Kiffen gegen das Spießertum.
„Franzl ist ein kleiner Rebell“ – Das sagte schon meine Grundschullehrerin zu meiner Mutter. Ach was, ich war halt aufgeweckt und habe lieber hinterfragt als strikt befolgt. Der Aussteiger (Danke dafür) hat mich gestern Nacht darauf hingewiesen. Die ursprügliche Frage war: Wer bin ich eigentlich? Jetzt, wo ich nicht mehr kiffe. Werde ich jetzt zum Spießer? Mähen sonntags den Rasen und tingeln samstags drauf durch den Baumarkt, um uns einen tollen Aufsitzmäher zu kaufen? Fuck, ich hab letzten Sonntag sogar schon Tatort geguckt und den letzten Helene Fischer Song fand ich auch irgendwie gut. Was passiert bloß?
Ich bin Rebell. Ärger mit Lehrern war schon als Kind irgendwie einkalkuliert. Danach waren irgendwann die Cops der Feind. „Herr Paffka, Sie waren da aber ein bisschen schnell unterwegs mit Ihrem Mofa! Haben Sie etwa am Auspuff rumgemacht?“ Watt is los, Wachtmeister? Ich wars nicht. Die Obrigkeit ist der Feind. Rapmusik hat sich richtig angehört, damit konnte ich mich identifizieren, obwohl das Highlight meiner Gangsterkarriere ein paar geklaute Buntstifte waren. Naja gut, später hab ich auch mal ein halbes Jahr ein bisschen Dope vertickt, aber dann musste ich Mama versprechen, dass ich es lasse. Aber trotzdem: Ich fühlte mich mehr als Gesetzloser, denn als Beamter, oder überhaupt als Erwachsener. Die Kifferei war sozusagen mein Erkennungszeichen als Rebell. Seht her, ich drehe sehr geschickt illegales Kraut mit etwas ausgesuchtem Tabak in ein langes Blättchen. So, wie es die Gangster tun. Ihr wisst schon: die Rapper und Schauspieler aus Cali und so. Ich bin auch so!
Jetzt bin ich auch nur noch so eine 0815-Type, ohne mein klares Erkennungsmerkmal als Outlaw. Sollte ich mir jetzt einen Iro wachsen lassen, um dieses Signal auszustrahlen, oder auf Öko machen, um überhaupt etwas auszustrahlen. Bunte Skinny Jeans tragen und einfach in der Masse verschwinden wäre auch ein Ausweg. In meiner Frankfurter Zeit habe ich sie schon gehasst, diese universalen Banker in ihren Anzügen, die Ausgeburten der Gleichheit. Anders sein ist gut und ich werde auch weiterhin anders sein. Und es liegt nicht am Dope, dass ich so ticke. Es ist fest in meinem Kopf verankert, ich bleib Rebell, frei nach Udo:
Udo Lindenberg.
Gegen die Strömung, gegen den Wind
laß sie doch labern, blöd wie sie sind.
Gegen die Strömung, gegen den Wind.
Daß ich nicht lache, wir wär’n die Meister
im Sichdanebenbenehmen.
Diese schlaffen, gebügelten Affen,
guck sie dir an, sie sollten sich was schämen.