten Buchstaben wiesen mich an ihm zu folgen. Ich lüftete also nochmal kurz durch und sammelte mich ein wenig.
„Guten Abend, einmal Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte,“ begrüßte mich der bayrische Beamte in Zivil. „Servus, aber natürlich“, antwortete ich freundlich und gab ihm die Papiere. Ich erkundigte mich, warum die Beamten mich denn kontrollieren würden und deutete mit einem Verweis auf mein Outfit (Ordentliche Hose, weißes Hemd und Sakko am Haken im Fond) an, dass ich auf dem Weg zu einer Hochzeit war. Verrückterweise trug der Beamte den gleichen Nachnamen, wie der Bräutigam, verwandt waren die beiden jedoch nicht. Es ginge um eine Routinekontrolle und der Suche nach Drogen. Ob ich denn schon einmal in dieser Sache auffällig geworden sei, fragte er und logischerweise log ich ihn in nettem Ton an. Natürlich sagte ich auch, dass ich weder Drogen bei mir führen würde, noch in letzter Zeit welche konsumiert hätte.
Als kleiner Einschub zwischendurch: Lügen ist nicht strafbar. Ich kenne meine Rechte. Ich bin kein Fan der Polizei, hege aber auch kein Gräuel gegenüber Beamten. Sie sind Teil unseres Rechtsstaates und das ist auch gut so. Ich bin froh, dass ich in Deutschland geboren bin, denn ich genoss bislang gerne alle Privilegien, die unseren Staat ausmachen. Die Autobahnen sind gut, die Krankenversicherung exzellent und ich konnte nahezu kostenfrei studieren, obwohl ich aus einer Arbeiterfamilie komme. Aber das nur am Rande.
Ob ich denn einverstanden wäre ein paar Test zu durchlaufen, um meine Aussagen zu belegen. Aber Klar, Herr Kommissar. Die meisten von Euch kennen den Drill wahrscheinlich aus eigener Erfahrung. Erstmal Pupillencheck: Normale Reaktion. Keine Ahnung, ich hatte nie die typischen Klatschaugen. Als nächstes Augen zu, Finger auf die Nasenspitze. Easy. Auf einem Bein stehen. Ich bin sportlich und auch das war für mich keine unlösbare Aufgabe. Zwei, drei Meter Pisspott erledigte ich mit einem lächeln und freundlichem Smalltalk mit der Kollegin des Beamten. Jetzt kam was Neues: Bitte schließen Sie die Augen und schätzen Sie dreißig Sekunden ab. Augen zu und 21, 22, 23 … Als ich Stopp sagte, blickte die hübsche Blonde und ich auf ihr iPhone und was zeigte das Display. 30,34 Sekunden. Innerlich hob ich die Hand zum imaginären High-Five. Das Ding war gelaufen. Für die Bayern-Cops war klar: der Junge ist okay. Der ist nett und clean. So clean, wie Mutters Küche.
Dürfen wir uns denn in Ihrem Wagen einmal umsehen? Mir war klar, dass das nicht gut gehen würde, aber naja. Das gehört eben zu den Rechten der Polizei. Verneinen würde nur Stress bedeuten, also ließ ich den Beamten suchen. Es dauerte nicht einmal zwei Minuten, da fand er meinen Reisebeutel mit OCBs, Tipps und einem kleinen Döschen Weed. Was haben wir denn hier? Sie sagten doch, dass Sie keine Drogen mit sich führen würden. Immernoch freundlich sagte ich ihm, dass ich meine Rechte kennen würde und wir kamen überein, dass es okay sei davon gebrauch zu machen. Naja, das sei in Bayern nicht in Ordnung sagte er. Sprach von Strafanzeige und „Konfizage“. Ich erklärte ihm, dass ich beabsichtigte das ganze Wochenende in Bayern zu bleiben und es doch nicht gegen das Gesetz sei eine Party mit einem kleinen Joint zu beschließen.
Wir müssten dann jetzt zum Revier und die Anzeige zu Papier bringen. Ich solle den Beamten doch hinterherfahren. Ich konnte es nicht fassen. Ich fuhr den Beamten also hinterher. Die hübsche Blonde kümmerte sich um alles weitere. In Bayern wird man erkennungsdienstlich behandelt, wenn man mit Drogen erwischt wird. Also erstmal Fotos machen: zum Glück hatte ich einen Anzug an. Das müssen wohl die solidesten Fotos eines Gras-Konsumenten in der Geschichte Bayerns sein. Danach digitale Fingerabdrücke. Zum Glück benutzten die zu der Zeit schon keine Tinte mehr. Hätte die älteren Hochzeitsgäste sicher irritiert. Ich führe nebenbei ein sehr nettes Gespräch über die Gesetzeslage rund um Cannabis mit der Bayerin. Ich konnte nicht fassen, dass noch immer niemand meine Pisse oder auch nur meine klebrigen Fingerkuppen nach Gras untersuchen wollte. Ich versuchte also das Bild vom soliden Hochzeitsgast, der nur ein bisschen Kraut dabei hat, zu festigen und offenbar gelang mir das. Denn nachdem der Papierkram erledigt war, wünschten mir die Beamten, dass ich trotz dieser Eskapade die Feier genießen solle. Ich entschuldigte mich für den Papierkram, den ich Ihnen aufbrockte und durfte gehen, fahren, feiern. Unfassbares Glück.
Ich setze mich ins Auto, machte mir erst einmal eine Kippe an. Es war nicht das einzige Mal, dass ich ungeschoren davon gekommen bin. Aber zu der Zeit hatte sich in mir schon etwas verändert. Es war natürlich ein bisschen aufregend, ich hatte die Obrigkeit überlistet. Trotzdem, es musste sich was ändern. Ich konnte die Fete nicht richtig genießen. Es war eine tolle Party voller toller Menschen, die sich ehrlich mit und für ein tolles Paar freuten. Das tat ich auch, aber ich konnte nicht verdrängen, dass mein Leben zwar aufregend war, aber doch auch traurig. Ich war traurig. All die Spannung war doch unnötig. Ich trank ein halbes Helles mit den Jungs und stahl mich irgendwann gegen zwei Uhr morgens davon, um wieder heimzufahren. Mir wurden drei Couchen angeboten, ich habe ein angeregtes Gespräch mit der wunderschönen Portugiesin geführt, die ich immer nur auf Hochzeiten und anderen Events dieser Bayerntruppe sehe und dennoch fühlte ich mich beschissen.
Ich setzte mich also wieder in den Benz und fuhr die drei Stunden zurück. Das Gras hatten mir die Cops ja genommen und so hatte ich nichtmal Sorge, dass ich irgendwie illegal unterwegs war. Dabei war der letzte Joint ja erst sechs, sieben Stunden her. Ich hatte wahrscheinlich zehn Jahre ständig aktives THC im Blut. Zu Hause angekommen, dreht ich mir erstmal eine fette Tüte und legte mich mit ihr ins Bett. Mary und ich, wir waren kein Paar, dem andere zu ihrem Glück gratulierten, auf das sie neidisch schielten und bewunderten. Wir waren ein trauriges Paar. Es war höchste Zeit für eine Trennung. Heute bin ich nicht froh, dass ich damals nicht von den Cops gefickt wurde, sondern, dass ich Mary dann irgendwann endlich den Laufpass gab.
Was ist die Moral von dieser Geschichte? Kein Plan. Ich kiffe nicht mehr. Ich habe mich von einer Sucht befreit, die mein Leben bestimmte. So sehr, dass ich nicht einmal für eine Autofahrt zu einer Hochzeitsfeier klar bleiben wollte. Bekifft sein war einfacher, als mich damit auseinanderzusetzen, dass ich traurig über den Ausgang meiner letzten Partnerschaft war. Das ist alles Westentaschen-Psychologie, aber ist dennoch irgendwie logisch. Ich kiffte, um einfache Zusammenhänge zu verdrängen und das machte mich zum Süchtling. Jetzt bin ich clean und nur ganz langsam kann ich diese ganzen kleinen Zusammenhänge aufdröseln. Vier Monate bin ich jetzt dabei, in kleinen Schritten wieder zu einem glücklichen Franzl zu werden.
Weiter geht’s! Bleibt dran und bleibt sauber.
THC und OCB ist was ich dreh‘.
Ich habe zur Studienzeit begonnen, professionell zu kiffen. Nach dem Abi bin ich zu Hause ausgezogen, habe für meinen Lebensunterhalt weitgehend selbst gesorgt und fühlte mich frei. Kiffen war Teil dieser Freiheit. Ich kenne es gar nicht anders. Daheim wird gekifft, auf der Couch gehörte der Joint einfach dazu. Leere Päckchen Papers habe ich in einer Box gesammelt. Anfangs aus Spaß , später im Gedanken an das Mahnmal, das diese Kiste heute für mich darstellt.
Zuletzt hab ich vor etwa zwei Jahren durchgezählt. Da war die Zahl der Joints, die diese Pakete repräsentieren schon deutlich fünfstellig. Eine unfassbare Zahl. Mehr als 10000 mal Rausch. Zehntausend mal klebrige Finger. Ebensoviele gerollte Tips. Meist die perforierten OCB-Tips. Nur im Notfall benutzte ich Laschen aus Kippenpackungen, geschnittene Kartei- oder Visitenkarten, oder andere unwürdige Alternativen. Zehntausend mal bröseln, Blättchen anfeuchten, zudrehen und anhauen.
Die Kiste ist Definition und Beweis meiner Sucht. Ich weiß gar nicht, wie man normal lebt, ohne in den eigenen vier Wänden ständig das gleiche Ritual zu vollführen. Kiffen war Definition von Heimat, Ersatz für Normalität und Entwicklung, die Verdrängung meiner Suche nach familiärer Wärme. Ich funktioniere gut allein. Aber das ist kaum eine Leistung, eher Gewohnheit.
All die kleinen und großen Erkenntnisse der letzten Monate überwältigen mich momentan. Ich bin froh, Vieles davon hier niederzuschreiben und hoffe, dass ich irgendwann Ordnung in den Wust der damit verbundenen Emotionen bringen zu können. Ich fühle mich noch immer zu schwach dafür.
Gescheitert zum Titel.
Nach viel Retrospektive mal ein Live-Beitrag. Mit Hiphop auf den Ohren sitze ich hackebacke in Bonn am Bertha, nachdem ich eine Lesung besucht habe. Eine Lesung übers Scheitern. Gehalten von einer erfolgreichen Frau mit der ich studierte. Eigentlich ein Witz, wo sie doch Karriere machte während ich scheiterte. Mehrfach und teilweise hart.
Scheitern. Was bedeutet das? Ist es eine kleine Niederlage auf dem Weg zum Erfolg, oder ein weiterer Schritt richtung Rockbottom? Wer weiß. Ich sehe es mitlerweile philosophisch. Die Zukunft, das Leben, Glück: das sind Dinge, die ich nur bedingt beeinflussen kann. Ich muss mehr leben. Ich muss meinen Weg in diesem Zirkus, den SIE Leben nennen, finden.
Ich bin betrunken und gehe jetzt noch tanzen. Die Uhr zeigt 01:57 am. Ich bin nicht bekifft, ein Anfang. Das Ende kenne ich nicht. Der Weg dorthin soll Freude bringen.
Scheitern kann ich gut. Kleine Ziele hab ich. Doch was ist das große Ziel? Kein Plan. Endhalte. Bier. Tanzen. Morgen.
Die Suche geht weiter. Fein.
Gemeinsamkeiten. Glück. Und Shit.
Fuck, heute habe ich mal wieder einen gemischten Tag. Ich hab mich extra in Schale geworfen heute: neue Schuhe helfen mir ungemein mich wohler zu fühlen. Trotzdem hatte ich heute Mittag einen üblen Durchhänger und musste mal zwanzig Minuten die Augen zu machen. So langsam schlafe ich besser, aber meist montags mittags überfällt mich regelmäßig eine nervende Schlaffheit. Ich fühle mich dann körperlich ausgezerrt, zittere leicht und mache mir große Sorgen um meine Konstitution. An Konzentration ist nicht zu denken. Nach einer Stunde und einem ekligen Mittagessen ging es dann wieder.
Jetzt ist es vier und ich habe meine Pflicht-ToDos für heute abgehakt. Die Bonus-ToDos auf meiner Liste verschiebe ich mal getrost auf wannauchimmer. Grund für diesen Eintrag ist ein Bericht, den ich heute mittag während meiner Mattheit gelesen habe. Es war ein Forum-Thread eines promovierten Wissenschaftlers, der mit 45 Jahren seine Kiff-Sucht erkannt hat und vier Monate Tagebuch über seinen Entzug geschrieben hat. Erst mit 45 Jahren hat er entdeckt, dass er wirklich süchtig ist. Er beschreibt in seinen Beiträgen, wie er den Kampf angenommen hat und man erkennt über einen Zeitraum von vier Monaten genau, wie sich seine Einstellung verändert. Er entfernt sich immer mehr von dem Glauben an eine harmlose Gewohnheit hin zu einer Überzeugung, dass Cannabis Auslöser vieler verdrängter Probleme ist. Sehr spannend. Wer sich dafür interessiert, kann die Texte hier nachlesen. Der Thread endet abrupt im Januar 2010. Simon, ich hoffe es geht Dir gut und Du bist stark geblieben. Falls Du zufällig auf diesen Blog stößt, melde Dich mal kurz. Gerade in dieser Geschichte habe ich viele Parallelen zu meiner eigenen entdeckt. Erst nach mehr als drei Monaten entdeckt er seine Traurigkeit, so ging es mir auch. Leider endet die Geschichte auch zu dieser Zeit. Naja, ich schreibe nun meine auf und hoffe weiterhin Menschen zu inspirieren sich mit Ihrer Sucht auseinanderzusetzen. Mir hilft es ungemein von Erfahrungen zu lesen und meine eigenen aufzuschreiben.
Ich habe mittlerweile viele dieser Forenbeiträge gelesen und bin immer wieder erstaunt über die Gemeinsamkeiten, die uns Abstinenzler verbinden.
1. Schlafen und Träume
Es beginnt mit Schlafstörungen, die mal nach einer Woche vorbei sind oder sich auch mal Monate lang ziehen. Einschlafen ist bei den meisten schnell kein Problem mehr. Durchschlafen können wohl nur die wenigsten in dieser Phase. Ich habe ja bereits beschrieben, dass ich oft nachts aufgestanden bin, um im Wohnzimmer eine Kippe zu rauchen. Und das oft mehrfach. Das mache ich übrigens noch immer, aber meist nur noch einmal pro Nacht.
In dieser Zeit kommen dann auch die Träume wieder und mit Ihnen die Auseinandersetzung mit der eigenen Gedankenwelt. Wirre Träume, Albträume und Träume in denen die Abstinenz gebrochen wird wechseln sich ab. Diese Phase geht zu Ende, wann scheint individuell verschieden.
2. Traurigkeit und die Frage nach der eigenen Identität
Ist die erste Phase überwunden, kommt oft die Frage nach der eigenen Identität und Reue. Ich frage mich seit Wochen, warum ich so lange am Gras festgehalten habe. Ich habe viele schöne Erinnerungen aus dieser Zeit, aber die hätte ich natürlich auch, wenn ich nicht dauerstoned durch die Welt gelaufen wäre. Das Gefühl, so viel verpasst zu haben und mich nicht wirklich weiterentwickelt zu haben wurde immer stärker. All das führte zu einer tiefen Traurigkeit. Selbstmitleid hat mich oft geplagt. Ich armer Franzl. Warum habe ich es so schwer?
3. Wendung der eigenen Argumentation
Einhergehend mit der Reflexion des Selbst kommt meist auch ein Turnaround in der Argumentation. Der Glaube an die Harmlosigkeit von Gras schwindet und weicht der Erkenntnis, dass der langjährige Konsum doch Spuren hinterlassen hat. Ich bin immernoch der Meinung, dass Cannabis eine eher weiche Droge ist, aber ich rate jedem zur Vorsicht. Sucht ist übel und es ist ein langer und harter Prozess sich davon zu lösen. Es gibt sie, die Genuss-Kiffer. Aber auf jeden verantwortungsbewussten Kiffer kommen sicher 10 Süchtlinge, wie ich es bin.
Wie oft ich schon gesagt habe: Morgen ist Schluss und trotzdem habe ich mir tags drauf ein neues Paket Verdrängungskraut besorgt und den Verzicht auf wannauchimmer verschoben. Es geht mir noch schwer über die Tasten, aber ich glaube: nur komplette Abstinenz funktioniert für mich. Fuck. Werde ich nie wieder kiffen? So soll es sein!
4. Erkenntnis
Wie gesagt, ich habe mittlerweile viele Geschichte gelesen. Darunter Kids, die sich schon mit 15 alle Perspektiven verkifft haben. Sich den Schulabschluss verbaut haben, die erste Liebe verpassten und mit Anfang 20 sehr verzweifelt den Ausstieg versuchen. Viele Geschichten sind darunter gewesen, die sehr meiner eigenen gleichen. Jungs oder Mädels, die relativ spät anfingen und nach jahrelangem Konsum plötzlich merken, dass sie süchtig sind, Probleme haben und irgendwie traurig sind. Oder eben Erwachsene, die nach mehr als 20 Jahren die Erkenntnis überfällt, dass ihr Leben so irgendwie nicht funktioniert. Eins verbindet uns alle: eben diese Erkenntnis, dass wir ein bisschen aus der Spur geraten sind. Dabei spielen Alter, Geschlecht und Erfolg offenbar keine Rolle.
5. ?
Ich weiß nicht, was jetzt noch kommt. Ich bin froh, nicht stolz, dass ich soweit gekommen bin und werde weitermachen.
Life is a bitch. Wir alle haben Tagträume und Erwartungen an unser eigenes Dasein, die meist nicht erfüllbar sind. Heute finde ich das okay. Ich bin bescheidener und realistischer geworden. Träume sind schön, aber die Erkenntnis, dass das Leben eben auch mal Scheiße ist darf uns nicht betrüben. Meine Reise durch Asien hat mir sehr die Augen geöffnet. Ich habe viele Vorteile genossen, allein dadurch, dass ich in Deutschland aufgewachsen sind. Viele Probleme, die viele Menschen auf der Welt jeden Tag erleben, habe ich nie kennenlernen müssen.
Auf der anderen Seite steht folgender Satz: Jemandem zu sagen, dass er nicht traurig sein soll, weil es viele Menschen auf der Welt schlechter haben ist genauso, als würde man argumentieren: du kannst auch nicht Glücklich sein, weil es viele Menschen besser haben.
Probleme und Traurigkeit sind real, egal welche Ausprägung sie haben. Meine Traurigkeit ist real. Ich kann sie nicht einfach abschalten. Trotzdem ist sie nicht unheilbar. Ich nehme mir viele Dinge vor. Einige Punkte auf dieser ToDo-Liste werde ich irgendwann abhaken können. Andere nicht. Shice drauf. Dann soll es eben nicht sein. Ich muss weiter nach meinem persönlichen Glück suchen.
An dieser Stelle mal was persönliches: Ich wünsche Euch allen von Herzen alles Gute. Kämpft Euren Kampf. Ich hoffe ihr findet, wonach ihr sucht. Ohne Sucht. Findet Glück und friede mit Euch selbst. Und Danke. Danke für Euer Feedback. Danke, dass ihr Eure Gedanken mit mir teilt. Danke.
Kiffen gegen das Spießertum.
„Franzl ist ein kleiner Rebell“ – Das sagte schon meine Grundschullehrerin zu meiner Mutter. Ach was, ich war halt aufgeweckt und habe lieber hinterfragt als strikt befolgt. Der Aussteiger (Danke dafür) hat mich gestern Nacht darauf hingewiesen. Die ursprügliche Frage war: Wer bin ich eigentlich? Jetzt, wo ich nicht mehr kiffe. Werde ich jetzt zum Spießer? Mähen sonntags den Rasen und tingeln samstags drauf durch den Baumarkt, um uns einen tollen Aufsitzmäher zu kaufen? Fuck, ich hab letzten Sonntag sogar schon Tatort geguckt und den letzten Helene Fischer Song fand ich auch irgendwie gut. Was passiert bloß?
Ich bin Rebell. Ärger mit Lehrern war schon als Kind irgendwie einkalkuliert. Danach waren irgendwann die Cops der Feind. „Herr Paffka, Sie waren da aber ein bisschen schnell unterwegs mit Ihrem Mofa! Haben Sie etwa am Auspuff rumgemacht?“ Watt is los, Wachtmeister? Ich wars nicht. Die Obrigkeit ist der Feind. Rapmusik hat sich richtig angehört, damit konnte ich mich identifizieren, obwohl das Highlight meiner Gangsterkarriere ein paar geklaute Buntstifte waren. Naja gut, später hab ich auch mal ein halbes Jahr ein bisschen Dope vertickt, aber dann musste ich Mama versprechen, dass ich es lasse. Aber trotzdem: Ich fühlte mich mehr als Gesetzloser, denn als Beamter, oder überhaupt als Erwachsener. Die Kifferei war sozusagen mein Erkennungszeichen als Rebell. Seht her, ich drehe sehr geschickt illegales Kraut mit etwas ausgesuchtem Tabak in ein langes Blättchen. So, wie es die Gangster tun. Ihr wisst schon: die Rapper und Schauspieler aus Cali und so. Ich bin auch so!
Jetzt bin ich auch nur noch so eine 0815-Type, ohne mein klares Erkennungsmerkmal als Outlaw. Sollte ich mir jetzt einen Iro wachsen lassen, um dieses Signal auszustrahlen, oder auf Öko machen, um überhaupt etwas auszustrahlen. Bunte Skinny Jeans tragen und einfach in der Masse verschwinden wäre auch ein Ausweg. In meiner Frankfurter Zeit habe ich sie schon gehasst, diese universalen Banker in ihren Anzügen, die Ausgeburten der Gleichheit. Anders sein ist gut und ich werde auch weiterhin anders sein. Und es liegt nicht am Dope, dass ich so ticke. Es ist fest in meinem Kopf verankert, ich bleib Rebell, frei nach Udo:
Udo Lindenberg.
Gegen die Strömung, gegen den Wind
laß sie doch labern, blöd wie sie sind.
Gegen die Strömung, gegen den Wind.
Daß ich nicht lache, wir wär’n die Meister
im Sichdanebenbenehmen.
Diese schlaffen, gebügelten Affen,
guck sie dir an, sie sollten sich was schämen.
Franzl, der Kiffer!
Wer bin ich eigentlich? Ich hatte immer ein klares Selbstverständnis. Als Kiffer war ich offen, hatte keine Schwierigkeit mit großen Gruppen. Habe ungehemmt fremde Leute angesprochen und stand oft im Mittelpunkt der Gruppe. Die letzten zehn Jahre war ich überall einfach der Kiffer. Der lustige Typ, der immer eine Idee im Kopf hat und halt zu jeder Gelegenheit seinen Utensilienbeutel rausholt und einen dreht.
Es gab wirklich keine Aktivität, die ohne Kiffen auskam. Vor dem Kino wurde selbstverständlich einer geraucht. Selbst im Kino habe ich schon gekifft. Auf Konzerten habe ich immer gekifft. Mitten in der Menge: wen stört das schon. Wer freundlich guckte, mit dem teilte ich den J auch immer gern. Ich kann mich an ein Fanta 4 Konzert erinnern. Vor der Halle in Halle fragte ich jemanden nach einem Blättchen. Meine waren schon aus. Und was passiert? Er machte eine Kippenpackung auf. Darin waren statt Kippen zehn Vorgedrehte und er bot mir einen an. Kiffer sind doch alle homies dachte ich damals und genoss den geschenkten Joint.
Ich war nie ein „Gamer“. Doch auf GTA Online bin ich mit meinen Kifferjungs eine zeitlang richtig hängengeblieben. Wir haben den ganzen Sonntag damit verbracht in Liberty City abzuhängen. An diesen Sonntagen habe ich oft mehr als zehn Tüten mehr oder weniger am Stück geraucht. Die ganze Zockerei war nur einen Rahmenprogramm für den sonntäglichen Kiffmarathon.
Jede Aktivität war nur „richtig“, wenn zwischendurch Zeit für einen Tüte war. Selbst als ich einmal mit dem Rad von Frankfurt nach Köln gefahren bin, zwei Tage à 120 Kilometer am Rhein entlang. Selbst auf dieser wunderbaren Tour habe ich unterwegs halt gemacht und gemütlich gekifft. Skiurlaube waren Kiffexzesse. Schon im Auto auf der Hinfahrt haben wir mehrere Tüten geraucht. Selbst im Sessellift habe ich gebastelt. Basketball im Sommer auf dem Freiplatz: klar kiffe ich zwischendurch einen. Besser gespielt habe ich dadurch sicher nicht.
Mein Leben bewegte sich von Joint zu Joint. Und ich merkte dabei überhaupt nicht, dass es sich im Kreis drehte. Ich habe mich keinen Millimeter weiterentwickelt. Unfassbar. Heute, nach drei Monate Abstinenz und intensiver Auseinandersetzung mit meinen Schwächen und Ängsten habe ich das Gefühl kein Selbstbewusstsein mehr zu haben. All diese oben beschriebenen Aktionen habe ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht erlebt – mich gut und sicher dabei gefühlt. Ich fühlte mich stets ein bisschen erhaben. Vom „gewöhnlichen Pöbel“ abgehoben. Sollten sie doch ihr steriles Leben führen.
Jetzt fühle ich mich schwach und allein. Traurigkeit bestimmt mich. Sie nimmt mich auch körperlich ein, ich fühle mich schwach und klein. Ich versuche meinen Körper zu kräftigen. Gesund zu essen. Viel Sport zu treiben. Ich bin ein starker 30-jähriger, doch ein Mann bin ich noch nicht. Die vielen Joints habe ich mich in meiner Entwicklung behindert, soviel ist klar. Ich bin finde mich auf einem Scheideweg, möchte nicht in Melancholie versinken, sondern wieder beginnen zu leben. Jetzt einen Joint zu rauchen, würde diese Traurigkeit manifestieren. Ich bleibe clean, aber ich muss einen Weg heraus finden. Ich muss mich neu erfinden. Nur: wer will ich sein? Ich weiß es noch nicht.
7 Stunden REM-Schlaf
Ostern ist durch und tat mir gut. Den Feiern meiner kläglichen Familie bin ich aus dem Weg gegangen. Dafür bin ich viel gelaufen und hoffe den Rhythmus jetzt wieder beibehalten zu können. Sport tut wirklich gut. Außerdem war ich viel mit Freunden unterwegs, was auch die Stimmung aufhellt.
Heute morgen bin ich allerdings wieder im Alltag und muss sagen, dass ich immer noch nicht ordentlich schlafe. Ich habe das Gefühl, dass mein Schlaf ausschliesslich aus REM-Phasen besteht. Die Träume sind noch immer sehr lebendig und beschäftigen mich schon sehr. Es passiert auch noch immer, dass ich davon Träume zu kiffen und im Traum Ausreden entwickele, warum ich in diesem Moment einen Joint brauche. Sehr merkwürdig. Am Tag habe ich diese Gedanken nicht und bin sehr happy mit der Abstinenz.
Ich bin morgens echt müde und komme nur sehr schwer aus dem Bett. Bin ich einmal aufgestanden und geduscht, ist alles in Ordnung. Es kommt mir einfach vor, als käme ich nicht in den Tiefschlaf und bewege mich nachts von Traum zu Traum, ohne wirklich erholsam zu schlafen.
Hat Jemand von Euch da ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich werde das aussitzen. Irgendwann wird sich mein Körper wohl auch wieder einpendeln, aber es ist schon erschreckend. Für mich ist das ein klares Zeichen, dass die vielen Jahre des Konsums ihre Spuren hinterlassen haben. Und ein sehr guter Grund nicht wieder in alte Konsummuster zu verfallen.
Zeit heilt alle Wunden. Also verrinne, Zeit, verrinne. Ich möchte mich weiterentwickeln, und ich möchte Ziele erreichen und eigentlich keine Zeit vertrödeln. Aber momentan fühle ich noch Gefangen und sehr schwach. Ich brauche neues Selbstbewusstsein und das muss ich mir erarbeiten. In kleinen Schritten. Durchhalten ist wichtig. Kleine Erfolge muss ich auch mal wieder feiern.
Früher habe ich mich von Joint zu Joint durchgeschlagen. Die Zeit dazwischen war Notwendigkeit. Heute fühlt es sich an, als würde ich mich von Ruhephase zu Ruhephase kämpfen.
Den Moment zu leben, dass muss ich wieder neu lernen.
Statusbericht: 3 Monate
So. 3 Monate sind also rum und ich will kurz einen Statusbericht abgeben. Vor allem für mich. Ich kann noch immer nicht durchschlafen und fühle mich seit Wochen schlapp. Ich mache weniger Sport, als ich es von mir gewohnt bin und rauche, wie ein alte Dampflok am Hang. Ostern steht vor der Tür und ich werde mir grad sehr meiner Einsamkeit bewusst. Ich habe keine Lust auf meine Familie und meine Freunde. Alleine sein möchte ich allerdings noch weniger. Wertlos. Die letzten Wochen habe ich mich um das Wort Depression gedreht. Ich möchte niemandem zu Nahe treten, der diese Krankheit hat, aber für mich wäre das eine Ausrede – ich empfinde oft genug wahre Freude. Ich muss sie nur wieder wecken, diese Freude. Sport machen, Menschen zum Lachen bringen. Dumme Gedanken denken, dann aber auch vergessen und positive Gedanken sammeln und verwerten. Dafür mache ich das Gras nicht mehr verantwortlich. 2011 war ich auf dem Weg zum Glück, ich erinnere mich genau. Ich kiffte viel, aber ich hatte ein Ziel vor Augen und habe darauf hin gearbeitet, war happy und das Glück kam mir zugeflogen. Das Ziel war eine lange Reise und ich habe es erreicht. Danach habe ich kein neues Ziel gefunden und den Mut verloren.
Nicht zu kiffen ist echt nicht die Leistung. Ich träume regelmäßig, dass ich einen dicken Joint im Mund habe und mir eine Ausrede ausdenke, warum ich diesen gerade dampfe. Dann wache ich auf, wundere mich und brauche einen Moment, um zu begreifen, dass ich meine Abstinenz gar nicht wirklich unterbrochen habe. In den wachen Momenten, in denen ich normalerweise in meine Box gegriffen habe, um mit dem Geschick eines Experten eine schöne Tüte zu drehen, denke ich noch ans Kiffen, aber es kommt mir fremd vor. Suchtdruck verspüre ich eigentlich nicht. „Jetzt ein schöner Joint“, dieser Gedanke kommt nicht. Ich suche nach Spaß, nicht nach Verdrängung. Wenn ich die Leichtigkeit des Lebens wieder gefunden habe, da bin ich mir sicher, dann wird auch die Sehnsucht nach dem High wieder kommen und ich muss mich einfach dagegen wehren aus Spaß zu kiffen, wenn ich eh schon fröhlich bin. Wir werden sehen, wie das klappt.
Das waren drei Monate der Melancholie. Das Momentum umzudrehen ist jetzt entscheidend. Ich weiß, was ich zu tun habe: Kräfte sammeln und es anpacken. Das Leben organisieren, eine Baustelle nach der Anderen angehen und abarbeiten. Ich muss wieder ein konkretes Ziel vor Augen haben. 12 Wochen habe ich mich jetzt zurückgelehnt und abgewartet, dass es besser wird. Wer soll es denn besser machen, wenn ich die Füße hochlege und mich zudecke?! Mama vielleicht?
Erkenntnis ist so ein Wort, das sich durch diesen Blog zieht. Ich schreibe diese Zeilen und halte mich für schlau, dass ich erkenne. Es ist nicht einfach aus Gedanken einen Impuls zu generieren, aber ich werde es versuchen. Es ist jetzt an der Zeit.
Dieser Feierabend-Joint: warum war der denn so wichtig und heilig? Was hat er verändert? Jetzt lege ich mich zu der Zeit auf die Couch und bin verwirrt und nachdenklich, scrolle ne Stunde schwachsinnig durch den Taschencomputer während im TV Quatsch läuft. Zeit ist doch wertvoll. Ich rede mir ein kraftlos zu sein und schlafe oft mehr als zehn Stunden. Damit muss jetzt Schluss sein.
Weiter geht’s zu Phase 2.
Heimlich kiffen!
Der einsame Joint zu Hause auf der Couch ist ein starkes Anzeichen dafür, dass aus dem genüsslichen High ein Problem entsteht. Das ist keine allgemeingültige Tatsache, aber es zählt zu den Anzeichen. Noch deutlicher wird es in meinen Augen, wenn heimlich gekifft wird.
Vor Kurzem habe ich in meinem Kulturbeutel, den ich zuletzt in der gemeinsamen Bude mit meiner Ex-Freundin genutzt hatte, eine ganze Sammlung Feuerzeuge gefunden. Ich musste darüber lachen, aber eigentlich ist es eine traurige Geschichte. Wie kamen Feuerzeuge im Kulturbeutel? Nunja, es war Winter und meine Ex-Freundin raucht(e) nicht. Die Feuerzeuge kamen von den unzähligen heimlichen Joints, die ich morgens, nachdem sie zur Arbeit gefahren ist, auf dem Klo geraucht habe. Wir kamen grad von unserer Reise und ich hatte noch keinen Job und nur wenig Aufträge und habe viele Vormittage verdöst. Und das gern high. Draußen war es mir zu ungemütlich und so habe ich halt heimlich im Bad geraucht. Nach dem duschen und einer guten Lüftung war nichts mehr davon zu riechen. Und die verwendeten Feuerzeuge habe ich wohl in meinen Kulturbeutel gesteckt. 7 Stück habe ich darin gefunden. Da hat sich in kurzer Zeit eine richtige Routine eingespielt. Freundin aus dem Haus, abrollen und ab ins Bad – endlich kiffen. Das sind wirklich diese junkiehaften Abgründe, die mir heute sagen: Franzl, du hast/hattest das echt nicht im Griff. Lass das kiffen sein und mach dich frei von allen Zwängen. Ich kiffe nicht mehr und die Momente unbedingt einen bauen zu wollen gibt es eigentlich schon nicht mehr. Trotzdem fühle ich mich noch immer beeinträchtigt und bin sehr achtsam, was alle anderen Zwänge angeht.
An die verlorenen Partnerschaft denke ich noch oft. Auch in meinen Träumen zeigt sich deutlich, dass ich traurig über den Verlust bin. Wir haben uns in einer Phase getroffen, in der ich sehr happy und voller Tatendrang war. Und in einer Phase, in der ich exzessiv gekifft habe. Es war im Urlaub in einer Gruppe von einem Dutzend Leute und ich habe konstant durchgedreht. Es war mein Rebellentum und meine Selbstsicherheit, die der Grund dafür waren, dass sie sich in mich verliebt hat. Und es waren meine Schwäche und die Sucht, die sie diese Liebe verlieren ließen. Es ist unfassbar und unbegreiflich für mich, wie nah Stärke und Schwäche bei mir zusammenliegen. Erst stehe ich mit Joint im Mundwinkel beim Aprés Ski in der Menge und tanze ausgelassen zu beknackter Musik und etwa ein Jahr später sitze ich in auf dem Klo ihrer Wohnung und kiffe heimlich.
Ich habe mich lange sehr bemitleidet als sie mich verließ. Und habe noch mehr gekifft als eh schon. Ich hatte mich ihr anvertraut. Das erste Mal in meinem Leben habe ich die harte Schale abgelegt und das schwache Bewusstsein meiner Selbst offengelegt. Mir tat das gut und hat mich letztendlich einen Schritt weitergebracht, aber für sie war es eine zu große Aufgabe. Und ich kann sie heute verstehen. Sie hat die Stärke gesucht, und war einfach enttäuscht Schwäche zu entdecken.
Aber auch das ist eigentlich eine andere Geschichte. Heimlich kiffen ist traurig und schwach und für mich ein klares Zeichen der Sucht. Ich will wieder stark werden. Stärker als all die Impulse, die mich so heimsuchen. Weiter geht’s!
Gras kaufen: Legal, Illegal, Scheißegal.
Gerade wird wieder heftig diskutiert: Soll die Abgabe von Cannabis legalisiert werden? Ich war immer dafür. Heute bin ich unschlüssig, aber noch immer eher positiv dazu eingestellt. Ich bin über die Jahre auch mit dem Gesetz in Konflikt geraten, aber der Besitz wird in Deutschland ja nur in Einzelfällen bestraft. Das beste Argument für die Legalisierung ist wohl der unnötige Aufwand für die Justiz und die damit verbunden Kosten für den Staat. Aber egal: Gras gibt es an jeder Ecke. Zu Beginn hat uns Willi versorgt. Der hat es vom Türken in Hunderterpakete gekauft. Als ich in eine andere Statdt kam, hat meine Arbeitskollegin mich mitversorgt. Und ich hatte einen Deal mit meinem Nachbarn. Der hat mir jeden Monat ein Gramm in den Briefkasten geworfen, dafür dass er über mein W-LAN Fifa zocken durfte. In Bonn gibt es die Hofgartenwiese, wo man beim freundlichen Afrikaner einen Zehner auf die Faust kaufen kann. Die Versorgung in Deutschland ist wohl ziemlich lückenlos. Und jeder Kiffer aus NRW hat wohl schon dn obligatorischen Trip nach Maastricht gemacht. Mein Lieblingsladen war immer das Heaven 69. Freundliche Girls und weltklasse Milkshakes.
Meine letzte Connection war allerdings einmalig. Ein kleines Türkisches Coffee Café direkt um die Ecke. Täglich von elf bis elf geöffnet. Die Preise waren eher übel, aber es war eben praktisch ohne Ende. Kein Telefonieren, kein Warten, kein Stress. Einfach rein, an der Theke, bestellen und ab nach Hause. Supereasy. Die ganze Bude hatte nur diesen einen Zweck. Es gab so eine Art Code: man musste nach einer bestimmten Person fragen und schon war alles geritzt. Natürlich haben das auch die Cops irgendwann gerafft, aber dann wechselte einfach das Personal und es ging wieder von vorne los. Das Café gibt es noch, ich gehe nur nicht mehr hin.
Gesetzliche Regelungen ändern einfach gar nichts. Die NPD verbieten zu wollen, führt schließlich auch zu nichts. Genauso wie es die Rechten immer geben wird, wird es auch immer Kiffer, Kokser und andere „Rangruppen“ geben. Ich denke die Legalisierung wird kommen. Die Amerikaner probieren es ja grad. Ich bin mal gespannt, welche Ausmaße das dort annimmt. Aus Holland hört man ja eigentlich nur Gutes dazu.
Mir war das immer wurscht. Ist eine Connection verebbt, fand sich irgendwo die Nächste. In meinem Telefon habe ich noch immer ein paar Nummern, die ich stets nur für den einen Zweck angerufen haben. Die Namen dazu lauten: J, Flötz, der Dicke u.s.w. Aber um das Thema Sucht auch an dieser Stelle aufzugreifen: es ist ganz einfach herauszufinden, ob man ein Problem mit dem Kiffen hat. Du hast nur noch ein, zwei Gramm zu Hause und fängst dann bereits an die ersten SMS zu schreiben: „Yo J, wie sieht es aus? Ist der Günter bei Dir? Ich muss ihn sehen.“ Oder: „Hey Dicker, was geht? Hast Du Mary Jane getroffen. Ich brauch nen Termin.“ Kein Gras zu Hause zu haben war nicht cool. Das hat mich gestresst. Und das letzte Gramm hab ich stets am Stück weggeballert. Anstatt ein bisschen was für den Fall der Ebbe aufzubewaren, habe ich dann noch mehr geraucht, als ich es eh schon tat. Und die Zeit zwischen Leerstand und Nachschub war stets unentspannt. In diesen Phasen habe ich oft erkannt: Mann Franzl, Du hast ein echtes Problem. Aber dieses Problem konnte ich auch später angehen. Diese Situation habe ich bestimmt hundertmal erlebt. Trotzdem hab ich immer Nachschub geholt. Und weiter gebufft. Und immer weiter gebufft. Die Anzeichen für einen problematischen Konsum sind so eindeutig. Und trotzdem ist der Ausstieg unheimlich schwer. Erst die wahre Erkenntnis führt zum Erfolg.
Also: Bist Du nervös, wenn der Stoff zu Ende geht?
Dann rede mit Jemandem. Such Unterstützung. Weihe enge Bekannte ein. Stell dich Deiner Sucht. Sucht ist ein Problem, aber kein Weltuntergang. Ich fühle mich jetzt, nach zehn Wochen, schon viel freier. Ich bin immernoch moody und schlafe komisch, aber es wird. Es wird besser.
Jeden Tag Vollrausch!
Wer je über einen längeren Zeitraum täglich gekifft hat, kennt es. So richtig high machten auch zehn Tüten am Stück nicht mehr. Nach zehn Jahren war ich in der Profiliga angekommen. Naja, Semi-Profi – denn ich habe ausschließlich Tüten geraucht. Köpfe aus der Pfeiffe waren mir irgendwie zu hart. Über meine gesamte Karriere habe wahrscheinlich nicht einmal ein Dutzend davon geblubbert. Da habe ich doch lieber ab und an einen vier Gramm Blunt gebastelt. Am liebsten mit den amerikanischen HoBo-Phillies. Kennt ihr die noch?
An einen Kopf kann ich mich noch genau erinnern. Damals in der Oberstufe. Nach der ersten Doppelstunde stand die Frage im Raum: Englisch oder Keller? Im Keller wohnte Willi (a.k.a. Wilhelm Busch). Der Keller war als Poolraum geplant, doch es wurde Willis Zimmer, Souterrain im Einfamilienhaus, eigener Zugang, schwarze Ledercouch, Toni Montana Poster, Fliesentisch, Playstation und nur ein langes Fenster durch das nicht wirklich viel Licht in den stets verqualmten Raum drang. Dort haben wir viele langweilige Grundkurse verkifft. Dort habe ich das Kiffen entdeckt.
Es war mein erster richtiger Kopf aus der Glaspfeife. Schöne Profimischung und ich wollte ihn auch richtig wegballern, so wie ich es von Willi kannte. Blubbern bis nur noch Asche zu sehen ist und dann das Kickloch öffnen und den Rest tief in die Lunge knallen. BÄM – Headshot. Ich weiß es noch genau: Erst ein übles Schwindelgefühl und dann kam der Kick. Es war erst elf Uhr vormittags und bin ich bin direkt auf dem Sessel eingepennt. Irgendwann am späten Nachmittag hat mich einer von den Jungs nach Hause gefahren, wo ich direkt wieder ins Bett bin und bis zum nächsten Tag durchgeschlafen habe, an dem Tag stan allerdings eine Physik-LK-Klausur an. 4 Stunden Klausur und danach nochmal ins Bett. So fertig war ich vom Kiffen seither nie wieder. Die Klausur hatte ich grad so bestanden. Aber Köpfe waren nix für mich.
Zehn Jahre später wurde ich überhaupt nicht mehr breit von dem Kraut. Ich habe überall und jederzeit gekifft. „Erstmal einen basteln“, egal was ich/wir gemacht – es wurde vorher erstmal ein kleiner Jizzl geraucht. Vor dem Kino, in der Menge auf Konzerten, in der Gondel beim Skifahren, auf dem Beifahrersitz auf Reisen, in der S-Bahn, auf dem Miniklo in der Sauna – ich glaube ich habe überall schon gedreht. Richtig stoned wurde ich gar nicht mehr. Meine Körperfunktionen hatte ich jederzeit im Griff. Hochdosierung nennt sich das wohl. Ein harter Alkoholiker zeigt schließlich bei zwei Promille auch keine wirklichen Ausfallserscheinungen. Vollrausch sollte Vollrausch bleiben. Doch aus Rausch wurde Normalzustand. Eine Wirkung gab es noch, ein wohliges Gefühl, dass ich ständig wollte und irgendwann brauchte, um mich normal zu fühlen. Aus der Droge wurde die Sucht. Eine merkwürdige Verwandlung.
Obelix wurde ich zwischendurch genannt. Der, der in der Hanfplantage aufwuchs und einfach nicht mehr breit wurde.
Jetzt bin ich zehn Wochen clean. Es fühlt sich nach Abschied an. Ich hänge es noch immer nicht an die große Glocke, aber mein engerer Freundeskreis weiß Bescheid und das Verlangen nach Gras ist wirklich gering. Ich hänge abends manchmal durch, aber es zuckt auch dann nicht in den Fingern. Das ist gut so. Mein Ziel ist 1 Jahr kein Joint. Danach ziehe ich Bilanz und mache mir ein neues Ziel. Also. Weiter geht’s.
Argumente fürs Kiffen: Notwendigkeit
Es ist erschreckend zu bemerken, wie sich meine Argumention verdreht.
Notwendigkeit, dass war lange Zeit für mich ein Argument nicht mit dem Kiffen aufzuhören. Ich hab mein Leben doch im Griff. Schule irgendwann mit Abitur abgeschlossen. Zivildienst geleistet. Danach in Regelzeit das Studium durchgezogen (pun intended), mit sehr guter Abschlussnote. Danach hab ich einen Job in einer fremden Stadt angenommen und fünf Jahre hart gekifft und semi-hart gearbeitet. Läuft doch Alles, hab ich mir gedacht.
Die Kifferei schränkt mich nicht ein. Ich pflege soziale Kontakte und vor allem: Ich erkenne stets die Notwendigkeit. Die Notwendigkeit wichtige Termine einzuhatlen, für Prüfungen zu lernen und sie zu bestehen, Deadlines einzuhalten, Soziale Kontakte ab und an zu pflegen und natürlich genug Geld zu verdienen, dass die 150 bis 250 Euro für Gras jeden Monat kein Problem darstellen.
Mein engster Kiff-Kumpane, nennen wir ihn hier und in Zukunft einfach Friedrich Schiller, also Friedl, wir habe diese Notwendigkeit stets als unsere Stärke bezeichnet: „Guck se dir doch an, all die Lappen mit ihren 0815-Leben, die morgens nicht aus dem Bett kommen. Und wir kiffen uns die Hirse weg und morgens geht es ab in den Job und dann wird in die Tasten gehackt.“ Ja – Recht hatte er damit, aber besser als all die Normalos hat uns das sicher nicht gemacht. Ich kenne auch Bekannte aus meiner Schul- und Uni-Laufbahn, die diese Notwendigkeit einfach nie erkannt hatten. Prüfungen „verschlafen“, oder lange geplante Verabredungen mit fadenscheinigen Ausreden kurzfristig per SMS absagten. Das Abi vergeigten und so weiter. Menschen sind unterschiedlich gestrickt, ob Kiffer oder Nicht – dem Einen fällt es leicht auch unangenehme Dinge anzugehen, dem Anderen eben nicht.
Heute hat sich meine Argumentation völlig verdreht. Ich bin jetzt rund zehn Wochen sauber und heute frage ich mich, warum ich denn nie mehr als das Notwendigste erledigt hab. Ich hatte in den letzten zehn Jahre auch nie den Anspruch mehr zu tun, als eben das Notwendigste. Hautsache es läuft! Dabei will ich eigentlich mehr. Und momentan fällt mir genau das schwer. Ich fühle mich noch immer gerädert, ich komme morgens erstaunlich schwer aus dem Bett. Aber ich will mich nicht in Ausflüchte retten. Ich sehe es als neues Ziel. Konzentration auf eine Sache und dann Alles geben. Das ist leicht gesagt und wir werden sehen, wie konsequent und erfolgreich ich dieses Ziel verfolgen werde.
Erkenntnis ist der erste Schritt und so. Es ist wirklich erschreckend, dass sich meine Realität in so kurzer Zeit so extrem verschoben hat. Ich bin lange nicht suchtfrei, werde ich wohl nie sein, aber es scheint als verschiebe sich meine Welt. Das Leben ist kurz und ich hab noch ein paar Sachen vor. Jeden Tag zu kiffen hält auf. Das habe ich lange Zeit nicht erkannt. Auf geht’s. Mund abwischen und weitermachen.
Kippen und Bier.
„Lecker Rooche“. Ich hab immer gerne geraucht. Als wir als Kids mit 14 oder so den Alkohol endeckten kamen auch schnell die Kippen dazu. Es wohl dieses Gruppending, dass mich dazu gebracht hat. Und es war irgendwie cool. Alle „coolen“ Leute haben geraucht. In den 90ern war es ja noch Allgegenwärtig. In Kneipen, im Zug und sogar im Flieger wurde schön abgedampft. So bis 19 habe ich durchgeraucht, dann zwei Jahre Abstinent gelebt und dann viele Jahre ausschliesslich Tüten gepafft. Das fand ich irgendwie logisch. Vielleicht mal ein paar geschnorrte Kippen auf Parties, wo kiffen kein Thema war. Jetzt, wo ich entschieden habe kein Gras mehr zu rauchen und die Dumpfheit zu überwinden, rauche ich wie Helmut Schmidt. Ekelhaft. Ich treibe Sport und ernähre mich halbwegs ausgewogen, aber diese Schmacht scheint momentan unüberwindbar.
Nachts, wenn ich mal wieder von einem Traum geweckt werde, stehe ich auf und rauche ne Zigarette im dunklen Wohnzimmer. Auf dem Weg zum Training rauche ich noch einen auf dem Fahrrad. Morgens eine beim kacken und abends noch eine nachdem Zähne putzen. Was soll das? Momentan habe ich noch die Ausrede, dass die Kiffbaustelle erstmal oberste Priorität hat und das ich mich die Kippen-Problematik kümmere, wenn ich mich ein bisschen stabiler fühle. Nicht vergessen, Franzl – Kippen sind ekelig.
Seitdem ich nicht mehr jeden Tag high bin, setze ich mich auch mit dem Trinken auseinander. Das kam ganz von selbst nach einem harten Saufabend. Der Anlass dazu war ein positives Erfolgserlebnis im Sport. Nach sehr guter Leistung wurde ich von der Mannschaft gefeiert und wir sind ein bisschen ausgerastet. Ist ja auch nix dabei. Trotzdem habe ich mich am nächsten Tag gefragt, ob das denn sein muss? Gestern lief es ähnlich. Exzess ist das Stichwort. Schon beim Kiffen habe ich es gerne und absichtlich übertrieben. Ich muss auch das im Auge behalten.
Ich trinke nur selten allein und habe es von Beginn meiner Kiff-Abstinenz bewusst vermieden das abendliche High durch ein, zwei Bier zu ersetzen. Ich habe es jetzt schon ein paar Mal geschrieben. Es geht bei uns Süchtlingen wohl häufig nicht um das Gras selbst, sodern um diese Suchtmechanik. Jeder Kopf ist anders, und Obacht das erste Gebot.
Sucht ist Schwäche und ich möchte stark werden. Stärker als jede Substanz.
Kleine Schritte. Große Schritte. Eine Sache der Perspektive.
Kurzer Zwischenbericht. Momentan hänge ich ein bisschen durch und mir fehlt ein bisschen die Motivation. Stagnation. Beruflich plätschert es so daher und privat ziehe ich mich momentan ein bisschen zurück. Etwas mehr als acht Wochen bin ich nun clean. Es fällt mir schwer stolz auf mich zu sein. Für mich ist das noch keine Leistung und ich würde die Zeit gerne ein Jahr nach vorne drehen. Die Fortschritte fühlen sich klein an.
Gestern Abend war ich sehr down, doch heute morgen hat mich ein Termin bei meiner Suchthilfe-Beraterin ein bisschen aufgepeppelt. Ich nehme die kostenlose Hilfe der örtlichen Diakonie in Anspruch und das kann ich allen Leidensgenossen nur empfehlen. Es war bereits der fünfte Termin, jedoch erst der zweite seitdem ich wirklich den Entschluß gefasst habe aufzuhören. Für meine Beraterin sind die Schritte größer als für mich und dieses Feedback tut gut.
Ich arbeite daran die Baustellen zu enttarnen, an denen ich in Zukunft arbeiten muss. Das ist zum Teil wirklich schmerzhaft. Konzentration ist ein Thema: ich wollte es nie wahrhaben, aber meine Leistungsfähigkeit ist durch den langjährigen Konsum eingeschränkt. Ich habe schlicht nicht die Kraft acht Stunden am Stück konzentriert zu arbeiten. Selbstbewusstsein ist auch ein Thema. Ich bin groß, sportlich und relativ redegewandt – dennoch plagen mich Zweifel. Ich wünsche mir eine Partnerschaft. Doch ich merke, dass ich für eine gesunde Beziehung nicht fit und nicht leistungsfähig genug bin. Was kann ich momentan schon bieten? Wenn ich das so schreibe, sage ich zu mir selbst: sei nicht so eine traurige Heulboje. Aber so ist es momentan und ich muss abwarten und weiter arbeiten, verarbeiten und Perspektive schaffen. Kleine Schritte machen. Weiter clean bleiben.
Ich verarbeite eine Sucht und das auch wenn sie mich nicht runiert hat, ich körperlich gesund bin und mein Kopf noch „halbwegs“ funktioniert, darf ich den Ernst der Lage nicht vergessen. Es waren zehn Jahre, in denen ich mich selbst belogen habe. Eine unbequeme Wahrheit.
Warum bin ich süchtig geworden?
Woche 8. Der Frühling kommt durch und ich fühl mich okay.
Die Nächte sind immernoch durchwachsen, aber das ist okay und ich habe das Gefühl die Sache pendelt sich ein. So langsam komme ich auch dazu über das Geträumte nachzudenken und zu reflektieren. Momentan mache ich mir die meisten Gedanken darüber, warum ich überhaupt süchtig geworden bin. Hat sich die Gewohnheit einfach eingeschlichen? Habe ich die Schmacht nach Nikotin einfach verwechselt, oder steckt tatsächlich ein tieferer psychologischer Grund dahinter?
Im letzten Beitrag ging es um High und Low. Viele, viele Joints habe ich gebaut, um eine schöne Situation noch ein bisschen zu pushen. Ein Jonny mit Freunden am See in der Abendsonne, beim Grillen und Biertrinken, führt nicht in die Melancholie. Er führt ins High. Aber die Joints, die ich zu Hause und alleine drehte, wenn ich mich in einer Sinnkriese fühlte, nicht happy und high, sondern low und traurig, sie definieren das Wort „Sucht“.
Ich fühle emotional ganz ordentlich entwickelt. Habe ich mich selbst belogen? Jetzt suche ich nach verdrängten Problemen: ist die nicht vorhandene Beziehung zu meinem Vater ein Problem, dass mich tief bedrückt? Ist seine Alkohol- und Spielsucht für mich von tieferer Bedeutung. An dieser Stelle mal eine Buchempfehlung: „Der Minus-Mann“ von Heinz Sobota. Das Buch dreht sich um einen Mann, der nunja, ein Arschloch ist. Es geht um Sucht und Gewalt. Mir hat es ein paar Erkenntnisse gebracht. Jedenfalls lautet der erste Satz:
High and Low.
Gestern hatte ich einen Moment, den ich für wichtig halte. Die Nacht war kacke und ich hatte morges gleich einen unangenehmen Zahnarzttermin. Danch war ich ein bisschen dizzy von der Betäubung und wollte eigentlich nur noch ins Bett und mich unter der Decke verkriechen. Nicht weil die Sache beim Zahnarzt so schlimm war, sondern weil ich mich einfach beschissen fühlte. Das passiert häufiger. Ich möchte an der Stelle nicht von Depression sprechen, eher Melancholie. „Das Leben ist doof, ich schaffe das alles nicht, warum nur!?“ Ich bin sicher, mit diesen Gedanken bin ich nicht allein. Noch auf dem Stuhl beim Doc hab ich dran gedacht ins „Türkische Coffee Café“ zu fahren, mir einen Zwacki zu holen und einfach einen dicken J zu basteln, um…
Und genau hier kam der wichtige Gedanke. Ja, warum eigentlich? Um diese Traurigkeit zu manifestieren und gleichzeitig auszublenden. Das habe ich immer so gemacht in diesen Situationen. Dieses High und Low. Klar, die Dichtheit verdrängt die Klarheit der Traurigkeit und die Gedanken sind nicht mehr so erdrückend, aber warum sollte ich es dann tun. Ein bisschen Ruhe, oder frische Luft und die Auseinandersetzung damit sind die viel bessere Lösung. Nachmittags hatte ich einen beruflichen Termin, der Positivität zurück gebracht hat. Daraus könnte sich was entwickeln. Wir werden sehen.
Ich fühle mich momentan sehr oft so verdammt kraftlos. Aber das bin ich gar nicht. Es fühlt sich nur so an. Und Dichtheit hilft kein Stück. Es lindert, aber das auch nur kurzzeitig und ist definitiv die falsche Lösung. Gerade in diesem Moment läuft ein Song im Radio: Gotye mit Somebody that i used to know. Und darin die wirklich bezeichnende und wahre Zeite:
„You can get addicted to a certain kind of sadness!“
Sucht. Es wird für mich immer deutlicher: Es geht gar nicht um die Droge selbst, es geht um diese Traurigkeit. Vielleicht geht es nur mir so, aber ich denke, dass gerade Jungs um die 30 die Sinnlosigkeit des Alltags verwirrt. Ich möchte eine Familie, aber doch jetzt nicht. Ich baue noch kein Haus. Ich finde doch gerade erst meinen Platz auf dieser Welt. Klar habe ich durch die Kifferei viel verpasst, aber dennoch habe ich mein Umfeld beobachtet und nur die wenigsten Gleichaltrigen sind gefestigte Erwachsene.
Kein J gegen die Traurigkeit. Ich bin nichtmal bei 8 Wochen Abstinenz und diese Stimmungsschwankungen werden mich wohl noch einige Zeit begleiten, aber das ist okay. Ich habe was zu tun und ich bin gesund. Alles wird gut.
Fühlt Euch gedrückt, Franzl.
Kripo klingelt: morgens um halb sechs.
Noch eine kurze Geschichte hinterher. Eines morgen klingelt es um halb sechs an miener Tür. Ich steckte grad in einem Projekt, für das schon früh morgens unterwegs war. Als es an der Türr klingelte saß ich gerade mit einem Joint im Bad und kackte. Wer konnte das bloß sein? Ich machte auf und als ich die zwei Stimmen im Flur hörte war mir klar: Das sind die Cops. Egal, ich hatte nie Schiss mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Ich deale nicht und NRW ist ja für seine Nachsicht bekannt. Schon vor diesem Vorfall wurde einige Anzeigen, wegen Besitzes geringer Mengen aus Geringfügigkeit eingestellt.
Da stehen also zwei Kripo-Jungs in Zivil an meiner Tür und fragen, ob sie mal reinkommen können. Ich so: Äh, eigentlich nicht, ich will grad los zur Arbeit. Die so: Wir haben ein Zettel, der es uns gestattet, also bitte. Ich bitte die Jungs rein und bin freundlich. Ein halber J liegt im Aschenbescher auf dem Klo und auf meinem Couchtisch steht ein Glasgefäß mit nem Gramm, oder so. Daneben eine Holzkiste mit allen Utensilen und nochmal 5, 6 Grämmies. Ich frage mal freundlich, wie es überhaupt dazu kommt, dass ich Besuch bekomme und der wirklich nette Herr erzählt mir von einem anonymen Hinweis auf Cannabisanbau. (Was’n anbauen?, wenn ihr versteht.)
Es war Februar. Im Sommer davor habe ich auf meinem Balkon eine Pflanze aufgezogen, die zwar schön gewachsen ist, aber nicht wirklich eine ernsthafte Ernte abwarf. Ich hatte halt Samen im Dope und ein paar davon aufgezoegen. Einer davon entwickelte sich zu einer weiblichen Pflanze und ich ließ Sie auf dem Balkon sprießen. Ein Nachbar machte ein Foto davon und schickte es der Obrigkeit. Ich brauche Euch ja nicht zu erzählen, wie der Zyklus von Pflanzen in in Mitteleuropa funtioniert. Auf der Polizeischule scheint das kein Bestandteil des Unterrischts zu sein. Ich musste die Jungs also erstmal aufklären, wie das so läuft mit den Blümchen. Meine Geschichte fanden Sie auch plausibel, wollten aber trotzdem schauen, ob auf dem Balkon nicht doch eine Plantage vorhanden war.
Sie fragten danach, ob ich denn Marihuana im Hause hätte und ich schüttelte das kleine Glasflächchen, das auf dem Tisch stand. Das wurde konfisziert und sie machten sich auch nciht die Mühe den Deckel der Holzbox anzuheben, wo sie mehr gefunden hätten. Vielleicht auch aus Sympathie. Es war eine freundliche Begegnung. Also: Anzeige wegen Besitzes eine geringen Menge Dope und die beiden machten sich auf. Wir wünschten uns noch eine gute Zeit und kiffte den Rest des Klo-Joints und machte mich auf zur Arbeit.
Ein paar Wochen später kam die Benachrichtigung über die Einstellung des Verfahrens. Ich bin absolut kein Fan der Polizei, aber das sollte man nicht bei jeder Gelegenheit raushängen lassen. Die Jungs machen auch nur Ihren Job.
Verlockungen.
Ich pflege Freundschaften. Aus meiner Studienzeit sind fünf Jungs übriggeblieben, mit denen ich in ernstem Kontakt stehe. Eine gemischte Runde. 2 Kiffer, 2 Abstinezler (keine Drogen, keine Kippen, kein Alk) und ein Säufer. Wir leben nicht mehr alle im gleichen Bundesland und sehen uns mitlerweile nur noch etwa dreimal pro Jahr. Wir haben alle eigenständige Freundeskreise, aber wir alle freuen uns auf diese Abende. Diesmal war ich der Gastgeber. Ich brauche in der Runde nichts zu verstecken und ich hätte die Jungs easy bitten können kein Dope mitzubringen, aber ich fühlte mich reif dafür auch in der Runde nicht kiffen zu wollen. Und es war eine richtige Einschätzung.
Ich war der härteste Kiffer in dieser Runde und bei den Treffen bin ich immer gerne ein bisschen ausgerastet. 15, 20 Joints. Macht doch Spaß. Oh Mann, diese sinnlose Verschwendung. Wir pennen auch immer alle dort, wo wir uns treffen und ich habe immer nachts den letzten und morgens den ersten gedreht. In den Runden hat es mir auch am meisten Spaß gemacht. Ich habe keine ahnung, aber diese Maßlosigkeit hatte seinen ganz eigenen Reiz auf mich.
Diesmal also ohne Kiffispliffi. Es war sehr leicht. Die Jungs haben auch höchsten fünf Tüten geraucht und sind auf den Balkon. Aus Respekt und ich wollte auch nicht ein bisschen passiv high werden. Als die Jungs am nächsten Tag mittags weg waren habe ich beim Aufräumen einen halben Joint gefunden, der übrig geblieben ist. Das war keine Böswilligkeit und es war okay, denn ich habe nichtmal kurz überlegt, ob ich ihn anzünde, mich zurücklehne und mich dem bekannten warmen Gefühl hingebe. Ich hab ihn einfach entsorgt und das Thema war durch.
Ich bin froh diese Entscheidung nun wirklich getroffen zu haben. Aber es sind lediglich sieben Wochen und erst 2020 macht es Sinn davon zu reden, ob ich frei von der Sucht bin. Aber es ist ein Anfang. Vielleicht kann ich irgendwann wieder mal einen Joint rauche, ohne gleich abzudriften und durchzudrehen. Also durchgehend zu drehen. Ich habe diese Maßlosigkeit geliebt und gefeiert. Heute kommt sie mir sehr merkwürdig vor.
Ich bin nicht alleine mit diesem Ritus und ich kann nur Jeden raten: denkt darüber nach. Gras ist Gras und kein Teufelszeug, aber wenn ihr in diese Maßlosigkeit geratet macht es einfach keinen Sinn.
FCUK! Ich will schlafen.
Heute sind es etwa 7 Wochen ohne Joints.
Hinter mir liegen ein paar Feiertage und ich hatte eigentlich viel Zeit zu schlafen und die Schwitzerei ist überstanden, denke ich. Aber ich wache immernoch mehrmals pro Nacht auf. Gestern bin ich gegen elf ins Bett, habe noch eine Stunde gelesen und bin dann zügig eingeschlafen. 90 Minuten später war die erste Etappe beendet. Gegen 2 Uhr morgens bin ich verwirrt aufgewacht. Ich hatte einen feten Jizzl gesmoked. Im Traum, aber ich brauchte eine Weile das zu realisieren. Es war eine Mischung aus Enttäuschung und Resignation. Aber nach einer Minute war dann auch klar: achja, diese Träume. Du liegst im Bett und das was gerade war, war gar nicht. Fcuk, erstmal aufstehen eine rauchen. Also eine Kippe. Und ich sage Euch, diese Zigaretten sind der viel größere Teufel. Klar ist es nicht empfehlenswert dauernd berauscht zu sein, aber diese Schmacht hat mir einiges klar gemacht.
Viele Jahre habe ich nur Joints geraucht und keine Kippen. Ich fand das sehr angenehm, aber heute ist mir klar, dass ich viel seltener Gras geraucht hätte, wenn ich zwischendurch einfach mal ne Kippe angesteckt hätte. Ich muss rauchen. Ekelhaft. Wenn man nicht einmal high wird, ist diese Pooferei echt sinnfrei, aber ich kann es nciht stoppen. Noch nicht. Das wird mein nächstes Ziel.
Okay. nach der Kippe im dunklen Wohnzimmer bin ich wieder ins Bett getapert und auch gleich wieder eingepennt. Diesmal war es eine wilde Achterbahnfahrt. Ich war auf einer Party mit vielen Begegnungen mit Personen meiner nahen Vergangenheit. Emotional sehr unangenehm und einfach unlogisch. So könnte es gar nicht laufen, aber die Träume spielen eben ihr eigenes Theater. Von der Party ging es in einer wilde Jagd gegen die Zeit. Ich fand mich plötzlich auf einem Berg, hatte ein Kanu dabei und musste eine unrealistisch steile Straße runter. What the FCUK!? Kein Fluss, nein – eine Bergstraße voller Menschen und Tohuwabohu. Ich hatte nicht viel Zeit und es war stressig. Wieder aufgewacht. Der erste Gedanke war: bitte lass mich noch Zeit für eine Schlafrunde haben. Vier Uhr irgendwas, okay das ist in Ordnung. Nochmal ins Wohnzimmer und ne Kippe gepafft. Puh, was für ein Hussle. Die letzte Etappe wurde dann durch den morgendlichen Radiowecker beendet. Immerhin. Aber ich fühle mich nach diesen Nächten echt platt. Jetzt sitze ich im Büro und nach dem Kaffee ist es in Ordnung. Ein bisschen schreiben, runterkommen und ich kann auch arbeiten.
Ich habe keine Ahnung, was da los ist. Ich habe vor jetzt etwa 14 Monaten schon einmal mehrere Wochen nicht gekifft, da ich mit meiner damaligen Freundin (das ist ein Thema für sich: Kiffen & Partnerschaft) auf großer Reise war. Easypeasy! Keine Träume, Urlaub, kein Stress. Damals war die Situation anders. Ich war noch nicht soweit das Problem erkannt zu haben. Es geht scheinbar wirklich nicht um körperlichen Entzug. Es geht um die Auseinandersetzung. Sehr interessantes Gebilde, diese Psyche.
Weiter geht es. Das ist alles kein Beinbruch. Ich bin 30. Ich könnte auch ein kleines Kind haben, das mir nachts den Schlaf raubt.
Schwitzige Nächte und Träume.
Von Entzug zu sprechen ist wahrscheich medizinisch nicht korrekt. Dennoch ist es für viele nicht wirklich easy, vom täglichen kiffen zum täglichen Nichtkiffen zu wechseln. Besonders Nachts sorgt das Eichhörchen für deutliche Entzugserscheinungen. Warum eigentlich Eichhörnchen? Beim Heroin spricht man vom Affen, der einen fertigmacht, sobald man die Droge absetzt. Der Affe ist ein harter BEgleiter, der jedem Heroinabhängigen das Leben zur Hölle macht. Wir Kiff-Abstinezler haben eeben ein kleines Eichhörchen, dass uns animiert doch mal wieder schön einen durchzuziehen.
Kiffer Träumen nicht. Das ist wohl das deutlichste Zeichen, dass es sich auch bei Gras um eine Droge handelt. Auch wenn ich nach zehn Jahren täglichem Konsums eigentlich gar nicht mehr richtig stoned geworden bin, bin ich morgens nur sehr selten mit der Erinnerung an einen Traum aufgewacht. Und das ist ja auch logisch. Viele von uns rauchen den letzten J des Tages sogar im Bett. Was soll das Gehirn dann auch noch machen außer wegzudösen. Ich habe immer geglaubt, dass ich gut und erholsam schlafe. Das war wohl ein Irrglaube. Denn gerade fühle ich mich unfassbar schlapp und schlafe oft nach der Arbeit nochmal ne Stunde auf der Couch.
Es begann bei mir bereits nach drei oder vier Tagen, dass ich nachts intensiv träumte. Und ich schwitzte immerweiter. Teilweise bin ich nachts dreimal mitten aus dem Träumen aufgewacht. Dann habe ich meist das Shirt gewechselt, oft auch ne Kippe gerauch, um dann wieder einzuschlafen und drei Stunden später wieder verschwitzt aus dem nächsten Traum zu erwachen. Inhaltlich ist alles dabei: Liebe, Hass, Wut, Angst und Hoffnung. Ich bin kein Phsychologe, aber mir ist schon relativ klar, was mein Gehirn da veranstaltet. Träumen ist eine Mechanik der Selle Gedanken und Erfahrungen zu sortieren und zu reflektieren. All die Nächte werden jetzt nachgeholt. Heute, nach fünf Wochen ohne das Kraut, war es wieder sehr extrem. Zweimal bin ich aufgewacht und habe kurz darüber nachgedacht, was mein Gehirn da wieder für abstruse Szenarien gesponnen hat. Kurzer Plot: Ich musste mich, gefangen in einem Wasserlabyrinth, gegen eine Gruppe Angreifer erwähren, die das Labyrinth übernehemn wollten. Sie suchten mich mit der Absicht mich zu töten und ich suchte einen Ausweg. Sehr merkwürdig. Ich denke das wichtigste ist es, diese absurden Szenarien nicht überzubewerten.
Ich versuche seite ein paar Wochen extrafrüh ins Bett zu gehen, aber ich ich hab trotzdem kaum Power für nen halben Tag. Ich bin gespannt, wie lange das noch anhält. Ich weiß nur eins, jetzt wieder zu kiffen wäre unfassbar dumm. Ich will wieder fit werden, körperlich und emotional. Der Körper ist ein Wunderwerk und selbst bei intensiven Konsum harter Drogen über einen langen Zeitraum ist der Körper in der Lage sich zu regenerieren. Wie lange diese Phase dauert weiß ich noch nicht und ich denke das ist von Gehirn zu Gehirn sehr unterschiedlich. In Foren habe ich verschiedene Aussagen gefunden. Von drei Wochen bis hin zu sechs Monaten.
Das Schwitzen könnte man noch am ehesten als Entzugs-Erscheinung sehen. Aber ich denke, dass es sich dabei auch um eine Reaktion auf die Situation im Traum handelt. Was soll es auch: Schwitzen ist gesund.
Ich sehe die ganze Sache mitlerweile sportlich und ich hoffe ich kann wenigstens einen Leidensgenossen dazu bringen es mir nachzutun. Ich verteufele das Kiffen auf keinen Fall, aber ich kann nur jedem raten sich mit seinem Umgang auseinanderzusetzen. Ruasch ist nicht böse: Aber wer jeden Tag den Rausch sucht sollte darüber nachdenken, warum er das tut. Therapeuten und Leute, die selbst nie eine Substanz missbraucht haben, sprechen gerne von Flucht. Vielleicht korrekt, aber ich denke so einfach ist das nicht. Ich habe immer gerne ein Beispiel benutzt: Was ist denn mit den Menschen, die sich Tag für Tag in Ihre Keller verziehen, um mit Ihrer Modelleisenbahn zu spielen? Es gibt viele Menschen, die ein Hobby sehr extrem ausüben. Für mich ist das die gleiche Mechanik. Es geht um Vertrautheit und die aktive „Verschwendung“ von Zeit.
Träumt Leute, träumt shit und nehmt die Herausforderung an.
Hallo Welt.
Ich bin Franz Paffka und ich bin nicht allein. Heute bin ich 30 Jahre alt, habe Schule, Studium und Berufseinstieg erfolgreich gemeistert und vor etwa fünf Wochen aufgehört zu kiffen.
Warum beginne ich heute mit diesem Blog? Ich lese mich seit dieser Zeit durch viele Foren und entdecke dabei täglich „Leidensgenossen“, die eine ähnliche Karriere gemacht haben. Drogengeschichten faszinieren mich. So verfolge ich seit Beginn an Sickboy und seine Geschichte, die er sensationell im Projekt Shore, Stein, Papier erzählt.
Dort geht es um ein hartes Leben mit Heroin und den Ausstieg daraus. Ich möchte meine Drogenkarriere nicht mit seiner vergleichen. Es geht um den Verzicht auf Gras, die harmloseste aller Drogen. Kaffee und Schokolade einbezogen. Etwa zehn Jahre habe ich täglich Joints geraucht. Meistens so drei konische Glücklichmacher nach Feierabend, gerne aber auch schonmal sonntagmorgens einen Dübel beim kacken. Ihr kennt das.
Es war einfach schön ein bisschen stoned zu sein.
Businesskiffer haben wir uns genannt. Mein Freundeskreis ist groß, darunter Kiffer und Nichtkiffer. Ich hatte nie Probleme mit sozialen Kontakten und habe eine berufliche Perspektive. Trotzdem habe ich erst vor etwa zwei Jahren begriffen, dass ich süchtig bin. Ich kaufte zehn Gramm und heizte bis sie weg waren und dann hab ich mir einen neuen Haufen besorgt. Einen Tag Pause machen, obwohl ein schöner Bud im Glas auf dem Couchtisch steht? Warum denn?
Hier kommt der Ansatz für diesen Blog: Es gibt Gehirne, die problemfrei mit dem Kraut umgehen und einfach nur dann rauchen, wenn es auch Sinn macht. Zum Beispiel morgens um fünf nach einer durchtanzten Nacht zu einem netten Gespräch mit dem Kumpel, der bei einem übernachtet. Oder sonntagabends beim kochen. Beim malen, wixxen oder einfach zum nachdenken. Es ist kein Teufelszeug, dieses Gras. Aber Sucht ist Sucht und ich höre auf. Endgültig oder nicht, die Systematik muss raus aus meinem Kopf und ich nehme Euch mit auf die Reise. In den kommenden Wochen werde ich Geschichten erzählen, Tipps geben und Euch dazu ermutigen es mir nachzutun.
Wie gesagt. Seit zwei Jahren habe ich vergeblich versucht aufzuhören. Habe mir Daten gesetzt, wann ich aufgehöre und etwa zwölfundachtzig letzte Joints geraucht. Vergeblich. Jetzt plötzlich ist es ganz einfach, irgendwas hat sich verändert. Und wir finden zusammen heraus, was es ist.