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Statusbericht: 5 Monate.

Nun sind es also schon 5 Monate. Oder so ähnlich. Ich habe den Tag des letzten Joints vergessen. Ist auch Wurscht. Es geht mir gut. Schlafstörungen, Lethargie und Melancholie sind beinahe ausgestanden. Suchtdruck empfinde ich nicht. Rauchen ist allerdings noch immer ein großes Thema. Ich poofe ununterbrochen. Ekelhaft. Ich muss das abstellen. Bald.

Der Aussteiger (ein Mitstreiter)  hat mich gefragt, was sich über die letzten zwei Monate noch verändert hat. Ich kann es nicht wirklich sagen. Das Leben ist ein bisschen leichter geworden. Ich glaube ich bin offener geworden, freier. Versuchungen machen mir keine Probleme. Ich habe jetzt schon einige Situationen gehabt, in denen ein Joint nur eine Armlänge weit entfernt war. Aber ich habe nicht einmal gezuckt. Ich bin mir meiner Situation bewusst, aber es bedarf keiner sonderlichen Anstrengung die Abstinenz aufrecht zu erhalten. Nicht kiffen ist einfach.

Ich bin lange nicht am Ende meiner kleinen Reise, aber sie ist längst nicht mehr so steinig wie zu Beginn. Jetzt habe ich Gelegenheit mich auf die wahren Aufgaben des Lebens zu konzentrieren. Ich bin noch nicht wirklich weitergekommen und suche beruflich noch immer nach einem Highlight, dem ich mich voll und ganz widmen kann, aber so lange genieße ich das Leben drum herum. Das Eichhörnchen begleitet mich nicht mehr und ich hoffe es kommt auch nicht wieder. Man sagt ja, einmal Sucht – immer Sucht. Ich bin gespannt, wie sich meine Situation entwickelt, aber ich mache mir keine Sorgen. Dann kiff ich halt nie wieder. Auch kein Ding.

Bleibt dran, Jungs. Wenn sich Eure Gedanken um Traurigkeit, Sucht und Träume drehen, dann legt den Joint beiseite und sucht nach einem geeigneten Zeitpunkt das tägliche Kiffen zu beendet. Für mich war es ein nie enden wollender Strudel, der mein Leben viel mehr beeinflusst hat, als ich es glauben wollte.

Gras ist nicht harmlos. Ich habe viele Jahre keinen Ausweg gefunden und immer weiter gekifft. Es war schwer den Absprung zu schaffen. Jetzt ist es einfach und ich frage mich, warum ich es so lange nicht geschafft habe. Ich habe kein Allheilmittel. Ich kenne keinen Königsweg. Ihr müsst für Euch die Entscheidung treffen nicht mehr zu wollen. Traut Euch.

Auf der Suche nach dem Absturz.

c.bukowski

Bukowski ist mein Held.

Ich mag abgeranzte Typen, die sich nicht um die Normen und Werte unserer Generation scheren. Typen, die ihr eigenes Ding machen. Erst vor kurzer Zeit habe ich die Geschichten von Charles Bukowski entdeckt. Ein genialer Mensch, der sich zeitlebens durch die Gosse von Los Angeles gesoffen und gefickt hat. Naja, wahrscheinlich hat er mehr gesoffen als gefickt, aber zumindest hatte er eine blühende Phantasie, wenn es um Titten, Kitzler und Ärsche geht. Ständig arm und oft ohne auch nur einen Dollar in der Hand trieb er durch eine Welt, zu der er keinen Zugang fand. Natürlich ist auch das nur eine romantisierte Version, aber ich möchte mir den Mann so vorstellen, wie er sich in seinen Geschichten selbst darstellt. Eine abgewrackte Gestalt, die der Welt täglich ein lautes „Fuck you“ entgegenbrüllt.

Ich selbst war nie arm. Mama hat nicht gesoffen und Papa hat mich nie geschlagen. Mama ist eine tolle, einsame Frau, die Alles für mich geben würde. Papa hat mal viel Geld verdient, hat doppelt so viel verzockt, säuft Bier, wie andere Leute Wasser und versteht das Konzept von Liebe nicht. Mit seinen 60 Jahren ist er heute pleite, in seiner dritten Ehe und wahrscheinlich näher am Tod als am Leben. Ich bin die Summe meiner Erfahrungen. Ich bin kein Kind einer heilen Welt, aber auch nicht im Chaos aufgewachsen. Ich habe solide Wertvorstellungen, Respekt vor meinen Mitmenschen und ordentliche Manieren.

Kaputtheit übt eine große Faszination auf mich aus. Ich glaube heute, dass ich eine Zeit lang versucht habe mein Leben zu sabotieren. Ich wollte in die Gosse. Alles verlieren, den letzten Ausweg verpassen und so richtig abstürzen. Fragt mal einen Spielsüchtigen welche Momente für ihn die intensiveren sind: ein guter Gewinn, oder ein übler Verlust. Ein Jahr lang habe ich versucht den „Goldenen Joint“ zu rauchen und meiner kümmerlichen Existenz ein Ende zu bereiten. Sterben wollte ich nicht. Nein, ich wollte verlieren. Der Traum vom großen Erfolg ist eine Illusion, die man um die 30 realistisch einsortieren kann. Was wartet denn in dieser Welt schon auf mich? Profisportler sind plötzlich ein paar Jahre jünger. Der Zug ist längst abgefahren. Für einen aufregenden Job hat es auch nicht gereicht. Die Welt ist langweilig und ich bin nur ein kümmerlicher Teil dieser ewigen 9to5-Maschinerie. Aufstehen, Essen, Arbeiten, Trinken und Schlafen. Sorgen, Beklemmungen, Wünsche und Realität.

Und für mich waren die „glücklichen“ Menschen um mich herum verblendet. Sie alle haben einen Job, den sie hassen. Leben mit Menschen, die sie beeinflussen wollen, ändern wollen und mit Restriktionen klein halten. Kinder zu kriegen wird zum größten Erfolg ihres Lebens. Die Alte sagt, wir müssen jetzt einen Kombi haben. Schön. Am Wochenende kann ich nicht, wir sind sonntags zum Brunch bei den Kurzbergers. Ach ja?! Was will ich in dieser Welt? Es ist nicht meine. Ich möchte morgens auf der richtigen Seite des falschen Bettes aufwachen. Fehler machen. Saufen, bis ich noch tanzen, aber nicht mehr laufen kann. Drogen nehmen war meine Rebellion. Wobei ich selbst dabei nicht erfolgreich war. Ich habe Gras geraucht. Es hat mich nicht kaputt gekriegt, soviel ich auch geraucht hab. Jetzt hänge ich hier im Mittelmaß. Bin gut ausgebildet und habe einen Job, der mir liegt und den ich mag und dazu die Freiheit, die Dinge zu tun die ich liebe. So ein Käck.

Ich schlage keine Frauen, bin kein Alkoholiker, bin ein ehrenwerter Bürger dieser Gesellschaft. Ich schreie der Welt kein „Fuck you“ entgegen. Ich bin nett und lächle. Wütenden und ignoranten Menschen begegne ich mit doppelter Freundlichkeit. Ich versuche GUT zu sein. Ich verachte diesen Familiengedanken nicht (mehr). Ich schätze, ich will das auch haben. Ich habe es nicht geschafft mich kaputt zu machen. „My ambition is handicapped by my laziness.“ Selbst in Sachen Selbstzerstörung siegte die Faulheit. Oder die Lebensfreude – je nach Ansichtsweise. Ich bin da noch nicht ganz sicher.

Wie auch immer. Das Leben geht immer weiter und ich habe Träume, die mich antreiben. Die Suche nach Glück ist eine aufregende Reise, die es sich lohnt zu gehen. Fuck it – dann spiel ich halt das Spiel der Spießigkeit.

Versuchung.

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Es ist ein bisschen still geworden hier. Mein Ziel einen Beitrag pro Woche zu schreiben, erreiche ich momentan irgendwie nicht.

Nunja, die Stimmungsschwankungen legen sich immer mehr. Meine Woche war zwar wenig produktiv, aber ich ich habe viel Sport getrieben und fühle mich fit. Wie das Bild zeigt, genieße ich den aufkommenden Sommer. Heute habe ich einer großen Versuchung widerstanden. Eine sehr hübsche, mir bisher unbekannte Lehrerin saß mit uns am Strand und drehte sich nach ein bisschen BBQ und zwei drei Bier einen Joint. Ich mochte sie gleich und im letzten Sommer wäre diese Situation für mich das Paradies. Ihre Frage, ob ich den Joint mit ihr teilen möchte, konnte ich allerdings sehr leicht mit nein beantworten. Es ist nicht mehr meine Welt.

Es fällt mir nicht schwer dieser Versuchung zu widerstehen. Es war ganz leicht. Das ist gut.

Schönheit fehlt mir viel mehr als ein kurzer Rausch. Danach suche ich auch wieder aktiv. Auch das ist gut. Während meiner Kiffzeit habe ich diese Suche aus den Augen verloren. Ich wache langsam wieder auf.

Ich wünsche Euch ein schönes Pfingstwochenende. Bleibt stark,
Euer Franzl.

Stoned auf der BAB.

Vier Monate kifffrei bin ich heute auf den Tag. Die letzte Woche habe ich hier kein Tagebuch geführt. Mein Status hat sich auch nicht verändert. Schlafen klappt ganz gut. Gedanken an einen Joint habe ich nach wie vor selten und die Stimmungsschwankungen halten sich in Grenzen.

Es ist Montag und ich trinke abwechselnd Kaffee und Red Bull. Das Wochenende war kurz und ich bin müde. Egal. Heute erzähle ich Euch eine kleine Geschichte, die Teil meines Abschiedes vom Dope war. Es war Ende letzen Jahres und ich folgte einer Hochzeitseinladung nach Bayern. 3 Stunden Autofahrt. Ohne mir wirklich etwas dabei zu denken, drehte ich mir zwei kleine Tüten vor und setze mich in meinen alten Automatik-Benz. Auf der Autobahn stellte ich den Tempomat auf 110 und zündete mir den ersten Spliff an und fuhr gemächlich auf der rechten Spur Richtung Süden. Es war schon dunkel, die Autobahn war leer und aus im Autoradio schwappte ein ruhiger Indie-Beat. Ich fahre gern Auto, achte das Rechtsfahrgebot und bin ein gelassener Verkehrsteilnehmer. Roadrage kenne ich nicht, eher wundere ich mich über den Hass, der täglich auf deutschen Straßen herrscht. Während der Fahrt zu kiffen war für mich in dieser Zeit nicht völlig Ordnung, aber irgendwie okay. So richtig stoned wurde ich ja eh nicht mehr. Heute sehe ich die ganze Angelegenheit etwas anders und habe mir geschworen mich nur noch völlig klar ins Auto zu setzen. Ich will dieses Verhalten hier auf keinen Fall verharmlosen, aber ich erzähle die folgenden Ereignisse so, wie sie sich zugetragen haben.

Geschmeidig glitt ich durch Hessen und zündete mir kurz vor der bayrischen Grenze den zweiten Joint an. Der Benz ist mit mehr 300 Tausend Kilometer auf der Uhr und trotz seinem stolzen Alter ein wunderbares Reisemobil. Ich rollte so dahin und hing meinen Gedanken nach. Es war bereits die dritte Hochzeit des Jahres und irgendwie beneidete ich die Jungs, um ihre soliden Partnerschaften und Lebenswandel. Sie heiraten, kaufen Häuser, machen süße Kinder und machen Pärchenurlaub, anstatt mit Rucksack und Oneway-Ticket nach Übersee zu fliegen. Während ich mal wieder ins Selbstmitleid abdriftete bemerkte ich plötzlich einen silbernen 5er im Rückspiegel. Oh shit, die fragen sich wohl grad, was der alte Benz mit dem NRW-Kennzeichen hier macht. Am nächsten Autobahnkreuz überholte der Fünfer mich schließlich und die roten Buchstaben wiesen mich an ihm zu folgen. Ich lüftete also nochmal kurz durch und sammelte mich ein wenig.

„Guten Abend, einmal Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte,“ begrüßte mich der bayrische Beamte in Zivil. „Servus, aber natürlich“, antwortete ich freundlich und gab ihm die Papiere. Ich erkundigte mich, warum die Beamten mich denn kontrollieren würden und deutete mit einem Verweis auf mein Outfit (Ordentliche Hose, weißes Hemd und Sakko am Haken im Fond) an, dass ich auf dem Weg zu einer Hochzeit war. Verrückterweise trug der Beamte den gleichen Nachnamen, wie der Bräutigam, verwandt waren die beiden jedoch nicht. Es ginge um eine Routinekontrolle und der Suche nach Drogen. Ob ich denn schon einmal in dieser Sache auffällig geworden sei, fragte er und logischerweise log ich ihn in nettem Ton an. Natürlich sagte ich auch, dass ich weder Drogen bei mir führen würde, noch in letzter Zeit welche konsumiert hätte.

Als kleiner Einschub zwischendurch: Lügen ist nicht strafbar. Ich kenne meine Rechte. Ich bin kein Fan der Polizei, hege aber auch kein Gräuel gegenüber Beamten. Sie sind Teil unseres Rechtsstaates und das ist auch gut so. Ich bin froh, dass ich in Deutschland geboren bin, denn ich genoss bislang gerne alle Privilegien, die unseren Staat ausmachen. Die Autobahnen sind gut, die Krankenversicherung exzellent und ich konnte nahezu kostenfrei studieren, obwohl ich aus einer Arbeiterfamilie komme. Aber das nur am Rande.

Ob ich denn einverstanden wäre ein paar Test zu durchlaufen, um meine Aussagen zu belegen. Aber Klar, Herr Kommissar. Die meisten von Euch kennen den Drill wahrscheinlich aus eigener Erfahrung. Erstmal Pupillencheck: Normale Reaktion. Keine Ahnung, ich hatte nie die typischen Klatschaugen. Als nächstes Augen zu, Finger auf die Nasenspitze. Easy. Auf einem Bein stehen. Ich bin sportlich und auch das war für mich keine unlösbare Aufgabe. Zwei, drei Meter Pisspott erledigte ich mit einem lächeln und freundlichem Smalltalk mit der Kollegin des Beamten. Jetzt kam was Neues: Bitte schließen Sie die Augen und schätzen Sie dreißig Sekunden ab. Augen zu und 21, 22, 23 … Als ich Stopp sagte, blickte die hübsche Blonde und ich auf ihr iPhone und was zeigte das Display. 30,34 Sekunden. Innerlich hob ich die Hand zum imaginären High-Five. Das Ding war gelaufen. Für die Bayern-Cops war klar: der Junge ist okay. Der ist nett und clean. So clean, wie Mutters Küche.

Dürfen wir uns denn in Ihrem Wagen einmal umsehen? Mir war klar, dass das nicht gut gehen würde, aber naja. Das gehört eben zu den Rechten der Polizei. Verneinen würde nur Stress bedeuten, also ließ ich den Beamten suchen. Es dauerte nicht einmal zwei Minuten, da fand er meinen Reisebeutel mit OCBs, Tipps und einem kleinen Döschen Weed. Was haben wir denn hier? Sie sagten doch, dass Sie keine Drogen mit sich führen würden. Immernoch freundlich sagte ich ihm, dass ich meine Rechte kennen würde und wir kamen überein, dass es okay sei davon gebrauch zu machen. Naja, das sei in Bayern nicht in Ordnung sagte er. Sprach von Strafanzeige und „Konfizage“. Ich erklärte ihm, dass ich beabsichtigte das ganze Wochenende in Bayern zu bleiben und es doch nicht gegen das Gesetz sei eine Party mit einem kleinen Joint zu beschließen.

Wir müssten dann jetzt zum Revier und die Anzeige zu Papier bringen. Ich solle den Beamten doch hinterherfahren. Ich konnte es nicht fassen. Ich fuhr den Beamten also hinterher. Die hübsche Blonde kümmerte sich um alles weitere. In Bayern wird man erkennungsdienstlich behandelt, wenn man mit Drogen erwischt wird. Also erstmal Fotos machen: zum Glück hatte ich einen Anzug an. Das müssen wohl die solidesten Fotos eines Gras-Konsumenten in der Geschichte Bayerns sein. Danach digitale Fingerabdrücke. Zum Glück benutzten die zu der Zeit schon keine Tinte mehr. Hätte die älteren Hochzeitsgäste sicher irritiert. Ich führe nebenbei ein sehr nettes Gespräch über die Gesetzeslage rund um Cannabis mit der Bayerin. Ich konnte nicht fassen, dass noch immer niemand meine Pisse oder auch nur meine klebrigen Fingerkuppen nach Gras untersuchen wollte. Ich versuchte also das Bild vom soliden Hochzeitsgast, der nur ein bisschen Kraut dabei hat, zu festigen und offenbar gelang mir das. Denn nachdem der Papierkram erledigt war, wünschten mir die Beamten, dass ich trotz dieser Eskapade die Feier genießen solle. Ich entschuldigte mich für den Papierkram, den ich Ihnen aufbrockte und durfte gehen, fahren, feiern. Unfassbares Glück.

Ich setze mich ins Auto, machte mir erst einmal eine Kippe an. Es war nicht das einzige Mal, dass ich ungeschoren davon gekommen bin. Aber zu der Zeit hatte sich in mir schon etwas verändert. Es war natürlich ein bisschen aufregend, ich hatte die Obrigkeit überlistet. Trotzdem, es musste sich was ändern. Ich konnte die Fete nicht richtig genießen. Es war eine tolle Party voller toller Menschen, die sich ehrlich mit und für ein tolles Paar freuten. Das tat ich auch, aber ich konnte nicht verdrängen, dass mein Leben zwar aufregend war, aber doch auch traurig. Ich war traurig. All die Spannung war doch unnötig. Ich trank ein halbes Helles mit den Jungs und stahl mich irgendwann gegen zwei Uhr morgens davon, um wieder heimzufahren. Mir wurden drei Couchen angeboten, ich habe ein angeregtes Gespräch mit der wunderschönen Portugiesin geführt, die ich immer nur auf Hochzeiten und anderen Events dieser Bayerntruppe sehe und dennoch fühlte ich mich beschissen.

Ich setzte mich also wieder in den Benz und fuhr die drei Stunden zurück. Das Gras hatten mir die Cops ja genommen und so hatte ich nichtmal Sorge, dass ich irgendwie illegal unterwegs war. Dabei war der letzte Joint ja erst sechs, sieben Stunden her. Ich hatte wahrscheinlich zehn Jahre ständig aktives THC im Blut. Zu Hause angekommen, dreht ich mir erstmal eine fette Tüte und legte mich mit ihr ins Bett. Mary und ich, wir waren kein Paar, dem andere zu ihrem Glück gratulierten, auf das sie neidisch schielten und bewunderten. Wir waren ein trauriges Paar. Es war höchste Zeit für eine Trennung. Heute bin ich nicht froh, dass ich damals nicht von den Cops gefickt wurde, sondern, dass ich Mary dann irgendwann endlich den Laufpass gab.

Was ist die Moral von dieser Geschichte? Kein Plan. Ich kiffe nicht mehr. Ich habe mich von einer Sucht befreit, die mein Leben bestimmte. So sehr, dass ich nicht einmal für eine Autofahrt zu einer Hochzeitsfeier klar bleiben wollte. Bekifft sein war einfacher, als mich damit auseinanderzusetzen, dass ich traurig über den Ausgang meiner letzten Partnerschaft war. Das ist alles Westentaschen-Psychologie, aber ist dennoch irgendwie logisch. Ich kiffte, um einfache Zusammenhänge zu verdrängen und das machte mich zum Süchtling. Jetzt bin ich clean und nur ganz langsam kann ich diese ganzen kleinen Zusammenhänge aufdröseln. Vier Monate bin ich jetzt dabei, in kleinen Schritten wieder zu einem glücklichen Franzl zu werden.

Weiter geht’s! Bleibt dran und bleibt sauber.

 

Gescheitert zum Titel.

Nach viel Retrospektive mal ein Live-Beitrag. Mit Hiphop auf den Ohren sitze ich hackebacke in Bonn am Bertha, nachdem ich eine Lesung besucht habe. Eine Lesung übers Scheitern. Gehalten von einer erfolgreichen Frau mit der ich studierte. Eigentlich ein Witz, wo sie doch Karriere machte während ich scheiterte. Mehrfach und teilweise hart.

Scheitern. Was bedeutet das? Ist es eine kleine Niederlage auf dem Weg zum Erfolg, oder ein weiterer Schritt richtung Rockbottom? Wer weiß. Ich sehe es mitlerweile philosophisch. Die Zukunft, das Leben, Glück: das sind Dinge, die ich nur bedingt beeinflussen kann. Ich muss mehr leben. Ich muss meinen Weg in diesem Zirkus, den SIE Leben nennen, finden.

Ich bin betrunken und gehe jetzt noch tanzen. Die Uhr zeigt 01:57 am. Ich bin nicht bekifft, ein Anfang. Das Ende kenne ich nicht. Der Weg dorthin soll Freude bringen.

Scheitern kann ich gut. Kleine Ziele hab ich. Doch was ist das große Ziel? Kein Plan. Endhalte. Bier. Tanzen. Morgen.

Die Suche geht weiter. Fein.

Gemeinsamkeiten. Glück. Und Shit.

Fuck, heute habe ich mal wieder einen gemischten Tag. Ich hab mich extra in Schale geworfen heute: neue Schuhe helfen mir ungemein mich wohler zu fühlen. Trotzdem hatte ich heute Mittag einen üblen Durchhänger und musste mal zwanzig Minuten die Augen zu machen. So langsam schlafe ich besser, aber meist montags mittags überfällt mich regelmäßig eine nervende Schlaffheit. Ich fühle mich dann körperlich ausgezerrt, zittere leicht und mache mir große Sorgen um meine Konstitution. An Konzentration ist nicht zu denken. Nach einer Stunde und einem ekligen Mittagessen ging es dann wieder.

Jetzt ist es vier und ich habe meine Pflicht-ToDos für heute abgehakt. Die Bonus-ToDos auf meiner Liste verschiebe ich mal getrost auf wannauchimmer. Grund für diesen Eintrag ist ein Bericht, den ich heute mittag während meiner Mattheit gelesen habe. Es war ein Forum-Thread eines promovierten Wissenschaftlers, der mit 45 Jahren seine Kiff-Sucht erkannt hat und vier Monate Tagebuch über seinen Entzug geschrieben hat. Erst mit 45 Jahren hat er entdeckt, dass er wirklich süchtig ist. Er beschreibt in seinen Beiträgen, wie er den Kampf angenommen hat und man erkennt über einen Zeitraum von vier Monaten genau, wie sich seine Einstellung verändert. Er entfernt sich immer mehr von dem Glauben an eine harmlose Gewohnheit hin zu einer Überzeugung, dass Cannabis Auslöser vieler verdrängter Probleme ist. Sehr spannend. Wer sich dafür interessiert, kann die Texte hier nachlesen. Der Thread endet abrupt im Januar 2010. Simon, ich hoffe es geht Dir gut und Du bist stark geblieben. Falls Du zufällig auf diesen Blog stößt, melde Dich mal kurz. Gerade in dieser Geschichte habe ich viele Parallelen zu meiner eigenen entdeckt. Erst nach mehr als drei Monaten entdeckt er seine Traurigkeit, so ging es mir auch. Leider endet die Geschichte auch zu dieser Zeit. Naja, ich schreibe nun meine auf und hoffe weiterhin Menschen zu inspirieren sich mit Ihrer Sucht auseinanderzusetzen. Mir hilft es ungemein von Erfahrungen zu lesen und meine eigenen aufzuschreiben.

Ich habe mittlerweile viele dieser Forenbeiträge gelesen und bin immer wieder erstaunt über die Gemeinsamkeiten, die uns Abstinenzler verbinden.

1. Schlafen und Träume

Es beginnt mit Schlafstörungen, die mal nach einer Woche vorbei sind oder sich auch mal Monate lang ziehen. Einschlafen ist bei den meisten schnell kein Problem mehr. Durchschlafen können wohl nur die wenigsten in dieser Phase. Ich habe ja bereits beschrieben, dass ich oft nachts aufgestanden bin, um im Wohnzimmer eine Kippe zu rauchen. Und das oft mehrfach. Das mache ich übrigens noch immer, aber meist nur noch einmal pro Nacht.

In dieser Zeit kommen dann auch die Träume wieder und mit Ihnen die Auseinandersetzung mit der eigenen Gedankenwelt. Wirre Träume, Albträume und Träume in denen die Abstinenz gebrochen wird wechseln sich ab. Diese Phase geht zu Ende, wann scheint individuell verschieden.

2. Traurigkeit und die Frage nach der eigenen Identität

Ist die erste Phase überwunden, kommt oft die Frage nach der eigenen Identität und Reue. Ich frage mich seit Wochen, warum ich so lange am Gras festgehalten habe. Ich habe viele schöne Erinnerungen aus dieser Zeit, aber die hätte ich natürlich auch, wenn ich nicht dauerstoned durch die Welt gelaufen wäre. Das Gefühl, so viel verpasst zu haben und mich nicht wirklich weiterentwickelt zu haben wurde immer stärker. All das führte zu einer tiefen Traurigkeit. Selbstmitleid hat mich oft geplagt. Ich armer Franzl. Warum habe ich es so schwer?

3. Wendung der eigenen Argumentation

Einhergehend mit der Reflexion des Selbst kommt meist auch ein Turnaround in der Argumentation. Der Glaube an die Harmlosigkeit von Gras schwindet und weicht der Erkenntnis, dass der langjährige Konsum doch Spuren hinterlassen hat. Ich bin immernoch der Meinung, dass Cannabis eine eher weiche Droge ist, aber ich rate jedem zur Vorsicht. Sucht ist übel und es ist ein langer und harter Prozess sich davon zu lösen. Es gibt sie, die Genuss-Kiffer. Aber auf jeden verantwortungsbewussten Kiffer kommen sicher 10 Süchtlinge, wie ich es bin.

Wie oft ich schon gesagt habe: Morgen ist Schluss und trotzdem habe ich mir tags drauf ein neues Paket Verdrängungskraut besorgt und den Verzicht auf wannauchimmer verschoben. Es geht mir noch schwer über die Tasten, aber ich glaube: nur komplette Abstinenz funktioniert für mich. Fuck. Werde ich nie wieder kiffen? So soll es sein!

4. Erkenntnis

Wie gesagt, ich habe mittlerweile viele Geschichte gelesen. Darunter Kids, die sich schon mit 15 alle Perspektiven verkifft haben. Sich den Schulabschluss verbaut haben, die erste Liebe verpassten und mit Anfang 20 sehr verzweifelt den Ausstieg versuchen. Viele Geschichten sind darunter gewesen, die sehr meiner eigenen gleichen. Jungs oder Mädels, die relativ spät anfingen und nach jahrelangem Konsum plötzlich merken, dass sie süchtig sind, Probleme haben und irgendwie traurig sind. Oder eben Erwachsene, die nach mehr als 20 Jahren die Erkenntnis überfällt, dass ihr Leben so irgendwie nicht funktioniert. Eins verbindet uns alle: eben diese Erkenntnis, dass wir ein bisschen aus der Spur geraten sind. Dabei spielen Alter, Geschlecht und Erfolg offenbar keine Rolle.

5. ? 

Ich weiß nicht, was jetzt noch kommt. Ich bin froh, nicht stolz, dass ich soweit gekommen bin und werde weitermachen.

Life is a bitch. Wir alle haben Tagträume und Erwartungen an unser eigenes Dasein, die meist nicht erfüllbar sind. Heute finde ich das okay. Ich bin bescheidener und realistischer geworden. Träume sind schön, aber die Erkenntnis, dass das Leben eben auch mal Scheiße ist darf uns nicht betrüben. Meine Reise durch Asien hat mir sehr die Augen geöffnet. Ich habe viele Vorteile genossen, allein dadurch, dass ich in Deutschland aufgewachsen sind. Viele Probleme, die viele Menschen auf der Welt jeden Tag erleben, habe ich nie kennenlernen müssen.

Auf der anderen Seite steht folgender Satz: Jemandem zu sagen, dass er nicht traurig sein soll, weil es viele Menschen auf der Welt schlechter haben ist genauso, als würde man argumentieren: du kannst auch nicht Glücklich sein, weil es viele Menschen besser haben.

Probleme und Traurigkeit sind real, egal welche Ausprägung sie haben. Meine Traurigkeit ist real. Ich kann sie nicht einfach abschalten. Trotzdem ist sie nicht unheilbar. Ich nehme mir viele Dinge vor. Einige Punkte auf dieser ToDo-Liste werde ich irgendwann abhaken können. Andere nicht. Shice drauf. Dann soll es eben nicht sein. Ich muss weiter nach meinem persönlichen Glück suchen.

An dieser Stelle mal was persönliches: Ich wünsche Euch allen von Herzen alles Gute. Kämpft Euren Kampf. Ich hoffe ihr findet, wonach ihr sucht. Ohne Sucht. Findet Glück und friede mit Euch selbst. Und Danke. Danke für Euer Feedback. Danke, dass ihr Eure Gedanken mit mir teilt. Danke.

Kiffen gegen das Spießertum.

„Franzl ist ein kleiner Rebell“ – Das sagte schon meine Grundschullehrerin zu meiner Mutter. Ach was, ich war halt aufgeweckt und habe lieber hinterfragt als strikt befolgt. Der Aussteiger (Danke dafür) hat mich gestern Nacht darauf hingewiesen. Die ursprügliche Frage war: Wer bin ich eigentlich? Jetzt, wo ich nicht mehr kiffe. Werde ich jetzt zum Spießer? Mähen sonntags den Rasen und tingeln samstags drauf durch den Baumarkt, um uns einen tollen Aufsitzmäher zu kaufen? Fuck, ich hab letzten Sonntag sogar schon Tatort geguckt und den letzten Helene Fischer Song fand ich auch irgendwie gut. Was passiert bloß?

Ich bin Rebell. Ärger mit Lehrern war schon als Kind irgendwie einkalkuliert. Danach waren irgendwann die Cops der Feind. „Herr Paffka, Sie waren da aber ein bisschen schnell unterwegs mit Ihrem Mofa! Haben Sie etwa am Auspuff rumgemacht?“ Watt is los, Wachtmeister? Ich wars nicht. Die Obrigkeit ist der Feind. Rapmusik hat sich richtig angehört, damit konnte ich mich identifizieren, obwohl das Highlight meiner Gangsterkarriere ein paar geklaute Buntstifte waren. Naja gut, später hab ich auch mal ein halbes Jahr ein bisschen Dope vertickt, aber dann musste ich Mama versprechen, dass ich es lasse. Aber trotzdem: Ich fühlte mich mehr als Gesetzloser, denn als Beamter, oder überhaupt als Erwachsener. Die Kifferei war sozusagen mein Erkennungszeichen als Rebell. Seht her, ich drehe sehr geschickt illegales Kraut mit etwas ausgesuchtem Tabak in ein langes Blättchen. So, wie es die Gangster tun. Ihr wisst schon: die Rapper und Schauspieler aus Cali und so. Ich bin auch so!

Jetzt bin ich auch nur noch so eine 0815-Type, ohne mein klares Erkennungsmerkmal als Outlaw. Sollte ich mir jetzt einen Iro wachsen lassen, um dieses Signal auszustrahlen, oder auf Öko machen, um überhaupt etwas auszustrahlen. Bunte Skinny Jeans tragen und einfach in der Masse verschwinden wäre auch ein Ausweg. In meiner Frankfurter Zeit habe ich sie schon gehasst, diese universalen Banker in ihren Anzügen, die Ausgeburten der Gleichheit. Anders sein ist gut und ich werde auch weiterhin anders sein. Und es liegt nicht am Dope, dass ich so ticke. Es ist fest in meinem Kopf verankert, ich bleib Rebell, frei nach Udo:

Udo Lindenberg.

Gegen die Strömung, gegen den Wind
laß sie doch labern, blöd wie sie sind.
Gegen die Strömung, gegen den Wind.
Daß ich nicht lache, wir wär’n die Meister
im Sichdanebenbenehmen.
Diese schlaffen, gebügelten Affen,
guck sie dir an, sie sollten sich was schämen.

 

Den Song hab ich schon als Kind gefeiert. In der neuen Version mit der Tattoowierten von Jennifer Rostock fast noch mehr. Was für andere ein verrücktes Wochenende ist, war für mich immer schon ne ganz normale Action. Und außerdem: Alt-Hippie, der mit 69 aussieht wie 84 und die immergleichen Geschichten aus seinen Zwanzigern erzählt, will doch niemand werden. Klischees sind übel, aber ich mag sie. Ich möchte jedenfalls nicht zu diesem Klischee-Hippie werden. Lieber probiere ich jetzt mal was Neues. Was ich nicht sein will ist mir schon lange klar. Und was ich bin? Das sollen andere definieren. Ich mache einfach wonach mir ist und schaue wohin es mich führt.

Einmal Rebell, immer Rebell.

Franzl, der Kiffer!

Wer bin ich eigentlich? Ich hatte immer ein klares Selbstverständnis. Als Kiffer war ich offen, hatte keine Schwierigkeit mit großen Gruppen. Habe ungehemmt fremde Leute angesprochen und stand oft im Mittelpunkt der Gruppe. Die letzten zehn Jahre war ich überall einfach der Kiffer. Der lustige Typ, der immer eine Idee im Kopf hat und halt zu jeder Gelegenheit seinen Utensilienbeutel rausholt und einen dreht.

Es gab wirklich keine Aktivität, die ohne Kiffen auskam. Vor dem Kino wurde selbstverständlich einer geraucht. Selbst im Kino habe ich schon gekifft. Auf Konzerten habe ich immer gekifft. Mitten in der Menge: wen stört das schon. Wer freundlich guckte, mit dem teilte ich den J auch immer gern. Ich kann mich an ein Fanta 4 Konzert erinnern. Vor der Halle in Halle fragte ich jemanden nach einem Blättchen. Meine waren schon aus. Und was passiert? Er machte eine Kippenpackung auf. Darin waren statt Kippen zehn Vorgedrehte und er bot mir einen an. Kiffer sind doch alle homies dachte ich damals und genoss den geschenkten Joint.

Ich war nie ein „Gamer“. Doch auf GTA Online bin ich mit meinen Kifferjungs eine zeitlang richtig hängengeblieben. Wir haben den ganzen Sonntag damit verbracht in Liberty City abzuhängen. An diesen Sonntagen habe ich oft mehr als zehn Tüten mehr oder weniger am Stück geraucht. Die ganze Zockerei war nur einen Rahmenprogramm für den sonntäglichen Kiffmarathon.

Jede Aktivität war nur „richtig“, wenn zwischendurch Zeit für einen Tüte war. Selbst als ich einmal mit dem Rad von Frankfurt nach Köln gefahren bin, zwei Tage à 120 Kilometer am Rhein entlang. Selbst auf dieser wunderbaren Tour habe ich unterwegs halt gemacht und gemütlich gekifft. Skiurlaube waren Kiffexzesse. Schon im Auto auf der Hinfahrt haben wir mehrere Tüten geraucht. Selbst im Sessellift habe ich gebastelt. Basketball im Sommer auf dem Freiplatz: klar kiffe ich zwischendurch einen. Besser gespielt habe ich dadurch sicher nicht.

Mein Leben bewegte sich von Joint zu Joint. Und ich merkte dabei überhaupt nicht, dass es sich im Kreis drehte. Ich habe mich keinen Millimeter weiterentwickelt. Unfassbar. Heute, nach drei Monate Abstinenz und intensiver Auseinandersetzung mit meinen Schwächen und Ängsten habe ich das Gefühl kein Selbstbewusstsein mehr zu haben. All diese oben beschriebenen Aktionen habe ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht erlebt – mich gut und sicher dabei gefühlt.  Ich fühlte mich stets ein bisschen erhaben. Vom „gewöhnlichen Pöbel“ abgehoben. Sollten sie doch ihr steriles Leben führen.

Jetzt fühle ich mich schwach und allein. Traurigkeit bestimmt mich. Sie nimmt mich auch körperlich ein, ich fühle mich schwach und klein. Ich versuche meinen Körper zu kräftigen. Gesund zu essen. Viel Sport zu treiben. Ich bin ein starker 30-jähriger, doch ein Mann bin ich noch nicht. Die vielen Joints habe ich mich in meiner Entwicklung behindert, soviel ist klar. Ich bin finde mich auf einem Scheideweg, möchte nicht in Melancholie versinken, sondern wieder beginnen zu leben. Jetzt einen Joint zu rauchen, würde diese Traurigkeit manifestieren. Ich bleibe clean, aber ich muss einen Weg heraus finden. Ich muss mich neu erfinden. Nur: wer will ich sein? Ich weiß es noch nicht.

 

Kleine Schritte. Große Schritte. Eine Sache der Perspektive.

Kurzer Zwischenbericht. Momentan hänge ich ein bisschen durch und mir fehlt ein bisschen die Motivation. Stagnation. Beruflich plätschert es so daher und privat ziehe ich mich momentan ein bisschen zurück. Etwas mehr als acht Wochen bin ich nun clean. Es fällt mir schwer stolz auf mich zu sein. Für mich ist das noch keine Leistung und ich würde die Zeit gerne ein Jahr nach vorne drehen. Die Fortschritte fühlen sich klein an.

Gestern Abend war ich sehr down, doch heute morgen hat mich ein Termin bei meiner Suchthilfe-Beraterin ein bisschen aufgepeppelt. Ich nehme die kostenlose Hilfe der örtlichen Diakonie in Anspruch und das kann ich allen Leidensgenossen nur empfehlen. Es war bereits der fünfte Termin, jedoch erst der zweite seitdem ich wirklich den Entschluß gefasst habe aufzuhören. Für meine Beraterin sind die Schritte größer als für mich und dieses Feedback tut gut.

Ich arbeite daran die Baustellen zu enttarnen, an denen ich in Zukunft arbeiten muss. Das ist zum Teil wirklich schmerzhaft. Konzentration ist ein Thema: ich wollte es nie wahrhaben, aber meine Leistungsfähigkeit ist durch den langjährigen Konsum eingeschränkt. Ich habe schlicht nicht die Kraft acht Stunden am Stück konzentriert zu arbeiten. Selbstbewusstsein ist auch ein Thema. Ich bin groß, sportlich und relativ redegewandt – dennoch plagen mich Zweifel. Ich wünsche mir eine Partnerschaft. Doch ich merke, dass ich für eine gesunde Beziehung nicht fit und nicht leistungsfähig genug bin. Was kann ich momentan schon bieten? Wenn ich das so schreibe, sage ich zu mir selbst: sei nicht so eine traurige Heulboje. Aber so ist es momentan und ich muss abwarten und weiter arbeiten, verarbeiten und Perspektive schaffen. Kleine Schritte machen. Weiter clean bleiben.

Ich verarbeite eine Sucht und das auch wenn sie mich nicht runiert hat, ich körperlich gesund bin und mein Kopf noch „halbwegs“ funktioniert, darf ich den Ernst der Lage nicht vergessen. Es waren zehn Jahre, in denen ich mich selbst belogen habe. Eine unbequeme Wahrheit.

Kripo klingelt: morgens um halb sechs.

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Noch eine kurze Geschichte hinterher. Eines morgen klingelt es um halb sechs an miener Tür. Ich steckte grad in einem Projekt, für das schon früh morgens unterwegs war. Als es an der Türr klingelte saß ich gerade mit einem Joint im Bad und kackte. Wer konnte das bloß sein? Ich machte auf und als ich die zwei Stimmen im Flur hörte war mir klar: Das sind die Cops. Egal, ich hatte nie Schiss mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Ich deale nicht und NRW ist ja für seine Nachsicht bekannt. Schon vor diesem Vorfall wurde einige Anzeigen, wegen Besitzes geringer Mengen aus Geringfügigkeit eingestellt.

Da stehen also zwei Kripo-Jungs in Zivil an meiner Tür und fragen, ob sie mal reinkommen können. Ich so: Äh, eigentlich nicht, ich will grad los zur Arbeit. Die so: Wir haben ein Zettel, der es uns gestattet, also bitte. Ich bitte die Jungs rein und bin freundlich. Ein halber J liegt im Aschenbescher auf dem Klo und auf meinem Couchtisch steht ein Glasgefäß mit nem Gramm, oder so. Daneben eine Holzkiste mit allen Utensilen und nochmal 5, 6 Grämmies. Ich frage mal freundlich, wie es überhaupt dazu kommt, dass ich Besuch bekomme und der wirklich nette Herr erzählt mir von einem anonymen Hinweis auf Cannabisanbau. (Was’n anbauen?, wenn ihr versteht.)

Es war Februar. Im Sommer davor habe ich auf meinem Balkon eine Pflanze aufgezogen, die zwar schön gewachsen ist, aber nicht wirklich eine ernsthafte Ernte abwarf. Ich hatte halt Samen im Dope und ein paar davon aufgezoegen. Einer davon entwickelte sich zu einer weiblichen Pflanze und ich ließ Sie auf dem Balkon sprießen. Ein Nachbar machte ein Foto davon und schickte es der Obrigkeit. Ich brauche Euch ja nicht zu erzählen, wie der Zyklus von Pflanzen in in Mitteleuropa funtioniert. Auf der Polizeischule scheint das kein Bestandteil des Unterrischts zu sein. Ich musste die Jungs also erstmal aufklären, wie das so läuft mit den Blümchen. Meine Geschichte fanden Sie auch plausibel, wollten aber trotzdem schauen, ob auf dem Balkon nicht doch eine Plantage vorhanden war.

Sie fragten danach, ob ich denn Marihuana im Hause hätte und ich schüttelte das kleine Glasflächchen, das auf dem Tisch stand. Das wurde konfisziert und sie machten sich auch nciht die Mühe den Deckel der Holzbox anzuheben, wo sie mehr gefunden hätten. Vielleicht auch aus Sympathie. Es war eine freundliche Begegnung. Also: Anzeige wegen Besitzes eine geringen Menge Dope und die beiden machten sich auf. Wir wünschten uns noch eine gute Zeit und kiffte den Rest des Klo-Joints und machte mich auf zur Arbeit.

Ein paar Wochen später kam die Benachrichtigung über die Einstellung des Verfahrens. Ich bin absolut kein Fan der Polizei, aber das sollte man nicht bei jeder Gelegenheit raushängen lassen. Die Jungs machen auch nur Ihren Job.

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