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Heimlich kiffen!

Der einsame Joint zu Hause auf der Couch ist ein starkes Anzeichen dafür, dass aus dem genüsslichen High ein Problem entsteht. Das ist keine allgemeingültige Tatsache, aber es zählt zu den Anzeichen. Noch deutlicher wird es in meinen Augen, wenn heimlich gekifft wird.

Vor Kurzem habe ich in meinem Kulturbeutel, den ich zuletzt in der gemeinsamen Bude mit meiner Ex-Freundin genutzt hatte, eine ganze Sammlung Feuerzeuge gefunden. Ich musste darüber lachen, aber eigentlich ist es eine traurige Geschichte. Wie kamen Feuerzeuge im Kulturbeutel? Nunja, es war Winter und meine Ex-Freundin raucht(e) nicht. Die Feuerzeuge kamen von den unzähligen heimlichen Joints, die ich morgens, nachdem sie zur Arbeit gefahren ist, auf dem Klo geraucht habe. Wir kamen grad von unserer Reise und ich hatte noch keinen Job und nur wenig Aufträge und habe viele Vormittage verdöst. Und das gern high. Draußen war es mir zu ungemütlich und so habe ich halt heimlich im Bad geraucht. Nach dem duschen und einer guten Lüftung war nichts mehr davon zu riechen. Und die verwendeten Feuerzeuge habe ich wohl in meinen Kulturbeutel gesteckt. 7 Stück habe ich darin gefunden. Da hat sich in kurzer Zeit eine richtige Routine eingespielt. Freundin aus dem Haus, abrollen und ab ins Bad – endlich kiffen. Das sind wirklich diese junkiehaften Abgründe, die mir heute sagen: Franzl, du hast/hattest das echt nicht im Griff. Lass das kiffen sein und mach dich frei von allen Zwängen. Ich kiffe nicht mehr und die Momente unbedingt einen bauen zu wollen gibt es eigentlich schon nicht mehr. Trotzdem fühle ich mich noch immer beeinträchtigt und bin sehr achtsam, was alle anderen Zwänge angeht.

An die verlorenen Partnerschaft denke ich noch oft. Auch in meinen Träumen zeigt sich deutlich, dass ich traurig über den Verlust bin. Wir haben uns in einer Phase getroffen, in der ich sehr happy und voller Tatendrang war. Und in einer Phase, in der ich exzessiv gekifft habe. Es war im Urlaub in einer Gruppe von einem Dutzend Leute und ich habe konstant durchgedreht. Es war mein Rebellentum und meine Selbstsicherheit, die der Grund dafür waren, dass sie sich in mich verliebt hat. Und es waren meine Schwäche und die Sucht, die sie diese Liebe verlieren ließen. Es ist unfassbar und unbegreiflich für mich, wie nah Stärke und Schwäche bei mir zusammenliegen. Erst stehe ich mit Joint im Mundwinkel beim Aprés Ski in der Menge und tanze ausgelassen zu beknackter Musik und etwa ein Jahr später sitze ich in auf dem Klo ihrer Wohnung und kiffe heimlich.

Ich habe mich lange sehr bemitleidet als sie mich verließ. Und habe noch mehr gekifft als eh schon. Ich hatte mich ihr anvertraut. Das erste Mal in meinem Leben habe ich die harte Schale abgelegt und das schwache Bewusstsein meiner Selbst offengelegt. Mir tat das gut und hat mich letztendlich einen Schritt weitergebracht, aber für sie war es eine zu große Aufgabe. Und ich kann sie heute verstehen. Sie hat die Stärke gesucht, und war einfach enttäuscht Schwäche zu entdecken.

Aber auch das ist eigentlich eine andere Geschichte. Heimlich kiffen ist traurig und schwach und für mich ein klares Zeichen der Sucht. Ich will wieder stark werden. Stärker als all die Impulse, die mich so heimsuchen. Weiter geht’s!

Jeden Tag Vollrausch!

Wer je über einen längeren Zeitraum täglich gekifft hat, kennt es. So richtig high machten auch zehn Tüten am Stück nicht mehr. Nach zehn Jahren war ich in der Profiliga angekommen. Naja, Semi-Profi – denn ich habe ausschließlich Tüten geraucht. Köpfe aus der Pfeiffe waren mir irgendwie zu hart. Über meine gesamte Karriere habe wahrscheinlich nicht einmal ein Dutzend davon geblubbert. Da habe ich doch lieber ab und an einen vier Gramm Blunt gebastelt. Am liebsten mit den amerikanischen HoBo-Phillies. Kennt ihr die noch?

An einen Kopf kann ich mich noch genau erinnern. Damals in der Oberstufe. Nach der ersten Doppelstunde stand die Frage im Raum: Englisch oder Keller? Im Keller wohnte Willi (a.k.a. Wilhelm Busch). Der Keller war als Poolraum geplant, doch es wurde Willis Zimmer, Souterrain im Einfamilienhaus, eigener Zugang, schwarze Ledercouch, Toni Montana Poster, Fliesentisch, Playstation und nur ein langes Fenster durch das nicht wirklich viel Licht in den stets verqualmten Raum drang. Dort haben wir viele langweilige Grundkurse verkifft. Dort habe ich das Kiffen entdeckt.

Es war mein erster richtiger Kopf aus der Glaspfeife. Schöne Profimischung und ich wollte ihn auch richtig wegballern, so wie ich es von Willi kannte. Blubbern bis nur noch Asche zu sehen ist und dann das Kickloch öffnen und den Rest tief in die Lunge knallen. BÄM – Headshot. Ich weiß es noch genau: Erst ein übles Schwindelgefühl und dann kam der Kick. Es war erst elf Uhr vormittags und bin ich bin direkt auf dem Sessel eingepennt. Irgendwann am späten Nachmittag hat mich einer von den Jungs nach Hause gefahren, wo ich direkt wieder ins Bett bin und bis zum nächsten Tag durchgeschlafen habe, an dem Tag stan allerdings eine Physik-LK-Klausur an. 4 Stunden Klausur und danach nochmal ins Bett. So fertig war ich vom Kiffen seither nie wieder. Die Klausur hatte ich grad so bestanden. Aber Köpfe waren nix für mich.

Zehn Jahre später wurde ich überhaupt nicht mehr breit von dem Kraut. Ich habe überall und jederzeit gekifft. „Erstmal einen basteln“, egal was ich/wir gemacht – es wurde vorher erstmal ein kleiner Jizzl geraucht. Vor dem Kino, in der Menge auf Konzerten, in der Gondel beim Skifahren, auf dem Beifahrersitz auf Reisen, in der S-Bahn, auf dem Miniklo in der Sauna – ich glaube ich habe überall schon gedreht. Richtig stoned wurde ich gar nicht mehr. Meine Körperfunktionen hatte ich jederzeit im Griff. Hochdosierung nennt sich das wohl. Ein harter Alkoholiker zeigt schließlich bei zwei Promille auch keine wirklichen Ausfallserscheinungen. Vollrausch sollte Vollrausch bleiben. Doch aus Rausch wurde Normalzustand. Eine Wirkung gab es noch, ein wohliges Gefühl, dass ich ständig wollte und irgendwann brauchte, um mich normal zu fühlen. Aus der Droge wurde die Sucht. Eine merkwürdige Verwandlung.

Obelix wurde ich zwischendurch genannt. Der, der in der Hanfplantage aufwuchs und einfach nicht mehr breit wurde.

Jetzt bin ich zehn Wochen clean. Es fühlt sich nach Abschied an. Ich hänge es noch immer nicht an die große Glocke, aber mein engerer Freundeskreis weiß Bescheid und das Verlangen nach Gras ist wirklich gering. Ich hänge abends manchmal durch, aber es zuckt auch dann nicht in den Fingern. Das ist gut so. Mein Ziel ist 1 Jahr kein Joint. Danach ziehe ich Bilanz und mache mir ein neues Ziel. Also. Weiter geht’s.

Warum bin ich süchtig geworden?

Woche 8. Der Frühling kommt durch und ich fühl mich okay.

Die Nächte sind immernoch durchwachsen, aber das ist okay und ich habe das Gefühl die Sache pendelt sich ein. So langsam komme ich auch dazu über das Geträumte nachzudenken und zu reflektieren. Momentan mache ich mir die meisten Gedanken darüber, warum ich überhaupt süchtig geworden bin. Hat sich die Gewohnheit einfach eingeschlichen? Habe ich die Schmacht nach Nikotin einfach verwechselt, oder steckt tatsächlich ein tieferer psychologischer Grund dahinter?

Im letzten Beitrag ging es um High und Low. Viele, viele Joints habe ich gebaut, um eine schöne Situation noch ein bisschen zu pushen. Ein Jonny mit Freunden am See in der Abendsonne, beim Grillen und Biertrinken, führt nicht in die Melancholie. Er führt ins High. Aber die Joints, die ich zu Hause und alleine drehte, wenn ich mich in einer Sinnkriese fühlte, nicht happy und high, sondern low und traurig, sie definieren das Wort „Sucht“.

Ich fühle emotional ganz ordentlich entwickelt. Habe ich mich selbst belogen? Jetzt suche ich nach verdrängten Problemen: ist die nicht vorhandene Beziehung zu meinem Vater ein Problem, dass mich tief bedrückt? Ist seine Alkohol- und Spielsucht für mich von tieferer Bedeutung. An dieser Stelle mal eine Buchempfehlung: „Der Minus-Mann“ von Heinz Sobota. Das Buch dreht sich um einen Mann, der nunja, ein Arschloch ist. Es geht um Sucht und Gewalt. Mir hat es ein paar Erkenntnisse gebracht. Jedenfalls lautet der erste Satz:

„Wenn einer nicht den Mut hat,
seine Mutter zu ficken,
sollte er wenigstens seinen Vater
erschlagen.“
Siggi Freud hat sich damit intensiv auseinandergesetzt und offenbar ist das Thema in der Literatur durchgängig vertreten. Ich liebe meine Mutter und mittlerweile hege ich ein bisschen Hass und viel Mitleid für meinen Vater. Doch, ich will sie nicht ficken und ihn nicht umbringen. Aber bin ich vielleicht doch nicht so frei und selbstbestimmt, wie es mir einrede? Der Gedanke, ich hätte meinem Alten Herrn nach einer Auseinandersetzung auf’s Maul hau’n sollen, ist mir schon gekommen. Und in meiner letzten Beziehung habe ich meine Freundin auch mal liebvoll Mutti genannt. Aber das ist doch kein Grund bei jeder Gelegenheit einen Joint anzustecken. Süchtig zu werden. Soll es tatsächlich so sein, dass ich mich hinter der Kifferei versteckt habe?
Ich will das nicht wirklich glauben. Bin ich wirklich so weich, schwach und instabil? Ist die Sucht wirklich nur ein Zeichen von Schwäche und Flucht, so wie es Suchtberater schildern? Bin ich deshalb vom High ins Low? Das ist natürlich eine sehr philosophische Fragestellung, die ich womöglich nie endgültig klären kann. Aber die Frage beschäftigt mich. Warum bin ich süchtig geworden? Eigentlich ist es auch wurscht. Jetzt möchte ich es nicht mehr sein und diese Erkenntnis soll erstmal reichen.
Das Leben ist schön. Melancholie ist Herbst im Kopf. Ich stelle mich der Kälte und der Einsamkeit, denn ich habe es selbst in der Hand auszubrechen und den Frühling in mein Herz zu lassen. Ein bisschen Sonne im Gesicht. Ein ehrliches Gespräch mit einem Freund. Ehrliche Freude. Der Kopfherbst lässt sich nicht auf Kommando ablösen. Aber oft geht es doch sehr plötzlich. Aus Low wird High. Ohne Dope.
Ich werde diese Freud’sche Ödipus-Angelegenheit irgendwann auch mal mit einem gelernten Psychologen besprechen, aber Alles zu seiner Zeit. Jetzt konzentriere ich mich darauf den Frühling in meinen Kopf zu lassen. Auffi.

Hallo Welt.

Ich bin Franz Paffka und ich bin nicht allein. Heute bin ich 30 Jahre alt, habe Schule, Studium und Berufseinstieg erfolgreich gemeistert und vor etwa fünf Wochen aufgehört zu kiffen.

Warum beginne ich heute mit diesem Blog? Ich lese mich seit dieser Zeit durch viele Foren und entdecke dabei täglich „Leidensgenossen“, die eine ähnliche Karriere gemacht haben. Drogengeschichten faszinieren mich. So verfolge ich seit Beginn an Sickboy und seine Geschichte, die er sensationell im Projekt Shore, Stein, Papier erzählt.

Dort geht es um ein hartes Leben mit Heroin und den Ausstieg daraus. Ich möchte meine Drogenkarriere nicht mit seiner vergleichen. Es geht um den Verzicht auf Gras, die harmloseste aller Drogen. Kaffee und Schokolade einbezogen. Etwa zehn Jahre habe ich täglich Joints geraucht. Meistens so drei konische Glücklichmacher nach Feierabend, gerne aber auch schonmal sonntagmorgens einen Dübel beim kacken. Ihr kennt das.

Es war einfach schön ein bisschen stoned zu sein.

Businesskiffer haben wir uns genannt. Mein Freundeskreis ist groß, darunter Kiffer und Nichtkiffer. Ich hatte nie Probleme mit sozialen Kontakten und habe eine berufliche Perspektive. Trotzdem habe ich erst vor etwa zwei Jahren begriffen, dass ich süchtig bin. Ich kaufte zehn Gramm und heizte bis sie weg waren und dann hab ich mir einen neuen Haufen besorgt. Einen Tag Pause machen, obwohl ein schöner Bud im Glas auf dem Couchtisch steht? Warum denn?

Hier kommt der Ansatz für diesen Blog: Es gibt Gehirne, die problemfrei mit dem Kraut umgehen und einfach nur dann rauchen, wenn es auch Sinn macht. Zum Beispiel morgens um fünf nach einer durchtanzten Nacht zu einem netten Gespräch mit dem Kumpel, der bei einem übernachtet. Oder sonntagabends beim kochen. Beim malen, wixxen oder einfach zum nachdenken. Es ist kein Teufelszeug, dieses Gras. Aber Sucht ist Sucht und ich höre auf. Endgültig oder nicht, die Systematik muss raus aus meinem Kopf und ich nehme Euch mit auf die Reise. In den kommenden Wochen werde ich Geschichten erzählen, Tipps geben und Euch dazu ermutigen es mir nachzutun.

Wie gesagt. Seit zwei Jahren habe ich vergeblich versucht aufzuhören. Habe mir Daten gesetzt, wann ich aufgehöre und etwa zwölfundachtzig letzte Joints geraucht. Vergeblich. Jetzt plötzlich ist es ganz einfach, irgendwas hat sich verändert. Und wir finden zusammen heraus, was es ist.

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