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Statusbericht: 5 Monate.

Nun sind es also schon 5 Monate. Oder so ähnlich. Ich habe den Tag des letzten Joints vergessen. Ist auch Wurscht. Es geht mir gut. Schlafstörungen, Lethargie und Melancholie sind beinahe ausgestanden. Suchtdruck empfinde ich nicht. Rauchen ist allerdings noch immer ein großes Thema. Ich poofe ununterbrochen. Ekelhaft. Ich muss das abstellen. Bald.

Der Aussteiger (ein Mitstreiter)  hat mich gefragt, was sich über die letzten zwei Monate noch verändert hat. Ich kann es nicht wirklich sagen. Das Leben ist ein bisschen leichter geworden. Ich glaube ich bin offener geworden, freier. Versuchungen machen mir keine Probleme. Ich habe jetzt schon einige Situationen gehabt, in denen ein Joint nur eine Armlänge weit entfernt war. Aber ich habe nicht einmal gezuckt. Ich bin mir meiner Situation bewusst, aber es bedarf keiner sonderlichen Anstrengung die Abstinenz aufrecht zu erhalten. Nicht kiffen ist einfach.

Ich bin lange nicht am Ende meiner kleinen Reise, aber sie ist längst nicht mehr so steinig wie zu Beginn. Jetzt habe ich Gelegenheit mich auf die wahren Aufgaben des Lebens zu konzentrieren. Ich bin noch nicht wirklich weitergekommen und suche beruflich noch immer nach einem Highlight, dem ich mich voll und ganz widmen kann, aber so lange genieße ich das Leben drum herum. Das Eichhörnchen begleitet mich nicht mehr und ich hoffe es kommt auch nicht wieder. Man sagt ja, einmal Sucht – immer Sucht. Ich bin gespannt, wie sich meine Situation entwickelt, aber ich mache mir keine Sorgen. Dann kiff ich halt nie wieder. Auch kein Ding.

Bleibt dran, Jungs. Wenn sich Eure Gedanken um Traurigkeit, Sucht und Träume drehen, dann legt den Joint beiseite und sucht nach einem geeigneten Zeitpunkt das tägliche Kiffen zu beendet. Für mich war es ein nie enden wollender Strudel, der mein Leben viel mehr beeinflusst hat, als ich es glauben wollte.

Gras ist nicht harmlos. Ich habe viele Jahre keinen Ausweg gefunden und immer weiter gekifft. Es war schwer den Absprung zu schaffen. Jetzt ist es einfach und ich frage mich, warum ich es so lange nicht geschafft habe. Ich habe kein Allheilmittel. Ich kenne keinen Königsweg. Ihr müsst für Euch die Entscheidung treffen nicht mehr zu wollen. Traut Euch.

Auf der Suche nach dem Absturz.

c.bukowski

Bukowski ist mein Held.

Ich mag abgeranzte Typen, die sich nicht um die Normen und Werte unserer Generation scheren. Typen, die ihr eigenes Ding machen. Erst vor kurzer Zeit habe ich die Geschichten von Charles Bukowski entdeckt. Ein genialer Mensch, der sich zeitlebens durch die Gosse von Los Angeles gesoffen und gefickt hat. Naja, wahrscheinlich hat er mehr gesoffen als gefickt, aber zumindest hatte er eine blühende Phantasie, wenn es um Titten, Kitzler und Ärsche geht. Ständig arm und oft ohne auch nur einen Dollar in der Hand trieb er durch eine Welt, zu der er keinen Zugang fand. Natürlich ist auch das nur eine romantisierte Version, aber ich möchte mir den Mann so vorstellen, wie er sich in seinen Geschichten selbst darstellt. Eine abgewrackte Gestalt, die der Welt täglich ein lautes „Fuck you“ entgegenbrüllt.

Ich selbst war nie arm. Mama hat nicht gesoffen und Papa hat mich nie geschlagen. Mama ist eine tolle, einsame Frau, die Alles für mich geben würde. Papa hat mal viel Geld verdient, hat doppelt so viel verzockt, säuft Bier, wie andere Leute Wasser und versteht das Konzept von Liebe nicht. Mit seinen 60 Jahren ist er heute pleite, in seiner dritten Ehe und wahrscheinlich näher am Tod als am Leben. Ich bin die Summe meiner Erfahrungen. Ich bin kein Kind einer heilen Welt, aber auch nicht im Chaos aufgewachsen. Ich habe solide Wertvorstellungen, Respekt vor meinen Mitmenschen und ordentliche Manieren.

Kaputtheit übt eine große Faszination auf mich aus. Ich glaube heute, dass ich eine Zeit lang versucht habe mein Leben zu sabotieren. Ich wollte in die Gosse. Alles verlieren, den letzten Ausweg verpassen und so richtig abstürzen. Fragt mal einen Spielsüchtigen welche Momente für ihn die intensiveren sind: ein guter Gewinn, oder ein übler Verlust. Ein Jahr lang habe ich versucht den „Goldenen Joint“ zu rauchen und meiner kümmerlichen Existenz ein Ende zu bereiten. Sterben wollte ich nicht. Nein, ich wollte verlieren. Der Traum vom großen Erfolg ist eine Illusion, die man um die 30 realistisch einsortieren kann. Was wartet denn in dieser Welt schon auf mich? Profisportler sind plötzlich ein paar Jahre jünger. Der Zug ist längst abgefahren. Für einen aufregenden Job hat es auch nicht gereicht. Die Welt ist langweilig und ich bin nur ein kümmerlicher Teil dieser ewigen 9to5-Maschinerie. Aufstehen, Essen, Arbeiten, Trinken und Schlafen. Sorgen, Beklemmungen, Wünsche und Realität.

Und für mich waren die „glücklichen“ Menschen um mich herum verblendet. Sie alle haben einen Job, den sie hassen. Leben mit Menschen, die sie beeinflussen wollen, ändern wollen und mit Restriktionen klein halten. Kinder zu kriegen wird zum größten Erfolg ihres Lebens. Die Alte sagt, wir müssen jetzt einen Kombi haben. Schön. Am Wochenende kann ich nicht, wir sind sonntags zum Brunch bei den Kurzbergers. Ach ja?! Was will ich in dieser Welt? Es ist nicht meine. Ich möchte morgens auf der richtigen Seite des falschen Bettes aufwachen. Fehler machen. Saufen, bis ich noch tanzen, aber nicht mehr laufen kann. Drogen nehmen war meine Rebellion. Wobei ich selbst dabei nicht erfolgreich war. Ich habe Gras geraucht. Es hat mich nicht kaputt gekriegt, soviel ich auch geraucht hab. Jetzt hänge ich hier im Mittelmaß. Bin gut ausgebildet und habe einen Job, der mir liegt und den ich mag und dazu die Freiheit, die Dinge zu tun die ich liebe. So ein Käck.

Ich schlage keine Frauen, bin kein Alkoholiker, bin ein ehrenwerter Bürger dieser Gesellschaft. Ich schreie der Welt kein „Fuck you“ entgegen. Ich bin nett und lächle. Wütenden und ignoranten Menschen begegne ich mit doppelter Freundlichkeit. Ich versuche GUT zu sein. Ich verachte diesen Familiengedanken nicht (mehr). Ich schätze, ich will das auch haben. Ich habe es nicht geschafft mich kaputt zu machen. „My ambition is handicapped by my laziness.“ Selbst in Sachen Selbstzerstörung siegte die Faulheit. Oder die Lebensfreude – je nach Ansichtsweise. Ich bin da noch nicht ganz sicher.

Wie auch immer. Das Leben geht immer weiter und ich habe Träume, die mich antreiben. Die Suche nach Glück ist eine aufregende Reise, die es sich lohnt zu gehen. Fuck it – dann spiel ich halt das Spiel der Spießigkeit.

Statusbericht: 4 Monate

Puffpuffpass

Puffpuffpass

So. Vier Monate sind auch rum. Die Zeit vergeht auf jeden Fall immer schneller. Bei meinem letzten Statusbericht habe ich noch geschrieben, dass ich mich mit dem Wort „Depression“ auseinandergesetzt habe. Ich hatte Angst, dass sich diese Traurigkeit weiter manifestiert und ich abdrifte. In einen Strudel gerate, der mich in einen Abgrund zieht, dem ich nicht entfliehen kann. Das ist ja unter Kiffern kein unbekanntes Phänomen. Und Stimmungsschwankungen gehören wohl einfach zum Entzug dazu. Allerdings kann ich heute, nur einen Monat später, sagen, dass diese Angst erstmal unbegründet war. Diese Woche hatte ich einen Moment, der mich aufatmen lässt: ich setze mich auf die Couch und spürte diesen Rhytmus, der mich seit meiner Abstinez verfolgt. Ich atme tief, beginne mich schlapp zu fühlen und meine Gedanken driften richten Selbstmitleid. In diesem Moment jedoch wurde ich nicht traurig. Ich war klar und mir wurde klar, dass zwar nicht alles wunderbar ist, ich aber auch nicht traurig sein muss. Es fühlte sich einfach nicht mehr so schwer an wie sonst. Ich glaube, ich komme langsam wieder zu Kräften.

Aus kleinen Zielen werden jetzt wieder Größere. Das ist prima. Ich kiffe nicht mehr. Das Vorhaben wandelt sich in einen Status. So langsam verblassen die ganzen Erinnerungen an diese lange Phase des Kiffens. Die vielen Joints und die ganze Lebensweise, die damit einhergeht, verschwinden im Dunst der Vergangenheit. Abstand ist ganz wichtig. Die Zeit vergeht, ob ich nun täglich kiffe, oder nicht. Ich bin nur vier Monate kifffrei und die körperlichen und geistigen Veränderungen sind wirklich marginal. Aber ich gewinne Abstand zu diesem ganzen Zirkus. Ich sehe keine Kiffer mehr. Dabei kann ich gar nicht sagen, ob ich mich bewusst fernhalte, oder es sich einfach so entwickelt hat. Ein guter Freund von mir hat etwa zur gleichen Zeit aufgehört täglich zu kiffen. Er nimmt die ganze Sache etwas lockerer, hat in den vier Monate drei/vier Joints geraucht und überhaupt keine Probleme mit dem Verzicht.  Wir sprechen ab und an über unserer Eindrücke. Das hilft wirklich. Ich merke auch, dass meine Blog-Frequez abnimmt. Das möchte ich eigentlich nicht, aber es vergeht mittlerweile einfach auch mal eine Woche, ohne dass ich mich mit dem Thema auseinandersetze.

Thema Schlaf. Das hat sich immer noch nicht richtig eingependelt. Aber es stellt kein Problem mehr da. Einmal pro Nacht wache ich noch auf, so etwa zur Halbzeit. Und wenn ich keinen Termin hab, bleibe ich unter der Woche gern mal ne Stunde länger liegen. Aber ich denke, dass liegt auch daran, dass ich beruflich momentan nicht wirklich gefordert bin. Ich wünsche mir fast wieder einen blöden 40-Stunden-Job mit Anwesenheitspflicht. Aber das ist eine eigene Geschichte. Finanziell komme ich gut klar. Meine berufliche Situation werde ich ändern, aber ich will erstmal wieder happy und stark werden. Mein Job darf nie die Definition meines Ichs werden.

Aus innerer Freude kommt positive Austrahlung und daraus folgt Glück/Erfolg – je nachdem. Für mich ist es so einfach. Glückliche Menschen erkennen Gelegenheiten einfach besser und haben mehr Kraft sie zu ergreifen und festzuhalten.

Für alle Mitstreiter und Abstinenzler: Haltet durch. Ich dachte meine Welt bricht zusammen. Ich war zu Tode betrübt, im wahrsten Sinne. In dieser Zeit hatte ich Gedanken, die ich gar nicht ausprechen möchte. Ich hielt mein Dasein für sinnlos und dachte mir geht die Kraft verloren weiterzumachen. Ich zweifelte an mir, an allem was ich kann und darstelle. Traurigkeit bestimmte meine Tage und Abende. Einsamkeit erdrückte mich. Hoffnung war nur ein Schimmer. Sucht war Alles. Das Gehirn ist ein fragiles Gebilde, ich hab mich immer für stark gehalten und dennoch hat mir dieser Zustand die Kraft genommen. Bei mir war es eine Trennung, der Bruch mit meinem Vater und die Erkenntnis der Sucht, die kombiniert diesen Zustand ausgelöst haben. Es ist immer ein individuelles Problem, aber ich glaube die Auswirkungen sind immer sehr ähnlich. Ich befinde mich noch immer in dieser Phase der Neuerfindung und ich gebe mir alle Zeit der Welt. Aber ich möchte Euch sagen: die kleinen Erfolge werden kommen und ihr werde sie erkennen und Euch ehrlich darüber freuen. Diese kleinen Momente der ehrlichen Freunde sind wunderbar und sie nehmen mir die Angst vor allem, was noch kommt.

Vier Monate sind für mich heute nur noch eine kleiner Zwischenerfolg und mein Ziel erstmal ein Jahr kifffrei zu bleiben fühl sich schon lange nicht mehr so groß an, wie zu Beginn. Ich erinnere mich noch gut an die Anfangsphase, in der 12 Monate nicht mehr als ein Wunsch waren. An einen Rückfall denke ich schon nicht mehr. Jetzt habe ich andere Ziele und das macht mir Mut. Kiffen und die Sucht bestimmen nicht mehr mein Leben. Ich bestimme.

Ich habe die Sucht noch lange nicht ausgestanden, aber ich bin auf einem Weg. Einem Weg, der mich hoffentlich zu dem Glück führt, das wir uns alle so sehr wünschen. Es geht weiter, ich bleibe meinem Vorsatz treu und das fühlt sich gut an.

Stoned auf der BAB.

Vier Monate kifffrei bin ich heute auf den Tag. Die letzte Woche habe ich hier kein Tagebuch geführt. Mein Status hat sich auch nicht verändert. Schlafen klappt ganz gut. Gedanken an einen Joint habe ich nach wie vor selten und die Stimmungsschwankungen halten sich in Grenzen.

Es ist Montag und ich trinke abwechselnd Kaffee und Red Bull. Das Wochenende war kurz und ich bin müde. Egal. Heute erzähle ich Euch eine kleine Geschichte, die Teil meines Abschiedes vom Dope war. Es war Ende letzen Jahres und ich folgte einer Hochzeitseinladung nach Bayern. 3 Stunden Autofahrt. Ohne mir wirklich etwas dabei zu denken, drehte ich mir zwei kleine Tüten vor und setze mich in meinen alten Automatik-Benz. Auf der Autobahn stellte ich den Tempomat auf 110 und zündete mir den ersten Spliff an und fuhr gemächlich auf der rechten Spur Richtung Süden. Es war schon dunkel, die Autobahn war leer und aus im Autoradio schwappte ein ruhiger Indie-Beat. Ich fahre gern Auto, achte das Rechtsfahrgebot und bin ein gelassener Verkehrsteilnehmer. Roadrage kenne ich nicht, eher wundere ich mich über den Hass, der täglich auf deutschen Straßen herrscht. Während der Fahrt zu kiffen war für mich in dieser Zeit nicht völlig Ordnung, aber irgendwie okay. So richtig stoned wurde ich ja eh nicht mehr. Heute sehe ich die ganze Angelegenheit etwas anders und habe mir geschworen mich nur noch völlig klar ins Auto zu setzen. Ich will dieses Verhalten hier auf keinen Fall verharmlosen, aber ich erzähle die folgenden Ereignisse so, wie sie sich zugetragen haben.

Geschmeidig glitt ich durch Hessen und zündete mir kurz vor der bayrischen Grenze den zweiten Joint an. Der Benz ist mit mehr 300 Tausend Kilometer auf der Uhr und trotz seinem stolzen Alter ein wunderbares Reisemobil. Ich rollte so dahin und hing meinen Gedanken nach. Es war bereits die dritte Hochzeit des Jahres und irgendwie beneidete ich die Jungs, um ihre soliden Partnerschaften und Lebenswandel. Sie heiraten, kaufen Häuser, machen süße Kinder und machen Pärchenurlaub, anstatt mit Rucksack und Oneway-Ticket nach Übersee zu fliegen. Während ich mal wieder ins Selbstmitleid abdriftete bemerkte ich plötzlich einen silbernen 5er im Rückspiegel. Oh shit, die fragen sich wohl grad, was der alte Benz mit dem NRW-Kennzeichen hier macht. Am nächsten Autobahnkreuz überholte der Fünfer mich schließlich und die roten Buchstaben wiesen mich an ihm zu folgen. Ich lüftete also nochmal kurz durch und sammelte mich ein wenig.

„Guten Abend, einmal Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte,“ begrüßte mich der bayrische Beamte in Zivil. „Servus, aber natürlich“, antwortete ich freundlich und gab ihm die Papiere. Ich erkundigte mich, warum die Beamten mich denn kontrollieren würden und deutete mit einem Verweis auf mein Outfit (Ordentliche Hose, weißes Hemd und Sakko am Haken im Fond) an, dass ich auf dem Weg zu einer Hochzeit war. Verrückterweise trug der Beamte den gleichen Nachnamen, wie der Bräutigam, verwandt waren die beiden jedoch nicht. Es ginge um eine Routinekontrolle und der Suche nach Drogen. Ob ich denn schon einmal in dieser Sache auffällig geworden sei, fragte er und logischerweise log ich ihn in nettem Ton an. Natürlich sagte ich auch, dass ich weder Drogen bei mir führen würde, noch in letzter Zeit welche konsumiert hätte.

Als kleiner Einschub zwischendurch: Lügen ist nicht strafbar. Ich kenne meine Rechte. Ich bin kein Fan der Polizei, hege aber auch kein Gräuel gegenüber Beamten. Sie sind Teil unseres Rechtsstaates und das ist auch gut so. Ich bin froh, dass ich in Deutschland geboren bin, denn ich genoss bislang gerne alle Privilegien, die unseren Staat ausmachen. Die Autobahnen sind gut, die Krankenversicherung exzellent und ich konnte nahezu kostenfrei studieren, obwohl ich aus einer Arbeiterfamilie komme. Aber das nur am Rande.

Ob ich denn einverstanden wäre ein paar Test zu durchlaufen, um meine Aussagen zu belegen. Aber Klar, Herr Kommissar. Die meisten von Euch kennen den Drill wahrscheinlich aus eigener Erfahrung. Erstmal Pupillencheck: Normale Reaktion. Keine Ahnung, ich hatte nie die typischen Klatschaugen. Als nächstes Augen zu, Finger auf die Nasenspitze. Easy. Auf einem Bein stehen. Ich bin sportlich und auch das war für mich keine unlösbare Aufgabe. Zwei, drei Meter Pisspott erledigte ich mit einem lächeln und freundlichem Smalltalk mit der Kollegin des Beamten. Jetzt kam was Neues: Bitte schließen Sie die Augen und schätzen Sie dreißig Sekunden ab. Augen zu und 21, 22, 23 … Als ich Stopp sagte, blickte die hübsche Blonde und ich auf ihr iPhone und was zeigte das Display. 30,34 Sekunden. Innerlich hob ich die Hand zum imaginären High-Five. Das Ding war gelaufen. Für die Bayern-Cops war klar: der Junge ist okay. Der ist nett und clean. So clean, wie Mutters Küche.

Dürfen wir uns denn in Ihrem Wagen einmal umsehen? Mir war klar, dass das nicht gut gehen würde, aber naja. Das gehört eben zu den Rechten der Polizei. Verneinen würde nur Stress bedeuten, also ließ ich den Beamten suchen. Es dauerte nicht einmal zwei Minuten, da fand er meinen Reisebeutel mit OCBs, Tipps und einem kleinen Döschen Weed. Was haben wir denn hier? Sie sagten doch, dass Sie keine Drogen mit sich führen würden. Immernoch freundlich sagte ich ihm, dass ich meine Rechte kennen würde und wir kamen überein, dass es okay sei davon gebrauch zu machen. Naja, das sei in Bayern nicht in Ordnung sagte er. Sprach von Strafanzeige und „Konfizage“. Ich erklärte ihm, dass ich beabsichtigte das ganze Wochenende in Bayern zu bleiben und es doch nicht gegen das Gesetz sei eine Party mit einem kleinen Joint zu beschließen.

Wir müssten dann jetzt zum Revier und die Anzeige zu Papier bringen. Ich solle den Beamten doch hinterherfahren. Ich konnte es nicht fassen. Ich fuhr den Beamten also hinterher. Die hübsche Blonde kümmerte sich um alles weitere. In Bayern wird man erkennungsdienstlich behandelt, wenn man mit Drogen erwischt wird. Also erstmal Fotos machen: zum Glück hatte ich einen Anzug an. Das müssen wohl die solidesten Fotos eines Gras-Konsumenten in der Geschichte Bayerns sein. Danach digitale Fingerabdrücke. Zum Glück benutzten die zu der Zeit schon keine Tinte mehr. Hätte die älteren Hochzeitsgäste sicher irritiert. Ich führe nebenbei ein sehr nettes Gespräch über die Gesetzeslage rund um Cannabis mit der Bayerin. Ich konnte nicht fassen, dass noch immer niemand meine Pisse oder auch nur meine klebrigen Fingerkuppen nach Gras untersuchen wollte. Ich versuchte also das Bild vom soliden Hochzeitsgast, der nur ein bisschen Kraut dabei hat, zu festigen und offenbar gelang mir das. Denn nachdem der Papierkram erledigt war, wünschten mir die Beamten, dass ich trotz dieser Eskapade die Feier genießen solle. Ich entschuldigte mich für den Papierkram, den ich Ihnen aufbrockte und durfte gehen, fahren, feiern. Unfassbares Glück.

Ich setze mich ins Auto, machte mir erst einmal eine Kippe an. Es war nicht das einzige Mal, dass ich ungeschoren davon gekommen bin. Aber zu der Zeit hatte sich in mir schon etwas verändert. Es war natürlich ein bisschen aufregend, ich hatte die Obrigkeit überlistet. Trotzdem, es musste sich was ändern. Ich konnte die Fete nicht richtig genießen. Es war eine tolle Party voller toller Menschen, die sich ehrlich mit und für ein tolles Paar freuten. Das tat ich auch, aber ich konnte nicht verdrängen, dass mein Leben zwar aufregend war, aber doch auch traurig. Ich war traurig. All die Spannung war doch unnötig. Ich trank ein halbes Helles mit den Jungs und stahl mich irgendwann gegen zwei Uhr morgens davon, um wieder heimzufahren. Mir wurden drei Couchen angeboten, ich habe ein angeregtes Gespräch mit der wunderschönen Portugiesin geführt, die ich immer nur auf Hochzeiten und anderen Events dieser Bayerntruppe sehe und dennoch fühlte ich mich beschissen.

Ich setzte mich also wieder in den Benz und fuhr die drei Stunden zurück. Das Gras hatten mir die Cops ja genommen und so hatte ich nichtmal Sorge, dass ich irgendwie illegal unterwegs war. Dabei war der letzte Joint ja erst sechs, sieben Stunden her. Ich hatte wahrscheinlich zehn Jahre ständig aktives THC im Blut. Zu Hause angekommen, dreht ich mir erstmal eine fette Tüte und legte mich mit ihr ins Bett. Mary und ich, wir waren kein Paar, dem andere zu ihrem Glück gratulierten, auf das sie neidisch schielten und bewunderten. Wir waren ein trauriges Paar. Es war höchste Zeit für eine Trennung. Heute bin ich nicht froh, dass ich damals nicht von den Cops gefickt wurde, sondern, dass ich Mary dann irgendwann endlich den Laufpass gab.

Was ist die Moral von dieser Geschichte? Kein Plan. Ich kiffe nicht mehr. Ich habe mich von einer Sucht befreit, die mein Leben bestimmte. So sehr, dass ich nicht einmal für eine Autofahrt zu einer Hochzeitsfeier klar bleiben wollte. Bekifft sein war einfacher, als mich damit auseinanderzusetzen, dass ich traurig über den Ausgang meiner letzten Partnerschaft war. Das ist alles Westentaschen-Psychologie, aber ist dennoch irgendwie logisch. Ich kiffte, um einfache Zusammenhänge zu verdrängen und das machte mich zum Süchtling. Jetzt bin ich clean und nur ganz langsam kann ich diese ganzen kleinen Zusammenhänge aufdröseln. Vier Monate bin ich jetzt dabei, in kleinen Schritten wieder zu einem glücklichen Franzl zu werden.

Weiter geht’s! Bleibt dran und bleibt sauber.

 

Gescheitert zum Titel.

Nach viel Retrospektive mal ein Live-Beitrag. Mit Hiphop auf den Ohren sitze ich hackebacke in Bonn am Bertha, nachdem ich eine Lesung besucht habe. Eine Lesung übers Scheitern. Gehalten von einer erfolgreichen Frau mit der ich studierte. Eigentlich ein Witz, wo sie doch Karriere machte während ich scheiterte. Mehrfach und teilweise hart.

Scheitern. Was bedeutet das? Ist es eine kleine Niederlage auf dem Weg zum Erfolg, oder ein weiterer Schritt richtung Rockbottom? Wer weiß. Ich sehe es mitlerweile philosophisch. Die Zukunft, das Leben, Glück: das sind Dinge, die ich nur bedingt beeinflussen kann. Ich muss mehr leben. Ich muss meinen Weg in diesem Zirkus, den SIE Leben nennen, finden.

Ich bin betrunken und gehe jetzt noch tanzen. Die Uhr zeigt 01:57 am. Ich bin nicht bekifft, ein Anfang. Das Ende kenne ich nicht. Der Weg dorthin soll Freude bringen.

Scheitern kann ich gut. Kleine Ziele hab ich. Doch was ist das große Ziel? Kein Plan. Endhalte. Bier. Tanzen. Morgen.

Die Suche geht weiter. Fein.

Gemeinsamkeiten. Glück. Und Shit.

Fuck, heute habe ich mal wieder einen gemischten Tag. Ich hab mich extra in Schale geworfen heute: neue Schuhe helfen mir ungemein mich wohler zu fühlen. Trotzdem hatte ich heute Mittag einen üblen Durchhänger und musste mal zwanzig Minuten die Augen zu machen. So langsam schlafe ich besser, aber meist montags mittags überfällt mich regelmäßig eine nervende Schlaffheit. Ich fühle mich dann körperlich ausgezerrt, zittere leicht und mache mir große Sorgen um meine Konstitution. An Konzentration ist nicht zu denken. Nach einer Stunde und einem ekligen Mittagessen ging es dann wieder.

Jetzt ist es vier und ich habe meine Pflicht-ToDos für heute abgehakt. Die Bonus-ToDos auf meiner Liste verschiebe ich mal getrost auf wannauchimmer. Grund für diesen Eintrag ist ein Bericht, den ich heute mittag während meiner Mattheit gelesen habe. Es war ein Forum-Thread eines promovierten Wissenschaftlers, der mit 45 Jahren seine Kiff-Sucht erkannt hat und vier Monate Tagebuch über seinen Entzug geschrieben hat. Erst mit 45 Jahren hat er entdeckt, dass er wirklich süchtig ist. Er beschreibt in seinen Beiträgen, wie er den Kampf angenommen hat und man erkennt über einen Zeitraum von vier Monaten genau, wie sich seine Einstellung verändert. Er entfernt sich immer mehr von dem Glauben an eine harmlose Gewohnheit hin zu einer Überzeugung, dass Cannabis Auslöser vieler verdrängter Probleme ist. Sehr spannend. Wer sich dafür interessiert, kann die Texte hier nachlesen. Der Thread endet abrupt im Januar 2010. Simon, ich hoffe es geht Dir gut und Du bist stark geblieben. Falls Du zufällig auf diesen Blog stößt, melde Dich mal kurz. Gerade in dieser Geschichte habe ich viele Parallelen zu meiner eigenen entdeckt. Erst nach mehr als drei Monaten entdeckt er seine Traurigkeit, so ging es mir auch. Leider endet die Geschichte auch zu dieser Zeit. Naja, ich schreibe nun meine auf und hoffe weiterhin Menschen zu inspirieren sich mit Ihrer Sucht auseinanderzusetzen. Mir hilft es ungemein von Erfahrungen zu lesen und meine eigenen aufzuschreiben.

Ich habe mittlerweile viele dieser Forenbeiträge gelesen und bin immer wieder erstaunt über die Gemeinsamkeiten, die uns Abstinenzler verbinden.

1. Schlafen und Träume

Es beginnt mit Schlafstörungen, die mal nach einer Woche vorbei sind oder sich auch mal Monate lang ziehen. Einschlafen ist bei den meisten schnell kein Problem mehr. Durchschlafen können wohl nur die wenigsten in dieser Phase. Ich habe ja bereits beschrieben, dass ich oft nachts aufgestanden bin, um im Wohnzimmer eine Kippe zu rauchen. Und das oft mehrfach. Das mache ich übrigens noch immer, aber meist nur noch einmal pro Nacht.

In dieser Zeit kommen dann auch die Träume wieder und mit Ihnen die Auseinandersetzung mit der eigenen Gedankenwelt. Wirre Träume, Albträume und Träume in denen die Abstinenz gebrochen wird wechseln sich ab. Diese Phase geht zu Ende, wann scheint individuell verschieden.

2. Traurigkeit und die Frage nach der eigenen Identität

Ist die erste Phase überwunden, kommt oft die Frage nach der eigenen Identität und Reue. Ich frage mich seit Wochen, warum ich so lange am Gras festgehalten habe. Ich habe viele schöne Erinnerungen aus dieser Zeit, aber die hätte ich natürlich auch, wenn ich nicht dauerstoned durch die Welt gelaufen wäre. Das Gefühl, so viel verpasst zu haben und mich nicht wirklich weiterentwickelt zu haben wurde immer stärker. All das führte zu einer tiefen Traurigkeit. Selbstmitleid hat mich oft geplagt. Ich armer Franzl. Warum habe ich es so schwer?

3. Wendung der eigenen Argumentation

Einhergehend mit der Reflexion des Selbst kommt meist auch ein Turnaround in der Argumentation. Der Glaube an die Harmlosigkeit von Gras schwindet und weicht der Erkenntnis, dass der langjährige Konsum doch Spuren hinterlassen hat. Ich bin immernoch der Meinung, dass Cannabis eine eher weiche Droge ist, aber ich rate jedem zur Vorsicht. Sucht ist übel und es ist ein langer und harter Prozess sich davon zu lösen. Es gibt sie, die Genuss-Kiffer. Aber auf jeden verantwortungsbewussten Kiffer kommen sicher 10 Süchtlinge, wie ich es bin.

Wie oft ich schon gesagt habe: Morgen ist Schluss und trotzdem habe ich mir tags drauf ein neues Paket Verdrängungskraut besorgt und den Verzicht auf wannauchimmer verschoben. Es geht mir noch schwer über die Tasten, aber ich glaube: nur komplette Abstinenz funktioniert für mich. Fuck. Werde ich nie wieder kiffen? So soll es sein!

4. Erkenntnis

Wie gesagt, ich habe mittlerweile viele Geschichte gelesen. Darunter Kids, die sich schon mit 15 alle Perspektiven verkifft haben. Sich den Schulabschluss verbaut haben, die erste Liebe verpassten und mit Anfang 20 sehr verzweifelt den Ausstieg versuchen. Viele Geschichten sind darunter gewesen, die sehr meiner eigenen gleichen. Jungs oder Mädels, die relativ spät anfingen und nach jahrelangem Konsum plötzlich merken, dass sie süchtig sind, Probleme haben und irgendwie traurig sind. Oder eben Erwachsene, die nach mehr als 20 Jahren die Erkenntnis überfällt, dass ihr Leben so irgendwie nicht funktioniert. Eins verbindet uns alle: eben diese Erkenntnis, dass wir ein bisschen aus der Spur geraten sind. Dabei spielen Alter, Geschlecht und Erfolg offenbar keine Rolle.

5. ? 

Ich weiß nicht, was jetzt noch kommt. Ich bin froh, nicht stolz, dass ich soweit gekommen bin und werde weitermachen.

Life is a bitch. Wir alle haben Tagträume und Erwartungen an unser eigenes Dasein, die meist nicht erfüllbar sind. Heute finde ich das okay. Ich bin bescheidener und realistischer geworden. Träume sind schön, aber die Erkenntnis, dass das Leben eben auch mal Scheiße ist darf uns nicht betrüben. Meine Reise durch Asien hat mir sehr die Augen geöffnet. Ich habe viele Vorteile genossen, allein dadurch, dass ich in Deutschland aufgewachsen sind. Viele Probleme, die viele Menschen auf der Welt jeden Tag erleben, habe ich nie kennenlernen müssen.

Auf der anderen Seite steht folgender Satz: Jemandem zu sagen, dass er nicht traurig sein soll, weil es viele Menschen auf der Welt schlechter haben ist genauso, als würde man argumentieren: du kannst auch nicht Glücklich sein, weil es viele Menschen besser haben.

Probleme und Traurigkeit sind real, egal welche Ausprägung sie haben. Meine Traurigkeit ist real. Ich kann sie nicht einfach abschalten. Trotzdem ist sie nicht unheilbar. Ich nehme mir viele Dinge vor. Einige Punkte auf dieser ToDo-Liste werde ich irgendwann abhaken können. Andere nicht. Shice drauf. Dann soll es eben nicht sein. Ich muss weiter nach meinem persönlichen Glück suchen.

An dieser Stelle mal was persönliches: Ich wünsche Euch allen von Herzen alles Gute. Kämpft Euren Kampf. Ich hoffe ihr findet, wonach ihr sucht. Ohne Sucht. Findet Glück und friede mit Euch selbst. Und Danke. Danke für Euer Feedback. Danke, dass ihr Eure Gedanken mit mir teilt. Danke.

7 Stunden REM-Schlaf

Ostern ist durch und tat mir gut. Den Feiern meiner kläglichen Familie bin ich aus dem Weg gegangen. Dafür bin ich viel gelaufen und hoffe den Rhythmus jetzt wieder beibehalten zu können. Sport tut wirklich gut. Außerdem war ich viel mit Freunden unterwegs, was auch die Stimmung aufhellt.

Heute morgen bin ich allerdings wieder im Alltag und muss sagen, dass ich immer noch nicht ordentlich schlafe. Ich habe das Gefühl, dass mein Schlaf ausschliesslich aus REM-Phasen besteht. Die Träume sind noch immer sehr lebendig und beschäftigen mich schon sehr. Es passiert auch noch immer, dass ich davon Träume zu kiffen und im Traum Ausreden entwickele, warum ich in diesem Moment einen Joint brauche. Sehr merkwürdig. Am Tag habe ich diese Gedanken nicht und bin sehr happy mit der Abstinenz.

Ich bin morgens echt müde und komme nur sehr schwer aus dem Bett. Bin ich einmal aufgestanden und geduscht, ist alles in Ordnung. Es kommt mir einfach vor, als käme ich nicht in den Tiefschlaf und bewege mich nachts von Traum zu Traum, ohne wirklich erholsam zu schlafen.

Hat Jemand von Euch da ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich werde das aussitzen. Irgendwann wird sich mein Körper wohl auch wieder einpendeln, aber es ist schon erschreckend. Für mich ist das ein klares Zeichen, dass die vielen Jahre des Konsums ihre Spuren hinterlassen haben. Und ein sehr guter Grund nicht wieder in alte Konsummuster zu verfallen.

Zeit heilt alle Wunden. Also verrinne, Zeit, verrinne. Ich möchte mich weiterentwickeln, und ich möchte Ziele erreichen und eigentlich keine Zeit vertrödeln. Aber momentan fühle ich noch Gefangen und sehr schwach. Ich brauche neues Selbstbewusstsein und das muss ich mir erarbeiten. In kleinen Schritten. Durchhalten ist wichtig. Kleine Erfolge muss ich auch mal wieder feiern.

Früher habe ich mich von Joint zu Joint durchgeschlagen. Die Zeit dazwischen war Notwendigkeit. Heute fühlt es sich an, als würde ich mich von Ruhephase zu Ruhephase kämpfen.

Den Moment zu leben, dass muss ich wieder neu lernen.

 

Jeden Tag Vollrausch!

Wer je über einen längeren Zeitraum täglich gekifft hat, kennt es. So richtig high machten auch zehn Tüten am Stück nicht mehr. Nach zehn Jahren war ich in der Profiliga angekommen. Naja, Semi-Profi – denn ich habe ausschließlich Tüten geraucht. Köpfe aus der Pfeiffe waren mir irgendwie zu hart. Über meine gesamte Karriere habe wahrscheinlich nicht einmal ein Dutzend davon geblubbert. Da habe ich doch lieber ab und an einen vier Gramm Blunt gebastelt. Am liebsten mit den amerikanischen HoBo-Phillies. Kennt ihr die noch?

An einen Kopf kann ich mich noch genau erinnern. Damals in der Oberstufe. Nach der ersten Doppelstunde stand die Frage im Raum: Englisch oder Keller? Im Keller wohnte Willi (a.k.a. Wilhelm Busch). Der Keller war als Poolraum geplant, doch es wurde Willis Zimmer, Souterrain im Einfamilienhaus, eigener Zugang, schwarze Ledercouch, Toni Montana Poster, Fliesentisch, Playstation und nur ein langes Fenster durch das nicht wirklich viel Licht in den stets verqualmten Raum drang. Dort haben wir viele langweilige Grundkurse verkifft. Dort habe ich das Kiffen entdeckt.

Es war mein erster richtiger Kopf aus der Glaspfeife. Schöne Profimischung und ich wollte ihn auch richtig wegballern, so wie ich es von Willi kannte. Blubbern bis nur noch Asche zu sehen ist und dann das Kickloch öffnen und den Rest tief in die Lunge knallen. BÄM – Headshot. Ich weiß es noch genau: Erst ein übles Schwindelgefühl und dann kam der Kick. Es war erst elf Uhr vormittags und bin ich bin direkt auf dem Sessel eingepennt. Irgendwann am späten Nachmittag hat mich einer von den Jungs nach Hause gefahren, wo ich direkt wieder ins Bett bin und bis zum nächsten Tag durchgeschlafen habe, an dem Tag stan allerdings eine Physik-LK-Klausur an. 4 Stunden Klausur und danach nochmal ins Bett. So fertig war ich vom Kiffen seither nie wieder. Die Klausur hatte ich grad so bestanden. Aber Köpfe waren nix für mich.

Zehn Jahre später wurde ich überhaupt nicht mehr breit von dem Kraut. Ich habe überall und jederzeit gekifft. „Erstmal einen basteln“, egal was ich/wir gemacht – es wurde vorher erstmal ein kleiner Jizzl geraucht. Vor dem Kino, in der Menge auf Konzerten, in der Gondel beim Skifahren, auf dem Beifahrersitz auf Reisen, in der S-Bahn, auf dem Miniklo in der Sauna – ich glaube ich habe überall schon gedreht. Richtig stoned wurde ich gar nicht mehr. Meine Körperfunktionen hatte ich jederzeit im Griff. Hochdosierung nennt sich das wohl. Ein harter Alkoholiker zeigt schließlich bei zwei Promille auch keine wirklichen Ausfallserscheinungen. Vollrausch sollte Vollrausch bleiben. Doch aus Rausch wurde Normalzustand. Eine Wirkung gab es noch, ein wohliges Gefühl, dass ich ständig wollte und irgendwann brauchte, um mich normal zu fühlen. Aus der Droge wurde die Sucht. Eine merkwürdige Verwandlung.

Obelix wurde ich zwischendurch genannt. Der, der in der Hanfplantage aufwuchs und einfach nicht mehr breit wurde.

Jetzt bin ich zehn Wochen clean. Es fühlt sich nach Abschied an. Ich hänge es noch immer nicht an die große Glocke, aber mein engerer Freundeskreis weiß Bescheid und das Verlangen nach Gras ist wirklich gering. Ich hänge abends manchmal durch, aber es zuckt auch dann nicht in den Fingern. Das ist gut so. Mein Ziel ist 1 Jahr kein Joint. Danach ziehe ich Bilanz und mache mir ein neues Ziel. Also. Weiter geht’s.

Argumente fürs Kiffen: Notwendigkeit

Es ist erschreckend zu bemerken, wie sich meine Argumention verdreht.

Notwendigkeit, dass war lange Zeit für mich ein Argument nicht mit dem Kiffen aufzuhören. Ich hab mein Leben doch im Griff. Schule irgendwann mit Abitur abgeschlossen. Zivildienst geleistet. Danach in Regelzeit das Studium durchgezogen (pun intended), mit sehr guter Abschlussnote. Danach hab ich einen Job in einer fremden Stadt angenommen und fünf Jahre hart gekifft und semi-hart gearbeitet. Läuft doch Alles, hab ich mir gedacht.

Die Kifferei schränkt mich nicht ein. Ich pflege soziale Kontakte und vor allem: Ich erkenne stets die Notwendigkeit. Die Notwendigkeit wichtige Termine einzuhatlen, für Prüfungen zu lernen und sie zu bestehen, Deadlines einzuhalten, Soziale Kontakte ab und an zu pflegen und natürlich genug Geld zu verdienen, dass die 150 bis 250 Euro für Gras jeden Monat kein Problem darstellen.

Mein engster Kiff-Kumpane, nennen wir ihn hier und in Zukunft einfach Friedrich Schiller, also Friedl, wir habe diese Notwendigkeit stets als unsere Stärke bezeichnet: „Guck se dir doch an, all die Lappen mit ihren 0815-Leben, die morgens nicht aus dem Bett kommen. Und wir kiffen uns die Hirse weg und morgens geht es ab in den Job und dann wird in die Tasten gehackt.“ Ja – Recht hatte er damit, aber besser als all die Normalos hat uns das sicher nicht gemacht. Ich kenne auch Bekannte aus meiner Schul- und Uni-Laufbahn, die diese Notwendigkeit einfach nie erkannt hatten. Prüfungen „verschlafen“, oder lange geplante Verabredungen mit fadenscheinigen Ausreden kurzfristig per SMS absagten. Das Abi vergeigten und so weiter. Menschen sind unterschiedlich gestrickt, ob Kiffer oder Nicht – dem Einen fällt es leicht auch unangenehme Dinge anzugehen, dem Anderen eben nicht.

Heute hat sich meine Argumentation völlig verdreht. Ich bin jetzt rund zehn Wochen sauber und heute frage ich mich, warum ich denn nie mehr als das Notwendigste erledigt hab. Ich hatte in den letzten zehn Jahre auch nie den Anspruch mehr zu tun, als eben das Notwendigste. Hautsache es läuft! Dabei will ich eigentlich mehr. Und momentan fällt mir genau das schwer. Ich fühle mich noch immer gerädert, ich komme morgens erstaunlich schwer aus dem Bett. Aber ich will mich nicht in Ausflüchte retten. Ich sehe es als neues Ziel. Konzentration auf eine Sache und dann Alles geben. Das ist leicht gesagt und wir werden sehen, wie konsequent und erfolgreich ich dieses Ziel verfolgen werde.

Erkenntnis ist der erste Schritt und so. Es ist wirklich erschreckend, dass sich meine Realität in so kurzer Zeit so extrem verschoben hat. Ich bin lange nicht suchtfrei, werde ich wohl nie sein, aber es scheint als verschiebe sich meine Welt. Das Leben ist kurz und ich hab noch ein paar Sachen vor. Jeden Tag zu kiffen hält auf. Das habe ich lange Zeit nicht erkannt. Auf geht’s. Mund abwischen und weitermachen.

Hallo Welt.

Ich bin Franz Paffka und ich bin nicht allein. Heute bin ich 30 Jahre alt, habe Schule, Studium und Berufseinstieg erfolgreich gemeistert und vor etwa fünf Wochen aufgehört zu kiffen.

Warum beginne ich heute mit diesem Blog? Ich lese mich seit dieser Zeit durch viele Foren und entdecke dabei täglich „Leidensgenossen“, die eine ähnliche Karriere gemacht haben. Drogengeschichten faszinieren mich. So verfolge ich seit Beginn an Sickboy und seine Geschichte, die er sensationell im Projekt Shore, Stein, Papier erzählt.

Dort geht es um ein hartes Leben mit Heroin und den Ausstieg daraus. Ich möchte meine Drogenkarriere nicht mit seiner vergleichen. Es geht um den Verzicht auf Gras, die harmloseste aller Drogen. Kaffee und Schokolade einbezogen. Etwa zehn Jahre habe ich täglich Joints geraucht. Meistens so drei konische Glücklichmacher nach Feierabend, gerne aber auch schonmal sonntagmorgens einen Dübel beim kacken. Ihr kennt das.

Es war einfach schön ein bisschen stoned zu sein.

Businesskiffer haben wir uns genannt. Mein Freundeskreis ist groß, darunter Kiffer und Nichtkiffer. Ich hatte nie Probleme mit sozialen Kontakten und habe eine berufliche Perspektive. Trotzdem habe ich erst vor etwa zwei Jahren begriffen, dass ich süchtig bin. Ich kaufte zehn Gramm und heizte bis sie weg waren und dann hab ich mir einen neuen Haufen besorgt. Einen Tag Pause machen, obwohl ein schöner Bud im Glas auf dem Couchtisch steht? Warum denn?

Hier kommt der Ansatz für diesen Blog: Es gibt Gehirne, die problemfrei mit dem Kraut umgehen und einfach nur dann rauchen, wenn es auch Sinn macht. Zum Beispiel morgens um fünf nach einer durchtanzten Nacht zu einem netten Gespräch mit dem Kumpel, der bei einem übernachtet. Oder sonntagabends beim kochen. Beim malen, wixxen oder einfach zum nachdenken. Es ist kein Teufelszeug, dieses Gras. Aber Sucht ist Sucht und ich höre auf. Endgültig oder nicht, die Systematik muss raus aus meinem Kopf und ich nehme Euch mit auf die Reise. In den kommenden Wochen werde ich Geschichten erzählen, Tipps geben und Euch dazu ermutigen es mir nachzutun.

Wie gesagt. Seit zwei Jahren habe ich vergeblich versucht aufzuhören. Habe mir Daten gesetzt, wann ich aufgehöre und etwa zwölfundachtzig letzte Joints geraucht. Vergeblich. Jetzt plötzlich ist es ganz einfach, irgendwas hat sich verändert. Und wir finden zusammen heraus, was es ist.

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