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Jeden Tag Vollrausch!

Wer je über einen längeren Zeitraum täglich gekifft hat, kennt es. So richtig high machten auch zehn Tüten am Stück nicht mehr. Nach zehn Jahren war ich in der Profiliga angekommen. Naja, Semi-Profi – denn ich habe ausschließlich Tüten geraucht. Köpfe aus der Pfeiffe waren mir irgendwie zu hart. Über meine gesamte Karriere habe wahrscheinlich nicht einmal ein Dutzend davon geblubbert. Da habe ich doch lieber ab und an einen vier Gramm Blunt gebastelt. Am liebsten mit den amerikanischen HoBo-Phillies. Kennt ihr die noch?

An einen Kopf kann ich mich noch genau erinnern. Damals in der Oberstufe. Nach der ersten Doppelstunde stand die Frage im Raum: Englisch oder Keller? Im Keller wohnte Willi (a.k.a. Wilhelm Busch). Der Keller war als Poolraum geplant, doch es wurde Willis Zimmer, Souterrain im Einfamilienhaus, eigener Zugang, schwarze Ledercouch, Toni Montana Poster, Fliesentisch, Playstation und nur ein langes Fenster durch das nicht wirklich viel Licht in den stets verqualmten Raum drang. Dort haben wir viele langweilige Grundkurse verkifft. Dort habe ich das Kiffen entdeckt.

Es war mein erster richtiger Kopf aus der Glaspfeife. Schöne Profimischung und ich wollte ihn auch richtig wegballern, so wie ich es von Willi kannte. Blubbern bis nur noch Asche zu sehen ist und dann das Kickloch öffnen und den Rest tief in die Lunge knallen. BÄM – Headshot. Ich weiß es noch genau: Erst ein übles Schwindelgefühl und dann kam der Kick. Es war erst elf Uhr vormittags und bin ich bin direkt auf dem Sessel eingepennt. Irgendwann am späten Nachmittag hat mich einer von den Jungs nach Hause gefahren, wo ich direkt wieder ins Bett bin und bis zum nächsten Tag durchgeschlafen habe, an dem Tag stan allerdings eine Physik-LK-Klausur an. 4 Stunden Klausur und danach nochmal ins Bett. So fertig war ich vom Kiffen seither nie wieder. Die Klausur hatte ich grad so bestanden. Aber Köpfe waren nix für mich.

Zehn Jahre später wurde ich überhaupt nicht mehr breit von dem Kraut. Ich habe überall und jederzeit gekifft. „Erstmal einen basteln“, egal was ich/wir gemacht – es wurde vorher erstmal ein kleiner Jizzl geraucht. Vor dem Kino, in der Menge auf Konzerten, in der Gondel beim Skifahren, auf dem Beifahrersitz auf Reisen, in der S-Bahn, auf dem Miniklo in der Sauna – ich glaube ich habe überall schon gedreht. Richtig stoned wurde ich gar nicht mehr. Meine Körperfunktionen hatte ich jederzeit im Griff. Hochdosierung nennt sich das wohl. Ein harter Alkoholiker zeigt schließlich bei zwei Promille auch keine wirklichen Ausfallserscheinungen. Vollrausch sollte Vollrausch bleiben. Doch aus Rausch wurde Normalzustand. Eine Wirkung gab es noch, ein wohliges Gefühl, dass ich ständig wollte und irgendwann brauchte, um mich normal zu fühlen. Aus der Droge wurde die Sucht. Eine merkwürdige Verwandlung.

Obelix wurde ich zwischendurch genannt. Der, der in der Hanfplantage aufwuchs und einfach nicht mehr breit wurde.

Jetzt bin ich zehn Wochen clean. Es fühlt sich nach Abschied an. Ich hänge es noch immer nicht an die große Glocke, aber mein engerer Freundeskreis weiß Bescheid und das Verlangen nach Gras ist wirklich gering. Ich hänge abends manchmal durch, aber es zuckt auch dann nicht in den Fingern. Das ist gut so. Mein Ziel ist 1 Jahr kein Joint. Danach ziehe ich Bilanz und mache mir ein neues Ziel. Also. Weiter geht’s.

Argumente fürs Kiffen: Notwendigkeit

Es ist erschreckend zu bemerken, wie sich meine Argumention verdreht.

Notwendigkeit, dass war lange Zeit für mich ein Argument nicht mit dem Kiffen aufzuhören. Ich hab mein Leben doch im Griff. Schule irgendwann mit Abitur abgeschlossen. Zivildienst geleistet. Danach in Regelzeit das Studium durchgezogen (pun intended), mit sehr guter Abschlussnote. Danach hab ich einen Job in einer fremden Stadt angenommen und fünf Jahre hart gekifft und semi-hart gearbeitet. Läuft doch Alles, hab ich mir gedacht.

Die Kifferei schränkt mich nicht ein. Ich pflege soziale Kontakte und vor allem: Ich erkenne stets die Notwendigkeit. Die Notwendigkeit wichtige Termine einzuhatlen, für Prüfungen zu lernen und sie zu bestehen, Deadlines einzuhalten, Soziale Kontakte ab und an zu pflegen und natürlich genug Geld zu verdienen, dass die 150 bis 250 Euro für Gras jeden Monat kein Problem darstellen.

Mein engster Kiff-Kumpane, nennen wir ihn hier und in Zukunft einfach Friedrich Schiller, also Friedl, wir habe diese Notwendigkeit stets als unsere Stärke bezeichnet: „Guck se dir doch an, all die Lappen mit ihren 0815-Leben, die morgens nicht aus dem Bett kommen. Und wir kiffen uns die Hirse weg und morgens geht es ab in den Job und dann wird in die Tasten gehackt.“ Ja – Recht hatte er damit, aber besser als all die Normalos hat uns das sicher nicht gemacht. Ich kenne auch Bekannte aus meiner Schul- und Uni-Laufbahn, die diese Notwendigkeit einfach nie erkannt hatten. Prüfungen „verschlafen“, oder lange geplante Verabredungen mit fadenscheinigen Ausreden kurzfristig per SMS absagten. Das Abi vergeigten und so weiter. Menschen sind unterschiedlich gestrickt, ob Kiffer oder Nicht – dem Einen fällt es leicht auch unangenehme Dinge anzugehen, dem Anderen eben nicht.

Heute hat sich meine Argumentation völlig verdreht. Ich bin jetzt rund zehn Wochen sauber und heute frage ich mich, warum ich denn nie mehr als das Notwendigste erledigt hab. Ich hatte in den letzten zehn Jahre auch nie den Anspruch mehr zu tun, als eben das Notwendigste. Hautsache es läuft! Dabei will ich eigentlich mehr. Und momentan fällt mir genau das schwer. Ich fühle mich noch immer gerädert, ich komme morgens erstaunlich schwer aus dem Bett. Aber ich will mich nicht in Ausflüchte retten. Ich sehe es als neues Ziel. Konzentration auf eine Sache und dann Alles geben. Das ist leicht gesagt und wir werden sehen, wie konsequent und erfolgreich ich dieses Ziel verfolgen werde.

Erkenntnis ist der erste Schritt und so. Es ist wirklich erschreckend, dass sich meine Realität in so kurzer Zeit so extrem verschoben hat. Ich bin lange nicht suchtfrei, werde ich wohl nie sein, aber es scheint als verschiebe sich meine Welt. Das Leben ist kurz und ich hab noch ein paar Sachen vor. Jeden Tag zu kiffen hält auf. Das habe ich lange Zeit nicht erkannt. Auf geht’s. Mund abwischen und weitermachen.

Kippen und Bier.

„Lecker Rooche“. Ich hab immer gerne geraucht. Als wir als Kids mit 14 oder so den Alkohol endeckten kamen auch schnell die Kippen dazu. Es wohl dieses Gruppending, dass mich dazu gebracht hat. Und es war irgendwie cool. Alle „coolen“ Leute haben geraucht. In den 90ern war es ja noch Allgegenwärtig. In Kneipen, im Zug und sogar im Flieger wurde schön abgedampft. So bis 19 habe ich durchgeraucht, dann zwei Jahre Abstinent gelebt und dann viele Jahre ausschliesslich Tüten gepafft. Das fand ich irgendwie logisch. Vielleicht mal ein paar geschnorrte Kippen auf Parties, wo kiffen kein Thema war. Jetzt, wo ich entschieden habe kein Gras mehr zu rauchen und die Dumpfheit zu überwinden, rauche ich wie Helmut Schmidt. Ekelhaft. Ich treibe Sport und ernähre mich halbwegs ausgewogen, aber diese Schmacht scheint momentan unüberwindbar.

Nachts, wenn ich mal wieder von einem Traum geweckt werde, stehe ich auf und rauche ne Zigarette im dunklen Wohnzimmer. Auf dem Weg zum Training rauche ich noch einen auf dem Fahrrad. Morgens eine beim kacken und abends noch eine nachdem Zähne putzen. Was soll das? Momentan habe ich noch die Ausrede, dass die Kiffbaustelle erstmal oberste Priorität hat und das ich mich die Kippen-Problematik kümmere, wenn ich mich ein bisschen stabiler fühle. Nicht vergessen, Franzl – Kippen sind ekelig.

Seitdem ich nicht mehr jeden Tag high bin, setze ich mich auch mit dem Trinken auseinander. Das kam ganz von selbst nach einem harten Saufabend. Der Anlass dazu war ein positives Erfolgserlebnis im Sport. Nach sehr guter Leistung wurde ich von der Mannschaft gefeiert und wir sind ein bisschen ausgerastet. Ist ja auch nix dabei. Trotzdem habe ich mich am nächsten Tag gefragt, ob das denn sein muss? Gestern lief es ähnlich. Exzess ist das Stichwort. Schon beim Kiffen habe ich es gerne und absichtlich übertrieben. Ich muss auch das im Auge behalten.

Ich trinke nur selten allein und habe es von Beginn meiner Kiff-Abstinenz bewusst vermieden das abendliche High durch ein, zwei Bier zu ersetzen. Ich habe es jetzt schon ein paar Mal geschrieben. Es geht bei uns Süchtlingen wohl häufig nicht um das Gras selbst, sodern um diese Suchtmechanik. Jeder Kopf ist anders, und Obacht das erste Gebot.

Sucht ist Schwäche und ich möchte stark werden. Stärker als jede Substanz.

Kleine Schritte. Große Schritte. Eine Sache der Perspektive.

Kurzer Zwischenbericht. Momentan hänge ich ein bisschen durch und mir fehlt ein bisschen die Motivation. Stagnation. Beruflich plätschert es so daher und privat ziehe ich mich momentan ein bisschen zurück. Etwas mehr als acht Wochen bin ich nun clean. Es fällt mir schwer stolz auf mich zu sein. Für mich ist das noch keine Leistung und ich würde die Zeit gerne ein Jahr nach vorne drehen. Die Fortschritte fühlen sich klein an.

Gestern Abend war ich sehr down, doch heute morgen hat mich ein Termin bei meiner Suchthilfe-Beraterin ein bisschen aufgepeppelt. Ich nehme die kostenlose Hilfe der örtlichen Diakonie in Anspruch und das kann ich allen Leidensgenossen nur empfehlen. Es war bereits der fünfte Termin, jedoch erst der zweite seitdem ich wirklich den Entschluß gefasst habe aufzuhören. Für meine Beraterin sind die Schritte größer als für mich und dieses Feedback tut gut.

Ich arbeite daran die Baustellen zu enttarnen, an denen ich in Zukunft arbeiten muss. Das ist zum Teil wirklich schmerzhaft. Konzentration ist ein Thema: ich wollte es nie wahrhaben, aber meine Leistungsfähigkeit ist durch den langjährigen Konsum eingeschränkt. Ich habe schlicht nicht die Kraft acht Stunden am Stück konzentriert zu arbeiten. Selbstbewusstsein ist auch ein Thema. Ich bin groß, sportlich und relativ redegewandt – dennoch plagen mich Zweifel. Ich wünsche mir eine Partnerschaft. Doch ich merke, dass ich für eine gesunde Beziehung nicht fit und nicht leistungsfähig genug bin. Was kann ich momentan schon bieten? Wenn ich das so schreibe, sage ich zu mir selbst: sei nicht so eine traurige Heulboje. Aber so ist es momentan und ich muss abwarten und weiter arbeiten, verarbeiten und Perspektive schaffen. Kleine Schritte machen. Weiter clean bleiben.

Ich verarbeite eine Sucht und das auch wenn sie mich nicht runiert hat, ich körperlich gesund bin und mein Kopf noch „halbwegs“ funktioniert, darf ich den Ernst der Lage nicht vergessen. Es waren zehn Jahre, in denen ich mich selbst belogen habe. Eine unbequeme Wahrheit.

High and Low.

Gestern hatte ich einen Moment, den ich für wichtig halte. Die Nacht war kacke und ich hatte morges gleich einen unangenehmen Zahnarzttermin. Danch war ich ein bisschen dizzy von der Betäubung und wollte eigentlich nur noch ins Bett und mich unter der Decke verkriechen. Nicht weil die Sache beim Zahnarzt so schlimm war, sondern weil ich mich einfach beschissen fühlte. Das passiert häufiger. Ich möchte an der Stelle nicht von Depression sprechen, eher Melancholie. „Das Leben ist doof, ich schaffe das alles nicht, warum nur!?“ Ich bin sicher, mit diesen Gedanken bin ich nicht allein. Noch auf dem Stuhl beim Doc hab ich dran gedacht ins „Türkische Coffee Café“ zu fahren, mir einen Zwacki zu holen und einfach einen dicken J zu basteln, um…

Und genau hier kam der wichtige Gedanke. Ja, warum eigentlich? Um diese Traurigkeit zu manifestieren und gleichzeitig auszublenden. Das habe ich immer so gemacht in diesen Situationen. Dieses High und Low. Klar, die Dichtheit verdrängt die Klarheit der Traurigkeit und die Gedanken sind nicht mehr so erdrückend, aber warum sollte ich es dann tun. Ein bisschen Ruhe, oder frische Luft und die Auseinandersetzung damit sind die viel bessere Lösung. Nachmittags hatte ich einen beruflichen Termin, der Positivität zurück gebracht hat. Daraus könnte sich was entwickeln. Wir werden sehen.

Ich fühle mich momentan sehr oft so verdammt kraftlos. Aber das bin ich gar nicht. Es fühlt sich nur so an. Und Dichtheit hilft kein Stück. Es lindert, aber das auch nur kurzzeitig und ist definitiv die falsche Lösung. Gerade in diesem Moment läuft ein Song im Radio: Gotye mit Somebody that i used to know. Und darin die wirklich bezeichnende und wahre Zeite:

„You can get addicted to a certain kind of sadness!“

Sucht. Es wird für mich immer deutlicher: Es geht gar nicht um die Droge selbst, es geht um diese Traurigkeit. Vielleicht geht es nur mir so, aber ich denke, dass gerade Jungs um die 30 die Sinnlosigkeit des Alltags verwirrt. Ich möchte eine Familie, aber doch jetzt nicht. Ich baue noch kein Haus. Ich finde doch gerade erst meinen Platz auf dieser Welt. Klar habe ich durch die Kifferei viel verpasst, aber dennoch habe ich mein Umfeld beobachtet und nur die wenigsten Gleichaltrigen sind gefestigte Erwachsene.

Kein J gegen die Traurigkeit. Ich bin nichtmal bei 8 Wochen Abstinenz und diese Stimmungsschwankungen werden mich wohl noch einige Zeit begleiten, aber das ist okay. Ich habe was zu tun und ich bin gesund. Alles wird gut.

Fühlt Euch gedrückt, Franzl.

Kripo klingelt: morgens um halb sechs.

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Noch eine kurze Geschichte hinterher. Eines morgen klingelt es um halb sechs an miener Tür. Ich steckte grad in einem Projekt, für das schon früh morgens unterwegs war. Als es an der Türr klingelte saß ich gerade mit einem Joint im Bad und kackte. Wer konnte das bloß sein? Ich machte auf und als ich die zwei Stimmen im Flur hörte war mir klar: Das sind die Cops. Egal, ich hatte nie Schiss mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Ich deale nicht und NRW ist ja für seine Nachsicht bekannt. Schon vor diesem Vorfall wurde einige Anzeigen, wegen Besitzes geringer Mengen aus Geringfügigkeit eingestellt.

Da stehen also zwei Kripo-Jungs in Zivil an meiner Tür und fragen, ob sie mal reinkommen können. Ich so: Äh, eigentlich nicht, ich will grad los zur Arbeit. Die so: Wir haben ein Zettel, der es uns gestattet, also bitte. Ich bitte die Jungs rein und bin freundlich. Ein halber J liegt im Aschenbescher auf dem Klo und auf meinem Couchtisch steht ein Glasgefäß mit nem Gramm, oder so. Daneben eine Holzkiste mit allen Utensilen und nochmal 5, 6 Grämmies. Ich frage mal freundlich, wie es überhaupt dazu kommt, dass ich Besuch bekomme und der wirklich nette Herr erzählt mir von einem anonymen Hinweis auf Cannabisanbau. (Was’n anbauen?, wenn ihr versteht.)

Es war Februar. Im Sommer davor habe ich auf meinem Balkon eine Pflanze aufgezogen, die zwar schön gewachsen ist, aber nicht wirklich eine ernsthafte Ernte abwarf. Ich hatte halt Samen im Dope und ein paar davon aufgezoegen. Einer davon entwickelte sich zu einer weiblichen Pflanze und ich ließ Sie auf dem Balkon sprießen. Ein Nachbar machte ein Foto davon und schickte es der Obrigkeit. Ich brauche Euch ja nicht zu erzählen, wie der Zyklus von Pflanzen in in Mitteleuropa funtioniert. Auf der Polizeischule scheint das kein Bestandteil des Unterrischts zu sein. Ich musste die Jungs also erstmal aufklären, wie das so läuft mit den Blümchen. Meine Geschichte fanden Sie auch plausibel, wollten aber trotzdem schauen, ob auf dem Balkon nicht doch eine Plantage vorhanden war.

Sie fragten danach, ob ich denn Marihuana im Hause hätte und ich schüttelte das kleine Glasflächchen, das auf dem Tisch stand. Das wurde konfisziert und sie machten sich auch nciht die Mühe den Deckel der Holzbox anzuheben, wo sie mehr gefunden hätten. Vielleicht auch aus Sympathie. Es war eine freundliche Begegnung. Also: Anzeige wegen Besitzes eine geringen Menge Dope und die beiden machten sich auf. Wir wünschten uns noch eine gute Zeit und kiffte den Rest des Klo-Joints und machte mich auf zur Arbeit.

Ein paar Wochen später kam die Benachrichtigung über die Einstellung des Verfahrens. Ich bin absolut kein Fan der Polizei, aber das sollte man nicht bei jeder Gelegenheit raushängen lassen. Die Jungs machen auch nur Ihren Job.

Verlockungen.

Ich pflege Freundschaften. Aus meiner Studienzeit sind fünf Jungs übriggeblieben, mit denen ich in ernstem Kontakt stehe. Eine gemischte Runde. 2 Kiffer, 2 Abstinezler (keine Drogen, keine Kippen, kein Alk) und ein Säufer. Wir leben nicht mehr alle im gleichen Bundesland und sehen uns mitlerweile nur noch etwa dreimal pro Jahr. Wir haben alle eigenständige Freundeskreise, aber wir alle freuen uns auf diese Abende. Diesmal war ich der Gastgeber. Ich brauche in der Runde nichts zu verstecken und ich hätte die Jungs easy bitten können kein Dope mitzubringen, aber ich fühlte mich reif dafür auch in der Runde nicht kiffen zu wollen. Und es war eine richtige Einschätzung.

Ich war der härteste Kiffer in dieser Runde und bei den Treffen bin ich immer gerne ein bisschen ausgerastet. 15, 20 Joints. Macht doch Spaß. Oh Mann, diese sinnlose Verschwendung. Wir pennen auch immer alle dort, wo wir uns treffen und ich habe immer nachts den letzten und morgens den ersten gedreht. In den Runden hat es mir auch am meisten Spaß gemacht. Ich habe keine ahnung, aber diese Maßlosigkeit hatte seinen ganz eigenen Reiz auf mich.

Diesmal also ohne Kiffispliffi. Es war sehr leicht. Die Jungs haben auch höchsten fünf Tüten geraucht und sind auf den Balkon. Aus Respekt und ich wollte auch nicht ein bisschen passiv high werden. Als die Jungs am nächsten Tag mittags weg waren habe ich beim Aufräumen einen halben Joint gefunden, der übrig geblieben ist. Das war keine Böswilligkeit und es war okay, denn ich habe nichtmal kurz überlegt, ob ich ihn anzünde, mich zurücklehne und mich dem bekannten warmen Gefühl hingebe. Ich hab ihn einfach entsorgt und das Thema war durch.

Ich bin froh diese Entscheidung nun wirklich getroffen zu haben. Aber es sind lediglich sieben Wochen und erst 2020 macht es Sinn davon zu reden, ob ich frei von der Sucht bin. Aber es ist ein Anfang. Vielleicht kann ich irgendwann wieder mal einen Joint rauche, ohne gleich abzudriften und durchzudrehen. Also durchgehend zu drehen. Ich habe diese Maßlosigkeit geliebt und gefeiert. Heute kommt sie mir sehr merkwürdig vor. 

Ich bin nicht alleine mit diesem Ritus und ich kann nur Jeden raten: denkt darüber nach. Gras ist Gras und kein Teufelszeug, aber wenn ihr in diese Maßlosigkeit geratet macht es einfach keinen Sinn.

FCUK! Ich will schlafen.

Heute sind es etwa 7 Wochen ohne Joints.

Hinter mir liegen ein paar Feiertage und ich hatte eigentlich viel Zeit zu schlafen und die Schwitzerei ist überstanden, denke ich. Aber ich wache immernoch mehrmals pro Nacht auf. Gestern bin ich gegen elf ins Bett, habe noch eine Stunde gelesen und bin dann zügig eingeschlafen. 90 Minuten später war die erste Etappe beendet. Gegen 2 Uhr morgens bin ich verwirrt aufgewacht. Ich hatte einen feten Jizzl gesmoked. Im Traum, aber ich brauchte eine Weile das zu realisieren. Es war eine Mischung aus Enttäuschung und Resignation. Aber nach einer Minute war dann auch klar: achja, diese Träume. Du liegst im Bett und das was gerade war, war gar nicht. Fcuk, erstmal aufstehen eine rauchen. Also eine Kippe. Und ich sage Euch, diese Zigaretten sind der viel größere Teufel. Klar ist es nicht empfehlenswert dauernd berauscht zu sein, aber diese Schmacht hat mir einiges klar gemacht.

Viele Jahre habe ich nur Joints geraucht und keine Kippen. Ich fand das sehr angenehm, aber heute ist mir klar, dass ich viel seltener Gras geraucht hätte, wenn ich zwischendurch einfach mal ne Kippe angesteckt hätte. Ich muss rauchen. Ekelhaft. Wenn man nicht einmal high wird, ist diese Pooferei echt sinnfrei, aber ich kann es nciht stoppen. Noch nicht. Das wird mein nächstes Ziel.

Okay. nach der Kippe im dunklen Wohnzimmer bin ich wieder ins Bett getapert und auch gleich wieder eingepennt. Diesmal war es eine wilde Achterbahnfahrt. Ich war auf einer Party mit vielen Begegnungen mit Personen meiner nahen Vergangenheit. Emotional sehr unangenehm und einfach unlogisch. So könnte es gar nicht laufen, aber die Träume spielen eben ihr eigenes Theater. Von der Party ging es in einer wilde Jagd gegen die Zeit. Ich fand mich plötzlich auf einem Berg, hatte ein Kanu dabei und musste eine unrealistisch steile Straße runter. What the FCUK!? Kein Fluss, nein – eine Bergstraße voller Menschen und Tohuwabohu. Ich hatte nicht viel Zeit und es war stressig. Wieder aufgewacht. Der erste Gedanke war: bitte lass mich noch Zeit für eine Schlafrunde haben. Vier Uhr irgendwas, okay das ist in Ordnung. Nochmal ins Wohnzimmer und ne Kippe gepafft. Puh, was für ein Hussle. Die letzte Etappe wurde dann durch den morgendlichen Radiowecker beendet. Immerhin. Aber ich fühle mich nach diesen Nächten echt platt. Jetzt sitze ich im Büro und nach dem Kaffee ist es in Ordnung. Ein bisschen schreiben, runterkommen und ich kann auch arbeiten. 

Ich habe keine Ahnung, was da los ist. Ich habe vor jetzt etwa 14 Monaten schon einmal mehrere Wochen nicht gekifft, da ich mit meiner damaligen Freundin (das ist ein Thema für sich: Kiffen & Partnerschaft) auf großer Reise war. Easypeasy! Keine Träume, Urlaub, kein Stress. Damals war die Situation anders. Ich war noch nicht soweit das Problem erkannt zu haben. Es geht scheinbar wirklich nicht um körperlichen Entzug. Es geht um die Auseinandersetzung. Sehr interessantes Gebilde, diese Psyche.

Weiter geht es. Das ist alles kein Beinbruch. Ich bin 30. Ich könnte auch ein kleines Kind haben, das mir nachts den Schlaf raubt.

 

Schwitzige Nächte und Träume.

Von Entzug zu sprechen ist wahrscheich medizinisch nicht korrekt. Dennoch ist es für viele nicht wirklich easy, vom täglichen kiffen zum täglichen Nichtkiffen zu wechseln. Besonders Nachts sorgt das Eichhörchen für deutliche Entzugserscheinungen. Warum eigentlich Eichhörnchen? Beim Heroin spricht man vom Affen, der einen fertigmacht, sobald man die Droge absetzt. Der Affe ist ein harter BEgleiter, der jedem Heroinabhängigen das Leben zur Hölle macht. Wir Kiff-Abstinezler haben eeben ein kleines Eichhörchen, dass uns animiert doch mal wieder schön einen durchzuziehen.

Kiffer Träumen nicht. Das ist wohl das deutlichste Zeichen, dass es sich auch bei Gras um eine Droge handelt. Auch wenn ich nach zehn Jahren täglichem Konsums eigentlich gar nicht mehr richtig stoned geworden bin, bin ich morgens nur sehr selten mit der Erinnerung an einen Traum aufgewacht. Und das ist ja auch logisch. Viele von uns rauchen den letzten J des Tages sogar im Bett. Was soll das Gehirn dann auch noch machen außer wegzudösen. Ich habe immer geglaubt, dass ich gut und erholsam schlafe. Das war wohl ein Irrglaube. Denn gerade fühle ich mich unfassbar schlapp und schlafe oft nach der Arbeit nochmal ne Stunde auf der Couch.

Es begann bei mir bereits nach drei oder vier Tagen, dass ich nachts intensiv träumte. Und ich schwitzte immerweiter. Teilweise bin ich nachts dreimal mitten aus dem Träumen aufgewacht. Dann habe ich meist das Shirt gewechselt, oft auch ne Kippe gerauch, um dann wieder einzuschlafen und drei Stunden später wieder verschwitzt aus dem nächsten Traum zu erwachen. Inhaltlich ist alles dabei: Liebe, Hass, Wut, Angst und Hoffnung. Ich bin kein Phsychologe, aber mir ist schon relativ klar, was mein Gehirn da veranstaltet. Träumen ist eine Mechanik der Selle Gedanken und Erfahrungen zu sortieren und zu reflektieren. All die Nächte werden jetzt nachgeholt. Heute, nach fünf Wochen ohne das Kraut, war es wieder sehr extrem. Zweimal bin ich aufgewacht und habe kurz darüber nachgedacht, was mein Gehirn da wieder für abstruse Szenarien gesponnen hat. Kurzer Plot: Ich musste mich, gefangen in einem Wasserlabyrinth, gegen eine Gruppe Angreifer erwähren, die das Labyrinth übernehemn wollten. Sie suchten mich mit der Absicht mich zu töten und ich suchte einen Ausweg. Sehr merkwürdig. Ich denke das wichtigste ist es, diese absurden Szenarien nicht überzubewerten.

Ich versuche seite ein paar Wochen extrafrüh ins Bett zu gehen, aber ich ich hab trotzdem kaum Power für nen halben Tag. Ich bin gespannt, wie lange das noch anhält. Ich weiß nur eins, jetzt wieder zu kiffen wäre unfassbar dumm. Ich will wieder fit werden, körperlich und emotional. Der Körper ist ein Wunderwerk und selbst bei intensiven Konsum harter Drogen über einen langen Zeitraum ist der Körper in der Lage sich zu regenerieren. Wie lange diese Phase dauert weiß ich noch nicht und ich denke das ist von Gehirn zu Gehirn sehr unterschiedlich. In Foren habe ich verschiedene Aussagen gefunden. Von drei Wochen bis hin zu sechs Monaten.

Das Schwitzen könnte man noch am ehesten als Entzugs-Erscheinung sehen. Aber ich denke, dass es sich dabei auch um eine Reaktion auf die Situation im Traum handelt. Was soll es auch: Schwitzen ist gesund.

Ich sehe die ganze Sache mitlerweile sportlich und ich hoffe ich kann wenigstens einen Leidensgenossen dazu bringen es mir nachzutun. Ich verteufele das Kiffen auf keinen Fall, aber ich kann nur jedem raten sich mit seinem Umgang auseinanderzusetzen. Ruasch ist nicht böse: Aber wer jeden Tag den Rausch sucht sollte darüber nachdenken, warum er das tut. Therapeuten und Leute, die selbst nie eine Substanz missbraucht haben, sprechen gerne von Flucht. Vielleicht korrekt, aber ich denke so einfach ist das nicht. Ich habe immer gerne ein Beispiel benutzt: Was ist denn mit den Menschen, die sich Tag für Tag in Ihre Keller verziehen, um mit Ihrer Modelleisenbahn zu spielen? Es gibt viele Menschen, die ein Hobby sehr extrem ausüben. Für mich ist das die gleiche Mechanik. Es geht um Vertrautheit und die aktive „Verschwendung“ von Zeit.

Träumt Leute, träumt shit und nehmt die Herausforderung an.

Hallo Welt.

Ich bin Franz Paffka und ich bin nicht allein. Heute bin ich 30 Jahre alt, habe Schule, Studium und Berufseinstieg erfolgreich gemeistert und vor etwa fünf Wochen aufgehört zu kiffen.

Warum beginne ich heute mit diesem Blog? Ich lese mich seit dieser Zeit durch viele Foren und entdecke dabei täglich „Leidensgenossen“, die eine ähnliche Karriere gemacht haben. Drogengeschichten faszinieren mich. So verfolge ich seit Beginn an Sickboy und seine Geschichte, die er sensationell im Projekt Shore, Stein, Papier erzählt.

Dort geht es um ein hartes Leben mit Heroin und den Ausstieg daraus. Ich möchte meine Drogenkarriere nicht mit seiner vergleichen. Es geht um den Verzicht auf Gras, die harmloseste aller Drogen. Kaffee und Schokolade einbezogen. Etwa zehn Jahre habe ich täglich Joints geraucht. Meistens so drei konische Glücklichmacher nach Feierabend, gerne aber auch schonmal sonntagmorgens einen Dübel beim kacken. Ihr kennt das.

Es war einfach schön ein bisschen stoned zu sein.

Businesskiffer haben wir uns genannt. Mein Freundeskreis ist groß, darunter Kiffer und Nichtkiffer. Ich hatte nie Probleme mit sozialen Kontakten und habe eine berufliche Perspektive. Trotzdem habe ich erst vor etwa zwei Jahren begriffen, dass ich süchtig bin. Ich kaufte zehn Gramm und heizte bis sie weg waren und dann hab ich mir einen neuen Haufen besorgt. Einen Tag Pause machen, obwohl ein schöner Bud im Glas auf dem Couchtisch steht? Warum denn?

Hier kommt der Ansatz für diesen Blog: Es gibt Gehirne, die problemfrei mit dem Kraut umgehen und einfach nur dann rauchen, wenn es auch Sinn macht. Zum Beispiel morgens um fünf nach einer durchtanzten Nacht zu einem netten Gespräch mit dem Kumpel, der bei einem übernachtet. Oder sonntagabends beim kochen. Beim malen, wixxen oder einfach zum nachdenken. Es ist kein Teufelszeug, dieses Gras. Aber Sucht ist Sucht und ich höre auf. Endgültig oder nicht, die Systematik muss raus aus meinem Kopf und ich nehme Euch mit auf die Reise. In den kommenden Wochen werde ich Geschichten erzählen, Tipps geben und Euch dazu ermutigen es mir nachzutun.

Wie gesagt. Seit zwei Jahren habe ich vergeblich versucht aufzuhören. Habe mir Daten gesetzt, wann ich aufgehöre und etwa zwölfundachtzig letzte Joints geraucht. Vergeblich. Jetzt plötzlich ist es ganz einfach, irgendwas hat sich verändert. Und wir finden zusammen heraus, was es ist.

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