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Versuchung.

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Es ist ein bisschen still geworden hier. Mein Ziel einen Beitrag pro Woche zu schreiben, erreiche ich momentan irgendwie nicht.

Nunja, die Stimmungsschwankungen legen sich immer mehr. Meine Woche war zwar wenig produktiv, aber ich ich habe viel Sport getrieben und fühle mich fit. Wie das Bild zeigt, genieße ich den aufkommenden Sommer. Heute habe ich einer großen Versuchung widerstanden. Eine sehr hübsche, mir bisher unbekannte Lehrerin saß mit uns am Strand und drehte sich nach ein bisschen BBQ und zwei drei Bier einen Joint. Ich mochte sie gleich und im letzten Sommer wäre diese Situation für mich das Paradies. Ihre Frage, ob ich den Joint mit ihr teilen möchte, konnte ich allerdings sehr leicht mit nein beantworten. Es ist nicht mehr meine Welt.

Es fällt mir nicht schwer dieser Versuchung zu widerstehen. Es war ganz leicht. Das ist gut.

Schönheit fehlt mir viel mehr als ein kurzer Rausch. Danach suche ich auch wieder aktiv. Auch das ist gut. Während meiner Kiffzeit habe ich diese Suche aus den Augen verloren. Ich wache langsam wieder auf.

Ich wünsche Euch ein schönes Pfingstwochenende. Bleibt stark,
Euer Franzl.

Statusbericht: 4 Monate

Puffpuffpass

Puffpuffpass

So. Vier Monate sind auch rum. Die Zeit vergeht auf jeden Fall immer schneller. Bei meinem letzten Statusbericht habe ich noch geschrieben, dass ich mich mit dem Wort „Depression“ auseinandergesetzt habe. Ich hatte Angst, dass sich diese Traurigkeit weiter manifestiert und ich abdrifte. In einen Strudel gerate, der mich in einen Abgrund zieht, dem ich nicht entfliehen kann. Das ist ja unter Kiffern kein unbekanntes Phänomen. Und Stimmungsschwankungen gehören wohl einfach zum Entzug dazu. Allerdings kann ich heute, nur einen Monat später, sagen, dass diese Angst erstmal unbegründet war. Diese Woche hatte ich einen Moment, der mich aufatmen lässt: ich setze mich auf die Couch und spürte diesen Rhytmus, der mich seit meiner Abstinez verfolgt. Ich atme tief, beginne mich schlapp zu fühlen und meine Gedanken driften richten Selbstmitleid. In diesem Moment jedoch wurde ich nicht traurig. Ich war klar und mir wurde klar, dass zwar nicht alles wunderbar ist, ich aber auch nicht traurig sein muss. Es fühlte sich einfach nicht mehr so schwer an wie sonst. Ich glaube, ich komme langsam wieder zu Kräften.

Aus kleinen Zielen werden jetzt wieder Größere. Das ist prima. Ich kiffe nicht mehr. Das Vorhaben wandelt sich in einen Status. So langsam verblassen die ganzen Erinnerungen an diese lange Phase des Kiffens. Die vielen Joints und die ganze Lebensweise, die damit einhergeht, verschwinden im Dunst der Vergangenheit. Abstand ist ganz wichtig. Die Zeit vergeht, ob ich nun täglich kiffe, oder nicht. Ich bin nur vier Monate kifffrei und die körperlichen und geistigen Veränderungen sind wirklich marginal. Aber ich gewinne Abstand zu diesem ganzen Zirkus. Ich sehe keine Kiffer mehr. Dabei kann ich gar nicht sagen, ob ich mich bewusst fernhalte, oder es sich einfach so entwickelt hat. Ein guter Freund von mir hat etwa zur gleichen Zeit aufgehört täglich zu kiffen. Er nimmt die ganze Sache etwas lockerer, hat in den vier Monate drei/vier Joints geraucht und überhaupt keine Probleme mit dem Verzicht.  Wir sprechen ab und an über unserer Eindrücke. Das hilft wirklich. Ich merke auch, dass meine Blog-Frequez abnimmt. Das möchte ich eigentlich nicht, aber es vergeht mittlerweile einfach auch mal eine Woche, ohne dass ich mich mit dem Thema auseinandersetze.

Thema Schlaf. Das hat sich immer noch nicht richtig eingependelt. Aber es stellt kein Problem mehr da. Einmal pro Nacht wache ich noch auf, so etwa zur Halbzeit. Und wenn ich keinen Termin hab, bleibe ich unter der Woche gern mal ne Stunde länger liegen. Aber ich denke, dass liegt auch daran, dass ich beruflich momentan nicht wirklich gefordert bin. Ich wünsche mir fast wieder einen blöden 40-Stunden-Job mit Anwesenheitspflicht. Aber das ist eine eigene Geschichte. Finanziell komme ich gut klar. Meine berufliche Situation werde ich ändern, aber ich will erstmal wieder happy und stark werden. Mein Job darf nie die Definition meines Ichs werden.

Aus innerer Freude kommt positive Austrahlung und daraus folgt Glück/Erfolg – je nachdem. Für mich ist es so einfach. Glückliche Menschen erkennen Gelegenheiten einfach besser und haben mehr Kraft sie zu ergreifen und festzuhalten.

Für alle Mitstreiter und Abstinenzler: Haltet durch. Ich dachte meine Welt bricht zusammen. Ich war zu Tode betrübt, im wahrsten Sinne. In dieser Zeit hatte ich Gedanken, die ich gar nicht ausprechen möchte. Ich hielt mein Dasein für sinnlos und dachte mir geht die Kraft verloren weiterzumachen. Ich zweifelte an mir, an allem was ich kann und darstelle. Traurigkeit bestimmte meine Tage und Abende. Einsamkeit erdrückte mich. Hoffnung war nur ein Schimmer. Sucht war Alles. Das Gehirn ist ein fragiles Gebilde, ich hab mich immer für stark gehalten und dennoch hat mir dieser Zustand die Kraft genommen. Bei mir war es eine Trennung, der Bruch mit meinem Vater und die Erkenntnis der Sucht, die kombiniert diesen Zustand ausgelöst haben. Es ist immer ein individuelles Problem, aber ich glaube die Auswirkungen sind immer sehr ähnlich. Ich befinde mich noch immer in dieser Phase der Neuerfindung und ich gebe mir alle Zeit der Welt. Aber ich möchte Euch sagen: die kleinen Erfolge werden kommen und ihr werde sie erkennen und Euch ehrlich darüber freuen. Diese kleinen Momente der ehrlichen Freunde sind wunderbar und sie nehmen mir die Angst vor allem, was noch kommt.

Vier Monate sind für mich heute nur noch eine kleiner Zwischenerfolg und mein Ziel erstmal ein Jahr kifffrei zu bleiben fühl sich schon lange nicht mehr so groß an, wie zu Beginn. Ich erinnere mich noch gut an die Anfangsphase, in der 12 Monate nicht mehr als ein Wunsch waren. An einen Rückfall denke ich schon nicht mehr. Jetzt habe ich andere Ziele und das macht mir Mut. Kiffen und die Sucht bestimmen nicht mehr mein Leben. Ich bestimme.

Ich habe die Sucht noch lange nicht ausgestanden, aber ich bin auf einem Weg. Einem Weg, der mich hoffentlich zu dem Glück führt, das wir uns alle so sehr wünschen. Es geht weiter, ich bleibe meinem Vorsatz treu und das fühlt sich gut an.

Stoned auf der BAB.

Vier Monate kifffrei bin ich heute auf den Tag. Die letzte Woche habe ich hier kein Tagebuch geführt. Mein Status hat sich auch nicht verändert. Schlafen klappt ganz gut. Gedanken an einen Joint habe ich nach wie vor selten und die Stimmungsschwankungen halten sich in Grenzen.

Es ist Montag und ich trinke abwechselnd Kaffee und Red Bull. Das Wochenende war kurz und ich bin müde. Egal. Heute erzähle ich Euch eine kleine Geschichte, die Teil meines Abschiedes vom Dope war. Es war Ende letzen Jahres und ich folgte einer Hochzeitseinladung nach Bayern. 3 Stunden Autofahrt. Ohne mir wirklich etwas dabei zu denken, drehte ich mir zwei kleine Tüten vor und setze mich in meinen alten Automatik-Benz. Auf der Autobahn stellte ich den Tempomat auf 110 und zündete mir den ersten Spliff an und fuhr gemächlich auf der rechten Spur Richtung Süden. Es war schon dunkel, die Autobahn war leer und aus im Autoradio schwappte ein ruhiger Indie-Beat. Ich fahre gern Auto, achte das Rechtsfahrgebot und bin ein gelassener Verkehrsteilnehmer. Roadrage kenne ich nicht, eher wundere ich mich über den Hass, der täglich auf deutschen Straßen herrscht. Während der Fahrt zu kiffen war für mich in dieser Zeit nicht völlig Ordnung, aber irgendwie okay. So richtig stoned wurde ich ja eh nicht mehr. Heute sehe ich die ganze Angelegenheit etwas anders und habe mir geschworen mich nur noch völlig klar ins Auto zu setzen. Ich will dieses Verhalten hier auf keinen Fall verharmlosen, aber ich erzähle die folgenden Ereignisse so, wie sie sich zugetragen haben.

Geschmeidig glitt ich durch Hessen und zündete mir kurz vor der bayrischen Grenze den zweiten Joint an. Der Benz ist mit mehr 300 Tausend Kilometer auf der Uhr und trotz seinem stolzen Alter ein wunderbares Reisemobil. Ich rollte so dahin und hing meinen Gedanken nach. Es war bereits die dritte Hochzeit des Jahres und irgendwie beneidete ich die Jungs, um ihre soliden Partnerschaften und Lebenswandel. Sie heiraten, kaufen Häuser, machen süße Kinder und machen Pärchenurlaub, anstatt mit Rucksack und Oneway-Ticket nach Übersee zu fliegen. Während ich mal wieder ins Selbstmitleid abdriftete bemerkte ich plötzlich einen silbernen 5er im Rückspiegel. Oh shit, die fragen sich wohl grad, was der alte Benz mit dem NRW-Kennzeichen hier macht. Am nächsten Autobahnkreuz überholte der Fünfer mich schließlich und die roten Buchstaben wiesen mich an ihm zu folgen. Ich lüftete also nochmal kurz durch und sammelte mich ein wenig.

„Guten Abend, einmal Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte,“ begrüßte mich der bayrische Beamte in Zivil. „Servus, aber natürlich“, antwortete ich freundlich und gab ihm die Papiere. Ich erkundigte mich, warum die Beamten mich denn kontrollieren würden und deutete mit einem Verweis auf mein Outfit (Ordentliche Hose, weißes Hemd und Sakko am Haken im Fond) an, dass ich auf dem Weg zu einer Hochzeit war. Verrückterweise trug der Beamte den gleichen Nachnamen, wie der Bräutigam, verwandt waren die beiden jedoch nicht. Es ginge um eine Routinekontrolle und der Suche nach Drogen. Ob ich denn schon einmal in dieser Sache auffällig geworden sei, fragte er und logischerweise log ich ihn in nettem Ton an. Natürlich sagte ich auch, dass ich weder Drogen bei mir führen würde, noch in letzter Zeit welche konsumiert hätte.

Als kleiner Einschub zwischendurch: Lügen ist nicht strafbar. Ich kenne meine Rechte. Ich bin kein Fan der Polizei, hege aber auch kein Gräuel gegenüber Beamten. Sie sind Teil unseres Rechtsstaates und das ist auch gut so. Ich bin froh, dass ich in Deutschland geboren bin, denn ich genoss bislang gerne alle Privilegien, die unseren Staat ausmachen. Die Autobahnen sind gut, die Krankenversicherung exzellent und ich konnte nahezu kostenfrei studieren, obwohl ich aus einer Arbeiterfamilie komme. Aber das nur am Rande.

Ob ich denn einverstanden wäre ein paar Test zu durchlaufen, um meine Aussagen zu belegen. Aber Klar, Herr Kommissar. Die meisten von Euch kennen den Drill wahrscheinlich aus eigener Erfahrung. Erstmal Pupillencheck: Normale Reaktion. Keine Ahnung, ich hatte nie die typischen Klatschaugen. Als nächstes Augen zu, Finger auf die Nasenspitze. Easy. Auf einem Bein stehen. Ich bin sportlich und auch das war für mich keine unlösbare Aufgabe. Zwei, drei Meter Pisspott erledigte ich mit einem lächeln und freundlichem Smalltalk mit der Kollegin des Beamten. Jetzt kam was Neues: Bitte schließen Sie die Augen und schätzen Sie dreißig Sekunden ab. Augen zu und 21, 22, 23 … Als ich Stopp sagte, blickte die hübsche Blonde und ich auf ihr iPhone und was zeigte das Display. 30,34 Sekunden. Innerlich hob ich die Hand zum imaginären High-Five. Das Ding war gelaufen. Für die Bayern-Cops war klar: der Junge ist okay. Der ist nett und clean. So clean, wie Mutters Küche.

Dürfen wir uns denn in Ihrem Wagen einmal umsehen? Mir war klar, dass das nicht gut gehen würde, aber naja. Das gehört eben zu den Rechten der Polizei. Verneinen würde nur Stress bedeuten, also ließ ich den Beamten suchen. Es dauerte nicht einmal zwei Minuten, da fand er meinen Reisebeutel mit OCBs, Tipps und einem kleinen Döschen Weed. Was haben wir denn hier? Sie sagten doch, dass Sie keine Drogen mit sich führen würden. Immernoch freundlich sagte ich ihm, dass ich meine Rechte kennen würde und wir kamen überein, dass es okay sei davon gebrauch zu machen. Naja, das sei in Bayern nicht in Ordnung sagte er. Sprach von Strafanzeige und „Konfizage“. Ich erklärte ihm, dass ich beabsichtigte das ganze Wochenende in Bayern zu bleiben und es doch nicht gegen das Gesetz sei eine Party mit einem kleinen Joint zu beschließen.

Wir müssten dann jetzt zum Revier und die Anzeige zu Papier bringen. Ich solle den Beamten doch hinterherfahren. Ich konnte es nicht fassen. Ich fuhr den Beamten also hinterher. Die hübsche Blonde kümmerte sich um alles weitere. In Bayern wird man erkennungsdienstlich behandelt, wenn man mit Drogen erwischt wird. Also erstmal Fotos machen: zum Glück hatte ich einen Anzug an. Das müssen wohl die solidesten Fotos eines Gras-Konsumenten in der Geschichte Bayerns sein. Danach digitale Fingerabdrücke. Zum Glück benutzten die zu der Zeit schon keine Tinte mehr. Hätte die älteren Hochzeitsgäste sicher irritiert. Ich führe nebenbei ein sehr nettes Gespräch über die Gesetzeslage rund um Cannabis mit der Bayerin. Ich konnte nicht fassen, dass noch immer niemand meine Pisse oder auch nur meine klebrigen Fingerkuppen nach Gras untersuchen wollte. Ich versuchte also das Bild vom soliden Hochzeitsgast, der nur ein bisschen Kraut dabei hat, zu festigen und offenbar gelang mir das. Denn nachdem der Papierkram erledigt war, wünschten mir die Beamten, dass ich trotz dieser Eskapade die Feier genießen solle. Ich entschuldigte mich für den Papierkram, den ich Ihnen aufbrockte und durfte gehen, fahren, feiern. Unfassbares Glück.

Ich setze mich ins Auto, machte mir erst einmal eine Kippe an. Es war nicht das einzige Mal, dass ich ungeschoren davon gekommen bin. Aber zu der Zeit hatte sich in mir schon etwas verändert. Es war natürlich ein bisschen aufregend, ich hatte die Obrigkeit überlistet. Trotzdem, es musste sich was ändern. Ich konnte die Fete nicht richtig genießen. Es war eine tolle Party voller toller Menschen, die sich ehrlich mit und für ein tolles Paar freuten. Das tat ich auch, aber ich konnte nicht verdrängen, dass mein Leben zwar aufregend war, aber doch auch traurig. Ich war traurig. All die Spannung war doch unnötig. Ich trank ein halbes Helles mit den Jungs und stahl mich irgendwann gegen zwei Uhr morgens davon, um wieder heimzufahren. Mir wurden drei Couchen angeboten, ich habe ein angeregtes Gespräch mit der wunderschönen Portugiesin geführt, die ich immer nur auf Hochzeiten und anderen Events dieser Bayerntruppe sehe und dennoch fühlte ich mich beschissen.

Ich setzte mich also wieder in den Benz und fuhr die drei Stunden zurück. Das Gras hatten mir die Cops ja genommen und so hatte ich nichtmal Sorge, dass ich irgendwie illegal unterwegs war. Dabei war der letzte Joint ja erst sechs, sieben Stunden her. Ich hatte wahrscheinlich zehn Jahre ständig aktives THC im Blut. Zu Hause angekommen, dreht ich mir erstmal eine fette Tüte und legte mich mit ihr ins Bett. Mary und ich, wir waren kein Paar, dem andere zu ihrem Glück gratulierten, auf das sie neidisch schielten und bewunderten. Wir waren ein trauriges Paar. Es war höchste Zeit für eine Trennung. Heute bin ich nicht froh, dass ich damals nicht von den Cops gefickt wurde, sondern, dass ich Mary dann irgendwann endlich den Laufpass gab.

Was ist die Moral von dieser Geschichte? Kein Plan. Ich kiffe nicht mehr. Ich habe mich von einer Sucht befreit, die mein Leben bestimmte. So sehr, dass ich nicht einmal für eine Autofahrt zu einer Hochzeitsfeier klar bleiben wollte. Bekifft sein war einfacher, als mich damit auseinanderzusetzen, dass ich traurig über den Ausgang meiner letzten Partnerschaft war. Das ist alles Westentaschen-Psychologie, aber ist dennoch irgendwie logisch. Ich kiffte, um einfache Zusammenhänge zu verdrängen und das machte mich zum Süchtling. Jetzt bin ich clean und nur ganz langsam kann ich diese ganzen kleinen Zusammenhänge aufdröseln. Vier Monate bin ich jetzt dabei, in kleinen Schritten wieder zu einem glücklichen Franzl zu werden.

Weiter geht’s! Bleibt dran und bleibt sauber.

 

Gescheitert zum Titel.

Nach viel Retrospektive mal ein Live-Beitrag. Mit Hiphop auf den Ohren sitze ich hackebacke in Bonn am Bertha, nachdem ich eine Lesung besucht habe. Eine Lesung übers Scheitern. Gehalten von einer erfolgreichen Frau mit der ich studierte. Eigentlich ein Witz, wo sie doch Karriere machte während ich scheiterte. Mehrfach und teilweise hart.

Scheitern. Was bedeutet das? Ist es eine kleine Niederlage auf dem Weg zum Erfolg, oder ein weiterer Schritt richtung Rockbottom? Wer weiß. Ich sehe es mitlerweile philosophisch. Die Zukunft, das Leben, Glück: das sind Dinge, die ich nur bedingt beeinflussen kann. Ich muss mehr leben. Ich muss meinen Weg in diesem Zirkus, den SIE Leben nennen, finden.

Ich bin betrunken und gehe jetzt noch tanzen. Die Uhr zeigt 01:57 am. Ich bin nicht bekifft, ein Anfang. Das Ende kenne ich nicht. Der Weg dorthin soll Freude bringen.

Scheitern kann ich gut. Kleine Ziele hab ich. Doch was ist das große Ziel? Kein Plan. Endhalte. Bier. Tanzen. Morgen.

Die Suche geht weiter. Fein.

Gemeinsamkeiten. Glück. Und Shit.

Fuck, heute habe ich mal wieder einen gemischten Tag. Ich hab mich extra in Schale geworfen heute: neue Schuhe helfen mir ungemein mich wohler zu fühlen. Trotzdem hatte ich heute Mittag einen üblen Durchhänger und musste mal zwanzig Minuten die Augen zu machen. So langsam schlafe ich besser, aber meist montags mittags überfällt mich regelmäßig eine nervende Schlaffheit. Ich fühle mich dann körperlich ausgezerrt, zittere leicht und mache mir große Sorgen um meine Konstitution. An Konzentration ist nicht zu denken. Nach einer Stunde und einem ekligen Mittagessen ging es dann wieder.

Jetzt ist es vier und ich habe meine Pflicht-ToDos für heute abgehakt. Die Bonus-ToDos auf meiner Liste verschiebe ich mal getrost auf wannauchimmer. Grund für diesen Eintrag ist ein Bericht, den ich heute mittag während meiner Mattheit gelesen habe. Es war ein Forum-Thread eines promovierten Wissenschaftlers, der mit 45 Jahren seine Kiff-Sucht erkannt hat und vier Monate Tagebuch über seinen Entzug geschrieben hat. Erst mit 45 Jahren hat er entdeckt, dass er wirklich süchtig ist. Er beschreibt in seinen Beiträgen, wie er den Kampf angenommen hat und man erkennt über einen Zeitraum von vier Monaten genau, wie sich seine Einstellung verändert. Er entfernt sich immer mehr von dem Glauben an eine harmlose Gewohnheit hin zu einer Überzeugung, dass Cannabis Auslöser vieler verdrängter Probleme ist. Sehr spannend. Wer sich dafür interessiert, kann die Texte hier nachlesen. Der Thread endet abrupt im Januar 2010. Simon, ich hoffe es geht Dir gut und Du bist stark geblieben. Falls Du zufällig auf diesen Blog stößt, melde Dich mal kurz. Gerade in dieser Geschichte habe ich viele Parallelen zu meiner eigenen entdeckt. Erst nach mehr als drei Monaten entdeckt er seine Traurigkeit, so ging es mir auch. Leider endet die Geschichte auch zu dieser Zeit. Naja, ich schreibe nun meine auf und hoffe weiterhin Menschen zu inspirieren sich mit Ihrer Sucht auseinanderzusetzen. Mir hilft es ungemein von Erfahrungen zu lesen und meine eigenen aufzuschreiben.

Ich habe mittlerweile viele dieser Forenbeiträge gelesen und bin immer wieder erstaunt über die Gemeinsamkeiten, die uns Abstinenzler verbinden.

1. Schlafen und Träume

Es beginnt mit Schlafstörungen, die mal nach einer Woche vorbei sind oder sich auch mal Monate lang ziehen. Einschlafen ist bei den meisten schnell kein Problem mehr. Durchschlafen können wohl nur die wenigsten in dieser Phase. Ich habe ja bereits beschrieben, dass ich oft nachts aufgestanden bin, um im Wohnzimmer eine Kippe zu rauchen. Und das oft mehrfach. Das mache ich übrigens noch immer, aber meist nur noch einmal pro Nacht.

In dieser Zeit kommen dann auch die Träume wieder und mit Ihnen die Auseinandersetzung mit der eigenen Gedankenwelt. Wirre Träume, Albträume und Träume in denen die Abstinenz gebrochen wird wechseln sich ab. Diese Phase geht zu Ende, wann scheint individuell verschieden.

2. Traurigkeit und die Frage nach der eigenen Identität

Ist die erste Phase überwunden, kommt oft die Frage nach der eigenen Identität und Reue. Ich frage mich seit Wochen, warum ich so lange am Gras festgehalten habe. Ich habe viele schöne Erinnerungen aus dieser Zeit, aber die hätte ich natürlich auch, wenn ich nicht dauerstoned durch die Welt gelaufen wäre. Das Gefühl, so viel verpasst zu haben und mich nicht wirklich weiterentwickelt zu haben wurde immer stärker. All das führte zu einer tiefen Traurigkeit. Selbstmitleid hat mich oft geplagt. Ich armer Franzl. Warum habe ich es so schwer?

3. Wendung der eigenen Argumentation

Einhergehend mit der Reflexion des Selbst kommt meist auch ein Turnaround in der Argumentation. Der Glaube an die Harmlosigkeit von Gras schwindet und weicht der Erkenntnis, dass der langjährige Konsum doch Spuren hinterlassen hat. Ich bin immernoch der Meinung, dass Cannabis eine eher weiche Droge ist, aber ich rate jedem zur Vorsicht. Sucht ist übel und es ist ein langer und harter Prozess sich davon zu lösen. Es gibt sie, die Genuss-Kiffer. Aber auf jeden verantwortungsbewussten Kiffer kommen sicher 10 Süchtlinge, wie ich es bin.

Wie oft ich schon gesagt habe: Morgen ist Schluss und trotzdem habe ich mir tags drauf ein neues Paket Verdrängungskraut besorgt und den Verzicht auf wannauchimmer verschoben. Es geht mir noch schwer über die Tasten, aber ich glaube: nur komplette Abstinenz funktioniert für mich. Fuck. Werde ich nie wieder kiffen? So soll es sein!

4. Erkenntnis

Wie gesagt, ich habe mittlerweile viele Geschichte gelesen. Darunter Kids, die sich schon mit 15 alle Perspektiven verkifft haben. Sich den Schulabschluss verbaut haben, die erste Liebe verpassten und mit Anfang 20 sehr verzweifelt den Ausstieg versuchen. Viele Geschichten sind darunter gewesen, die sehr meiner eigenen gleichen. Jungs oder Mädels, die relativ spät anfingen und nach jahrelangem Konsum plötzlich merken, dass sie süchtig sind, Probleme haben und irgendwie traurig sind. Oder eben Erwachsene, die nach mehr als 20 Jahren die Erkenntnis überfällt, dass ihr Leben so irgendwie nicht funktioniert. Eins verbindet uns alle: eben diese Erkenntnis, dass wir ein bisschen aus der Spur geraten sind. Dabei spielen Alter, Geschlecht und Erfolg offenbar keine Rolle.

5. ? 

Ich weiß nicht, was jetzt noch kommt. Ich bin froh, nicht stolz, dass ich soweit gekommen bin und werde weitermachen.

Life is a bitch. Wir alle haben Tagträume und Erwartungen an unser eigenes Dasein, die meist nicht erfüllbar sind. Heute finde ich das okay. Ich bin bescheidener und realistischer geworden. Träume sind schön, aber die Erkenntnis, dass das Leben eben auch mal Scheiße ist darf uns nicht betrüben. Meine Reise durch Asien hat mir sehr die Augen geöffnet. Ich habe viele Vorteile genossen, allein dadurch, dass ich in Deutschland aufgewachsen sind. Viele Probleme, die viele Menschen auf der Welt jeden Tag erleben, habe ich nie kennenlernen müssen.

Auf der anderen Seite steht folgender Satz: Jemandem zu sagen, dass er nicht traurig sein soll, weil es viele Menschen auf der Welt schlechter haben ist genauso, als würde man argumentieren: du kannst auch nicht Glücklich sein, weil es viele Menschen besser haben.

Probleme und Traurigkeit sind real, egal welche Ausprägung sie haben. Meine Traurigkeit ist real. Ich kann sie nicht einfach abschalten. Trotzdem ist sie nicht unheilbar. Ich nehme mir viele Dinge vor. Einige Punkte auf dieser ToDo-Liste werde ich irgendwann abhaken können. Andere nicht. Shice drauf. Dann soll es eben nicht sein. Ich muss weiter nach meinem persönlichen Glück suchen.

An dieser Stelle mal was persönliches: Ich wünsche Euch allen von Herzen alles Gute. Kämpft Euren Kampf. Ich hoffe ihr findet, wonach ihr sucht. Ohne Sucht. Findet Glück und friede mit Euch selbst. Und Danke. Danke für Euer Feedback. Danke, dass ihr Eure Gedanken mit mir teilt. Danke.

Kiffen gegen das Spießertum.

„Franzl ist ein kleiner Rebell“ – Das sagte schon meine Grundschullehrerin zu meiner Mutter. Ach was, ich war halt aufgeweckt und habe lieber hinterfragt als strikt befolgt. Der Aussteiger (Danke dafür) hat mich gestern Nacht darauf hingewiesen. Die ursprügliche Frage war: Wer bin ich eigentlich? Jetzt, wo ich nicht mehr kiffe. Werde ich jetzt zum Spießer? Mähen sonntags den Rasen und tingeln samstags drauf durch den Baumarkt, um uns einen tollen Aufsitzmäher zu kaufen? Fuck, ich hab letzten Sonntag sogar schon Tatort geguckt und den letzten Helene Fischer Song fand ich auch irgendwie gut. Was passiert bloß?

Ich bin Rebell. Ärger mit Lehrern war schon als Kind irgendwie einkalkuliert. Danach waren irgendwann die Cops der Feind. „Herr Paffka, Sie waren da aber ein bisschen schnell unterwegs mit Ihrem Mofa! Haben Sie etwa am Auspuff rumgemacht?“ Watt is los, Wachtmeister? Ich wars nicht. Die Obrigkeit ist der Feind. Rapmusik hat sich richtig angehört, damit konnte ich mich identifizieren, obwohl das Highlight meiner Gangsterkarriere ein paar geklaute Buntstifte waren. Naja gut, später hab ich auch mal ein halbes Jahr ein bisschen Dope vertickt, aber dann musste ich Mama versprechen, dass ich es lasse. Aber trotzdem: Ich fühlte mich mehr als Gesetzloser, denn als Beamter, oder überhaupt als Erwachsener. Die Kifferei war sozusagen mein Erkennungszeichen als Rebell. Seht her, ich drehe sehr geschickt illegales Kraut mit etwas ausgesuchtem Tabak in ein langes Blättchen. So, wie es die Gangster tun. Ihr wisst schon: die Rapper und Schauspieler aus Cali und so. Ich bin auch so!

Jetzt bin ich auch nur noch so eine 0815-Type, ohne mein klares Erkennungsmerkmal als Outlaw. Sollte ich mir jetzt einen Iro wachsen lassen, um dieses Signal auszustrahlen, oder auf Öko machen, um überhaupt etwas auszustrahlen. Bunte Skinny Jeans tragen und einfach in der Masse verschwinden wäre auch ein Ausweg. In meiner Frankfurter Zeit habe ich sie schon gehasst, diese universalen Banker in ihren Anzügen, die Ausgeburten der Gleichheit. Anders sein ist gut und ich werde auch weiterhin anders sein. Und es liegt nicht am Dope, dass ich so ticke. Es ist fest in meinem Kopf verankert, ich bleib Rebell, frei nach Udo:

Udo Lindenberg.

Gegen die Strömung, gegen den Wind
laß sie doch labern, blöd wie sie sind.
Gegen die Strömung, gegen den Wind.
Daß ich nicht lache, wir wär’n die Meister
im Sichdanebenbenehmen.
Diese schlaffen, gebügelten Affen,
guck sie dir an, sie sollten sich was schämen.

 

Den Song hab ich schon als Kind gefeiert. In der neuen Version mit der Tattoowierten von Jennifer Rostock fast noch mehr. Was für andere ein verrücktes Wochenende ist, war für mich immer schon ne ganz normale Action. Und außerdem: Alt-Hippie, der mit 69 aussieht wie 84 und die immergleichen Geschichten aus seinen Zwanzigern erzählt, will doch niemand werden. Klischees sind übel, aber ich mag sie. Ich möchte jedenfalls nicht zu diesem Klischee-Hippie werden. Lieber probiere ich jetzt mal was Neues. Was ich nicht sein will ist mir schon lange klar. Und was ich bin? Das sollen andere definieren. Ich mache einfach wonach mir ist und schaue wohin es mich führt.

Einmal Rebell, immer Rebell.

Franzl, der Kiffer!

Wer bin ich eigentlich? Ich hatte immer ein klares Selbstverständnis. Als Kiffer war ich offen, hatte keine Schwierigkeit mit großen Gruppen. Habe ungehemmt fremde Leute angesprochen und stand oft im Mittelpunkt der Gruppe. Die letzten zehn Jahre war ich überall einfach der Kiffer. Der lustige Typ, der immer eine Idee im Kopf hat und halt zu jeder Gelegenheit seinen Utensilienbeutel rausholt und einen dreht.

Es gab wirklich keine Aktivität, die ohne Kiffen auskam. Vor dem Kino wurde selbstverständlich einer geraucht. Selbst im Kino habe ich schon gekifft. Auf Konzerten habe ich immer gekifft. Mitten in der Menge: wen stört das schon. Wer freundlich guckte, mit dem teilte ich den J auch immer gern. Ich kann mich an ein Fanta 4 Konzert erinnern. Vor der Halle in Halle fragte ich jemanden nach einem Blättchen. Meine waren schon aus. Und was passiert? Er machte eine Kippenpackung auf. Darin waren statt Kippen zehn Vorgedrehte und er bot mir einen an. Kiffer sind doch alle homies dachte ich damals und genoss den geschenkten Joint.

Ich war nie ein „Gamer“. Doch auf GTA Online bin ich mit meinen Kifferjungs eine zeitlang richtig hängengeblieben. Wir haben den ganzen Sonntag damit verbracht in Liberty City abzuhängen. An diesen Sonntagen habe ich oft mehr als zehn Tüten mehr oder weniger am Stück geraucht. Die ganze Zockerei war nur einen Rahmenprogramm für den sonntäglichen Kiffmarathon.

Jede Aktivität war nur „richtig“, wenn zwischendurch Zeit für einen Tüte war. Selbst als ich einmal mit dem Rad von Frankfurt nach Köln gefahren bin, zwei Tage à 120 Kilometer am Rhein entlang. Selbst auf dieser wunderbaren Tour habe ich unterwegs halt gemacht und gemütlich gekifft. Skiurlaube waren Kiffexzesse. Schon im Auto auf der Hinfahrt haben wir mehrere Tüten geraucht. Selbst im Sessellift habe ich gebastelt. Basketball im Sommer auf dem Freiplatz: klar kiffe ich zwischendurch einen. Besser gespielt habe ich dadurch sicher nicht.

Mein Leben bewegte sich von Joint zu Joint. Und ich merkte dabei überhaupt nicht, dass es sich im Kreis drehte. Ich habe mich keinen Millimeter weiterentwickelt. Unfassbar. Heute, nach drei Monate Abstinenz und intensiver Auseinandersetzung mit meinen Schwächen und Ängsten habe ich das Gefühl kein Selbstbewusstsein mehr zu haben. All diese oben beschriebenen Aktionen habe ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht erlebt – mich gut und sicher dabei gefühlt.  Ich fühlte mich stets ein bisschen erhaben. Vom „gewöhnlichen Pöbel“ abgehoben. Sollten sie doch ihr steriles Leben führen.

Jetzt fühle ich mich schwach und allein. Traurigkeit bestimmt mich. Sie nimmt mich auch körperlich ein, ich fühle mich schwach und klein. Ich versuche meinen Körper zu kräftigen. Gesund zu essen. Viel Sport zu treiben. Ich bin ein starker 30-jähriger, doch ein Mann bin ich noch nicht. Die vielen Joints habe ich mich in meiner Entwicklung behindert, soviel ist klar. Ich bin finde mich auf einem Scheideweg, möchte nicht in Melancholie versinken, sondern wieder beginnen zu leben. Jetzt einen Joint zu rauchen, würde diese Traurigkeit manifestieren. Ich bleibe clean, aber ich muss einen Weg heraus finden. Ich muss mich neu erfinden. Nur: wer will ich sein? Ich weiß es noch nicht.

 

Statusbericht: 3 Monate

Jeder Kiffer hat sein Behältnis.

So. 3 Monate sind also rum und ich will kurz einen Statusbericht abgeben. Vor allem für mich. Ich kann noch immer nicht durchschlafen und fühle mich seit Wochen schlapp. Ich mache weniger Sport, als ich es von mir gewohnt bin und rauche, wie ein alte Dampflok am Hang. Ostern steht vor der Tür und ich werde mir grad sehr meiner Einsamkeit bewusst. Ich habe keine Lust auf meine Familie und meine Freunde. Alleine sein möchte ich allerdings noch weniger. Wertlos. Die letzten Wochen habe ich mich um das Wort Depression gedreht. Ich möchte niemandem zu Nahe treten, der diese Krankheit hat, aber für mich wäre das eine Ausrede – ich empfinde oft genug wahre Freude. Ich muss sie nur wieder wecken, diese Freude. Sport machen, Menschen zum Lachen bringen. Dumme Gedanken denken, dann aber auch vergessen und positive Gedanken sammeln und verwerten. Dafür mache ich das Gras nicht mehr verantwortlich. 2011 war ich auf dem Weg zum Glück, ich erinnere mich genau. Ich kiffte viel, aber ich hatte ein Ziel vor Augen und habe darauf hin gearbeitet, war happy und das Glück kam mir zugeflogen. Das Ziel war eine lange Reise und ich habe es erreicht. Danach habe ich kein neues Ziel gefunden und den Mut verloren.

Nicht zu kiffen ist echt nicht die Leistung. Ich träume regelmäßig, dass ich einen dicken Joint im Mund habe und mir eine Ausrede ausdenke, warum ich diesen gerade dampfe. Dann wache ich auf, wundere mich und brauche einen Moment, um zu begreifen, dass ich meine Abstinenz gar nicht wirklich unterbrochen habe. In den wachen Momenten, in denen ich normalerweise in meine Box gegriffen habe, um mit dem Geschick eines Experten eine schöne Tüte zu drehen, denke ich noch ans Kiffen, aber es kommt mir fremd vor. Suchtdruck verspüre ich eigentlich nicht. „Jetzt ein schöner Joint“, dieser Gedanke kommt nicht. Ich suche nach Spaß, nicht nach Verdrängung. Wenn ich die Leichtigkeit des Lebens wieder gefunden habe, da bin ich mir sicher, dann wird auch die Sehnsucht nach dem High wieder kommen und ich muss mich einfach dagegen wehren aus Spaß zu kiffen, wenn ich eh schon fröhlich bin. Wir werden sehen, wie das klappt.

Das waren drei Monate der Melancholie. Das Momentum umzudrehen ist jetzt entscheidend. Ich weiß, was ich zu tun habe: Kräfte sammeln und es anpacken. Das Leben organisieren, eine Baustelle nach der Anderen angehen und abarbeiten. Ich muss wieder ein konkretes Ziel vor Augen haben. 12 Wochen habe ich mich jetzt zurückgelehnt und abgewartet, dass es besser wird. Wer soll es denn besser machen, wenn ich die Füße hochlege und mich zudecke?! Mama vielleicht?

Erkenntnis ist so ein Wort, das sich durch diesen Blog zieht. Ich schreibe diese Zeilen und halte mich für schlau, dass ich erkenne. Es ist nicht einfach aus Gedanken einen Impuls zu generieren, aber ich werde es versuchen. Es ist jetzt an der Zeit.

Dieser Feierabend-Joint: warum war der denn so wichtig und heilig? Was hat er verändert? Jetzt lege ich mich zu der Zeit auf die Couch und bin verwirrt und nachdenklich, scrolle ne Stunde schwachsinnig durch den Taschencomputer während im TV Quatsch läuft. Zeit ist doch wertvoll. Ich rede mir ein kraftlos zu sein und schlafe oft mehr als zehn Stunden. Damit muss jetzt Schluss sein.

Weiter geht’s zu Phase 2.

Heimlich kiffen!

Der einsame Joint zu Hause auf der Couch ist ein starkes Anzeichen dafür, dass aus dem genüsslichen High ein Problem entsteht. Das ist keine allgemeingültige Tatsache, aber es zählt zu den Anzeichen. Noch deutlicher wird es in meinen Augen, wenn heimlich gekifft wird.

Vor Kurzem habe ich in meinem Kulturbeutel, den ich zuletzt in der gemeinsamen Bude mit meiner Ex-Freundin genutzt hatte, eine ganze Sammlung Feuerzeuge gefunden. Ich musste darüber lachen, aber eigentlich ist es eine traurige Geschichte. Wie kamen Feuerzeuge im Kulturbeutel? Nunja, es war Winter und meine Ex-Freundin raucht(e) nicht. Die Feuerzeuge kamen von den unzähligen heimlichen Joints, die ich morgens, nachdem sie zur Arbeit gefahren ist, auf dem Klo geraucht habe. Wir kamen grad von unserer Reise und ich hatte noch keinen Job und nur wenig Aufträge und habe viele Vormittage verdöst. Und das gern high. Draußen war es mir zu ungemütlich und so habe ich halt heimlich im Bad geraucht. Nach dem duschen und einer guten Lüftung war nichts mehr davon zu riechen. Und die verwendeten Feuerzeuge habe ich wohl in meinen Kulturbeutel gesteckt. 7 Stück habe ich darin gefunden. Da hat sich in kurzer Zeit eine richtige Routine eingespielt. Freundin aus dem Haus, abrollen und ab ins Bad – endlich kiffen. Das sind wirklich diese junkiehaften Abgründe, die mir heute sagen: Franzl, du hast/hattest das echt nicht im Griff. Lass das kiffen sein und mach dich frei von allen Zwängen. Ich kiffe nicht mehr und die Momente unbedingt einen bauen zu wollen gibt es eigentlich schon nicht mehr. Trotzdem fühle ich mich noch immer beeinträchtigt und bin sehr achtsam, was alle anderen Zwänge angeht.

An die verlorenen Partnerschaft denke ich noch oft. Auch in meinen Träumen zeigt sich deutlich, dass ich traurig über den Verlust bin. Wir haben uns in einer Phase getroffen, in der ich sehr happy und voller Tatendrang war. Und in einer Phase, in der ich exzessiv gekifft habe. Es war im Urlaub in einer Gruppe von einem Dutzend Leute und ich habe konstant durchgedreht. Es war mein Rebellentum und meine Selbstsicherheit, die der Grund dafür waren, dass sie sich in mich verliebt hat. Und es waren meine Schwäche und die Sucht, die sie diese Liebe verlieren ließen. Es ist unfassbar und unbegreiflich für mich, wie nah Stärke und Schwäche bei mir zusammenliegen. Erst stehe ich mit Joint im Mundwinkel beim Aprés Ski in der Menge und tanze ausgelassen zu beknackter Musik und etwa ein Jahr später sitze ich in auf dem Klo ihrer Wohnung und kiffe heimlich.

Ich habe mich lange sehr bemitleidet als sie mich verließ. Und habe noch mehr gekifft als eh schon. Ich hatte mich ihr anvertraut. Das erste Mal in meinem Leben habe ich die harte Schale abgelegt und das schwache Bewusstsein meiner Selbst offengelegt. Mir tat das gut und hat mich letztendlich einen Schritt weitergebracht, aber für sie war es eine zu große Aufgabe. Und ich kann sie heute verstehen. Sie hat die Stärke gesucht, und war einfach enttäuscht Schwäche zu entdecken.

Aber auch das ist eigentlich eine andere Geschichte. Heimlich kiffen ist traurig und schwach und für mich ein klares Zeichen der Sucht. Ich will wieder stark werden. Stärker als all die Impulse, die mich so heimsuchen. Weiter geht’s!

Gras kaufen: Legal, Illegal, Scheißegal.

Gerade wird wieder heftig diskutiert: Soll die Abgabe von Cannabis legalisiert werden? Ich war immer dafür. Heute bin ich unschlüssig, aber noch immer eher positiv dazu eingestellt. Ich bin über die Jahre auch mit dem Gesetz in Konflikt geraten, aber der Besitz wird in Deutschland ja nur in Einzelfällen bestraft. Das beste Argument für die Legalisierung ist wohl der unnötige Aufwand für die Justiz und die damit verbunden Kosten für den Staat. Aber egal: Gras gibt es an jeder Ecke. Zu Beginn hat uns Willi versorgt. Der hat es vom Türken in Hunderterpakete gekauft. Als ich in eine andere Statdt kam, hat meine Arbeitskollegin mich mitversorgt. Und ich hatte einen Deal mit meinem Nachbarn. Der hat mir jeden Monat ein Gramm in den Briefkasten geworfen, dafür dass er über mein W-LAN Fifa zocken durfte. In Bonn gibt es die Hofgartenwiese, wo man beim freundlichen Afrikaner einen Zehner auf die Faust kaufen kann. Die Versorgung in Deutschland ist wohl ziemlich lückenlos. Und jeder Kiffer aus NRW hat wohl schon dn obligatorischen Trip nach Maastricht gemacht. Mein Lieblingsladen war immer das Heaven 69. Freundliche Girls und weltklasse Milkshakes.

Meine letzte Connection war allerdings einmalig. Ein kleines Türkisches Coffee Café direkt um die Ecke. Täglich von elf bis elf geöffnet. Die Preise waren eher übel, aber es war eben praktisch ohne Ende. Kein Telefonieren, kein Warten, kein Stress. Einfach rein, an der Theke, bestellen und ab nach Hause. Supereasy. Die ganze Bude hatte nur diesen einen Zweck. Es gab so eine Art Code: man musste nach einer bestimmten Person fragen und schon war alles geritzt. Natürlich haben das auch die Cops irgendwann gerafft, aber dann wechselte einfach das Personal und es ging wieder von vorne los. Das Café gibt es noch, ich gehe nur nicht mehr hin.

Gesetzliche Regelungen ändern einfach gar nichts. Die NPD verbieten zu wollen, führt schließlich auch zu nichts. Genauso wie es die Rechten immer geben wird, wird es auch immer Kiffer, Kokser und andere „Rangruppen“ geben. Ich denke die Legalisierung wird kommen. Die Amerikaner probieren es ja grad. Ich bin mal gespannt, welche Ausmaße das dort annimmt. Aus Holland hört man ja eigentlich nur Gutes dazu.

Mir war das immer wurscht. Ist eine Connection verebbt, fand sich irgendwo die Nächste. In meinem Telefon habe ich noch immer ein paar Nummern, die ich stets nur für den einen Zweck angerufen haben. Die Namen dazu lauten: J, Flötz, der Dicke u.s.w. Aber um das Thema Sucht auch an dieser Stelle aufzugreifen: es ist ganz einfach herauszufinden, ob man ein Problem mit dem Kiffen hat. Du hast nur noch ein, zwei Gramm zu Hause und fängst dann bereits an die ersten SMS zu schreiben: „Yo J, wie sieht es aus? Ist der Günter bei Dir? Ich muss ihn sehen.“ Oder: „Hey Dicker, was geht? Hast Du Mary Jane getroffen. Ich brauch nen Termin.“ Kein Gras zu Hause zu haben war nicht cool. Das hat mich gestresst. Und das letzte Gramm hab ich stets am Stück weggeballert. Anstatt ein bisschen was für den Fall der Ebbe aufzubewaren, habe ich dann noch mehr geraucht, als ich es eh schon tat. Und die Zeit zwischen Leerstand und Nachschub war stets unentspannt. In diesen Phasen habe ich oft erkannt: Mann Franzl, Du hast ein echtes Problem. Aber dieses Problem konnte ich auch später angehen. Diese Situation habe ich bestimmt hundertmal erlebt. Trotzdem hab ich immer Nachschub geholt. Und weiter gebufft. Und immer weiter gebufft. Die Anzeichen für einen problematischen Konsum sind so eindeutig. Und trotzdem ist der Ausstieg unheimlich schwer. Erst die wahre Erkenntnis führt zum Erfolg.

Also: Bist Du nervös, wenn der Stoff zu Ende geht? 

Dann rede mit Jemandem. Such Unterstützung. Weihe enge Bekannte ein. Stell dich Deiner Sucht. Sucht ist ein Problem, aber kein Weltuntergang. Ich fühle mich jetzt, nach zehn Wochen, schon viel freier. Ich bin immernoch moody und schlafe komisch, aber es wird. Es wird besser.

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